Ansichten eines Informatikers

Das Kugelschreiber-Verbot

Hadmut
8.4.2015 21:12

Das ist mir jetzt so auch noch nicht passiert.

Es gehört zur Natur meiner Arbeit, meines Blogs, meiner Recherche, dass ich hin und wieder größere Bibliotheken mit juristischen Beständen aufsuche.

In Karlsruhe waren das die Badische Landesbibliothek und (gleich um die Ecke) die Bibliothek des Bundesgerichtshofs.

In Dresden war ich in der SLUB, der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek.

In München war es die Bayerische Staatsbibliothek.

Und seit ich in Berlin bin, ist es die Staatsbibliothek zu Berlin.

(Die schönste Bibliothek war die in Dresden. Die mit den dreckigsten Toiletten die in München. Die sicherste war die vom BGH. Die teuerste und schikanöseste ist die in Berlin.)

Da bin ich also nun hin und wieder in der Staatsbibliothek zu Berlin und habe auch bereits über seltsame Erlebnisse berichtet. Meistens geht’s einigermaßen, wobei schon auffällt, dass sie hier irgendwie schräg drauf sind, und die Leute mit überzogenen (oder überzogen erscheinenden) Regeln gängeln.

Heute war’s anders.

Ich kam nicht rein.

Also nicht beim ersten Versuch.

„Halt! Hallo Sie da! Kann ich mal sehen, was Sie da haben?”

Dabei kam ich mir so harmlos vor. Ein Spiralnotizbuch (A5) und einen hundsgewöhnlichen (aber schönen) Kuli hatte ich in der Hand, sonst nichts.

„Den Kugelschreiber können Sie hier aber nicht mit reinnehmen!”

Äh, wie?

„Nur Bleistifte erlaubt!”

Wo soll ich jetzt einen Bleistift herbekommen? Man bietet mir sogar an, mir einen Leihbleistift auszuleihen, sofern ich im Gegenzug meinen – wirklich schönen – Kugelschreiber als Pfand zu hinterlegen.

Ich zaudere.

Meinen schönen Kugelschreiber (Pelikan Journalist) hergeben, den ich auf einer Journalistenkonferenz geschenkt bekommen habe? Schweren Herzens trenne ich mich von meinem edlen Stück Plastik.

Aber warum eigentlich? Und warum ist mir das bisher nicht passiert? (Natürlich, da dämmerte es mir: Weil ich normalerweise am anderen Standort bin und normalerweise mit einem kleinen Notebook-Rechner in die Bibliothek gehe, selten oder bisher nie mit der antiken 20.-Jahrhundert-Retro-Technik Kugelschreiber. Aber nur weil ich heute meine 21.-Jahrhundert-Technik nicht dabei habe, soll ich meine 20.-Jahrhundert-Technik gegen 19.-Jahrhundert-Technik eintauschen?)

Mir wird ein Merkblatt ausgehändigt.

Liebe Benutzerin, lieber Benutzer,

bitte beachten Sie folgende Bestimmungen, die zusätzlich zur Hausordnung im kontrollierten Bereich des Hauses Unter den Linden gelten:

Erlaubt: Bleistift, Papier, Laptop, Wasserfalschen – verschlossen – unter dem Tisch.

Nicht erlaubt: Kugelschreiber, Filzstifte, Buntstifte, Füllfederhalter, Marker, Klebezettel, Scheren, Klebstoff, Handcreme, Wasserflaschen im Rara- und Musiklesesaal.

Bitte haben Sie Verständnis für diese Regeln zum Schutz der oft wertvollen und seltenen Bestände. Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Aufenthalt in der Staatsbibliothek.

Ergänzend wird mir erläutert, dass die Leute es nicht lassen können, die Bücher zu malträtieren, kleben Zettel rein, schmieren drin drum, und so weiter. Schmieren sich vorher die Hände noch mit Handcreme ein. (Man könnte ja meinen, damit’s beim Umblättern nicht so quietscht, aber da fällt mir ein, dass ich mir beim Blättern in alten Zeitschriften, beispielsweise SPIEGEL der 1950er Jahre, auch schon die Hände leicht verätzt habe, weil das Papier so sauer geworden ist, nach 10 bis 15 Minuten brennt die Haut und man muss sich die Hände mit Seife waschen, ist aber harmlos.)

Da muss ich sagen: Bei Geisteswissenschaftlern leider nachvollziehbar.

Mir haben schon mehrmals Bibliothekare (und Studenten) geklagt, wie übel die mit Bibliotheksbüchern umgehen, drin herumkritzeln, Seiten rausreißen, Bücher verstecken, damit andere ihre Hausarbeiten nicht erledigen können und sie besser dastehen und so weiter. Und tatsächlich ist mir das schon sehr, sehr häufig passiert, dass juristische Bücher, Dissertationen und sowas von den Lesern gnadenlos vollgeschmiert werden, Anstreichungen am Rand, Notizen, Schmähungen, alles. Das würde ich ja noch entfernt tolerieren, wenn sie wenigens ordentlich schreiben würden, aber nicht selten sieht das aus, als hätte ein Kindergartenkind drin rumgemalt.

Unglaublich, aber die Leute können nicht mit Büchern umgehen.

Von Informatikern kenne ich das so gar nicht. Höchstens (ganz selten) mal Korrekturen von Fehlern im Buch, aber nie dieses Herumschmieren oder gar Beschädigen.

