Ansichten eines Informatikers

Niedergang des Printjournalismus

Hadmut
21.5.2014 0:15

Noch was beim Aufräumen gefunden.

Bei der Medien-Konferenz neulich hatte ich noch einiges an Prospekten und Probleexemplaren mitgenommen, war auch einiges in der Konferenztasche drin. Darin das Magazin „epd medien” (epd = Evangelischer Pressedienst). Die Kombination aus Religion und Nachrichten ist für mich ein Widerspruch in sich. Aber na gut.

Darin ein Artikel über sinkende Umsatzzahlen und Auflagen:

  • Im ersten Quartal 2014 ist die Zahl der durchschnittlich pro Erscheinungstag verkauften Hefte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,3% auf 104,3 Millionen gesunken.
  • Der „Stern” habe besonders stark eingebüsst, um 10,7% auf 742.662 Exemplare.
  • „Focus” ist um 6,4% auf 497.456 Exemplare gesunken.
  • Der „Spiegel” dagegen nur um 0,8% auf 876.117 gesunken.
  • Interessant dabei, dass bei Abonnements kaum Veränderungen eingetreten sind und der Rückgang vor allem bei Einzelverkäufen entstand.
  • Auch bei Tageszeitungen ging’s zurück, insgesamt um 2,7%
  • Die „Süddeutsche Zeitung” als Marktführer bei den „Qualitätstageszeitungen” hat enien Rückgang um 0,5% auf 418.355 Exemplare (Montag bis Samstag)
  • Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung” dagegen um 6,5% auf 316.524 Stück
  • Die „Welt” verlor 6.5%, es waren mit „Welt kompakt” noch 214.180 Exemplare
  • Die Wochenzeitungen sind dagegen halbwegs stabil geblieben. Die „ZEIT” verlor 0,8%
  • Zulegen konnte ausgerechnet „Der Freitag” von Jakob Augstein, die sich um 2,5% auf 16.584 Stück steigerte. (Fresse nee, da hab ich mit meinem Blog ja bei vielen Artikeln mehr Leser…)

Sagen wir’s mal so: Das machen die nicht mehr lang.

11 Kommentare (RSS-Feed)

patzer
21.5.2014 7:03
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Zahlen sind noch geschönt.Guckst Du hier:
http://www.dwdl.de/zahlenzentrale/45572/ivw_12014_so_hoch_ist_die_harte_auflage_wirklich/
Aber warte!Rettung naht!
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/manuskript265.pdf
Dann noch ein paar Netzsperren gegen”Hassinhalte”,fertig ist die schöne
neue Medienwelt.


FDominicus
21.5.2014 7:16
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Und Sie glauben nicht die Demokratieabgabe könnte ausgedehnt werden?


Martin
21.5.2014 7:50
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Tjo. Auch schön zu sehen: Das neue Süddeutschland, Spon und des schmierigsten Salonkommunisten Steckenpferd haben halt ihre ideologisch gefestigte Stammkundschaft. Die verlieren nicht so viel.


Jürgen
21.5.2014 8:15
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Tja, als Leser von Tageszeitungen im Einzelkauf wird man auch immer mehr enttäuscht, geringerer Umfang der Zeitungen, Verhältnis Meldung/Textbeitrag zu Anzeige selbst bei “seriösen” Zeitungen bei gefühlten 60%/40%, immer mehr Artikel, die sich in ähnlicher Weise in mehreren Zeitungen wiederfinden (vor Kurzem z.B. ein Text zu archäologischen Funden in Mittelamerika in der SZ und dem Standard), immer mehr Agenturmeldungen, immer seltener Artikel, die den Anschein erwecken, da hätte sich der Journalist wirklich mal einen Kopf gemacht und sich ein bißchen umgehört, immer mehr Artikel von der Stange zu einem Thema (egal, was passiert ist, der Journalist argumentiert immer in der selben Weise), immer öfter die selben Fotos, immer weniger Artikel zu Vorfällen im Ausland, bei denen man nicht denkt, aha, hat der Journalist, in Istanbukl sitzend, also CNN Türkei geguckt, um aus Diyarbak?r zu berichten. (Ähnliches erlebt man leider auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und da wundern sich die Zeitungshäuser, dass sie an Auflagen verlieren?

Das geht einher mit dem Umstand, dass junge Erwachsene immer seltener Zeitung lesen (Print in jedem Fall, wie es Online aussieht, weiß ich nicht. In meinem Kollegenkreis macht keiner den Eindruck, dass er öfter mal online durch Zeitungen stöbert).

Wahrscheinlich ist das Medium Zeitung heutzutage einfach ein veraltetes Medium, seine Zeit ist vorbei.


Dummerjan
21.5.2014 8:35
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Hast Du eventuell diese Zahlen als Umsatz?
Mein Verdacht: Dort jammern Leute weil sie nur noch jeden 2. Tag in der Kantine Kaviar aufs Brot kriegen.
418.355*3,5 = 1464242,5, sprich 1,5 Mio Euro pro Woche, also 6 Mio Euro im Monat, also 72 Millionen Euro im Jahr allein aus dem Zeiungsverkauf.

