Ansichten eines Informatikers

Erwägungen zur Seife

Hadmut
17.12.2015 19:12

Bisher konnte mir niemand überzeugend darlegen, wie Seife eigentlich funktioniert.

Auch in den Hotels hier wird neben den einschlägigen Duschmitteln ein Stück Seife gereicht. Der Umstand, dass sich die Seife im Hotel in Abu Dhabi von der im Hotel in Sharjah in Form, Härte, Duft, Größe und der Weichheit der Haut nach Gebrauch unterschieden, boten mir nun Anlass, endlich auch mal einem vermeintlich so profanen, aber überaus nützlichen Gebrauchsgegenstand einen Blogartikel zu widmen.

Ich lege Wert auf Seife. Jedenfalls auf Reisen. Ich führe daher auf längeren Reisen stets ein oder zwei kleine Stücke Seife mit mir. Ich habe mir vor 10 oder 15 Jahren im Großmarkt mal eine Schachtel mit kleinen, einzeln abgepackten Seifenstückchen für den Hotelbedarf gekauft, von denen ich immer welche dabei habe, falls einem im Hotel keine Seife gereicht wird. Was nicht immer selbstverständlich ist, weil ich gelegentlich zu preisgünstigen und einfachen Unterkünften tendiere.

Seife ist ungemein nützlich. Außer dem schnöden Händewaschen kann man damit in Ermangelung von Duschmittel auch wunderbar duschen und sich abseifen. Ich kann mir damit auch die Haare waschen. Gut, das ist nicht sehr ratsam, denn die Haare sind danach völlig entfettet und stumpf, das ist nicht gut für die Haare. Die ich meine Haare aber selten länger als 1cm trage, werden meine Haare nicht „alt”, jeder Millimeter Haar bleibt höchstens zwei Monate an meinem Kopf. Da brauchen die keine Pflege oder Rücksicht.

Auch rasiert habe ich mich schon mit Seife vom Stück, wenn kein Rasierschaum greifbar war. Geht prima.

Sogar Klamotten habe ich damit schon gewaschen. Und einer Tür das Quietschen ausgetrieben.

Und das ganze lächerlich billig, klein, leicht, braucht wenig Volumen (im Vergleich zu Shampoo oder Duschmittel gleicher Waschkapazität), kann nicht auslaufen, hält Druck aus (und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm), und wird auch von der Flughafensicherheit nicht beanstandet.

Aber ich verquassele mich gerade. Ich wollte eigentlich auf etwas anderes hinaus.

Ich habe mir so einen Standardfrage angewöhnt, ein Spleen, ein Tick, ein Running Gag. Wann immer ich irgendwo auf Hygieniker, Mediziner im Bereich Desinfektion, Mikrobiologen und so weiter treffe, stelle ich immer dieselbe Frage:

Wie funktioniert Seife?

Worauf beruht der Effekt, dass das Händewaschen mit Seife (im Gegensatz zu Waschen nur mit Wasser) die Zahl der Keime reduziert und Krankheiten vorbeugt?

So banal die Frage, so verblüffend der Umstand, dass es keiner auf Anhieb weiß und die Leute dann mutmaßen.

Folgende Varianten habe ich schon gehört:

  • Seifenschaum enthält Tenside und die lösen die Wände von Bakterien und Viren auf.
  • Seife macht Bakterien und Viren nichts, aber neutralisiert die bipolaren Bindungen und Van-der-Waals-Kräfte, mit denen sie sich an der Haut halten, und löst sie. Das Wasser kann sie dann fortspülen.
  • Weder noch. Seife macht Bakterien und Viren nichts und löst sie auch nicht. Bakterien und Viren sitzen aber nicht direkt auf der Haut, sondern im Fettfilm auf der Haut, und Seife löst den Fettfilm samt Bakterien und Viren ab und ermöglicht, beide zusammen wegzuspülen. Deshalb hilft Seife auch gegen jeden Dreck.
  • Nichts von alledem. Seife ist im wesentlichen wirkungslos. Aber sie animiert dazu, sich die Hände mechanisch gründlich zu waschen und abzureiben, und das bringt den Effekt.

Wie also funktioniert Seife?