Und deshalb verbieten sie es, Klebezettel, Kugelschreiber, Textmarker und sowas mit reinzunehmen, weil die Leute es einfach nicht schaffen, ein Buch so zurückzugeben, wie sie es bekommen haben.

Wisst Ihr, wo mir das auch aufgefallen ist?

Feministische Bücher. Ich habe ja nun auch einige feministische Bücher im Internet bestellt, und die gibt es meist nicht mehr neu, sondern nur gebraucht. Häufig ausgemusterte Exemplare aus amerikanischen Bibliotheken, die das Zeug dann auf dem Gebrauchtbuchmarkt für kleines Geld verkloppen. Die sind auch gern vollgeschmiert.

Und wisst Ihr, was mir noch aufgefallen ist?

Das Haus Unter den Linden der Staatsbibliothek steht direkt neben der Humboldt-Universität.

40 Kommentare (RSS-Feed)

vortex
8.4.2015 21:19
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“…Bücher verstecken, damit andere ihre Hausarbeiten nicht erledigen können…”

Was für ein ekelhaftes Dreckspack zieht solche Aktionen ab? Kommt so etwas öfter vor?


Hadmut
8.4.2015 22:38
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> Was für ein ekelhaftes Dreckspack zieht solche Aktionen ab? Kommt so etwas öfter vor?

Es heißt häufig, bei Juristen sei das Standard, weil bei denen ein knallharter Notenwettbewerb läuft. Nur mit Bestnoten wird man dann Richter. Und das sind dann eben deren Methoden.

Soll aber generell bei Geisteswissenschaftlern verbreitet sein.


yasar
8.4.2015 21:33
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Villeicht soltlest Du mal einen “Abenteuerbericht” als Buch herausbringen, in dem Du Deine Erlebnisse in den Bibliotheken dieser Welt im Allgemeinen und den Geisteswissenschaftlichen und Juristischen im Besonderen herausbringen, so als Kontrast zu Deinen anderen Reiseberichten aus der Welt. 🙂


Joe
8.4.2015 21:40
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Nun ja, früher hat man nicht jeden Dahergelaufenen in eine Bibliothek oder Universität gelassen. Aus linken Kreisen wurde dann böse gelästert, da würde nun das Herrschaftswissen verteidigt.

Hatte es eventuell ganz andere Gründe, warum der Pöbel draußen blieb? 😉


Pete
8.4.2015 21:50
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Es gibt eigentlich nur ein Buch, in dem ich Anmerkungen an den Rand geschrieben habe. Und das gehoert mir, die Eintraege sind mit Bleistift.
Weil man mir schon in der Lehre (Maschinenbau) beigebracht hat, dass man in Zeichnungen nicht mit Kugelschreiber etc. herummalt. Das hat sich im Studium nicht geaendert, wichtigstes Schreibwerkzeug war ein Bleistift.

Aber ich kaeme nie auf die Idee, in fremden Buechern, dazu noch aus/in Bibliotheken, mit unloeschbaren Stiften herumzuschmieren, mit Bleistift auch nicht. Man macht sich Notizen _zum_ Buch, aber nicht _im_ Buch.


Britta
8.4.2015 21:54
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Bei vielen Sachbüchern in “Offenen Bücherschränken” findet man durchgehende, mit Kuli geschriebene Haßanmerkungen mit gewittermäßigen Zickzack-Anstreichungen. Meist sind es Passagen, die bei persönlicher Maximalempfindlichkeit als frauenfeindlich empfunden werden.

Sehr komisch fand ich tobende Kommentare in der Antwort bzw. Parodie auf Svende Merian (Der Tod des Märchenprinzen) namens “Ich war der Märchenprinz”. Die Anstreicherin hatte die Satire nicht mal als solche erkannt. Überhaupt erklärt die unfaßbare Auflage der Merian-Bücher vieles, was heute in den Köpfen dauerbeleidigter Frauen über 40 vorgeht…

Alles zum Ins-Buch-Schmieren Sagbare hat einer schon 1931 geschrieben:

http://www.textlog.de/tucholsky-kleine-bitte.html


Leser
8.4.2015 22:35
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Die Unsitte, Bücher an eine andere als die ihnen mittels Signatur zugewiesene Stelle in einer Bibliothek zu stellen, um sie eigennützig vor dem Zugriff von Kommilitonen zu verstecken, ist nicht neu. Das erlebte ich bereits in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ebenso, wie mir Exemplare mit herausgerissenen Seiten unterkamen.
Beides ist aber, ebenso wie das Anstreichen in Büchern aus einem Bibliotheksbestand, mehr als bloß Unsitte. Es zeugt davon, dass vermeintlich kollektives Eigentums von dem es gerade nutzenden Kollektivisten gering geschätzt wird. Ein Beispiel für die Tragödie der Allmende im Bereich begrenzt verfügbarer Druckwerke, möchte man beinahe sagen.
Interessant finde ich, dass sich solcherart ungesittet gebärdende Kollektivisten offenbar in einem Wettbewerb sehen, in welchem sie sich eigennützig und auf unlautere Weise Vorteile zu verschaffen hoffen. Sie leben damit Verhaltensweisen, welche sie dem Liberalismus und der Marktwirtschaft zuschreiben und in ihren auf solche Weise zusammengeschriebenen Aufsätzen, Artikeln, wissenschaftlichen Beiträgen dann gar noch als verwerflich geißeln. Solche Figuren leben die Hinterhältigkeit, Verlogenheit und Perfidie und verdammen die offen ausgetragene Konkurrenz.


