Ansichten eines Informatikers

Schweden?

Hadmut
27.6.2014 22:50

Ich hab gerade beim Aufräumen von Material noch was über angebliche Zustände in Schweden gefunden, was inhaltlich zum Blog-Artikel über die FES-Veranstaltung passen würde.

Ich weiß leider nicht mehr, wer mich darauf gebracht hat. Es geht um ein Video über Schweden, auf das mich irgendwer mal aufmerksam gemacht hat oder auf das ich irgendwo mal einen Link gesehen habe.

Das Problem daran: Der Film ist von CBN News. CBN ist das „Christian Broadcasting Network” und beschreibt seine Nachrichten selbst als aus einer christlichen Perspektive (also sehr gefärbt). Ich kann christlich (oder überhaupt religiös) modifizierte Meldungen und Blickwinkel nicht leiden, da kommt selten (oder nie) etwas Gutes heraus. Ich kenne den Sender leider selbst nicht und kann nicht einschätzen, ob der eher sowas wie CNN oder eher sowas wie Fox News darstellt. Das Video ist also mit großer Vorsicht und Skepsis zu behandeln. Ich habe mir überlegt, ob man sowas überhaupt bloggen soll, wenn man selbst den Sender nicht einschätzen kann. Andererseits werde ich nie Feedback und Informationen bekommen, wenn ich es nicht anspreche.

Es geht in dem Video (und darin liegt der Bezug zu der FES/SPD-Veranstaltung, über die ich vorgestern berichtet habe) darum, dass man in Schweden mit dem Vorwurf „Nazi” jeden gesellschaftlich umbrächte, der nicht der Einheitsmeinung kritiklos folgte. Leider habe ich von Schweden auch keinerlei Ahnung und war dort noch nie, kann das also auch überhaupt nicht einschätzen. Mir hat aber mal ein Mann, neben dem ich im Theater zufällig saß und mit dem ich ins Gespräch kam, erzählt, dass er vor 20 oder 30 Jahren nach Schweden ausgewandert sei und er nun wieder nach Deutschland zurückmigriere, weil die Zustände dort inzwischen unerträglich seien. Was der mir erzählte, deckte sich ziemlich mit dem Bericht, aber ich habe keine Ahnung, wer das war.

Deshalb frage ich einfach mal in die Runde:

  • Was ist von CBN News zu halten?
  • Was haltet Ihr von dem Video?
  • Kann das jemand mit Schweden-Kenntnissen bestätigen oder als falsch eruieren?
  • Weiß jemand, wo das politisch herkäme?

48 Kommentare (RSS-Feed)

anonKlaus
27.6.2014 23:46
Kommentarlink

Naja, stark pointiert ist das Video schon. Um nicht zu sagen Kimmel-Taktik. 🙂

Gegründet wurde der Sender offenbar von dem vielbeschäftigten https://en.wikipedia.org/wiki/Pat_Robertson#Controversies_and_criticisms
Damit ist die Intention dieses Senders erkennbar..


kokko
28.6.2014 0:02
Kommentarlink

Oh wow.
“Wir hatten ein wunderschönes Land… aber dann kamen die Ausländer!”
= komplexe Probleme der Gesellschaft und die ganz einfache Lösung zu all diesen Problemen

Aber ja
politisches Versagen bzgl Einwanderungs”politik”
(=> [auch ideologisch motiviertes] einfach Türe für jeden aufmachen)

+

linker political-correctness-“Toleranz”-Staat
(=> wenn sie unsere Sprache nicht lernen wollen dürfen wir sie nicht dazu zwingen)

= fail


Hadmut
28.6.2014 0:07
Kommentarlink

@kokko: Mir ging’s eigentlich nicht um die Frage, ob man die Aussagen darin gut oder zustimmenswert findet, sondern ob das mit dieser political correctness dort wirklich so ist.


Joe
28.6.2014 0:18
Kommentarlink

Das beschriebene Klima der Angst in Deutschland auch längst angekommen. Das ist unter anderem der Grund, warum ich bewußt auf ein ef-Abonnement verzichte. Die Gefahr auf Todeslisten irgendwelcher Linksextremisten zu geraten, ist mir da schlicht zu groß.

Bei Schweden sehe ich den Vorteil, daß es mit der Vorwegnahme von Entwicklungen noch gut als abschreckendes Beispiel dienen kann. Daß mit Schweden was nicht stimmt, war mir in der Sekunde klar, als Julien Assage wegen eines Kondoms per Interpol gesucht wurde…


Hadmut
28.6.2014 0:21
Kommentarlink

@Joe: Mir ging’s eigentlich nicht um die Frage, ob man die Aussagen darin gut oder zustimmenswert findet, sondern ob das mit dieser political correctness dort wirklich so ist.


kokko
28.6.2014 0:37
Kommentarlink

Hadmut
28.6.2014 0:07

sondern ob das mit dieser political correctness dort wirklich so ist.

War denn nicht Schweden bzgl Feminismus der kleinere noch nicht ganz so schlimme Cousin von Norwegen… ohne eine gehörige Portion political correctness wäre dies gar nicht möglich.

Man erinnere sich an Sachen wie
feministische Filmrating
http://www.filmstarts.de/nachrichten/18481327.html

geschlechtsneutrale Erziehung und geschlechtsneutrales Pronomen
http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/schweden-als-vorreiter-der-geschlechtsneutralen-erziehung.html

-Prostitutionsverbot
-Erziehungsurlaub für Männer
-hatte glaube auch mal so ne Doku gepostet wo das Patriarchat angeblich gezielt satanistische Netzwerke zur Unterdrückung/gewalttätigen Unterdrückung der Frauen unterhält – war wenn ich mich recht erinnere auch Schweden


Joe
28.6.2014 0:46
Kommentarlink

Mir ging’s eigentlich nicht um die Frage, ob man die Aussagen darin gut oder zustimmenswert findet, sondern ob das mit dieser political correctness dort wirklich so ist.

