Ansichten eines Informatikers

Kommt da schon die nächste Vorstands- und Aufsichtsratsquote auf uns zu?

Hadmut
12.5.2014 13:06

Der Autor liegt mit seiner Prophezeiung wohl gar nicht so falsch. Immerhin lässt sich jetzt über die Ursachen des Flughafendebakels spekulieren.

41 Kommentare (RSS-Feed)

Duschbrauser
12.5.2014 15:24
Kommentarlink

“Um zu erreichen, dass wirklich jeder Schüler im Fach Deutsch eine „3“ erreichen kann, wurde der schriftliche Anteil der Prüfung, also Diktate, Aufsätze und dergleichen, auf nahezu null zurückgefahren. Es genügt offenbar, einige Worte sprechen zu können. Vielleicht wird daraus eine Art Sport unter den besonders ehrgeizigen Schülern – wer schafft es, sogar in Berlin durch die Prüfung zu fallen?”

WTF????!!!!!


Hadmut
12.5.2014 15:42
Kommentarlink

> WTF????!!!!!

So drei Buchstaben reichen dann wohl schon für ne mittlere Reife… Glückwunsch!


Jonas
12.5.2014 16:13
Kommentarlink

Mein Vater ist Lehrer an einer (privaten) Grundschule in Berlin. Er meinte auch das ist mittlerweile völlig absurd. Denn laut Schulgesetz müssen die Schulen mittlerweile die Eltern um Erlaubnis fragen, wenn ihr Kind sitzen bleiben soll. Das so etwas keine Strafe sondern einfach nur als Förderung für das Kind gedacht ist (jeder Mensch entwickelt sich unterschiedlich schnell) akzeptiert natürlich praktisch niemand. Der Grundtenor ist wohl ziemlich zuverlässig “Nein, mein Kind ist nicht zu doof. Versetzen sie es!”. Also werden Kids versetzt, die eigentlich noch gar nicht weit genug sind.. Das Ergebnis sieht man in dem Artikel…


C
12.5.2014 16:28
Kommentarlink

Ist doch inzwischen normal. Rechtschreibung und Grammatik hat man ja auch schon verbannt aus den Schulen (=kein Bewertungskriterium mehr). Da fragt man sich echt, wozu Schulen überhaupt noch gut sein sollen, wenn nicht mal mehr die Grundvoraussetzungen (Lesen und Schreiben) unterrichtet bzw. bewertet werden.

Gleichzeitig wird natürlich auch eine tolle “Du-bist-was-Besonderes!” Politik betrieben, damit die Schüler auch abgehen mit dem Gedanken, dass sie ganz toll und weltspitze sind. Denn schließlich lernen wir alle auf Qualitätsschulen.

Und auf den Unis kommen dann Weichspülstudiengänge und MINT Studiengänge die bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht wurden. “Wir machen hier richtige Wissenschaft und Karriere, ab jetzt sind wir erwachsen und elite!”


Hadmut
12.5.2014 16:31
Kommentarlink

> Gleichzeitig wird natürlich auch eine tolle “Du-bist-was-Besonderes!” Politik betrieben,

Das ist aber nicht neu. Wir hatten einen Lehrer, der einigen bescheinigt hat: „Du bist besonders dumm!”


anonKlaus
12.5.2014 16:51
Kommentarlink

Wie der Zufall so spielt hat auch die EU hin- und herkorreliert und Ende 2012 ein Beschäftigungsloch (23%!) ausgemacht bei den Jugendlichen. Woher kommt das Loch? Keine Ahnung. Aber in Spanien und Griechenland sind 50-60% der Jugendlichen arbeitslos! Holy moly! Da müssen wir was tun!

“The youth unemployment rate is close to 23% across the European Union – yet at the same time there are more than 2 million vacancies that cannot be filled.
Europe needs a radical rethink on how education and training systems can deliver the skills needed by the labour market.
[…]
On 5 December, the Commission is due to present a Youth Employment Package including a proposal for a youth guarantee. This would request Member States to ensure that every young person received a quality offer of employment or training or further education within four months of leaving school or becoming unemployed.”
http://europa.eu/rapid/press-release_IP-12-1233_en.htm


C
12.5.2014 17:06
Kommentarlink

Oh! So habe ich das noch nicht betrachtet. Das gibt der Aussage aber noch eine schöne Ironie.

Gemeint war eher, dass selbst den Dümmsten der Eindruck vermittelt wird, dass sie ganz besonders helle sind – aber unter deiner Aussage hat das . Man hat ja nicht umsonst noch auf dem Gymnasium Bastelunterricht. (Plakate malen, Sticker an die Tafel kleben, Bilder malen, etc.)


phaidros52
12.5.2014 17:11
Kommentarlink

Meine Stieftöchter in Kanada hatten 1x im Jahr 1 Woche frei. Grund: Die Schule testete die Klassen acht (!) auf Schreib- und Lesekenntnisse…..!