Manfred P.
8.4.2015 23:37
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Naja, ich habe auch schon dämliche Schmierereien in mathematischen oder physikalischen Büchern in Aachen gesehen.

Da gibt’s Idioten, die einfach Sachen unterstreichen, die sie für wichtig halten, oder eine Herleitung nicht kapieren und Fragezeichen dranmalen, etc.

An sich müsste man den Eltern solcher Leute ein paar auf die Fresse dafür geben, dass sie ihren Kindern nicht beigebracht haben, mit fremdem Eigentum pfleglich umzugehen.


Lercherl
8.4.2015 23:46
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Ich kenne Kugelschreiberverbot nur von Bibliotheken mit wertvollen Beständen. Dort ist es sogar sinnvoll, alle Schreibgeräte zu verbannen, die ausrinnen können und – auch vollkommen ohne böse Absicht – die Handschriften, Inkunabeln und dergleichen versauen.


wups
9.4.2015 0:05
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Der Feind des Archivars ist der Nutzer. Sagen die Archivare. Das scheint auch für Bibliotheken zu gelten.

Das Problem gibt es übrigens auch bei nicht öffentlichen
Bibliotheken, wenn auch nicht in diesem Umfang.
Scheint ein grundsätzlich menschliches Problem zu sein.


Hadmut
9.4.2015 1:14
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> Scheint ein grundsätzlich menschliches Problem zu sein.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Leute nicht damit klar kommen, dass sie mit dem Buch allein sind und ihnen keiner zuhört, aber einer zu ihnen »spricht«, und sie deshalb zwanghaft-unterbewusst einen Dialog mit Papier führen müssen/wollen.


Selbst in meinen eigenen Büchern schreibe ich nichts rein. Ich habe ein extra Blatt für meine Notizen daneben liegen. Vielleicht will ich das Buch ja später noch mal ohne Kritzeleien lesen. Und in fremde Bücher schmiere ich doch sowieso nicht rum. Wenn ich das Buch zurückgebe, habe ich doch keine Notizen mehr…


Wolfgang T
9.4.2015 1:07
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Es geht auch noch schlimmer:

Ist dir schon einmal zur Begrüßung „ehrenrühriges Verhalten“ vorgeworfen worden?

Bei feministischen Bibliotheken könnte ich mir das gut vorstellen.

In Bamberg ist es auch so einen Ketzer (ähnliches Alter, männlich, weiß, atheist …) passiert.

http://malefiz.blogspot.com.es/2015/03/zeit-fur-eine-kleine-anekdote.html

“Als ich im Jahr 2008 – nach telefonischer Voranmeldung – Einsicht in den historischen Aktenbestand der Staatsbibliothek Bamberg nehmen wollte, kam der Leiter dieser Institution wutschnaubend aus seinem Büro und redete in etwa 20 geschlagene Minuten auf mich ein: Der von ihm verwendete Tenor war eindeutig feindlich, denn er warf mir schon kurz nach der Begrüßung „ehrenrühriges Verhalten vor“, weil wir es gewagt hatten, den „Juniusbrief“ von einem professionellen Sprecher vertonen zu lassen und einen animierten Film dazu auf YOUTUBE einzustellen. “


Ron
9.4.2015 1:24
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Dass gute Lehrbücher der aktuellen Ausgabe vergriffen sind und Studenten die sich immer direkt wieder gegenseitig ausleien, das gibts überall.
Dass es sowas bei Dissertationen gibt, das ist mir wirklich neu.


Knut
9.4.2015 1:46
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Ach Gott “der Märchenprinz”.
Meine damalige Freundin hat mir das auch empfohlen.
Frauen sind für Männer schon etwas kompliziert.
Und für sich selbst auch.
Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin.
Inzwischen weiß ich, dass Frauen den Märchenprinzen nur manchmal suchen, oft wollen sie auch nur was zum ficken.
Die Freundin ist inzwischen geehelicht und ich traue mich trotzdem ohne Schutzweste zu schlafen.
Svende Merian schreibt als Frau voller Saft und Kraft. Da darf man noch keine Weisheit erwarten.


Hadmut
9.4.2015 9:37
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@Knut:

> Inzwischen weiß ich, dass Frauen den Märchenprinzen nur manchmal suchen, oft wollen sie auch nur was zum ficken.

Erläutere mir bitte in vollständigen, konzisen, verständlichen Worten, was das mit dem Thema des Blog-Artikels zu tun hat.

Anderenfalls nehme ich es Beleg für Yasars These, dass Blogkommentare mitunter dieselbe Funktion wie Gekritzel in Büchern haben.


Schänder-Mainstreaming
9.4.2015 2:32
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@ Hadmut

Hatte dieses Lann Hornscheid von deiner Lieblingsuniversität nicht zu solchen Sachen wie Blätter herausreißen, Seiten verschmieren usw. aufgerufen?

Natürlich nur in Büchern die ihr und ihrer Femi-Gender Truppe nicht gefallen wie etwa Biologiebücher.

Ich glaube ich hatte da auch schon bei dir etwas darüber gelesen, kann das sein? Kannst du das Zitat von ihr hier in diesen aktuellen Artikel einfügen?

Du machst einen guten Job gegen diesen Genderwahnsinn. Man muss die Leute über diese Vandalen aufklären.


Küstennebel
9.4.2015 3:05
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Da muss ich sagen: Bei Geisteswissenschaftlern leider nachvollziehbar.