Darüber, ob die Aussagen zustimmenswert sind, habe ich mich doch gar nicht geäußert, sondern einen ganz spezifischen Teil des behaupteten Szenarios (ob es nun real existient oder nicht) mit der Situation im eigenen Land abgeglichen. Ansonsten ist es bei allen Zukunftsprognosen immer so, daß sie eben unsicher sind. Die behauptete Entwicklung in 15 Jahren kann eintreten oder auch nicht.

Wirklich stichhaltige Auskünfte könntest Du eh nur von nativen Schweden bekommen, denn die Erfahrungen von Auswanderern sind immer gefärbt. Dem stehen allerdings zwei Dinge im Weg:

Die in einem deutschen Blog auf deutsch verfaßte Fragestellung. (Sowas funktioniert am ehesten in den USA, wo alle die gleiche Sprache sprechen.)

Wenn die behaupteten Zustände stimmen, wird sich aufgrund des Verfolgungsdrucks kaum ein Schwede dazu öffentlich äußern. (Ist ja eine der Grundursachen für die Reformunfähigkeit aller totalitären Systeme.)


aristo
28.6.2014 0:50
Kommentarlink

Mir ging’s eigentlich nicht um die Frage, ob man die Aussagen darin gut oder zustimmenswert findet, sondern ob das mit dieser political correctness dort wirklich so ist.

Das scheint in Schweden wirklich so zu sein. Ich spreche nicht aus eigener Erfahrung, sondern gebe nur wieder was mir Bekannte, die in Schweden leben, erzählen.


Emil
28.6.2014 1:07
Kommentarlink

Die Schweden haben sogar einen eigenen Begriff für den gesellschaftlichen Konsens, gegen den man nicht verstoßen darf: Jantelagen.

http://www.fiket.de/2006/05/07/wort-der-woche-jantelagen/

Im Sprichwort lagom är bäst (genau richtig ist am besten) deutet sich aber schon an, wie das an sich bewundernswerte Prinzip, dass alle Menschen sozial gleich sind, sich ins Negative wenden kann.

Das geschieht dann, wenn der Wunsch, nicht herauszuragen, nicht nur auf sich selbst angewendet wird, sondern zur Norm wird, gegen die man nicht verstoßen darf. Die Tendenz, nicht aufzufallen, und alles, was nicht konform ist, misstrauisch zu beäugen, gibt es in der schwedischen Gesellschaft und trägt auch zum Gemeinschaftsgefühl der skandinavischen Länder bei.

Am besten tritt der Einfluss des Jantelag in Diskussionen zutage. Es ist generell unangemessen, laut zu reden oder das Gespräch an sich zu reißen. Es wird diskutiert bis zum Konsens und man merkt oft, dass Leute mit ihrer wirklichen Meinung nicht herausrücken. Denn wenn man auf seiner eigenen Meinung beharrt und sie vehement verteidigt, wirkt man nicht nur äusserst unhöflich, sondern bringt seine Gesprächspartner in Bedrängnis, weil ihnen diese Situation fremd ist.


Hadmut
28.6.2014 1:13
Kommentarlink

Das ist ja ganz fürchterbar.


Manfred P.
28.6.2014 1:15
Kommentarlink

Ist es in Schweden nicht strafbar, wenn eine Frau sich nach dem Sex unwohl fühlt?

Zumindest wurde das nach der Geschichte um Assange in amerikanischen Medien kolportiert, dass eine Frau einen Mann in Schweden anzeigen kann, wenn er verursacht, dass sie sich beim oder nach dem Sex unwohl fühlt.

Kann das aber nur ungeprüft wiedergeben, gebe keine Gewähr dafür, dass das wirklich stimmt.


aristo
28.6.2014 1:18
Kommentarlink

Letzten Kommentar bitte löschen. Irrtum!

Ich finde das Blog klasse. Forschungsmafia ruht ja im Moment.


Hadmut
28.6.2014 1:24
Kommentarlink

> Forschungsmafia ruht ja im Moment.

Mir reicht momentan einfach die Zeit nicht mehr. Andere Dinge türmen sich schon zu sehr auf und Freizeit bleibt praktisch gar nicht mehr übrig. Das Thema Feminismus nimmt mir einfach zu viel Zeit weg.

Andererseits habe ich gelegentlich den Eindruck, dass ich zur Forschungsmafia gesagt habe, was zu sagen war. Da scheint sich nicht mehr viel neues zu tun und die allgemeine Kriminalität akzeptiert und zur Normalität erhoben worden zu sein.


Emil
28.6.2014 1:38
Kommentarlink

Hier noch ein Blog-Eintrag einer in Schweden lebenden Deutschen zum Thema “Jantelagen”, der einige der im Film gemachten Aussagen bestätigt:

Fuck you, Jantelagen

http://lussekattsliv.se/fuck-you-jantelagen/

Das Jantelagen ist ein Grundpfeiler der schwedischen Gesellschaft. Die Kurzversion lautet so: “Halt die Fresse und pass dich an.” Im Alltag bedeutet dies vor allem, nicht aufzufallen. Es bedeutet, möglichst keine innovativen Gedankenmuster zum Besten zu geben und, ganz wichtig: seine Individualität so gut wie möglich zu verbergen. Es ist zwar erlaubt, die aktuelle Meinungsmode zu kopieren (zur Zeit wären dies: Feminisumus, Genusdebatte, Netzhass und Rassismus) aber selbst eine Meinung zu äußern, die davon abweicht ist nicht gesellschaftskonform und wird erbittert verfolgt. Toleranz? Fehlanzeige.

