Ansichten eines Informatikers

Was Berchtesgaden mit Australien gemeinsam hat

Hadmut
9.6.2014 12:04

Australien gilt als sehr gefährliches Land. Zu Recht. Es gibt ja auch – im Vergleich mit anderen Ländern – relativ viele Tote unter Touristen, Wanderern usw. Ich kann mich erinnern, in einer australischen Zeitung gelesen zu haben, dass sie mehr als 4.000 Tote gezählt hatten. Dummerweise kann ich mich nicht mehr genau an den Zeitraum erinnern, auf das sich das bezog. Das war auf 10 oder mehr Jahre bezogen.

Übrigens gehen die meisten Todesfälle dort keineswegs auf die vielen Giftviecher zurück (zumal an den durch Tiere Getöteten viele auf das Konto von Krokodilen und Haien gehen, und die sind beide nicht giftig). Zu den größten Killern in Australien gehören Linksverkehr, Selbstüberschätzung, Klima, Kreislaufversagen, Strömungen im Meer, Verdursten, Dummheit, Suff, Verirren, Abstürze/Verletzungen und vor allem: die großen Entfernungen und die teils schwierig zu erreichenden Örtlichkeiten. Viele denken da immer zuerst an Giftschlagen, Spinnen und Kegelschnecken.

Ich bin dort schon vor mehreren Aktivitäten belehrt und auf mein Einverständnis abgefragt worden, dass mir klar sein muss, dass wir da wirklich weit weg wären, und dass es im Falle eines Unfalls zwar möglich wäre, per Satellitentelefon Hilfe zu rufen, dass das aber durchaus 12 bis 24 Stunden dauern kann, bis die Hilfe auch angekommen ist.

Während einer solche Reise haben wir mal in der Zeitung gelesen, dass fast parallel dazu in einer anderen Reisegruppe eine Frau etwa 5 Meter tief abgestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen war. Und das in einer Gegend, die weder zu Fuß, noch mit dem Flugzeug (Flying Doctors) oder dem Heli zugänglich war, da konnte man einfach nicht landen. Die waren mit einem Boot auf irgendeinem Fluss unterwegs und sind da in den Felsen herumgekraxelt. Zwar haben sie auch Flugboote, aber die waren für den kleinen See, den es da gab, zu groß. Also haben sie da extra für die ein ganz kleines, privates Flugboot gechartert und auf die Schnelle so umgebaut, dass man da eine Trage quer reinmontieren konnte. Die Frau hat man dann mit vereinten Kräften aus dem Felsloch gehievt, mit dem Boot zum See gebracht, und dort in das Flugzeug umgeladen. Zwischen Unfall und dem Abheben mit dem Flugzeug lagen damit so ungefähr 48 Stunden. Sie ist dann einen Tag später im Krankenhaus gestorben.

Jo, denkt man sich, Australien halt. In Deutschland kann sowas nicht passieren. Hier sind dann so nach spätestens 10 Minuten Notarzt, Feuerwehr und Veterinär da.

In Berchtesgaden haben sie aber tatsächlich Urlaubsorte, die da mit Australien mithalten können. Und nein, auch mit dem Wasserflugzeug erreichen sie den nicht.

20 Kommentare (RSS-Feed)

Bruno
9.6.2014 13:32
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Du hast aber schon gelesen, das der Unfallort sich in einer Höhle befindet. In deinem Text klngt das so, als ob der Urlaubsort nicht erreichbar wäre.


Hadmut
9.6.2014 13:43
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> Du hast aber schon gelesen, das der Unfallort sich in einer Höhle befindet. In deinem Text klngt das so, als ob der Urlaubsort nicht erreichbar wäre.

Muss man denn jeden Anflug von Ironie extra dazuschreiben und erklären?


ein anderer Stefan
9.6.2014 13:35
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Naja, als “Urlaubsort” würde ich diese Höhle jetzt nicht gerade bezeichnen. Ich gehe mal davon aus, dass die Höhlenforscher schon wussten, worauf sie sich einlassen, wobei natürlich niemand mit einem Steinschlag vorab rechnet – da sind Menschen nun mal Optimisten.


lars
9.6.2014 14:18
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Zumindest den Ort sollte man richtig schreiben: Berchtesgaden


Hadmut
9.6.2014 14:37
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> Zumindest den Ort sollte man richtig schreiben: Berchtesgaden

Oh, Danke! Ich habe mich da vom SPIEGEL-Artikel leiten lassen, in dem es im URL und in der Überschrift mit r geschrieben wurde.


Manfred
9.6.2014 14:21
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> Muss man denn jeden Anflug von Ironie extra dazuschreiben und erklären?