Mir haben schon mehrmals Bibliothekare (und Studenten) geklagt, wie übel die mit Bibliotheksbüchern umgehen, drin herumkritzeln, Seiten rausreißen, Bücher verstecken, damit andere ihre Hausarbeiten nicht erledigen können und sie besser dastehen und so weiter. Und tatsächlich ist mir das schon sehr, sehr häufig passiert, dass juristische Bücher, Dissertationen und sowas von den Lesern gnadenlos vollgeschmiert werden, Anstreichungen am Rand, Notizen, Schmähungen, alles. Das würde ich ja noch entfernt tolerieren, wenn sie wenigens ordentlich schreiben würden, aber nicht selten sieht das aus, als hätte ein Kindergartenkind drin rumgemalt.

Unglaublich, aber die Leute können nicht mit Büchern umgehen.

Da muss man aber folgendes zur Verteidigung der Geisteswissenschaftler sagen: Im Gegensatz zum Techniker, für den das Buch in erster Linie ein Nachschlagewerk und Erklärmuster enthält, ist für die Geisteswissenschaftler der Text und die Gedanken darin der Werkstoff – Die Informationen werden nicht einfach gelesen, sondern “verarbeitet” und somit zu Wissen “geformt”.

Das erfordert eine Neuordnung, Einordnung und Strukturierung des Wissens für jeden einzelnen Leser aus seiner ganz persönlichen Perspektive heraus.

Damit will ich das vollschmieren nicht im Eigentum befindlicher Bücher nicht rechtfertigen. Nur auf diesen qualitativen Unterschied hinweisen: Das Buch ist für den Geisteswissenschaftler Werkstoff wie für den Schmied das Metall oder den ITler der PC / Software.

MFG


rjb
9.4.2015 3:43
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Wenn die Humbug-Universität von der Bibliothek aus gleich um die Ecke ist, dann ist es nachvollziehbar, daß die Bestände vor der von dort einströmenden Klientel geschützt werden müssen. Beispielsweise vor dem Professx Hornscheidt, welches für die Webseite
http://www.xartsplitta.net/impressum/
verantwortlich zeichnet, wo auf
http://www.xartsplitta.net/offene-liste-interventions-ideen-formen-inspirationen/
u.a. dazu aufgefordert wird, “buchcover umdrehen, sätze in romanen unlesbar machen, seiten in büchern rausreissen,”
Siehe auch
http://sciencefiles.org/2014/11/25/ein-profx-das-zu-straftaten-aufruft/


yasar
9.4.2015 8:45
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@hadmut:

Vielleicht ist es dasselbe Phänomen, wie mit dem “Kommentieren dürfen müssen” in einem Blog.

Die Leute sind mit der Meinung des Autors nicht einverstanden, wollen irgendeinen Aussage Kommentieren oder einfach nur Ihren Senf zu irgendwas belanglosem ablassen und müssen auf Teufel komm raus irgendwo ihre Gedanken “loswerden”. Da Bücher i.d.R. kein Kommantarfeld haben, wird da vermutlich deswegen irgendwie reingekritzelt. Bei Blogs, die Kommentare nicht zu- oder durchlassen wird dann der Blogbetreiber beschimpft, daß die ach so tollen Ergüsse zensiert würden.


Hadmut
9.4.2015 9:33
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@yasar:

> Vielleicht ist es dasselbe Phänomen, wie mit dem “Kommentieren dürfen müssen” in einem Blog.

Guter Punkt.

Die Parallele ist wirklich verblüffend.


Emil
9.4.2015 8:48
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@Hadmut
> und sie deshalb zwanghaft-unterbewusst einen Dialog mit Papier führen müssen/wollen.

Dass passt natürlich besonders gut zu angehenden Geistes- und Sozialwissenschaftlern, die glauben, alles besser zu wissen und sich gar nicht die Mühe geben, anderer Leute Argumente zu verstehen. In den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern hingegen lernen die Studienanfänger angesichts ihres offenbaren Nichtwissens eine gewisse Demut.

Das könnte man auch mit dem Dunning-Kruger-Effekt erklären. 😉


yasar
9.4.2015 8:50
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Nachtrag:

Ich fände es inzwischen sogar sinnvoll, daß man in Bibliotheken überhaupt keine Schreibgeräte mitnehmen kann, sondern vor Ort Bleistift und Papier gestellt bekommt.

PS: Hier in der örtlichen Stadtbibliothek (5000-Einwohner-“Stadt”) ist mir noch nie ein bekritzeltes Exemplar untergekommen.

Vermutlich ein Problem der “Anonymität” in den großen Bibliotheken, denn hier kennen die (ehrenamtlichen) Bibliothekarinnen jeden Ihrer Kunden persönlich.


GSE nein danke
9.4.2015 8:59
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War da nicht ein Profx Hornscheid dxx genau zu solchen Aktionen aufgerufen hat?
“sätze in romanen unlesbar machen, seiten in büchern rausreissen”

http://www.xartsplitta.net/offene-liste-interventions-ideen-formen-inspirationen/
(im Impressunm zeichent sich u.a. lann hornscheidt als verantwortlich:)
http://www.xartsplitta.net/impressum/
Eine Zusammenfassung gibt es hier:
http://sciencefiles.org/2014/11/25/ein-profx-das-zu-straftaten-aufruft/


der eine Andreas
9.4.2015 9:08
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@Hadmut: o.T.
Per Zufall darauf gestoßen:
http://www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/beauftragte/beauftragte-gemaess-gesetzlicher-bestimmungen/frauenbeauftragte/aufgaben-und-statistik/