Ich bin, aufgrund meiner Herkunft, sehr sensibel was Massendenken angeht. Ich sehe die Gefahr darin, dass Menschen es nicht wagen, ihre Meinung zu äußern, weil sie von dem abweicht, was aktuell in den Medien als richtig deklariert wird. Fast täglich ist in Blogs und in den Kommentarspalten der Presse zu verfolgen, wie Menschen die ihre Ansicht äußern, verhöhnt, verfolgt und gemobbt werden. Resultat: die Gegenstimmen werden leiser und verstummen irgendwann ganz. Na? Kommt das jemandem bekannt vor?


Herbert
28.6.2014 1:55
Kommentarlink

ich kanns nur noch einmal empfehlen: Ayn Rand


Svenska
28.6.2014 2:12
Kommentarlink

Schweden bestritten mir gegenüber einerseits, dass es Jantelagen in der beschriebenen Ausprägung gibt, geben aber andererseits immer zu, dass man sich ungefähr doch so verhält, wie dort beschrieben. Mir fällt oft auf, dass Mittelmaß das Maß der Dinge ist, was dazu führt, dass alle gleich sind – und irritierenderweise ist niemand besser als die anderen. Insbesondere nicht Einwanderer gegenüber Schweden oder umgekehrt. Niemals

Zu meinem Hintergrund: Ich lebe im Uni-Elfenbeinturm in einer kleineren Stadt und habe viel Kontakt zu anderen Ausländern, kann aber Schwedisch. Am Lehrstuhl selbst gibt es kaum Schweden.

* Was ist von CBN News zu halten?
Keine Ahnung, noch nie von denen gehört.

* Was haltet Ihr von dem Video?
Etwas über-, aber nicht an den Haaren herbeigezogen. Die Brennpunkte (d.h. die drei großen Städte) und die politische Situation kenne ich allerdings nicht, den Nachrichten nach ist es dort aber deutlich heftiger.

Da die Immigranten bevorzugt in den Süden gehen und in Malmö landen, ist das die Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate und da Schweden Konfrontationen lieber meiden, ziehen sie langsam weiter nordwärts, was die Probleme weiter verstärkt. Da sind teilweise nur noch Immigranten unter sich.

Nachrichten schaue ich nur sehr selten, das macht noch weniger Spaß als in Deutschland. Da wird man regelrecht desillusioniert, weil ständig über Gewalt und Tod berichtet wird (Schlägereien in Schweden, Krieg in der Ukraine, …), während das in Deutschland alles etwas weichgespülter ist. Das stumpft ab.

* Kann das jemand mit Schweden-Kenntnissen bestätigen oder als falsch eruieren?
Datenschutz in Schweden ist deutlich schwächer als in Deutschland, was solche Anfragen von “Expressen” (vergleichbar Bild) möglich und glaubwürdig macht. Außerdem läuft sehr viel zwischenmenschlich, besonders in den ländlicheren Gebieten, d.h. auch die Variante mit dem “der Postbote/der Nachbar sieht” ist plausibel.

* Weiß jemand, wo das politisch herkäme?
Nein, aber es ist eine Folge eines überzogenen “alle sind gleich”-Denkens, welches in der schwedischen Mentalität tief verankert ist. Das ist ja auch das Grundprinzip eines Sozialstaats, für den Schweden bekannt ist (siehe auch “folkhemmet”, das Volksheim).

Bewerbungen mit Foto werden inzwischen direkt aussortiert (damit der Personaler nicht unterbewusst nach Schönheit sortiert) und inzwischen wird auch empfohlen, den Namen auf der Frontseite wegzulassen (damit nicht ausländisch klingende Namen benachteiligt werden). Im Gegenzug dazu ist es bei Bewerbungen üblich, Referenzpersonen anzugeben, die auch tatsächlich immer angerufen werden, um Informationen über einen potentiellen Bewerber zu erfahren, die nicht in einer Bewerbung stehen. Das gilt insbesondere auch für den vorherigen Arbeitgeber! Ein “ist Rassist” reicht daher für sozialen Rufmord ohne Nachweis aus, und auch wegziehen hilft nicht.

Die Diskussion mit “hen” als Gegenstück zu “han”/”hon” (er/sie) gibt es zwar, aber auf der Straße benutzt das kaum jemand. Zumindest nach dem ESC ist mir das nicht wirklich aufgefallen und in Diskussionen stellte sich raus, dass einige das Wort nicht kannten.

Auf der anderen Seite gibt es neben “mammaledig” (Mutterschaftsurlaub) auch “pappaledig”, und die Maximalzeit gibt es nur, wenn beide Elternteile ihren Anteil auch nehmen, als Anreiz.

Dieses Prinzip findet man relativ häufig – man wird nicht bestraft, anderer Meinung zu sein, aber man kriegt Vorteile, wenn man es nicht ist. Womit wir wieder beim Jantelagen wären: bloß nicht auffallen.


no
28.6.2014 4:10
Kommentarlink

Es gibt eine Doku von arte mit Namen “Das neutrale Geschlecht”.

Sehr sehenswert, aber leider nicht mehr auf youtube verfügbar – nur noch auf arte zu kaufen, wie ich annehme.

Da arte unverdächtig scheint und der Tenor der Doku pseudoskeptisch ist, solltest Du Dir diesen Beitrag auf jeden Fall ansehen (denn die ganze Gender-Ideologie geht auch dort irgendwie nach hinten los).

Erstaunlich, daß Du noch nichts von der “schwedischen Welt” gehört hast.