Unglaublich
12.5.2014 18:02
Kommentarlink

In Baden Württemberg auch schon..
Ich war völlig erstaunt, dass die Eltern entscheiden können, ob die Kinder nach der Grundschule auf die Realschule wechseln dürfen.
Was zur Folge hat, die Grund-Hauptschule ist ein Abstellplatz für Heranwachsende überwiegend mit migrantischen Hintergrund geworden, die Realschule wird übervölkert mit Jugendlichen, denen der Stoff aufgrund unterschiedlicher Entwicklungsgrade zu schwer ist.
Diese werden (verständlicherweise) dazu gedrängt, die höhere Schule zu besuchen, nein, nicht aus Rassismus, sondern weil – im Gegensatz zu den 80èrn, wo ein grundsolider Hauptschulabschluss die Wege zu typischen Handwerks-/Kaufmannsberufen eröffnet hat – jetzt allen klar ist, die Grund und Hauptschule ist eine Verwaltungsschule, die weiterführenden Schulen eröffnen die Chancen, die obligatorisch auch früher mit einem guten Hauptschulabschluss, die zu nützen sind.

Spielt aber auch keine Rolle mehr, da gleichzeitig es einen Run auf Unis gibt, Studenten die allerlei studieren und nach dem Abschluss bei MC-Donalds ihre Brötchen verdienen. Ein früherer Hauptschüler hätte es im gleichen Alter zum Systemgastronomieleiter geschafft, da PRAXIS durch nichts zu ersetzen ist wie PRAXIS


Joe
12.5.2014 18:08
Kommentarlink

Um zu erreichen, dass wirklich jeder Schüler im Fach Deutsch eine „3“ erreichen kann, wurde der schriftliche Anteil der Prüfung, also Diktate, Aufsätze und dergleichen, auf nahezu null zurückgefahren.

Das kann man einfacher erreichen: Man reduziert die Notenskala einfach auf 1 bis 3:
1 für Mädchen, 2 für Migranten und 3 fürs Cis-Privileg oder so ähnlich. 😉

Ist doch inzwischen normal. Rechtschreibung und Grammatik hat man ja auch schon verbannt aus den Schulen (=kein Bewertungskriterium mehr).

Toll, Pippi Langstrumpf wird Realität.

Aber wenn es dann schließlich um die Wurst geht (Ausbildungsplatz), werden Bewerbungen knallhart aussortiert. Und so landen diese Musterschüler dann schließlich bei der Arbeitsagentur – als Fallmanager…


Hartmut
12.5.2014 19:58
Kommentarlink

Dazu fällt mir ein Gespräch ein, das ich Ende der 1990er Jahre, ich glaube es war im Juni/Juli 1998 mit meinem ehemaligen Mathe-Prof geführt habe. Ich saß damals allein an einem Tisch in der fast leeren Mensa. Die Mathe Klausuren fürs Grundstudium waren geschrieben und der Prof setzte sich mit leicht deprimierter Mine zu mir an den Tisch (ich habe ca. 9 Jahre früher bei dem Prof die Mathe-Klausur geschrieben, außerdem kannte ich den Prof auch persönlich recht gut von meiner Zeit als Laborassi an der Hochschule).

Auf meine Frage, was Ihn denn so bedrücke, antwortete er mir:

“Ich habe vom Fachbereichsleiter eben eins auf den Deckel bekommen.”

Daraufhin wollte ich wissen weshalb. Da kam dann folgendes:

Er hätte die Mathe-Klausur genau so bewertet wie zu meiner Zeit bei Ihm und, da sich im Grundstudium über Jahre hinweg nicht allzu viel ändert, auch keinen Grund gehabt den Bewertungsmaßstab zu ändern. Diesmal sei es aber so, dass bis auf ein Student alle durch die Klausur gefallen sind, was dem Fachbereichsleiter sauer aufgestoßen sei. Nach dem Motto, es könne doch nicht sein dass der gesamte Jahrgang durchfalle, soll er den Prof aufgefordert haben seinen Bewertungsmaßstab so zu ändern, dass wieder die “normale” Quote erreicht sei.

Dies widerstrebte dem Prof jedoch, da er nicht einsah, warum er das Niveau fallen lassen soll nur damit der schlechte Jahrgang durch die Prüfung kommt. Er meinte das würde die Leistung der früheren Jahrgänge schmälern. Außerdem sollte man erwarten können, dass zukünftige Ingenieure zumindest die Grundlagen in Mathe verstanden haben.

Man stelle sich das mal vor. Da verlangt der Fachbereichsleiter von einem seiner Profs er soll das Niveau bei der Bewertung in einem naturwissenschaftlichen Grundlagenfach absenken, damit der Jahrgang nicht so grottenschlecht dasteht. Was will man mit solchen Leuten in der freien Wildbahn später anfangen?

Der Prof gehörte damals übrigens zum Fachbereich Elektrotechnik. Einige Jahre später traf ich Ihn wieder und auf meine Frage wie’s denn so um den Fachbereich Elektronik bestellt sei antwortete er: “Ich bin nicht mehr beim Fachbereich Elektronik, ich habe zu den Maschinenbauern gewechselt, da wird das Niveau noch einigermaßen hochgehalten.” Das war so 2002, mittlerweile dürfte der Prof pensioniert sein.

Offensichtlich hat der Niveauverfall auch im ingenieurwissenschaftlichen Bereich seit Längerem Einzug gehalten. Es verwundert einen eigentlich nur noch, warum uns nicht täglich ein AKW oder sonst was Tolles um die Ohren fliegt.


ST_T
12.5.2014 23:49
Kommentarlink

@Unglaublich
Sorry, aber das stimmt so nicht.