Man(n) achte auf den jeweiligen Frauenanteil in den einzelnen “Fächern”
min: B.Eng. Elektrotechnik 12,2%
max: M.A. International Business & Consulting 82,6%

Elektrotechnik = Arbeit u. Erschaffen -> wenig Frauen
Business & Consulting: Labern -> viele Frauen

gefunden wegen:
https://www.academics.de/jobs/professur_w2_operations-_und_supply_chain-management_111976.html?partner=scienceblogs_de
Muss natürlich Gender können 🙂

P.S.
Hier noch was für Dich:
http://www.harriet-taylor-mill.de/index.html
“Das Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin”
Die publizieren sogar! Man findet auch schön Links und einen Veranstaltungskalender.


ein anderer Stefan
9.4.2015 10:01
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In Büchern herumkritzeln würde mir nicht einfallen. Das mache ich in eigenen Büchern äußerst selten (nur dann, wenn ich ein Nachschlagewerk in irgendeiner Form nutze, und darin Fehler oder Änderungen habe, oder Anmerkungen festhalten will). Wenn ich ein Buch oder auch eine Zeitschrift nur einmal lese, sieht man das meisten gar nicht.
In fremdem Eigentum geht das gar nicht. Solche Marginalien finden sich zwar gelegentlich in historischen Handschriften und sind dann selber schon historisch, aber zeitgenössisch ist das echt daneben. Nur Narrenhände beschmieren Tisch und Wände, hieß es früher mal – das gilt sinngemäß auch für Bücher.


rleo
9.4.2015 11:08
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@der eine Andreas

“max: M.A. International Business & Consulting 82,6%”

Ja,
ich hab da auch mal so eine kennengelernt.
Hatte bereits einen Dr. in Biologie, nicht schlecht.
Konnte mit PCs und Netzwerken umgehen, was man halt in einem wiss. Institut so braucht.
Ging dann aber auf eine solche ‘School’ (s.o.), wegen der Karriere.
Kam dann mal wieder ins Labor, um zu zeigen, was sie da alles ‘lernen’.
Und nix ging mit dem Super-Business-Notebook.
Bis sie merkte, dass das NB nicht ans Netz angeschlossen war.
WLAN zu ihrer ‘School’ gab es im Institut nicht.
Gut, Netzkabel rein, es ging immer noch nicht.
Internet funktionierte nun, aber keine ihre angeblich so tollen Präsentationen, alle weg.
Ursache war simpel: Das NB war nicht im lokalen Netz ihrer Business-School.
Was haben wir gelacht, die kam nie wieder.
Und wir (der verbliebene Rest im Labor, ohne ‘Business & Consulting’ Erfahrung) haben gelernt, dass eine gute Wissenschaftlerin, und so kannten wir sie alle, nach dem Besuch eines Business-Karriere-Kurses ganz einfach im Kopf abbaut.
Nur noch heile Welt, ein Erfolg nach dem anderen … und viel heiße Luft.


Ingo5
9.4.2015 13:02
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Als der Standort Adlershof der HU neu eröffnet wurde, gab es dort nur MINT-Fächer. Die Bibliothek kam dann etwas später dazu. Dort konnte man kostenlos kopieren und drucken, sollte aber nicht mehr als 10 oder 20 Kopien auf einmal machen. Und es hatten sich auch fast alle daran gehalten. Ich selbst fühlte mich (zurecht) unwohl, wenn ich mal 24 Seiten zu kopieren hatte, obwohl es ja nur knapp ausserhalb des Rahmens war und es nur äußerst selten vorkam.

Einige Zeit später war der Bau des Psychologiegebäudes beendet und so kamen Psychologiestudenten (meist weiblich) und alle, die das als Nebenfach hatten und dann weiteren Anhang mitschleppten. Es dauerte nur wenige Tage (!) und es war vorbei mit den kostenlosen Kopien. Da wurden in jeder Pause ganze Bücher ausgedruckt und kopiert. Auf Belehrungen kamen nur dumme Sprüche, dass das ihnen doch zusteht. Und zusätzlich wurde das Bibliothekspersonal noch beschimpft, weil sie nicht neben dem Kopierer standen und ständig Papier nachgefüllt haben.

Die Konsequenz daraus war vorhersehbar. Trotzdem war es eine tolle Überraschung, als ich genau am Tag der Umstellung auf Münzeinwurf mein Handout für einen Vortrag kopieren wollte und als Student ohne Geld vor dem Gerät stand.


Knut
9.4.2015 14:39
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@Hadmut
Sorry! Da habe ich mich tatsächlich von einem Kommentar recht weit ablenken lassen. Am besten einfach den Kommentar löschen.


Dirk S
9.4.2015 21:14
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Erinnert mich ein wenig an den Musterungsmüll, den meine Generation noch über sich ergehen lassen musste. Da gab es auch einen Fragebogen, der mit Bleistift ausgefüllt, aber mit Kuli unterschrieben werden musste.
Hat mal einer (war im Fernsehen) zuerst alles mit Kuli ausgefüllt, durfte er nicht, danach hat er mit Bleistift unterschrieben, war auch nicht ok. Aber warum das so vorgeschrieben war, wusste aber auch keiner (zumindest hat keiner eine Erklärung über “ist so vorgeschrieben” hinaus gegeben).
Ist zwar etwas OT, passt aber irgendwie zu diesem Kram. Als wenn jemand alle Bleistifteinträge aus den Büchern entfernen würde.

