Ansichten eines Informatikers

von der Leyens Personalpleite

Hadmut
19.6.2016 16:07

Läuft nicht gut bei der Bundeswehr.

Jetzt schreibt auch die WELT, dass von der Leyen in Nöten sitzt. (Hat bei der jemals irgendwas funktioniert? Außer Kinderkriegen?)

Sie wollen die Bundeswehr wieder vergrößern.

Dummerweise schaffen sie es noch nicht mal, schon die bestehenden Stellen zu besetzen oder auch nur den Personalstand zu halten.

Vor allem bei den Militärs ist das ein Problem. Denn bislang gelingt es nicht einmal, die aktuell 170.000 Planstellen für Berufs- und Zeitsoldaten zu besetzen. In dieser Woche veröffentlichte das Ministerium den Status zum 31. Mai. Danach gibt es derzeit 166.818 Berufs- und Zeitsoldaten. Im Januar waren es noch 167.896. Der Trend zeigt also entgegen den Wünschen der Ministerin nach unten. Besonders drastisch ist der Mangel an Fachkräften in IT-, Ingenieur- oder medizinischen Berufen.

Allein mit hipperen Werbekampagnen (“Mach, was wirklich zählt”) und von der Leyens “Agenda Attraktivität” (moderne Unterkünfte, Kinderbetreuung, Teilzeit- und Telearbeit) wird eine Freiwilligenarmee ihren Bedarf an diesen Spezialisten kaum decken können.

Seit der Aussetzung der Wehrpflicht stehen die Streitkräfte nämlich im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft, und das in Zeiten eines aufgrund des demografischen Wandels stetig sinkenden Angebots an qualifizierten Arbeitskräften.

Und so direkt attraktiv sind die ja auch nicht. Vielleicht hat sich das heute etwas verbessert, aber vor 30 Jahren, als ich bei der Bundeswehr war, war’s noch eine Katastrophe. Aber damals hatte die Bundeswehr ja auch noch gar nichts zu tun außer sich gegenseitig zu schikanieren.

Und ich habe ja neulich hier von der Flugausstellung in Berlin berichtet, wo die Bundeswehr da allerlei Spielzeug aufgefahren hatte, Drohnen und Minipanzer und Sanitätszelte. Und mit betont vielen Frauen dort war.

Das ist übrigens eine hochinteressante Frage, die mich brennend interessieren würde:

Von der Leyen hat ja massiv versucht, die Bundeswehr auf Frauenquote zu trimmen. Man hat mir aber von verschiedener soldatischer Seite berichtet, dass die Erfolgsbilanz miserabel sei. Während sich bei den Frauen wenig tue, man die Anforderungen nahezu auf Null heruntergeschraubt hat, die verhätschelt und getätschelt werden, gäben relativ viele schnell wieder auf, würden schwanger oder fielen aus der Takelage oder von irgendwelchen Schiffen. (Ähnliches wurde mir aus der US-Armee berichtet.) Gleichzeitig aber kämen sich viele Männer massiv verarscht vor, wenn sie sich abrackerten und nicht nach oben kämen, während Frauen im Eilzugtempo an ihnen vorbeirauschen und leistungslos Top-Karrieren machen (was Erzählungen aus dem Universitätsbereich verblüffennd gleicht).

Die zentrale Frage wäre deshalb, wie sich von der Leyens Feminisierungsdrang – und ich habe mir sagen lassen, dass die Sonder-Gehaltszulagen für ihre lesbische Freundin in der Truppe auch nicht gut angekommen wären – in der Bilanz und netto wirklich ausgewirkt haben. Hat sie es geschafft, mehr Frauen ranzuholen als sie Männer in die Flucht geschlagen hat? Anscheinend nicht, nachdem die Zahl der Soldaten ja sogar sinkt. Und selbst wenn: Wie hat sich das auf die Kampfkraft ausgewirkt?

Anders gefragt: Ist von der Leyen eigentlich Verteidigungsministerin oder doch eher Wehrkraftzersetzerin? (Keine Ahnung, ob’s das noch gibt, aber zu meiner Zeit kam das in den Belehrungen noch vor…)

Besonders drastisch ist der Mangel an Fachkräften in IT-, Ingenieur- oder medizinischen Berufen.

Naja, dafür haben sie auch nicht viel getan. Ich kann mich noch an meinen Grundwehrdienst erinnern, als der Feldwebel die neuen Leute nach dem Beruf fragte: Betonbauer? Super, brauchen wir. Schlosser? Sehr gut, Sie machen Karriere. Ungelernt? Macht nichts, hier lernen sie was. Abiturient??? Sie nehmen sich vor mir in Acht!

Ich bin ja kurz vor besagtem Abitur sogar auf die romantische Schnapsidee gekommen, mich als Zeitsoldat zu bewerben. Ich wollte damals sooooo gerne den Hubschrauberpilotenschein machen, irre teuer, und dachte, bei der Bundeswehr geht das, und studieren könnte man da auch.