Michael
28.6.2014 5:55
Kommentarlink

“Jantelagen”
Ach Du Exkrement. Dieses Jantelagen sieht und spührt man in der DDR 2.0 auch immer mehr. Per AGG z.B. wurde so eine Art Jantelagen auch schon gesetztlich fixiert und muß, so man im sozial(istisch)en Bereich arbeitet unterzeichnet werden, oder es kommt gleich in den Arbeitsvertrag. Und dann z.B. die heiligen Kühe von Schwulen und Lesben, die sich bei jedem Hauch der Kritik an ihrer Heiligkeit zum vom verfolgten Opfer stilisieren inkl. der Hexenjagd der Medien.


Gerd
28.6.2014 7:06
Kommentarlink

Der Vergleich mit Somalia ist natürlich daneben.

Ansonsten hat Schweden in der Tat massive Einwanderungsprobleme, mit stark steigender Kriminalität. Eigentlich ähnlich wie bei uns, und es ist richtig dass man nicht darüber sprechen darf, ohne Nachteile zu haben.

Viele Schweden sind schon lange in innerere Emigration, oder verlassen das Land ganz. In Deutschland gilt es immer noch als Vorbild, was schon Jahrzehnte vorbei ist.


vortex
28.6.2014 8:20
Kommentarlink

“eher sowas wie CNN oder eher sowas wie Fox News darstellt”

Also ich seh’ den Unterschied nicht.


basti
28.6.2014 11:32
Kommentarlink

Schweden ist so schlimm das es jetzt einen Radio Sender in Daenemark gibt auf dem Schweden frei Kritik ueben koennen ohne verfolgt zu werden…schlimm schlimm.


Hadmut
28.6.2014 11:33
Kommentarlink

> einen Radio Sender in Daenemark gibt

Wie heißt der?


basti
28.6.2014 11:56
Kommentarlink

Radio24syv, das Programm soll” Danmarks Roest “heissen, ab Juli geht es los.


Georg Caltern
28.6.2014 12:21
Kommentarlink

Ich habe zu Beginn der Assange-Affäre (muss so Frühjahr 2011 gewesen sein) mal einen Kollegen aus Schweden während des Abendessens zur Rechtslage dort befragt.
Als ich anschließend meinte, dass ich unter den gegebenen Umständen froh sei, dass nicht ich nach Schweden musste (sondern er nach D) wurde er ziemlich …äh… undiplomatisch. So in der Art, dass die Schweden gerne auf den Besuch von Vergewaltigern und Nazis verzichten würden.
Ok, wir hatten da schon ein oder zwei Bierchen intus, aber definitiv keine drei oder vier Bierchen und nein, er hat mich nicht direkt als Vergewaltiger und Nazi bezeichnet, aber sein Gesichtsausdruck hat Bände gesprochen. Er hat auch am nächsten Tag keinerlei Anstalten gemacht seine Ausfälligkeiten zu relativieren. Als ich dann so gegen 10:00 Uhr anmerkte, dass ich unter den gegeben Umständen bevorzugen würde, wieder als “Mr Caltern” angesprochen zu werden, hatte er noch die Chupze eingeschnappt zu sein.


Fredi
28.6.2014 13:09
Kommentarlink

Jantelagen besagt insbesondere, dass man sich nicht für besser, klüger und gelehrter halten soll als andere. Daher behält man seine privaten Ansichten zu Politik, Gesellschaft und Religion für sich und versucht auf gar keinen Fall, andere davon zu überzeugen. Als Deutscher tendiert man ja, besonders wenn man radikalere Ansichten vertritt, eher dazu, niemals nie nicht auch nur eine Sekunde die Klappe zu halten und alle um einen rum ständig missionieren zu wollen (während man gleichzeitig jammert, dass die Meinungsfreiheit abgeschafft sei). Das ist absolut verpönt im Norden.
Ich würde es weniger als Angst bezeichnen sondern eher als Respekt vor seinen Mitmenschen.


Hadmut
28.6.2014 13:32
Kommentarlink

> Ich würde es weniger als Angst bezeichnen sondern eher als Respekt vor seinen Mitmenschen.

Und ich als Respektlosigkeit gegenüber dem, der gelehrter ist.


Fredi
28.6.2014 14:41
Kommentarlink

Als Außenstehender ohne Verständnis von Jantelagen mag einem das so vorkommen.
Woher soll eine denn Person wissen, wer die gelehrtere Person ist? Indem man mit ‘missionieren’ anfängt, geht man implizit davon aus, dass man Recht hat und es besser weiß als die andere Person. Das kann man unter Freunden die man wirklich gut kennt vielleicht wissen, aber Fremden unterstellt man damit Dummheit oder Unwissenheit, und das wird eben als unhöflich angesehen. In einer Diskussion mit Fremden (zum Beispiel auf der Arbeit) führt das Jantelagen dann dazu, dass jeder ständig seine eigene Position genauso kritisch betrachtet wie die der anderen und nicht darauf beharrt und alles andere ignoriert, da man sich nicht für fehlerlos halten soll.
Dass ‘Missionierung’ jeglicher Art in Skandinavien nicht gerne gesehen wird geht wohl auch auf die Zwangschristianisierung Skandinaviens zurück.


Hadmut
28.6.2014 14:45
Kommentarlink

> Woher soll eine denn Person wissen, wer die gelehrtere Person ist?

Das kann man lernen, indem man so redet, dass der andere es nachprüfen kann, und der andere es auch nachprüft. Setzt auf beiden Seiten gewisse Mindestfähigkeiten voraus, die früher in der Schule vermittelt wurden, heute aber nicht mehr.