Ausfüllende Grüße,

Euer Dirk


Hadmut
9.4.2015 21:26
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@Dirk S: Das kann ich Dir sagen.

Der Fragebogen bestand normalerweise aus einer Liste, in der man in längliche Felder Striche machen musste, statt anzukreuzen. Die wurden damals nicht optisch, sondern über die elektrische Leitfähigkeit ausgewertet. Deshalb mussten sie mit Bleibstift ausgefüllt werden.

Die Unterschrift dagegen musste urkundentauglich sein, deshalb mit Kuli.


Manfred P.
10.4.2015 8:48
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Da muss man aber folgendes zur Verteidigung der Geisteswissenschaftler sagen: Im Gegensatz zum Techniker, für den das Buch in erster Linie ein Nachschlagewerk und Erklärmuster enthält, ist für die Geisteswissenschaftler der Text und die Gedanken darin der Werkstoff – Die Informationen werden nicht einfach gelesen, sondern “verarbeitet” und somit zu Wissen “geformt”.

Sag mal, da hast Du eine echt komische Vorstellung davon, was ein Naturwissenschaftler im Studium so macht. Denkst Du, wir lernen nur, schnell die passende Formel nachzuschlagen und in den Taschenrechner zu hacken?

“Erklärmuster”… was soll das denn sein? Habe ich noch niemals gehört, diesen Ausdruck.

Einen mathematisch geprägten Text muss man selbst durchdenken und vor allem selbst nachrechnen. Und das macht man auf einem Blatt Papier. Ich habe noch nie gesehen, dass einer seine Rechnungen in ein Bibliotheksbuch reinkritzelt! Nur die erwähnten Unterstreichungen, und das finde ich bereits unmöglich.

Und Geisteswissenschaftler glauben, einen abstrakten, technischen, mathematischen Text erschließt man sich, indem man den “einfach so liest” ? Das ist ja lächerlich!

Zu mir hat mal eine Historikerin gesagt: “Ihr habt die Stelle hinterm Komma, aber wir haben die präzise Sprache!” Da starrte ich sie an und meinte: “Du glaubst im Ernst, man kann abstrakte und komplexe Sachzusammenhänge ohne präzise Fachsprache formulieren und kommunizieren? Und das Formulieren von Platitüden in komplizierten Wortgeflechten hältst Du für präzise Sprache?”

Von der hab ich jedenfalls nie wieder was gehört 🙂


CountZero
10.4.2015 13:39
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> “…Bücher verstecken, damit andere ihre Hausarbeiten nicht erledigen können…”

Was für ein ekelhaftes Dreckspack zieht solche Aktionen ab? Kommt so etwas öfter vor?

Wurde mir von Jura-Studenten der Universität Bonn vor ca. 25 Jahren als ‘völlig normal’ geschildert.


CountZero
10.4.2015 13:50
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.Manfred P schrieb:
>Einen mathematisch geprägten Text muss man selbst durchdenken und vor allem selbst nachrechnen.

Jap. Und die kürzesten mathematischen Beziehungen (‘Formeln’) brauchen die längste Zeit bis zum ‘verstehen’. Manchmal mehrere Semester 🙂 .

Jede mathematische ‘Formel’ in einem Lehrbuch (beschränken wir mal auf MINT, wie das bei den Betriebswirten ist, kann ich nicht sagen…) drückt ein Argument aus, was üblicherweise ziemlich kompliziert ist. Deshalb lesen Physikstudenten in 2-5h auch ‘nur’ 2 – 3 Seiten, Historiker hingegen 2 – 3 Bücher…. SCNR 😀 .


Hadmut
10.4.2015 14:17
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> Deshalb lesen Physikstudenten in 2-5h auch ‘nur’ 2 – 3 Seiten, Historiker hingegen 2 – 3 Bücher…

Hahahaaaaaa 😀


Küstennebel
10.4.2015 18:22
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Manfred P.
10.4.2015 8:48
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Sag mal, da hast Du eine echt komische Vorstellung davon, was ein Naturwissenschaftler im Studium so macht. Denkst Du, wir lernen nur, schnell die passende Formel nachzuschlagen und in den Taschenrechner zu hacken?

Unsinn. Sie mißverstehen, was ich sagen wollte.

Es geht um einen qualitativen Unterschied. Sie lernen etwas aus diesem Buch X, weil sie diesen Teil nachschlagen, Aufschlagen und imitieren, den Rechenweg nachvollziehen. Dafür gibts Beispiele, Muster, Erklärungen, Übungen. Je nach Fragestellung ist das natürlich selbst schon wieder so komplex, das man ein ganzes Buch mit dem Lösungs und Eklärungsweg und etwaigen Alternativen dazu vollschreiben könnte.

Für den Geisteswissenschaftler wird das was er liest, zu einem Teil des eigenen Denkens, zum eigenen Wissenshaushalt. Es knüpft an vorhandenes an, fördert neues Wissen zu Tage. Das führt dazu, das man in eine gedankliche Korrespondenz mit dem Buch tritt, stellvertretend für eine Kommunikation mit dem Urheber der Schrift. Man steigt quasi in das Gedankengerüst der Autoren ein.

Ich sehe hier einen Unterschied. Wenn Sie den nicht sehen, ist das ja kein Beinbruch.

Und Geisteswissenschaftler glauben, einen abstrakten, technischen, mathematischen Text erschließt man sich, indem man den “einfach so liest” ? Das ist ja lächerlich!

Erstmal denke ich das. Nicht DIE Geisteswissenschaftler. Zweitens habe ich das nicht so gesagt.