Sie haben mich nicht genommen. Ich war dort in irgendeiner Kaserne zu einer zweitägigen Aufnahmeprüfung. Alles schriftliche ging prima, aber in der Sportprüfung hat ihnen mein Handballteameinsatz nicht gefallen (Ballspiele sind so gar nicht mein Ding, der ganze Schulsport war nicht mein Ding, aber durch ständiges häufiges Radfahren und Fechten eigentlich schon sehr fit und motorisch gut drauf). Und ich bin ein Seil nicht schnell genug hochgeklettert. Damals ging es vor allem immer um das Körperliche. Geist war nicht gefragt.

(Hinterher war ich sehr froh, dass das nicht geklappt hat. Denn im Grundwehrdienst sind wir dann schon mal mit Bell UH-1 und CH-53 rumgeflogen, und die haben mir erzählt, dass das sowieso nicht funktioniert hätte, weil man sich für den Pilotenschein und Studium erstens auf 12 Jahre hätte verpflichten müssen und ich maximal 4 gemacht hätte, und zweitens Studium nur für Offizierslaufbahnen da ist, aber nur die Flugzeug-Piloten Offiziere seien. Hubschrauberpiloten seien da einfache Maschinisten und – damals – nur Spediteure und nicht ernsthafte Kämpfer, und deshalb nur Unteroffiziere. Das hatten sie den Zeitsoldatbewerbern aber alles nicht erzählt. Als ich dann als Wehrdienstleistender bei dem Laden war, und das alles mal in echt gesehen habe, war ich heilfroh, mich nicht verpflichtet zu haben und so schnell wie möglich wieder wegzukommen. Das war vielleicht ne Klapsmühle und Ansammlung kaputter Idioten und Analphabeten. Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Und die Bell und die CH-53 waren damals schon klapprig. Wir haben mal so Außenübungen gemacht, bei denen wir große Ladungen mit – harmlosen – Exerziergranaten eingepackt und zum Transport an die heranfliegende Bell unten eingehakt haben. Jeder mal, dann sind die eine Runde geflogen, haben das an derselben Stelle wieder abgeworfen, und dann kam der nächste dran mit Einhängen. Hab ich auch mal gemacht. Und an dem Tag auch Piloten mit Angstschweiß gesehen. Irgendwann nämlich ließ sich der Haken nicht mehr öffnen. Die konnten die Last nicht mehr abwerfen. Mit der Last konnten sie aber auch nicht landen, weil sie nicht auf der Granatenpackung landen konnten, da passte das Landegestell nicht drauf, aber auch nicht daneben, weil das Netz zu kurz war, um abzustellen und daneben zu landen. Die haben dann versucht, das durch Schütteln loszuwerden, es ging aber nicht auf. Wir wussten auch nicht, was los war, Funk mit denen hatten wir nämlich auch nicht. Irgendwann haben wir uns dann durch Zeichen verständigt und einer ist vom Boden aus auf die wieder abgestellten Granaten geklettert und hat unter dem fliegenden Heli den Schäkel aufgemacht um das Netz auszuhängen. Dann konnten die landen. Die haben vielleicht was geflucht. An dem Tag war ich unglaublich froh, nicht mit dem maroden Gelump da rumfliegen zu müssen. Einige der CH-53 haben sie heute noch im Einsatz. Also die wenigen, die jeweils gerade flugfähig sind, denn Ersatzteile haben sie auch nicht und tauschen die immer zwischen den Kisten aus. Alles, was in Reparatur ist, wird sofort zugunsten der anderen komplett geplündert.

Wir waren auch mal mit Amerikanern zusammen auf dem Schießplatz. So lächerlich. Bei uns: Fünf Patronen richtig übergeben. Obergefreiter Danisch: Fünf Patronen richtig übernommen! Mit besonderer Handbewegung und schriftlicher Quittierung im Schießbuch. Die Amis haben sich totgelacht. Die haben sich ne Kiste Munition geschnappt und sind mal ballern gegangen. )

Und heute wundern sie sich, dass da nicht genug Leute freiwillig hingehen.

Eine dieser Zielgruppen ist auf Seite 68 beschrieben: “Nicht zuletzt böte die Öffnung der Bundeswehr für Bürgerinnen und Bürger der EU nicht nur ein weitreichendes Integrations- und Regenerationspotenzial für die personelle Robustheit der Bundeswehr, sondern wäre auch ein starkes Signal für eine europäische Perspektive.” Einfacher formuliert heißt das: Von der Leyen will EU-Ausländer für die Streitkräfte rekrutieren.

Ja, klar. Wenn wir es schon nicht schaffen, die als IT-Fachkräfte für die Industrie zu bekommen, dann ganz bestimmt für Witzverein Bundeswehr. Wer kämpfen will, geht zu anderen Armeen, wer nicht kämpfen will, geht in die Industrie.

Wer aber würde sich freiwillig von von der Leyen herumkommandieren lassen?

Und was haben die überhaupt zu bieten? Außer der Perspektive auf Gewehr, die nicht treffen, und der Aussicht, sich wenn’s kritisch wird, mal wieder von den Amis retten zu lassen?

Und als Mann da sowieso inzwischen der Arsch zu sein, weil die Quote nicht erfüllt ist?

Um dann mit Flugzeugen zu fliegen, die eben nicht fliegen, was aber auch gar nichts macht, weil sowieso nicht genug Sprit da ist?

Wen spricht sowas an?

Wen spricht eine Verteidigungsministerin von der Leyen an?