“Spielt aber auch keine Rolle mehr, da gleichzeitig es einen Run auf Unis gibt, Studenten die allerlei studieren und nach dem Abschluss bei MC-Donalds ihre Brötchen verdienen. Ein früherer Hauptschüler hätte es im gleichen Alter zum Systemgastronomieleiter geschafft, da PRAXIS durch nichts zu ersetzen ist wie PRAXIS”

Ich hätte selbst mit meinem jetzigen Bachelor – einem durchschnittlichen Abschluss in Japanologie – durchaus gute Stellen bekommen. Zwar lange nicht das Gehaltslevel eines Ingenieurs, aber auf 30-40k per anno wäre ich sicherlich gekommen, ich hatte mehrere Angebote aus Japan.
Und ja, auch ich hatte diese Form der McDonalds-Phase, aber die wäre, wenn ich das Angebot angenommen hätte, nach gerade einmal zwei Monaten vorüber gewesen. Und auch viele ehem. Kommilitonen von mir haben bereits selbst Arbeit oder sitzen an ihren Master-Arbeiten, und nur die Wenigsten davon haben ernsthafte Probleme mit der Jobsuche.

Studenten haben meistens Luxusprobleme. Anders sieht es da bei allem aus, was unterhalb eines Abiturs steht und jetzt Anfang bis Mitte zwanzig ist. Ein Hauptschüler wird auch nie zu einem Systemgastronomieleiter, wenn er erst gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, und meistens läuft es genau darauf hinaus…Selbst für Kellner wird mittlerweile teilweise ein Realschulabschluss verlangt, je nach Art des Restaurants.

Diejenigen, die ich kenne, die in der Situation waren und halbwegs intelligent waren sind im Endeffekt bei einer Weiterbildung gelandet; einer hatte über die Abendschule sein Abitur nachgeholt und studiert nun an der FH Informatik. Einer ist über einen Wechsel auf die Realschule hin zum Gymnasium und dann zum Jurastudium gekommen. Und der Letzte, der jahrelang ohne Ausbildung in Hilfstätigkeiten verbracht hat, wird wohl bald nach Österreich zu seiner Freundin ziehen und dort sein Abitur nachholen.

Praxis bringt nix, wenn die Bildung nicht vorhanden ist. Irgendwann kommt die Decke, bei der man entweder die Qualifikationen nachholt oder stecken bleibt.


Joe
13.5.2014 8:49
Kommentarlink

im Gegensatz zu den 80èrn, wo ein grundsolider Hauptschulabschluss die Wege zu typischen Handwerks-/Kaufmannsberufen eröffnet hat

Die Sozialisten haben das Gymnasium abgeschafft, indem sie einfach die Hauptschule umbenannt haben. Daneben gibt es nur noch die Sonderschulen für angehende Sozialleistungsbezieher ohne jegliche berufsqualifizierende Funktion.

Wenn nun jeder mit einem 12jährigen Hauptschulabschluß an die Uni darf, wundert es auch nicht weiter, wenn auch dort das Niveau drastisch sinkt.


beeblebrox
13.5.2014 9:39
Kommentarlink

Abgesehen von der 1. Klasse, in der tatsächlich Kinder entwicklungsbedingt nicht reif genug sein können, ist das Wiederholen einer Klasse in späteren Jahrgängen eine sehr umstrittene deutsche Eigenart mit fragwürdigen Nutzen.
Dabei geht es mir nicht um die Abschaffung der ohnehin schon niedrigen Anforderungen.
Viel sinnvoller wäre es wenn Schüler, die das Klassenziel nicht erreichen in den Ferien die Versäumnisse nachholen. In dem Land mit den weltweit meisten Schulferien sollte dies eigentlich kein unlösbares Problem darstellen. Natürlich haben die Lehrer kein Interesse an zusätzlichen Aufgaben (um die Nachmittagsbetreuung an Ganztagsschulen sollen sich gefälligst die Eltern kümmern). Aber wie heißt es doch so schön: wer einen Sumpf trocken legen will …

Letztendlich tragen aber auch die Eltern (“Mein Kind ist schlecht in der Schule – folglich ist es hochbegabt!”) einen nicht unerheblichen Teil zur Bildungsmisere in diesem Land bei. Hier geht Dummheit und Ignoranz mit Kurzsichtigkeit und Egoismus Hand in Hand. Wer größten Wert darauf legt mit den Kindern am Strand in der Sonne zu brutzeln für den kommt natürlich ein Urlaub auf Balkonien mit gelegentlichen Tagesausflügen nicht in Frage.

Verschärft wird diese ohnehin schon unerfreuliche Situation noch durch eine Pisa-hörigen Bildungspolitik, die man eigentlich nur noch als Posse (einmal G8 und wieder zurück) bezeichnen kann.

Lachender Dritter bei diesem deutschen Trauerspiel namens “Bildung” ist der inzwischen zur einem potenten Wirtschaftszweig herangewachsene Nachhilfesektor, der inzwischen von der Grundschule bis zum Studium alles zu jeder Lebenslage anbietet.


Nemo Nobody
13.5.2014 12:21
Kommentarlink

Die deutsche Bildungspolitik ist halt die Fortsetzung des Morgenthauplans mit anderen Mittel – was einst ein kulturell hochstehendes Land der Dichter und Denker war, welches für Wissenschaft und Fortschritt stand, wie so viele Erfindungen wie das Telefon, Computer, Düsenflugzeug oder Auto bezeugen, welche wir heute für so als selbstverständlich erachten – scheint es jetzt nur noch ein Billiglohnland von intellektuell abgestumpfte Lohnsklaven für die Heuschrecken aus Übersee zu sein.