MFG


Küstennebel
11.4.2015 0:08
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Hab drüber nachgedacht. Der Unterschied ist einfacher gesagt, das der Techniker eine Fähigkeit sich aneignet, etwas erlernt.

Der Geisteswissenschaftler wird durch die Information, wenn er sie tatsächlich als Wissen gewinnt und nicht nur auswendig lernt, zu einem anderen Menschen. Er wird beeinflusst, denkt sich selbst und seinen Eindruck von der Welt neu.

Das führt imho zu diesem postulierten Verhalten, das Geisteswissenschaftler das Gedachte sofort irgendwo hin projizieren bzw. die Neustrukturierung im reflektierten Objekt anmerkt – also im Zweifelsfall ins Buch, das gerade mit einem “spricht”.

Vielleicht ist der Gedanke auch eine Ente und das Geschmiere eine Form von Gedankeninkontinenz *g Darüber kann der nächste Psychoanalytiker vielleicht mehr sagen ^^

Is ja nich immer so wichtig, den meisten Lästermäulchen wird das eh egal sein 🙂


Manfred P.
12.4.2015 0:42
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@ Küstennebel

Man kann eine Menge denken. Der Punkt ist, dass wir Menschen in dieser Welt leben und irgendwie unser Leben meistern müssen.

Die Auseinandersetzung mit der Welt kann erfolgreich sein oder halt auch nicht. Es gibt da ganz verschiedene Modi der Auseinandersetzung. Da ist die empirische Naturwissenschaft, die mehr als alles andere unser aller Leben verändert und alte Weltbilder zum Einstürzen gebracht hat.

Da kann man in Büchern herumschmieren und verdrehte Sätze formulieren noch und nöcher. Die Erde wird nicht mehr ins Zentrum des Universums rücken und wird auch keine Scheibe mehr werden.

Da gibt es unter den Geisteswissenschaftlern Bekloppte, die erzählen einem was von Deutungshoheit und Realität und versuchen einem zu erzählen, dass die Scheibentheorie damals halt der Konsens war und deswegen die Realität für die Menschen.

Das ist natürlich hanebüchener Schwachsinn. Wenn man den Unterschied nicht begreift zwischen einer Straßenkarte und der Straße, dann wird man früher oder später in die Leitplanke oder in den Graben oder in einen Graben krachen.

Bei den Navis soll das schon vorgekommen sein, dass Unfälle dadurch verursacht wurden, dass der Fahrer dem Navi mehr glaubte als seinen eigenen Augen. Da sollen Leute ihr Auto in den See gefahren haben, weil das Navi sie falsch leitete.

Was sich irgendein Geisteswissenschafts-Kollege aus dem Hirn gedrückt hat, ist erstmal völlig irrelevant. Man muss doch zuerst prüfen, ob die Beobachtungen konsistent mit der Realität sind und die Schlussfolgerungen konsistent mit den Beobachtungen. Alles andere ist doch völlig uninteressant. Es würde mir niemals einfallen, den Quark eines Autors als “Werkstoff für den eigenen Geist” zu betrachten. Was mache ich denn, wenn das ein Vollidiot ist? Dann verblödet mich dieser “Werkstoff”.

Diesen Ansatz kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, aber er scheint für eine Mehrheit der Menschen gangbar zu sein. Denen kann man dann jeden Scheiß erzählen, und in der Folge sprengen sie sich z.B. in die Luft, oder töten Karikaturisten, oder begehen abscheulichste Verbrechen in Syrien und Irak, weil der “geistige Werkstoff” ihr “Denken verändert”.

Letztens habe ich so einen Honk im Fernsehen gesehen. Der sagte in die Kamera: “Allah ist glücklich, wenn du Knast gehst.” Er wollte damit sagen, dass ein “Gläubiger”, der religiös motivierte Straftaten begeht und darob in Konflikt mit der Justiz gerät, dennoch richtig handele, da seine Taten nach höheren Maßstäben bewertet würden und zwar positiv.

Kann sein, kann aber auch nicht sein. Inwieweit ist das alles einem friedvollen Zusammenleben zuträglich? Das ist etwas, das man sehr wohl empirisch erfassen kann, da man das reale Verhalten solcher Individuen beobachten kann. “An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen”, schrieben andere Religionsbegründer.

Daher kommt wahrscheinlich auch diese schwachsinnige Herumzitiererei, wo man wortwörtliche Textpassagen übernimmt, was mitunter zu diesen albernen Doktortiteln und Plagiaten führt. Das habe ich in wissenschaftlichen Texten noch nie gesehen. Da erklärt man einfach einen Gedankengang, und nimmt kurz Bezug auf Veröffentlichung anderer, deren Resultate man benutzt.

(Wobei es auch da Leute gibt, die Resultate faken. Allerdings kann ich nicht verstehen, warum die das tun, denn sowas muss rauskommen und kommt auch raus. Es gibt nämlich eine beobachtbare Realität, ganz gleich, was irgendwelche postmodernen Relativisten einem erzählen wollen.)

Da war zum Beispiel dieser Physiker, der “N-Strahlen” entdeckt haben wollte. Anstatt den “geistigen Werkstoff” zu absorbieren, hat Robert Wood das Aluminiumprisma entfernt, das angeblich ein Spektrum der N-Strahlen erzeuge, und damit die ganze Geschichte als Betrug enttarnt.