Kreuzweis
28.6.2014 16:17
Kommentarlink

“Mindestfähigkeiten voraus, die früher in der Schule vermittelt wurden, heute aber nicht mehr.”

* Logisches und sylogisches Denken.
* Mut zum eigenen Urteil – gegen jeden Gruppendruck. (de.wikipedia.org/wiki/Konformitätsexperiment_von_Asch)
* Wissen um die Dummheit der Mehrheit.

Stattdessen heutzutage und besonders in Schweden: sozialistische Indoktrination von der Wiege bis zur Bahre.

Ich hatte noch das Glück, noch Vor-68er-Lehrer gehabt zu haben aber auch schon die ersten 68er und kann daher rückblickend vergleichen. Die Old-School-Lehrer hatten einfach mehr auf dem Kasten, eine tiefere Bildung – und waren durchweg Orginale. Einer der prägenden Sinnsprüche war:
“Wo die Antithese verboten ist, ist auch die These nicht viel Wert”

Es wunderte mich nicht, wenn auch Ibsen (Norwegen war mal schwedisch) bereits auf dem schwedischen Index der unerwünschten Autoren wäre, denn er hatte eine “unterdrückerische” Gesinnung:

“Die Mehrheit hat nie das Recht auf ihrer Seite. Nie, sag’ ich! Das ist auch so eine von den gesellschaftlichen Lügen, gegen die ein freier, denkender Mann sich empören muß.” – Henrik Ibsen, Ein Volksfeind.
“Der gefährlichste Feind der Wahrheit und Freiheit bei uns – das ist die kompakte Majorität.” – ebenda

Ich kann mir nicht vorstellen, daß solche Lebensweisheiten aus klügeren Zeiten, heute noch in den Schulen gelehrt werden:

“Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.” – Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

“Die Majorität hat viele Herzen, aber ein Herz hat sie nicht.” – Otto von Bismarck, Rede im Deutschen Reichstag, 12. Juni 1882

“Die Mehrheit? Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen. Der Staat muß untergehen, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.” – Friedrich Schiller, Demetrius (I)

“Nichts ist widerwärtiger als die Majorität; denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich anpassen, aus Schwachen, die sich angleichen, und der Masse, die nachtrollt, ohne im mindesten zu wissen, was sie will.” – Johann Wolfgang von Goethe: Maximen und Reflexionen, Über Naturwissenschaft 4

“Seit Adam waren stets die Dummen in der Mehrheit.” – Casimir Delavigne, Epîtres


Oliver K
28.6.2014 16:18
Kommentarlink

@Fredi: “Daher behält man seine privaten Ansichten zu Politik, Gesellschaft und Religion für sich und versucht auf gar keinen Fall, andere davon zu überzeugen.”

Was sind denn “private Ansichten”? Doch was alles, was nicht “offiziell” verlautet wurde, also alles, was nicht als “Konsens” festgestellt wurde? Also “Respekt vor dem Mitmenschen” bedeutet, diesen nur den allgemein akzeptierten Schwachsinn zum Frass vorzuwerfen?

Solche Techniken wie “Jantelagen” sind im wesentlichen Herrschaftstechniken, die Widerspruch verhindern — denn Widerspruch ist immer “privat” in diesem(!) Sinne, darf also nicht ausgesprochen werden.

Ich erinnere mich noch an die ersten feministischen Seminare an der Uni (damals war man ja noch naiv), wo dann auch derartiges “wir sprechen ja alle schoen miteinander” aufkam, was immer auf ganz banale Manipulation durch die Seminarleiterin herauskam (die eben gleicher ist als die anderen). Sobald mal ein nicht-konformes Argument aufkommt, dann wendet man “Jantelagen” an (nicht natuerlich auf die eigenen Ansichten — die sind ja offiziell).

Die einzige Form des Gespraechs, auf die es ankommt, ist die, die sich in irgendeiner Form auf Wahrheit bezieht. In einer Diskussion heisst dies, das Richtigkeit und Falschheit zentrale Kategorien sind. Viele Menschen, die eben sich auf ihre blosse “Meinung” was einbilden, fangen an zu kreischen, wenn man ihnen mit “Wahrheit”, richtig und falsch kommt, das waere ja total undemokratisch. Dabei wuerden sie erst dadurch zu Personen werden. Schon Adorno hat irgendwo mal gesagt, dass kaum einer mehr ein wirkliches Recht haette, “Ich” zu sagen, da der Kern der Person, das Wahrheitsempfinden, nicht mehr vorhanden waere, und es nur noch, in der verwalteten Welt, um Affirmation des Bestehenden ginge (z.B. jenes Jantelagen).

Zu Schweden: Meine persoenliche Erfahrung ist, dass es da nur zwei Typen von Menschen gibt — grosse Schweiger (die aber meistens auch nicht widersprechen, wenn’s um politische Korrektheit geht), und karrieregeile Typen, die sich sonstwas auf ihr “egalitaeres” Schweden einbilden, und die uebelsten Rechthaber sind, die ich kenne (Maenner und Frauen). Von wegen “Jantelagen” — wenn einer abweicht, dann aber feste drauf.


Hadmut
28.6.2014 17:04
Kommentarlink

> Ich erinnere mich noch an die ersten feministischen Seminare an der Uni

Oder an die Veranstaltungen der Piraten, wo das Äußern jeder Andermeinung per Hausordnung verboten werden sollte.