Besonders deutlich wird das ja im IT-Bereich, da bestimmen fast ausnahmslos Konzerne aus Amerika oder Asien den Weltmarkt und insbesondere letztere zeichnen sich durch Innovation aus, Deutschland läuft da nur noch unter ferner liefen.

Mit fehlgeleiter Bildungspolitik ein Land konsequent zu verdummen ist jedenfalls auch eine nachhaltige Methode, ein lästiger Konkurrent ein für allemal zu neutralisieren.


Knorka Kinte
13.5.2014 17:30
Kommentarlink

“Letztendlich tragen aber auch die Eltern (“Mein Kind ist schlecht in der Schule – folglich ist es hochbegabt!”) einen nicht unerheblichen Teil zur Bildungsmisere in diesem Land bei. ”

Ich glaube, dass nur die wenigsten Eltern so denken… Die meisten sind nicht so realitätsfremd.


_Josh
13.5.2014 22:08
Kommentarlink

Leicht OT:

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50,- D-Mark.
Die Erzeugerkosten betragen 40,- D-Mark.
Berechne den Gewinn!
— Hauptschule, 1990

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50,- D-Mark.
Die Erzeugerkosten betragen 4/5 des Erlöses.
Wie hoch ist der Gewinn?
— Realschule, 1996

Ein Agrarökonom verkauft eine Menge subterraner Feldfrüchte für eine Menge Geld (G).
G hat die Mächtigkeit 50.
Für die Elemente aus G gilt: G ist 1.
Die Menge hat die Herstellungskosten (H).
H ist um 10 Elemente weniger mächtig als die Menge G.
Zeichnen Sie das Bild der Menge H als die Tilgungsmenge der Menge G und geben sie die Lösung (L) für die Frage an: Wie mächtig ist die Gewinnsumme?
— Gymnasium, 2002

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50,- €.
Die Erzeugerkosten betragen 40,- € und der Gewinn 10,- €.
Aufgabe: Unterstreiche das Wort »Kartoffeln« und singe ein Lied dazu.
— Waldorfschule, 2012


Schimmelstulle
13.5.2014 22:55
Kommentarlink

“Die deutsche Bildungspolitik ist halt die Fortsetzung des Morgenthauplans mit anderen Mitteln[..]”

Ja geh. Als ob es diese Niveauabsenkung und Inflationierung von “Bildung” nicht auch im Rest der Welt stattfinden. In den Staaten ist ein Highschool-Abschluss auch nur noch die Bestätigung dass man es geschafft hat seinen Kadaver mit regelmäßiger Frequenz in die Schule zu schieben und ein ganzer Haufen junger Erwachsener häuft grade fröhlich fünf- bis sechsstellige Schuldenberge an, alles in der Hoffnung einen Job zu ergattern bei dem “Wollen Sie das als Menü haben?” nicht Arbeitsalltag ist.


Hanz Moser
13.5.2014 23:00
Kommentarlink

Ja, die allseits beliebte Kuschelpaedagogik. Die falsche Reaktion auf die durchaus richtige Erkenntnis, dass man mit blosser Auoritaet und reinem Druck niemandem zum Lernen bringt, bringt vielleicht irgendwann die Einsicht, dass gutes Zureden und konsequenzlose Ermahnungen alleine auch nichts bringen.
Ich sehe es ganz zynisch positiv: Wenn nur Schrott nachkommt nimmt mir das die Konkurrenz 😀

@ Knorka Kinte
Es waere wuenschenswert, aber nach dem was ich aus erster und zweiter Hand weiss ist es mittlerweile erschreckend grosser Anteil der Eltern, der so denkt, und er waechst eher, als das er schrumpft.
Gerade aus dem traditionell sehr an der Bildung der eigenen Kinder interessierten Milieu der Mittelschicht kommt ein grosser Teil der “Helikoptereltern” und der hinsichtlich des eigenen Nachwuchses voellig Blinden.


Jonas
14.5.2014 8:19
Kommentarlink

>> Natürlich haben die Lehrer kein Interesse an zusätzlichen Aufgaben (um die Nachmittagsbetreuung an Ganztagsschulen sollen sich gefälligst die Eltern kümmern).

Um mal kurz der Mär von “Lehrer ist ein einfacher Beruf” entgegenzuwirken:
Eine gehaltene Unterrichtsstunde bedarf mindestens einer Stunde Vor- und einer Stunde Nachbereitung. Die durchschnittliche Wochenlast bei Lehrern liegt zwischen 16 und 20 Stunden. Macht also eine Arbeitsbelastung von 48 bis 60 Stunden. Je nach Stundenplan… Und da ist die Zeit für Korrekturen und Klausurvorbereitungen noch nicht mit drin. Mir ist durchaus klar, dass sich einige Lehrer wirklich auf die faule Haut legen, aber bei den meisten ist das hier beschriebene Realität. Auf die Woche verteilt heißt das also sechs Tage die Woche, 6 bis 22 Uhr. Nur abzüglich Wege und Essenszeiten. Und Schulferien sind nicht Urlaub. Lehrer haben ganz normal 24 Tage Urlaub im Jahr. D.h. in den Ferien ändert sich nicht allzu viel an den Zeiten..


beeblebrox
14.5.2014 10:01
Kommentarlink

@Hans Moser
“Ich sehe es ganz zynisch positiv: Wenn nur Schrott nachkommt nimmt mir das die Konkurrenz :D”

und wer zahlt irgendwann Deine Rente?
Etwa die Allianz oder die Deutsche Bank?
Falls ja dann viel Glück!