Es tut mir leid, wenn ich so wenig Respekt vor Geisteswissenschaftlern und deren “Methoden” an den Tag lege. Niemand mag das Gefühl, nicht respektiert zu werden. (Auch so eine empirische Beobachtung meinerseits.)

Aber ich kann einfach nicht verstehen, wie man auf die Idee kommen kann, allein aus Vernunftgründen auf korrekte Schlüsse über die reale Welt kommen zu wollen.

Reicht denn das unsagbare Leid, das roter und brauner Sozialismus über die Menschen gebracht haben, nicht aus, um solche Denkansätze für immer zu diskreditieren?

Was für Idioten sind eigentlich Wirtschaftswissenschaftler, die ständig von inhärent stabilen Finanzmärkten sprechen, wenn sie nur unreguliert sind, um dann eine Finanzkatastrophe zu erleben, und sich dann nicht einmal fragen, ob vielleicht ihr ganzer Denkansatz komplett bescheuert ist, wenn sie nicht einmal so einen Knall voraussagen können?

Nehmen Sie das mal als Anregung, darüber nachzudenken, warum es einen so tiefen Graben zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern gibt.

Ich weiß, die übliche Verächtlichkeit, die auch ich an den Tag lege, ist wenig geeignet, auf der Gegenseite Bereitschaft und Offenheit gegenüber neuen Ideen zu erwecken. Auch das ist eine empirische Beobachtung.

Man muss auch nicht für alles eine Theorie haben, es sei denn, sie erlaubt es einem, korrekte Vorhersagen zu machen.

Marx hatte seine Theorie von der historischen Entwicklung der Gesellschaft, und ich habe in der Schule einen Text aus der DDR vorgelegt bekommen, in dem der Marxismus als “wissenschaftliche Lehre” bezeichnet wurde. Lauthals habe ich gelacht, und ein paar Monate später war’s auch vorbei mit der DDR.

Und was für ein Dreck war diese “Theorie”…

Ironischerweise konnte man von Marx lernen, wie der Kapitalismus funktioniert, nicht aber, wie der Kommunismus auszusehen hätte…

Warum versuchen denn alle, sich als “Wissenschaftler” auszugeben? Warum soll der Marxismus eine “wissenschaftliche Lehre” gewesen sein? Warum werfen Eso-Spinner mit pseudo-wissenschaftlichen Termini um sich? Warum bezahlen Konzerne Unmengen für “wissenschaftliche Studien”, die in ihrem Sinne ausgehen?

Ganz einfach. Weil die wissenschaftliche Methode der Goldstandard des menschlichen Wissens ist und jeder das weiß. Die Wissenschaft kann nicht viel erklären, aber was sie erklärt, erklärt sie meistens korrekt und im Einklang mit der beobachteten Wirklichkeit.

Die Phantasie des Menschen ist ziemlich vielfältig; ich würde zögern, sie “unendlich” zu nennen.

Aber die Straßenkarte ist immer noch etwas anderes als die Straße, und wenn da eine Wiese ist, wo laut Karte eine Straße sein sollte, dann glaube ich der Wiese und nicht der Karte, auch wenn die Karte eines anderen ein schöner “Werkstoff” ist, der meinen Blick auf die Welt der Straßen verändert und beeinflusst.

Tut er auch, aber was nutzt es, wenn gar keine Straße da ist, wo laut Karte eine sein sollte?

Sorry für den langen Kommentar.


Dirk S
13.4.2015 11:02
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@ Hadmut

> @Dirk S: Das kann ich Dir sagen.

Ah, danke, so ergibt das Sinn und ich bin wieder etwas schlauer. Blöd nur, dass das anscheinend keiner bei der BW Pressestelle wusste…

Dankende Grüße,

Euer Dirk


supporter
25.7.2015 13:19
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Es gibt nicht nur Studenten, die im Text mit Kulis rumwerkeln könnten. Die “Besten” des SED-Regimes & Ihre Angehörigen leben u. lebten in der Hauptstadt Berlin; viele davon wollten die sog. höhere Bildung (Abi, Diplom, Dr., Habilitation, Prof.). SED-Bonzen waren aber oft nur viele und vernetzt und ohne Skrupel, andere zu denunzieren oder fertig zu machen, um ihre Stellen einzunehmen. Die Staatsbibliothek war in der Hauptstadt der DDR Berlin ein Ort, an dem die SED-Typen ihre oft fragwürdigen “Arbeiten” hinterlegen mussten. Die sind oft gespickt mit dummem SED-DDR-Gelaber; + heute denen nicht nur peinlich (vgl. Dr. Bruno Flierl), sondern die geben Ein- blick, wie verblödet viele der sog. wiss. Arbeiten nicht nur in Fächern mit leicht politisierbarem Einschlag in der DDR waren.
Da kommt eine Profx gerade recht als Alibi für rausgefetzte Seiten und Geschwärztes, Gestohlenes! Profx = der Ablenker an der Hum- boldt-Uni, der offenbar vergessen macht, was in anderen HU-B-Sektio- nen noch immer als Dozent wirken darf: solche, die wichtige Teile ihre Humboldt-Uni-Karriere mit Förderung von Genossen(innen) machten! Einige davon betätigen sich aktuell als Sprachforscher incl. histo-risch-ästhet. Touch (Zeitstrahl usw. 1 eye behind u. 1 forward…); anscheinend ohne auch nur 1Mal ihre dämliche Propaganda-Sprache u. z.B. ihre Wende vom Genossen-Du zum Sie in der Sprache an der HU-B psycholog.-histor. auch nur zu erwähnen.