Ansichten eines Informatikers

Die Boateng-Affäre und die Lügenpresse

Hadmut
1.6.2016 1:37

Oh.

Seit ein paar Tagen wogt der Skandal durch die Presse und ich wundere mich,

was für eine Nummer da eigentlich abläuft, es erinnerte so an die FDP-Brüderle-Dirndl-Affäre. Zwar haben mich so viele Leser dazu angeschrieben, aber irgendwie bekam ich das Ding nicht zu greifen und wusste dazu auch nichts zu sagen. Ein AfD-Mann hätte gesagt, dass die Leute nicht neben einem wie Boateng wohnen wollten. Ich habe auch nicht verstanden, was man gegen Boateng haben könnte. Ich habe von Fußball keine Ahnung und kann nicht beurteilen, ob der gut oder schlecht spielt (es interessiert mich auch nicht), und ansonsten wüsste ich auch nicht, was für oder gegen ihn als Nachbarn spräche (außer seiner Gehaltsklasse, ich könnte mir die Wohngegend, in der der wohnt, sicherlich nicht leisten). Ich habe ein kurzes Interview mit ihm zur Sache gesehen, da machte der einen sehr netten und sympathischen Eindruck. Und Fußballer sind in Deutschland doch im allgemeinen hoch angesehen. Ich habe das nicht verstanden, was da abläuft.

Genausowenig habe ich verstanden, wie sich jemand ein Thema daraus machen kann, dass Kinderschokolade zur Abwechslung mal Kinderbilder von Fußballern drauf hatte, darunter ebenfalls Boateng. Gut, das Foto passt nicht so richtig, weil er nicht das übliche zähnebleckende Bubengrinsen zeigt, das für Kinderschokolade notorisch ist, sondern eher ernst dreinblickt, aber was spielt das für eine Rolle? Es gab ja noch eine zweite Serie, in der sie eine Reihe von Kindern als Gewinner eines Wettbewerbs drin hatten, jetzt auch Mädchen, und da sind ein paar recht schöne Portraits dabei (abgesehen davon, dass die dämliche Marketingabteilung ihnen allen denselben Kapuzenpulli draufgefotoshoppt hat und das beknackt aussieht). Wie kann man sich da überhaupt dran stören, dass Kinderbilder von Fußballern oder überhaupt irgendwelche Kinder auf einer Schokoladenpackung drauf sind? Auch da habe ich nicht verstanden, was für eine seltsame Nummer da abläuft.

Nun hat mich aber jemand auf einen Artikel des DJV Berlin-Brandenburg hingewiesen, der da aufschlussreich ist.

Scheint, als wäre das ein Presse-Fake gewesen. Oder jedenfalls können sie nicht belegen, dass der von der AfD das überhaupt gesagt hat, was zwar nicht das Gleiche wie ein Fake ist, aber zum selben Ergebnis führt.

Sieht aus, als würde sich die Nummer gerade zur Presse-Ente entwickeln und Journalisten bereits die Blamage fürchten:

Journalistische Grundsätze werden mittlerweile über Bord geworfen, falls es gegen die AfD geht. Gleichzeitig zeigen sich die gleichen Medien völlig überrascht, dass sie immer öfters als „Lügenpresse” beschimpft werden.

Die niveaulosen Äußerungen gegen Gauland durch Julia Klöckner, Heiko Maas, Sigmar Gabriel oder Sahra Wagenknecht als politische Gegner sprechen auch nicht für das Niveau der politischen Auseinandersetzung mit der AfD. Auch Merkel konnte nicht mehr an sich halten und bezeichnete die Gauland-Äußerung als „niederträchtig“. Die Reaktionen dazu sind im Netz ziemlich eindeutig: „Hätte sich Merkel lieber einmal bei TTIP, Flüchtlingskrise oder Erdogan nur einmal so geäußert. Bei den echten Themen hält sie sich raus.“

Und es kam, wie man es schon fast erahnen konnte, noch schlimmer: Die Äußerung wird von AfD-Vize Gauland bestritten. Er hätte keine Ahnung von Fußball und hätte bislang Boateng nicht gekannt. Warum hätte er sich über diesen äußern sollen? […]

Die FAZ räumt ein, dass nicht Gauland, sondern dass die Redakteure von FAS und FAZ es selber waren, die den Namen und die Person Jerome Boateng in das Hintergrundgespräch eingebracht haben.

Warum bringen die beiden Redakteure den Namen Boateng in ein Hintergrundgespräch ein? Geht es um dessen schwarze Hautfarbe?Handelt es sich nicht viel mehr um Rassismus der Journalisten? Jedenfalls instrumentalisieren die beiden Journalisten den Nationalspieler als völlig ungeeignetes Beispiel in einem Gespräch über Integrationsprobleme und Religionen. Boateng hat eine deutsche Mutter, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und ist auch noch Christ. Es gibt kaum ein ungeeigneteres Beispiel für das Thema des Gesprächs.

Daher ergibt sich automatisch die Frage: Sollte Gauland vorgeführt oder reingelegt werden? Wollte man zeigen, dass er Leute nach der Hautfarbe oder Abstammung beurteilt? Da bekannt ist, dass Gauland sich nicht für Fußball interessiert, konnten die Journalisten annehmen, dass Gauland bestenfalls den Namen Boateng gehört hatte und nicht wusste , dass er Deutscher, Nicht-Migrant und Christ ist. Mehr sagt auch der Satz “Als wir ihn nach Boateng fragten, war für uns erkennbar: er weiß, wer gemeint ist, und er hat ja auch geantwortet.” auch nicht.

Besonders gut geeignet ist Boateng allerdings für eine Falle für Gauland.

Was dann die Frage aufwirft, ob das nur Schlamperei bei den Nachweisen war, oder ob das systematisch Fake war, um durch Desinformation und Täuschung in den Wahlkampf einzugreifen.

(Was dann weiterhin auch die Frage aufwirft, ob die Nummer mit der Kinderschokolade nicht auch ein Presse-Fake ist.)

Erstaunlich dabei ist ja, wie sich die Presse immer so darüber aufregt, wenn sie als Lügenpresse tituliert wird.