@Knorka Kinte
“Ich glaube, dass nur die wenigsten Eltern so denken… Die meisten sind nicht so realitätsfremd.”

Meine Frau hat einige Zeit in einer Vorklasse einer Grundschule gearbeitet. Was die von den Eltern berichtete ging schon sehr stark in die Richtung meiner überspitzten Aussage.

Insbesondere aus der Mittelschicht können und wollen heute viele Eltern nicht sehen, dass ihre Kinder einfach nur durchschnittlich oder gar unterdurchschnittlich sind und womöglich gar Defizite aufweisen, die evtl. auf mangelnde Förderung in der Familie schließen lassen.

Vor dem Hintergrund, das heutzutage das Abitur keinen Bonus sondern das fehlende Abitur einen Malus für die berufliche Karriere darstellt ist dann natürlich die große Krise vorprogrammiert, wenn es das Kind nicht aufs Gymnasium schafft.


Horsti
14.5.2014 10:25
Kommentarlink

Den Realschulabschluß gibt es heute oft hinterhergeworfen. Ein griechischer Azubi von mir hat in 8 Sätzen über 50 Fehler geschrieben. Trotzdem hatte er auf der Abendrealschule eine 3 in Deutsch auf dem Zeugnis.
Nahezu jeder langjährige Lehrer wird bestätigen, daß das Niveau stetig sinkt.


Bernd Kraut
14.5.2014 11:21
Kommentarlink

Fast erschreckend wie kulturpessimistisch die Kommentare hier sind und alle am dreigliedrigen Schulsystem festhalten wollen (im Gegensatz um Rest der Welt). Ein Gesamtschulsystem alleine ist zwar kein Allheilmittel, aber verhindert zumindest, dass Schueler nach dem Einkommen ihrer Eltern selektiert werden.


Nemo Nobody
14.5.2014 15:13
Kommentarlink

@Schimmelstulle

Definiere mal Rest der Welt; wenn du damit EU/Natostaaten meinst die unter der Fuchtel der Transatlantiker stehen wie die BRD, magst du damit recht haben – aber schon ein Vergleich mit Finnland zeigt, dass unter einer wirklich souveränen Regierung auch eine qualitativ bessere Bildungspoltik möglich ist: http://de.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien#Das_Modell_Finnland

Die Finnen haben allerdings auch nicht den Fehler gemacht die Schulen mit Migranten vollzufluten und den Bildungsbereich kaputtzusparen, wie sich aus dem Artikel erschliessen lässt.


Michael
14.5.2014 17:42
Kommentarlink

Mal was vom Cafe Ungehorsam 🙂

http://www.youtube.com/watch?v=gnZGo25R1ZY (gibt noch mehr Teile)


Knorka Kinte
14.5.2014 17:45
Kommentarlink

“Besonders deutlich wird das ja im IT-Bereich, da bestimmen fast ausnahmslos Konzerne aus Amerika oder Asien den Weltmarkt und insbesondere letztere zeichnen sich durch Innovation aus, Deutschland läuft da nur noch unter ferner liefen.

Mit fehlgeleiter Bildungspolitik ein Land konsequent zu verdummen ist jedenfalls auch eine nachhaltige Methode, ein lästiger Konkurrent ein für allemal zu neutralisieren.”

Schuld haben immer die anderen. Auch eine sehr deutsche Einstellung.
“Die Finnen haben allerdings auch nicht den Fehler gemacht die Schulen mit Migranten vollzufluten”
Ebenso die Fremdenfeimdlichkeit. Da ist wohl jemand sehr deutsch.


Phil
14.5.2014 18:39
Kommentarlink

@Bernd Die Schulen sortieren nicht nach Einkommen der Eltern, danach wird nämlich gar nicht gefragt, sondern nach Leistungsfähigkeit der Kindern*. Es ist vielmehr so, dass intelligente Menschen ein höheres Einkommen haben und auch intelligentere Kinder bekommen. Darüber hinaus fördern intelligente Eltern ihre Kinder schon früh (2-6), sodass diese in der Schule besser mitkommen. Auch die Betreuung nach der Schule ist i.d.R. besser, weil intelligente Eltern die Fragen der Kinder beantworten können und darüber hinaus den Schulstoff zu Hause in Gesprächen ergänzen.
Und wiederum: Eine Korrelation ist keine Kausalität!
Also nicht Kinder mit Eltern höhere Einkommenstuffen werden bevorzugt, sondern dies liegt daran, dass die Eltern selbst intelligenter sind, welches einen positiven Einfluss auf das Schulergebnis der Kinder hat.
Also korreliert das Einkommen der Eltern mit deren Intelligenz und der Schulerfolg ebenfalls mit der Intelligenz der Eltern. Dies nennt man eine Scheinkorrelation, weil es so aussieht, als ob Einkommen der Eltern und Schulerfolg korrelieren würden. Dies ist jedoch nur zufällig so, weil sie beide über einen gemeinsamen Faktor korrelieren, nämlich die Intelligenz der Eltern.

Darüber hinaus sind Gymnasien (zumindest in NRW) schon faktisch Gesamtschulen. Fast 60% der Schüler gehen auf das Gymnasium. Ursprünglich lag der Wert bei 20%.