Eine veritable Umsatzzahl würde ich sagen.


Dummerjan
21.5.2014 8:40
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2007 sah es so aus:
“Dabei legte das Anzeigengeschäft um 2 Prozent zu, der Vertrieb um 5,4 Prozent. Die Bereiche Druckereigeschäft und Sonstiges wuchsen um 0,3 bzw. 2,4 Prozent. Durch Desinvestitionen im Bereich Vertrieb Bücher/Zeitschriften sank dort der Umsatz um 8,9 Prozent. Die Umsatzrendite verbesserte sich insgesamt von 7,8 auf 10,9 Prozent, die Eigenkapitalquote stieg von 39,1 auf 43,8 Prozent”

http://www.boersenblatt.net/142213/

Das heißt 10% des Umsatzes sind Gewinn. Liegt irgendwo zwischen Industrie mit bis zu 50% und Discounter 1-2% Umsatzrendite.


SteffKo
21.5.2014 12:10
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Fast jedes Magazin oder Zeitschrift findet den weg als PDF ins Netz. So ist es doch mittlerweise auch kein Wunder mehr, das sich Leute bei teilweise 8 Euro und mehr für eine Zeitschrift, sich das Teil kostenlos aus dem Netz ziehen. Obwohl kostenlos ist auf Dauer nicht. Wenn das alle machen kostet es zu mindestens der Zeitschrift Kopf und Kragen…


Heinz
22.5.2014 4:28
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@SteffKo
Nein, ich habe z.B. kein Problem damit 8€ oder auch mehr für ein Nachrichtenmagazin auszugeben, aber dann muss es auch eines sein und nicht soetwas, wie das ehemalige Nachrichtenmagazin:

http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/S_E_O-a-970227.html

Man beachte, wie sehr der (männliche) Gewinner geehrt wird und was ist wenn “Wenn Mädchen und Frauen forschen” und wann “Jungen und Männer lösen” etwas lösen.

Und es gibt natürlich keine Bevorzugung von Mädchen, aber Mädchen- und Frauenförderung ist wichtig.


Jeeves
22.5.2014 9:58
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Jürgen: “immer mehr”?
Das war schon immer so. Nicht nur vor’m Internet sondern seit über 100 Jahren (seit 50 Jahren hab ich selbst mitgelesen & miterlebt).
Mal bei Karl Kraus reinschauen.


Joe
22.5.2014 12:19
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Fast jedes Magazin oder Zeitschrift findet den weg als PDF ins Netz. So ist es doch mittlerweise auch kein Wunder mehr, das sich Leute bei teilweise 8 Euro und mehr für eine Zeitschrift, sich das Teil kostenlos aus dem Netz ziehen.

Verständlich, daß jetzt jede Branche gern ihr persönliches Napster behaupten möchte, um vom eigenen Versagen abzulenken.

MP3-Filesharing war ein Massenphänomen, aber es war auch eine Ausnahme. PDFs von Publikumszeitschriften aus dem Netz ziehen macht außer ein paar Nerds wirklich niemand. Dazu sind die Inhalte schlicht zu unattraktiv. Und es ist auch durchaus möglich, daß die Verlage der Kram selbst hochladen, damit wenigstens irgendwer von den Sendungsbewußten erreicht wird.

Mein Zeitschriftenkonsum der letzten zehn Jahre beschränkte sich auf Zeit totschlagen (z. B. auf Bahnreisen oder beim Friseur). Das geht heute prima mit elektronischen Gadgets. Printerzeugnisse, die mich inhaltlich interessierten, habe ich zuletzt in den 90ern gelesen.


Robinium
23.5.2014 21:52
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Hier hab ich einen interessanten Artikel zu dem Thema noch gefunden:

http://www.cicero.de/salon/medien-und-meinungsbildung-hochmut-nach-dem-fall/57493

“Der vielleicht entscheidende Grund für die kollabierende Leserbindung lautet aber: Immer mehr Menschen haben den Eindruck, da werde an ihrem Leben, ihren Eindrücken, ihren Haltungen vorbei geschrieben. Da bastle sich eine abgehobene Medienelite die Welt, wie sie ihr und nur ihr gefalle. Da herrsche der teils übellaunige, teils zwangsironische Nörgelton der Hyperkorrekten und Dauerbesorgten, der Schönredner und Weggucker und Besserwisser. Längst aber sei – um bespielhaft den Namen eines routinierten Leitartiklers der SZ aufzurufen – alles der Fall, was eben nicht der (Heribert) Prantl ist. Man achte nur auf die stetig wachsende Schere zwischen dem Tenor der jeweiligen Kommentare zum Weltgeschehen und den Leserbemerkungen gleich darunter. Die Entfremdung macht Fortschritte. Leser an Medium: du lügst, es ist ganz anders. Medium an Leser: Schnauze.”