Willkommen im Internet, Ironie und Sarkasmus sind hier unerwünscht.
http://www.bbc.co.uk/news/technology-27711109


Der Spiegel… So ist das Internet. Keine verlässliche Quelle.^^


The Man Machine
9.6.2014 16:44
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Aber die Deutschen schicken wenigstens gleich einen “Höhlenarzt” zu dem Verletzten! Wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Eine kleine Googlesuche ergibt 7 Treffer für ein Buch namens “Dr. med. Neander” und dann kommt auch schon der Artikel bei SPON.

Frag mich eh, wen die da so texten lassen. Neulich war da auch was von einem “Rollenmodell” für kleine Mädchen. Aus der IT kennt man das Rollenmodell ja, aber gemeint war da wohl eher das ‘Vorbild’.

Eine der Anforderungen bei den Journalistenschulen ist eigentlich nach wie vor “die deutsche Sprache perfekt zu beherrschen”. Davon kann seit dem ganzen Online-“Journalismus” echt keine Rede mehr sein. Die schreiben einen Mist zusammen, dass es kracht. Die ganzen Rechtschreibfehler seh ich ja noch nichtmal so kritisch, obwohl das auch nervt.


Hadmut
9.6.2014 16:46
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> Aber die Deutschen schicken wenigstens gleich einen “Höhlenarzt” zu dem Verletzten! Wusste gar nicht, dass es sowas gibt.

Bis vorhin hätte ich auch geglaubt, das wäre eine schlüpfrige Bezeichnung für Gynäkologen.


Lohengrin
9.6.2014 17:12
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Ich habe in Australien von folgender Geschichte gehört.
Zwei Touristen, ein Mann und eine Frau fahren mit einem Auto durch die Wüste. Dann wollte der Mann, der gerade fuhr, auf Allrad umschalten, und danach fuhr das Auto nicht mehr weiter. Die Frau wollte zu Fuß zur nächsten Wasserstelle. Der Mann wollte dazu die Nacht abwarten. Die Klimaanlage funktionierte schließlich noch. Die Frau ging trotzdem. Der Mann folgte ihr. Nach ein paar Kilometern entschied der Mann, alleine zum Auto zurückzugehen. Noch vor der Nacht kam jemand vorbei. Er machte irgendwas an den Radnaben, und das Auto fuhr wieder. Das stand auch in der Gebrauchsanleitung des Autos, die die beiden aber nicht gelesen hatten. Die beiden haben die Frau nicht gefunden. Ein paar Tage später wurde die Frau gefunden, etwa einen halben Kilometer von dem Wassertank entfernt. Sie war im Sand bei über 50 Grad Celsius gut durchgebraten.
Seitdem würden Touristen, bevor sie mit dem Auto durch die Wüste fahren, massiv mit Fragen belästigt. Keine Ahnung ob das stimmt. Ich habe die Wüste damals mit dem Fahrrad durchquert.


Hadmut
9.6.2014 17:18
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@Lohengrin: Hört sich zumindest wie sehr gut möglich an. Solche Dinge passieren da durchaus. Wichtig ist vor allem, dass man immer vorher jemandem vom Park oder dem Eigentümer Bescheid gibt, damit die wissen, dass jemand rein und nicht wieder rausgefahren ist. Es heißt auch, dass man immer beim Fahrzeug bleiben soll.

Nicht genug Wasser dabei zu haben ist übrigens ein weiterer häufiger, oft tödlicher Fehler.

Dazu muss man auch wissen, dass einige dieser Wassertanks verdammt schwer zu finden sind, weil manche davon vergraben sind und dann da einfach nur ein Rohr mit einem Wasserhahn in der Wüste steht.


TRANS-AM
9.6.2014 19:23
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Wer einen Eindruck davon kriegen möchte, der schaut mal auf diesen Bildern.
Was ist davon eigentlich die Steigerung? Höhlentauchen vielleicht?http://www.lehmpfuhl.org/Html/Forschung/Riesending/Riesending.htmlhttp://www.geo.de/GEO/natur/im-riesending-62962.html


Jens
9.6.2014 20:03
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Die Riesending-Schachthöhle liegt sechs Kilometer nördlich von Berchtesgaden, direkt an der Grenze zu Österreich.

Ist denn schon geklärt, ob der Unglücksort tatsächlich in DE liegt?


Manfred P.
9.6.2014 20:04
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Eine meiner Ex-Freundinnen ist Australierin. Die erzählte ähnliche Geschichten. Als Europäer kann man sich halt schwer vorstellen, wie riesig und wie LEER Australien wirklich ist. Viele Touristen würden da verdursten, weil sie denken, mit 2 Literflaschen hätten sie genug Wasser für eine Tour ins Outback.


derdieBuchstaben zählt
9.6.2014 20:48
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“Höhlenarzt”, war mir auch aufgefallen. Ich dachte, wo machen die ihren Facharzt und wovon leben die?


jan
10.6.2014 0:15
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Als der Dr. Neander ist erstmal ein sehr guter Pädagoge, bzw steht in dem Ruf ein solcher gewesen zu sein.