* Natürlich ist die Bewertung fast nie objektiv, aber definitiv nicht vom Einkommen abhängig


Hanz Moser
14.5.2014 19:16
Kommentarlink

@ beeblebrox
Da ich zum Glueck nicht in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen muss, zahle ich die mehr oder weniger selbst. Zumindest bin ich nicht auf andere Beitragszahler oder wirtschaftliche Entwicklung (alleine) in Deutschland angewiesen.

@ Jonas
In der Realitaet laeuft das vielleicht die ersten Jahre so. Danach kommt die Vorbereitung aus der Konserve und die Nachbereitung faellt weg.
Lehrer ist ein ernstzunehmender Beruf, wenn man ihn so ausueben moechte. Das ist aber in der Praxis optional und eine selten gewaehlte Option. Das Modell 25 Stunden pro Woche fuer 35 Wochen im Jahr ist in der Branche recht beliebt. Dein Beispiel mit mehr als 50 Wochenstunden gibt es natuerlich auch, aber das endet dann nicht selten mit dauerhaften Krankschreibungen und Berufsunfaehigkeit.


Thomas M.
14.5.2014 20:10
Kommentarlink

ST_T
14.5.2014 21:29
Kommentarlink

@Bernd Kraut

Das System ist – so wie es ist – nicht schlecht, das Problem sind nur die ewigen Weltenverbesserer, die ernsthaft meinen, ihre Wischiwaschi-Ideologie würde uns an die Spitze von PISA katapultieren.

Mal zwei Beispiele sogenannter “Topländer”, die ich aus eigenen Erfahrungen gut kenne:

Südkorea:
Es gibt Unterstufe, Mittelstufe, Oberstufe. Es gibt keine Realschule oder Gymnasium (wie in allen hier vorgestellten Fällen), es gibt quasi nur eine Einheitsschule, mit einigen großen Unterschieden: Das gesamte System ist zentralisiert, inklusive der Einheitsprüfungen.
Die Bildungsinflation ist so gewaltig, dass ein Abschluss unterhalb von umgerechnet 1,x keinen Wert hat. Wer außerhalb der Yonsei oder Korea University keinen Abschluss vorweisen kann ist auf ein Leben mit bestenfalls mittelmäßigen Jobs angewiesen, wenn überhaupt. Der Leistungsdruck ist so hoch, dass die Selbstmordrate unter Highschool-Schülern die höchste der Welt ist.

Die Eltern, die halbwegs selbst Geld besitzen oder Kontakte haben schicken ihre Eltern für die indirekte Adoption ins Ausland, damit die Kinder wenigstens dort ein Studium abschließen, da ein Auslandsstudium immer noch besser angesehen ist als ein Studium an einer mittelmäßigen koreanischen Universität. Ich kenne einige dieser Leute, die aus diesem Grund in Deutschland leben, einer davon ist vor dem verpflichtenden zweijährigen Wehrdienst geflohen.

Ist das das Bildungssystem das sie wollen? Abiturabsolventen als McDonalds-Fachkräfte?

Japan: Größtenteils privatisiertes Bildungssystem, so gibt es nur wenige staatliche Unis wie die Tôday und Kyôdai, die einem großen Anteil äußerst guter und sehr teurer Privatschulen gegenüber stehen. Nicht umsonst spricht man von “Gakushûjukukeizai”, übersetzt Nachhilfeschulenwirtschaft. Zwei Drittel aller japanischen Schüler gehen nach einem Tag Ganztagsschule noch auf eine solche Schule nur um die Aufnahmeprüfungen für gute Schulen zu erhalten. Das Prinzip der “Gakureki Shakai”, also der Bildungsganggesellschaft besagt nichts Weiteres als dass eine gute Schule eine gute Universität bedingt und dass daraus ein guter Job folgt. Eltern verschulden sich mit mehreren Zehntausend Euros umgerechnet, nur um ihren Kindern eine angemessene Bildung zu ermöglichen.

Ab der Universität gilt dann der “Shiken Sensô”, also der Prüfungskrieg. Ein japanisches Sprichwort besagt: Schläfst du mehr als sechs Stunden, wirst du garantiert durchfallen. Schläfst du weniger, so bestehst du vielleicht. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn die Aufnahmeprüfungen sind so hart, dass es selbst dafür einen riesigen Markt an spezialisierten Schulen gibt, die extra auf diese Aufnahmeprüfungen vorbereiten.

Und selbst nach der Universität haben sich die Jobchancen in den letzten Jahren rapide verschlechtert. Wurden früher weit mehr als 90% eines Jahrgangs durch ansässige Firmen rekrutiert, so sind es mittlerweile nicht einmal mehr 60%. Da das japanische System aber genau darauf ausgelegt ist, fallen die schlechteren Schüler gnadenlos durch. Es gibt mittlerweile Millionen in prekären Beschäftigungsformen, auch “Freeter” genannt, ein Mischmasch aus dem deutschen Wort Arbeiter und dem Englischen “Free”, wobei es um befristete Verträge geht bis hin zu Tagelöhnern. Diejenigen, die nicht einmal das Glück hatten so etwas zu ergattern werden als NEETs bezeichnet, von denen gibt es mittlerweile auch bereits mehrere Hunderttausende.