Sexualtherapeut
28.6.2014 19:04
Kommentarlink

Schweden ist das mahnende Negativ-Beispiel was passiert, wenn der “politischen Korrektheit” wegen, wichtige gesellschaftliche Diskussionen unterdrückt werden. Unter dieser Decke der “politischen Korrektheit” brodelt dann verstärkt ein auszubrechen drohender Vulkan. Das Nachbarland Dänemark ist dagegen das Positiv-Beispiel von einer Gesellschaft die ihre Probleme offen diskutiert, weil es weitgehend frei von “politischen Korrektheit” ist. (Was nicht heißen soll, dort sei alles perfekt.)


aonnyym
28.6.2014 19:25
Kommentarlink

@Georg Ja, das mit dem Mr ist einem Schweden gegenüber ein Affront. Da gilt das du, es sei denn, man redet mit einem extrem höher gestellten, wie dem König.

“aber Fremden unterstellt man damit Dummheit oder Unwissenheit, und das wird eben als unhöflich angesehen”

Aber die meisten sind nunmal dumm und unwissen, zu dumm und unwissend um das zu begriefen, so dass sie den Hinweis darauf unter Strafe oder soziale Ächtung stellen. Das kanns ja auch nicht sein.


_Josh
28.6.2014 23:44
Kommentarlink

@Herbert:

ich kanns nur noch einmal empfehlen: Ayn Rand

Danke, Nein. Gelesen, für überaus asozial und beschränkt befunden und für ‘n Euro beim nächsten Antiquariat verscheuert.

Reicht völlig, die Rand-Fanboys beim Ami zu wissen.


jan
29.6.2014 1:48
Kommentarlink

@hadmut

Auch wenn ich schon ne ganze weioe nichtbmehr mitglied der Pirate bin.

Nicht alle über wineh Kamm scheren.

Ein Problem ist das man als liberale Partei geszartet ist, fortschrittlich seih wollte, und eben vergessen hat eine ArtbKodex sichbzurecht zu legen.

Sprich als mindestmass die netigpquette zu haben.
Es gab keine und es gibt keine schutzbarrieren gegen u-boote.

Es gab vor dem BPT in Neumünster definitiv Versuche von rechtsaussen die Piraten zu unterwandern.

Damals war es gut das es eine Piraten antifa gab. Die hat das gut verhindert.

Wir erinnern uns, der damalige Pirat war ein nerd, der hat dummes zeug ins Killfile gekippt.

Eichhörnchentoilletten waren mal ein Spass,
Eine sache mit der man sich über andere lustig ma hen wolte, und auch hat.

Und auch wenn ich vom Thema abgleite,
Ich würde mich freuen wenn du zum Thema Zensur bei den Piraten deutlicher werden könntest.
Ich will zu gern wissen wer die ideale verraten hat.
Und vor qllem wie es technisch möglich war.


Hadmut
29.6.2014 10:42
Kommentarlink

> Ich würde mich freuen wenn du zum Thema Zensur bei den Piraten deutlicher werden könntest.

> Ich will zu gern wissen wer die ideale verraten hat.

Ganz einfach: Feministen. Antifa. Und die Piraten, die Feministen und Antifa geduldet haben.

> Und vor qllem wie es technisch möglich war.

Du denkst zu kompliziert.

In den Parteimedien (z. B. Flaschenpost) sind an den Redaktionen Leute beteiligt, die auf den offiziellen Redaktionslisten nicht auftauchen. Das geht alles per E-Mail, deshalb kommt man auch nicht hinter die Pseudonyme. Und die Redaktionsmailinglisten sind geheim, da können Mitglieder nicht reinschauen. Wenn es dann heißt, Mitglied X hat ein tolles Thema, oder über Y könnten wir mal berichten oder das Thema Z diskutieren, selbst wenn es noch so „piratig” wäre, dann sagt die Politit-Offizieren „Nein”, weil X irgendwann mal eine feminismuskritische Meinung geäußert hat, und X deshalb auf der schwarzen Liste gelandet ist.

Auf den Mailinglisten sind dann selbst einfache, neutrale Fragen zum Feminismus gar nicht erst aufgetaucht, auch bei mehrmaligem Posten nicht. Die Geschäftsführung hat zwar bestätigt, dass die Mailinglisten moderiert werden, weigerte sich aber zu sagen, wer die Moderatoren sind und wie man sie erreicht.

Die Vorgänge in der deutschen Piratenpartei gleichen denen in Schweden sehr.

Das Kuriose daran: In Schweden kämpft die dortige Piratenpartei gegen diese Gender-Diktatur. Die hiesige Piratenpartei betreibt die Gender-Diktatur.


Johanna
29.6.2014 9:51
Kommentarlink

@aonnyym: Recht haben Sie, wenn das von Georg geschilderte sich in Schweden abgespielt hätte. Und da zeigt sich ein Beispiel für “deutsches Jantelagen”:

Georg und sein schwedischer Kollege waren nämlich in Deutschland. Und hier gilt nunmal das “Sie” und “Herr/Frau X” als übliche Umgangsform. Auch für Leute aus Schweden. Der Hinweis auf andere Umgangsformen in Schweden entschuldigt lediglich vereinzelte Ausrutscher des schwedischen Kollegen, wenn er aus Gewohnheit in das ihm geläufigere Muster aus “Du” und “” abrutscht. Das kann vorkommen und man hat als Gastgeber darüber hinwegzusehen. Es berechtigt den (in diesem Beispiel) schwedischen Gast aber nicht, seine Gewohnheiten auch im Ausland als Norm anzusehen und dem jewiligen Gastgeber aufzuzwingen.

Etwas verallgemeinert: Unsere Gesellschaft ist schon in den 80er-Jahren dazu übergegangen, unter Hinweis auf “andere Kulturkreise” nahezu jedes konsequente oder gar systematische Fehlverhalten von Migranten zu dulden und jeden als “Rassisten” zu brandmarken, der diese Haltung ablehnt. Dies gilt sogar dann, wenn das Felverhalten im “anderen Kulturkreis” selbst als unangemessen angesehen wird.