( hier in meiner Region werden Krankenhäuser und Schulen nach ihm benannt)

Und zum Thema Rettungszeiten, ja in D-land ist es so das innerhalb von 10 minuten jemand da sein soll der qualifiziert helfen kann.
Klappt fast immer.

In Bayern macht man das über First Responder, Feuerwehrmänner die nochmal extra ne Rettungsdiensthelfer Ausbildung haben.
Die FF Herrsching war da mal/ ist da führend.
Auf youtube gibts auch lehrfilme zu dem Thema.

Aber immer klappts eben nicht, wenn man abseits jeglicher Zivilisation ist, wie ich eine Zeitlang am Lünersee in Vorarlberg, und einer leidet auf einmal anscheinend an einem herzinfarkt, und das nachts….
Hubschrauber kommt da keiner mehr, die wenigsten Rettungshubschrauber dürfen/können nachts fliegen.
Da ist es ein Segen wenn ein AED im Haus ist. Ja der AED hat ausgelöst, ist im ernstfall eine echt heftige Erfahrung.
Parallel dazu konnte die Bergrettung die Seilbahn in Betrieb setzen lassen, aber bis die profis dann endlich da waren, es dauert ewig.

Zusammengefasst:
Die Ersthelfer Ausbildungen gehören ausgeweitet.
Meinetwegen auch alle paar jahre wiederholen.
Wessen Ersthelfer ausbildung älter als 5 jahre ist muss um Auto fahren zu dürfen zur Schulung.

AED gehören grossflächig verteilt, und der Hausherr wird mir hier re ht geben, die leute müssen erfahren wie die dinger zu becienen sind.
Die müssen die Angst verlieren, man kann da quasi nichts falsch machen, das Ding redet mit einem:-)

Ach ja und zu guter letzt, es muss auch jedem klar sein: irgendwo im Outback kommt eben die schnelle medizinische Hilfe frühestens in 12 Xtunden, schneller gehts eben nicht.

Da sollte man sich entweder seine gruppe genau überlegen, ( ist da jemand bei der kann wenn gebraucht wird) oder geh ich bewusst das Risiko ein?


The Man Machine
10.6.2014 2:00
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> “Höhlenarzt”, war mir auch aufgefallen. Ich dachte, wo machen die ihren Facharzt und wovon leben die?

Manche satteln irgendwann auf Lustgrottenforscher um ;P


wups
10.6.2014 3:00
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Das man irgendwo festsitzt und nicht weg und niemand hin kann das kannst in Österreich in jedem stinknormalen Winter auch haben. Ganz ohne Höhle.

Man versucht es zwar zu vermeiden, aber…. Be prepared.


Michael
10.6.2014 19:07
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Knut
12.6.2014 11:40
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Nette Anekdote und völlig korrekt !

Wer an Pfingsten mitgezählt hat, was er getrunken hat, sollte sich im klaren sein, das zwei Liter nicht reichen. Dazu der Radler im Biergarten: “Heute fünf Liter getrunken und nicht einmal gepinkelt.”

Wer heutzutage mal bei Aufräumwütigen mitfährt, stellt schnell fest, dass die noch nicht mal ein Rad wechseln könnten, wenn es denn notwendig würde. Da ist vielleicht sogar ein Rad vorhanden, aber Wagenheber und Radmutternschlüssel mussten weg, damit der Kofferraum schön aufgeräumt aussieht. Wenn es dafür Klappen gibt, lassen die sich sicher auch benutzen um wichtigere Utensilien wie Feuchttücher oder Schuhe zu verstauen.

Da reden wir noch nicht einmal vom Reservekanister. Den hatte ich mal ausgeladen und nicht wieder eingepackt. Und wie es der Teufel will, bringt mich die Dame zum Bahnhof bei fast leerem Auto. Ich sag’ noch, tanke gegenüber mindestens mal für zehn Euro, damit du nicht liegenbleibst. Am Abend hatte ich dann mein Fett weg. Das Auto ist nicht mehr gestartet. Und statt mit dem Kanister gerade über die Strasse zu gehen, musste sie einen neuen kaufen. Ok, ADAC hätte es auch getan, aber natürlich war das Mobiltelefon zu Hause. Und nicht jeder macht sich für ein paar Euro zum Affen und ruft von der Tanke den ADAC an um keinen Kanister kaufen zu müssen.