Ist das das Bildungssystem was Sie wollen? Von Selbstmordrate noch gar nicht angefangen…

Hören Sie auf, sich selbst etwas vorzumachen und gehen Sie mal selbst in die Top-PISA-Länder ehe Sie über das hiesige Schulsystem schreiben. Das einzige wirklich andere Beispiel, das ich da positiv kenne ist Finnland. Wir können uns durchaus von den Ländern etwas abschauen, aber doch bitte nicht deren Unsinn kopieren.


anstaltszauber
14.5.2014 22:11
Kommentarlink

Auch wenn es eine fragwürdige Quelle ist, interessant ist die Zahl gleichwohl: Die BILD-Zeitung, Ausgabe Berlin, von heute (14.5.2014) zitiert den bekannten Bürgermeister von Neukölln, Buschkowsky, mit den Worten, dass bei den Einstellungstest im Rathaus die Azubis reihenweise durchfallen. Besonders schlimm sei es in Mathe und da besonders schlimm bei den Mädchen, wo zwischen 65 und 90% die Anforderungen nicht erfüllen!


lodda
15.5.2014 11:52
Kommentarlink

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50,- D-Mark.
Die Erzeugerkosten betragen 40,- D-Mark.
Berechne den Gewinn!
– Grundschule Klasse 4, 1964


Exlehrer
16.5.2014 5:28
Kommentarlink

Ich, 40 Jahre alt, habe im Schulhalbjahr 2012/2013 den Wahnsinn erlebt. Ich war Lehrer für Mathematik an einem Gymnasium.
Der Unterschied zwischen den Schulbüchern die ich als Schüler hatte, und den Schulbüchern die heute benutzt werden, ist riesig. Heute werden die Schüler nur noch auf Auswendiglernen gedrillt. Verständnis wird nicht verlangt. Und mein Bemühen, Verständnis zu erzeugen, wurde durch Dienstanweisung unterbunden. Ich wurde dazu vergattert, Texte wörtlich aus dem Buch an die Tafel zu schreiben und das und nur das zu unterrichten, was im Buch steht. Zum Beispiel durfte ich die Variable, die ich in die Funktion stecke, niemals v nennen, sie musste x heißen, weil das im Buch auch so war, und ich die Schüler nicht verwirren sollte. Der Erfolg davon war, dass dann bei “f(x)=ax^n, f(2x)=8*f(x), wie groß ist n?” viele gar nichts mehr verstanden. Zum Beispiel musste ich immer pingelig zwischen Funktion und Graph der Funktion unterscheiden, was bei Tangenten zu Sätzen führt, die so unverständlich sind wie Gegendertes.
Ich habe erlebt, wie in der Jahrgangstufe 10 von 25 Schülern nur einer wusste, wie man die Oberfläche einer Konservendose (Höhe und Durchmesser waren angegeben) ausrechnet. Und der, der es wusste, kam von der Hauptschule.
Ich habe erlebt, wie in der Klasse 8 ein Großteil der Schüler nicht schriftlich teilen konnte.


Exlehrer
16.5.2014 6:02
Kommentarlink

@Phil
Es kommt noch etwas Wichtiges hinzu. Lehrer bemühen sich mehr um die Kinder von Leuten, denen sie nahe stehen. Das ist besonders bei Kindern von Kollegen der Fall. Das Ergebnis davon ist, dass diese Kinder am Ende auch objektiv besser sind.

Ich habe schon viele dumme Menschen erlebt, die reich sind. Und ich habe schon viele kluge Menschen erlebt, die an einer gläsernen Decke hängengeblieben sind, weil sie einfach nicht die Klappe halten wollten. Das Entscheidende für sozialen Aufstieg und das Reichwerden sind Beziehungen und die Fähigkeit und Willigkeit, diese Beziehungen zu nutzen.


Phil
16.5.2014 9:30
Kommentarlink

@Exlehrer, den Beziehungsteil habe ich ausgeklammert 😉

Kleine ergänzende Anekdote vom Langzeitstudenten (Informatik): In einer Zweisemestervorlesung (Analysis I), konnte eine Kommilitonin nicht die Funktion y=3-x an die Tafel zeichnen. Sie brauchte wirklich Hilfe, damit sie die Achsenabschnitte berechnen und eintragen kann.
So etwas muss einfach aus dem FF kommen.


Joe
16.5.2014 11:33
Kommentarlink

In einer Zweisemestervorlesung (Analysis I), konnte eine Kommilitonin nicht die Funktion y=3-x an die Tafel zeichnen.

Das müssen Abiturienten heute nur noch in ihren grafikfähigen Taschenrechner eingeben können. Um sich dann verwundert darüber die Augen zu reiben, daß dieser an der Uni als Hilfsmittel nicht mehr zugelassen ist.


ste
16.5.2014 19:33
Kommentarlink

“Es ist vielmehr so, dass intelligente […] auch intelligentere Kinder bekommen.”
Nein, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Regression_zur_Mitte
Sie sind nur besser gefördert und die Eltern haben mehr Interesse an ihrer Ausbildung.


Exlehrer
17.5.2014 7:30
Kommentarlink

@Phil
Vitamin-B ist das Wichtigste. Das gilt auch in MINT-Fächern. Wenn der Sohn eines Mathematik-Professors an der Universität Karriere machen will, dann kriegt er auch, wenn er nur mäßig begabt ist, einen Doktortitel. Irgendwo ist schon ein Posten, wo er sich festsetzen kann, ohne dass auffällt, dass er nichts kann.