Für uns in Deutschland mag die in Schweden vorhandene Haltung als “angepasst” oder gar als “Duckmäusertum” gelten. In Wahrheit haben wir aber schon seit Jahrzehnten unsere eigenen Leichen im Keller.


Georg Caltern
29.6.2014 11:09
Kommentarlink

@aonnyym

> Ja, das mit dem Mr ist einem Schweden gegenüber ein Affront

Wie Johanna bereits geschrieben hat: Ein Gast in meinem Land hat sich nach den sozialen Regeln meines Landes zu richten. Ich richte mich im Gegenzug gerne nach den sozialen Regeln seines Landes, falls ich nicht vermeiden kann es zu besuchen.

Im übrigen habe ich es als Affront empfunden, als Vergewaltiger bezeichnet zu werden. Und das nur weil das schwedische Gesetz gegen eine grundsätzliche Bedingung der Rechtsstaatlichkeit verstößt: Die Strafbarkeit einer Tat muss vor Begehen der Tat erkennbar sein.

Die Bezeichnung als Nazi ist hingegen in meinen Augen schon lange keine Beleidigung mehr für den so Bezeichneten, sondern die Entblößung des Bezeichners als intellektuell minderbemittelt und diskussionsunfähig. Die Nazi-Keule ist für mich die vorletzte Zuflucht der Dummen (deren letzte Zuflucht ist nach Heinlein die Gewalt).


Sexualtherapeut
29.6.2014 12:16
Kommentarlink

> Das Kuriose daran: In Schweden kämpft die dortige Piratenpartei gegen diese Gender-Diktatur. Die hiesige Piratenpartei betreibt die Gender-Diktatur.

Bitte in wie fern? Nachdem die Piratpartiet bei sich Frauenquoten einführte, war sie ebenfalls plötzlich weg vom Fenster der Wählergunst. Die Parteivorsitzende Anna Troberg findet es großartig, wie sich ihre feministische Partei mit Genderismus beschäftigt und gegen Sexismus vorgeht, unter dem die Partei intern angeblich leidet. Zudem ist die Partei im Europäischen Parlament Mitglied in der Gruppe der Grünen.


Hadmut
29.6.2014 12:23
Kommentarlink

> Bitte in wie fern?

In Schweden führen sie doch gerade die Meinungspolizei ein und irgendeinen Tageszeitung hatte Hacker engagiert, um eine Forenwebseite hacken zu lassen und herauszufinden, wer die migrationskritischen Kommentatoren sind, um sie an den Pranger zu stellen.

Die schwedischen Piraten haben sich darüber beschwert, dass Anonymität und Meinungsfreiheit angegriffen werden.

Sie haben es so gewollt – jetzt haben sie’s.


O.
29.6.2014 12:31
Kommentarlink

” Die Geschäftsführung hat zwar bestätigt, dass die Mailinglisten moderiert werden, weigerte sich aber zu sagen, wer die Moderatoren sind und wie man sie erreicht.”

Wie war das noch gleich mit Transparenz???


Hadmut
29.6.2014 12:42
Kommentarlink

> Wie war das noch gleich mit Transparenz???

Hab ich auch gefragt. Gilt nur bei anderen. Transparenz ist etwas, was man fordert, nicht was man gewährt.


Fredi
29.6.2014 14:24
Kommentarlink

@Georg Caltern: Sie haben sich da quasi zuerst selbst als Vergewaltiger bezeichnet. Sie fragen da nach der Rechtslage zur Vergewaltigung in Schweden und sind dementsprechend froh, nicht nach Schweden zu müssen. Die Assoziation ist offensichtlich, dass Sie mit ihrem Sexualverhalten gegen das Gesetz verstoßen würden, so unnötig streng und bescheuert es aus deutscher Perspektive auch erscheinen mag. Ist ziemlich ähnlich wie wenn ein US-Amerikaner hingehen würde und erzählt, dass er froh wäre nicht nach Deutschland zu müssen weil er hier niemanden auf der Straße erschießen und es später als Notwehr hinstellen kann. Denkt man dann zuerst, dass die deutsche Rechtssprechung schlecht ist und, dass doch bitte jeder nachts bewaffnet durch die Straßen ziehen dürfen sollte in der Hoffnung wen umzulegen, oder denkt man, dass sein Gegenüber ein ganz klein wenig einen an der Klatsche hat und, dass es gut ist, dass diese Person nicht nach Deutschland will?
Zu kulturellen Missverständnissen kommt es leider ziemlich schnell. Wobei das Verhalten des Schwedens natürlich trotzdem unentschuldbar ist.


Henriquatre
29.6.2014 17:40
Kommentarlink

Zudem ist die Partei im Europäischen Parlament Mitglied in der Gruppe der Grünen.

Die schwedischen Piraten sind im Mai, bei den Wahlen zum europäischen Parlament, komplett rausgeflogen. Dafür hat die „Feministische Initiative“ einen Sitz ergattert und die „Schwedendemokraten“, quasi als Kontrapunkt, sogar zwei. Die nächsten Reichstagswahlen in Schweden sind am 14. September und die Piraten landen bei den Umfragen irgendwo bei den Sonstigen, also bei 1,x Prozent. In Schweden hat die Piratenpartei fertig.


smersh
29.6.2014 17:56
Kommentarlink

Ich bin halb Schwede, halb Deutscher, und lebe zur Zeit in Schweden. Das Video halte ich für stark übertrieben, auch wenn hier und da ein wahrer Kern ist. PC ist in Schweden ebenso verbreitet wie in vielen anderen Ländern, und ein vergleichbares Video könnte man durchaus auch über Deutschland drehen, indem man ensprechende Ereignisse herauspickt und als Normalzustand darstellt.

Die im Video angesprochenen Fälle, in denen die “PC-Polizei” Andersdenkende ermittelt, beziehen sich, soweit ich das überblicken kann, alle auf eine Aktion von Journalisten der Zeitung Expressen: Diese hatten Schwachstellen im Kommentarsystem einer populären immigrationsablehnenden Webseite genutzt, um Politiker und Firmenchefs bloßzustellen, die dort anonym fremdenfeindliche Kommentare abgegeben hatten. Beispielsweise hatte der laut Video deswegen gefeuerte Mann geschrieben, dass “Zigeuner klauen wie die Raben” – zum einen wurde er gar nicht gefeuert (selbst der dazu im Video gezeigte Artikelausschnitt sagt, dass er “nur” auf eine weniger öffentlichkeitswirksame Position versetzt wurde), und zum anderen dürfte man auch in vielen anderen Ländern mit solch einer Aussage anecken. Ich glaube daher nicht, dass hier ein speziell schwedisches Problem vorliegt.

Political-Correctness gibt es in Schweden mehr als mir lieb ist, aber ich nehme sie nicht intensiver wahr als in Deutschland. Die großen Medien sind sehr PC, und ja, mancher haut gerne mit der Nazi- und Rassismuskeule um sich. Andererseits ist etwa die SD (Partei der Schwedendemokraten, die ich im hinkenden Deutschlandvergleich grob zwischen AfD und NPD einordnen würde) zunehmend erfolgreich und keine reine Untergrundpartei.

Einen gewissen Mentalitätsunterschied zwischen Schweden und Deutschland will ich nicht ausschließen. Meiner Erfahrung nach wird in Deutschland etwa unter Kollegen oft über andere Kollegen oder Abteilungen gelästert, während in Schweden mehr Wert auf Teamzusammenhalt und ein konfliktfreies Arbeitsklima gelegt wird, in dem “alle nett zueinander sind”. Ob das dann nun immer ehrlich ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Und ja, eine gewisse Gleichmacherei gibt es bestimmt; siehe etwa das oben genannte, seit den Sechzigern forcierte Duzen (und die meisten Schweden würden auch den König duzen – den erst recht. :))

Trotzdem würde ich “lagom” und das “Jantelagen” nicht überbewerten – gerade letzteres scheint mir eher etwas zu sein, an dem sich Nicht-Schweden gerne aufhängen, weil es halt ein wenig den Eindruck eines Gesetzes erweckt. Dabei ist es eher ein literarischer Versuch, allgemeine menschliche Verhaltensmuster zu kodifizieren – in Deutschland beschreibt man solche Phänomene dann stattdessen als Ausdruck “typisch deutscher” Neidgesellschaft.


Georg Caltern
29.6.2014 18:23
Kommentarlink

@Fredi

> Sie haben sich da quasi zuerst selbst als Vergewaltiger bezeichnet.

Nope.
Das Geheimnis versteckt sich in dem Satz “Und das nur weil das schwedische Gesetz gegen eine grundsätzliche Bedingung der Rechtsstaatlichkeit verstößt: Die Strafbarkeit einer Tat muss vor Begehen der Tat erkennbar sein.”.
In einem Rechtsstaat ist grundsätzlich alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist. Was verboten, d.h. strafbar, ist, ist anhand objektiver Kriterien beschrieben.
In einem Rechtsstaat kann ich also wissen, welche Handlungen ich unterlassen muss, wenn ich mich nicht strafbar machen will.

Wie der Fall Assange zeigt, ermöglicht das schwedische Recht aber, dass ein Verhalten 1. im Nachhinein und 2. anhand subjektiver Beurteilung strafbar wird. Beides Punkte sind für Rechtsstaaten absolute No-Nos.

Diese Rechtsunsicherheit, diese Möglichkeit, dass ein Verhalten nach Lust und Laune im Nachhinein strafbar wird, ist ein typisches Merkmal totalitärer Staaten, in denen z.B. Staatssicherheit oder Religionspolizei unter dem Vorwand der Strafverfolgung Narrenfreiheit genießen.


O.
30.6.2014 13:09
Kommentarlink

Apropos Ayn Rand, die kommt hier auch vor:

740 Park Avenue 140601
https://www.youtube.com/watch?v=-5XRCIXk-3o


Christoph
1.7.2014 9:36
Kommentarlink

>> Es gibt eine Doku von arte mit Namen “Das neutrale Geschlecht”.
>> Sehr sehenswert, aber leider nicht mehr auf youtube verfügbar – nur noch auf arte zu kaufen, wie ich annehme.

Die Sendung ist auf http://www.onlinetvrecorder.com für Premium-Mitglieder (70 ct/Monat) erhältlich im Format AVI (640×480).

Das neutrale Geschlecht ARTE ARTE, 07.02.2014, 22:30
Neue Erziehungsmethoden in Schweden. Familie und Erziehung Frankreich 2013.. Das neutrale Geschlecht Neue Erziehungsmethoden in Schweden. Die schwedische Regierung beschloss im Jahre 1998, dass die Gleichstellung der Geschlechter bereits im Kindergarten umgesetzt werden sollte. Kinder sollten in ihrer Entwicklung nicht durch geschlechtsspezifische Stereotypisierungen eingeschränkt werden. Zwei Einrichtungen, die dieses Ziel konsequent verfolgen, sind die Nicolaig?rden-Vorschule und die Egalia-Kinderkrippe in Stockholm. Beide werden von Lotta Rajalin geleitet, die für diese Dokumentation die Tore zu ihren Schulen öffnete.|Produziert in HD