Das mit den Taschenrechnern und der Formelsammlung ist in der Schule eine Seuche. Bei meinem Erlebnis mit der Konservendose, wollten die Schüler die Formelsammlung rausholen. Wie lange sie gebraucht hätten, die Formel dort zu finden, habe ich nicht ausprobiert.
Da war eine Formel im Buch, die nur in einem Spezialfall gilt. Ich wollte diese Formel ignorieren, bin aber dann vom Chef dazu vergattert worden, sie auch zu verwenden. In der Klausur habe ich dann eine Aufgabe gestellt, wo diese Formel nicht funktioniert. Und über die Hälfte hat es falsch gemacht.
Affin lineare Funktionen (die in der Schule lineare Funktionen heißen), also so etwas wie y=3-x, haben wir in der Jahrgangsstufe 10 exzessiv gemacht. In der Klausur habe ich mir dann eine Aufgabe mit Fahrenheit und Celsius gestellt. Zwei Punkte gegeben (Gefrierpunkt und Siedepunkt von Wasser), (1) Zeichne den Graph, (2) Bestimme die Fuktionsgleichung (Lösung angegeben), (3) Formel anwenden: 0°F in Celsius, 451°F in Celsius, 38°C in Fahrenheit, (4) Wann sind beide Werte gleich?
Das Ganze war in schöner Formulierung (Fachübergreifende Bildung). Das Ergebnis war vernichtend. Offenbar habe ich meine Schüler maßlos überfordert. Aber 8 von 50 haben es problemlos geschafft.
Sehr gerne hätte ich nur diese 8 unterrichtet. Und dann hätte ich in dem halben Jahr auch mindestens doppelt so viel Stoff unterrichten können. Meinetwegen auch diese 8 und noch die acht Nächstbesten. Das hätte dann wohl einer Klasse 10 von vor 25 Jahren entsprochen.


Exlehrer
17.5.2014 7:41
Kommentarlink

@ste, @Phil
Genetische und soziale Vererbung kann man nicht voneinander trennen. Um das zu tun, müsste man Doppelblindstudien machen, was unmöglich ist.


jan
18.5.2014 7:30
Kommentarlink

Oberfläche einer Konservendose ausrechen?
Ehrlich?
Die Berechnung der beiden kreisflächeninhalte ist doch wirklich nicht schwer,
Und dann einfach höhe mal durchmesser, plus 2*kreisfläche,

Die sache mit ? Radius und halbe, das steht sogar im tafelwerk, das muss man nicht auswendig können,
Es steht ja auch nur die Grundformel im Tafelwerk drin.
Wen andere Grössen gegeben sind muss man schon in der Lage sein die entsprechen umzustellen.
Das ist ja auch der sinn, nicht stupides Formel auswendig lernen, sondern lernen was kann man mit der Formel machen.

Aber ich war in Sachsen zur Schule, ich hatte auch noch Astronomie untericht,
Grafische Taschenrechner waren nicht erlaubt,
Dagegen wissenschafftliche, die waren erlaubt.

Und was Unterichtsstunden wie Sozialkunde anging: ich bin 84 eingeschult worden, 89/90 haben die Lehrer auf einmal in Kulturellen, historischen usw Dingen das Gegenteil behauptet.
Meine Schlussfolgerung daraus: nur echte harte Fakten zählen,
Wissen dürfen mir Lehrer gern vermitteln, aber mehr auch nicht 🙂

Deswegen lese ich auch eben so gerne hier,
Hadmut bringt fakten, viele davon haben mir auch schon öfters geholfen.


Exlehrer
18.5.2014 12:28
Kommentarlink

@jan
> Und dann einfach höhe mal durchmesser, plus 2*kreisfläche,
Nicht Durchmesser. Umfang!
> Die sache mit ? Radius und halbe, das steht sogar im tafelwerk,
> das muss man nicht auswendig können,
Nicht halbe. Doppelte!
So etwas darf man nicht nachschlagen. So etwas muss man auswendig können, weil man es dann und wann braucht. Dass der Kreis etwas länger ist als sechs mal der Radius, habe ich niemehr vergessen, seit ich das eingeschriebene regelmäßige Sechseck gesehen habe.
Ob man jetzt den griechischen Buchstaben schreiben kann, oder die Dezimaldarstellung dieser Zahl auf zehn Stellen nach dem Komma auswendig kann, ist dagegen unwichtig.
Und wenn am Ende raus kommt, dass die Konservendose 1,80 Meter Durchmesser hat, dann sollte man auch selbständig auf die Idee kommen, dass man irgendwo einen Kommafehler gemacht hat.

Als ich nach der Stunde ins Lehrerzimmer kam, wollte ich überprüfen wie das, was ich für Allgemeinbildung halte, von der Realität entfernt ist, und habe einen Lateinlehrer, Mitte 50, nach der Oberfläche und dem Volumen dieser Dose gefragt. Er wusste es auch nicht. Aber vermutlich hatte er es vor 40 Jahren gewusst.

Die meisten Leute können Alltägliches nicht über den Daumen peilen. Und genau das sollte man in der Schule lernen.
Ich traf nach meiner Lehrertätigkeit an einem Sommernachmittag eine Gruppe Menschen im Vorgarten, die in Badezeug bekleidet um einen Planschbecken (4m lang, 2m breit, 1m tief) standen, das mit einem Gartenschlauch gefüllt wurde. Sie hatten augenscheinlich schon 15 Minuten lang gewartet. Ich habe diese Gesellschaft, nachdem ich sie um Erlaubnis gefragt hatte, fotografiert.