Ansichten eines Informatikers

Das Digitale und das Rechtliche: Im Digitalen Hintertreffen

Hadmut
26.1.2014 14:42

Ich kritisiere ja häufig, dass bei uns vieles falsch und schlecht läuft, weil wir eine reine Juristenrepublik sind und es keine intellektuelle Gewaltenteilung gibt.

Wir reden immer von Gewaltenteilung, aber alle Staatsgewalten – Gesetzgebung, Rechtsprechung, Exekutive – sind fest in der Hand von Juristen. Und Juristen sind nicht konstruktiv, sondern destruktiv, weil sie sich fast nur damit beschäftigen, was man wann alles nicht darf. Eine intellektuelle Gewaltenteilung haben wir nicht.

Deshalb befinden wir uns auch im Digitalen Hintertreffen, weil wir technologisch und auch digitalkulturell praktisch nichts entwickeln, sondern alles nur aus Übersee, meist den USA, zu uns herüberschwappt. Und wenn es sich etabliert hat, kommen Juristen in Form von Politikern, Datenschützern, Richtern, Bezirksregierungen und sagen, warum das alles bedenklich ist und was davon verboten werden muss. Die staatliche Ausrichtung fast nur auf Juristen reduziert uns auf die Rolle eines quengelnden, nie zufriedenen, aber selbst untätigen Meckerkonsumenten.

Davon abgesehen führt diese massiv juristische Ausrichtung zu einem ganz anderen Problem. Denn unsere juristische (und damit irgendwo auch demokratische) Macht ist auf unser Staatsgebiet beschränkt (und nicht mal da uneingeschränkt), und dazu kommen noch so ein paar Einflusseffekte auf die EU. Fertig, mehr ist nicht. Und daran haben sich die Juristen über Jahrhunderte auch gewöhnt, denn was scherte uns früher, was in anderen Ländern läuft? Juristen haben sich daran gewöhnt, dass ihre Macht und Entscheidungskompetenz effektiv unbegrenzt sind. Es gibt in Deutschland keine Instanz, die das, was Gerichte entscheiden, außer Kraft setzen kann – abgesehen vom Gnadenrecht des Bundespräsidenten in Strafsachen.

Das Digitale findet aber fast völlig im Ausland – und damit außerhalb unserer juristischen Macht – statt. Hardware und Software kommen fast vollständig aus dem Ausland, Internet-Routing erfolgt häufig über das Ausland, Wissensdatenbanken, Suchmaschinen und Blogs stehen im Ausland, die Regeln werden im Ausland gemacht, die uns überwachenden Fernsehr und demnächst auch die Thermostate kommen aus dem Ausland.

Und das ist kritisch, weil es nicht nur außerhalb deutschen Rechts stattfindet, sondern auch weil wir nach dem dort anzuwendenden Recht rechtlos sind. Für die meisten Aspekte des Digitalen wäre US-amerikanisches Recht anzuwenden. Nach dortigem Recht haben aber nur amerikanische Staatsbürger und Menschen, die sich auf amerikanischem Boden befinden, Rechte. Alle anderen sind nach amerikanischer Auffassung völlig rechtlos, ohne Grundrechte, und damit beliebiges Freiwild. Wir sind digital vogelfrei. Selbst wenn man in den Genuss amerikanischen Rechts käme – man hätte nicht viel davon. Nicht nur weil es dort so etwas wie Datenschutz oder digitale Selbstbestimmung nicht gibt, sondern auch weil das Recht dort eine Farce ist. Nicht einmal dort müssen sich Militär, NSA usw. daran halten, wie die Rechtsprechung, die Gesetzeslage und die Realität belegen.

Auch in anderen Ländern haben wir da kaum Chancen. Versucht mal, in Südkorea gegen Samsung zu klagen. Immerhin: Die verbieten jetzt, auf Handy unlöschbare Apps mitzuliefern. Endlich. Fraglich, ob das dann auch für in Deutschland verkaufte gilt.

Beispielsweise wird auch die Impressumspflicht immer häufiger untergraben, indem immer mehr Blogs und Webseiten, die in Deutschland aktiv sind, tatsächlich im Ausland gehostet werden, wo es keine Impressumspflicht gibt. Ich habe im Rahmen meiner Recherchen zu anderen Themen bei einer Reihe von anonym geführten politischen Blogs versucht herauszufinden, wer dahintersteckt. Das klappt dann, wenn das Blog in Deutschland gehostet ist, weil sich dann bei der jeweils zuständigen Aufsichtsbehörde beschweren kann, und die setzen das dann durch. Meistens jedenfalls. Der Wissenschaftsrat ist beispielsweise so ein völlig außerdemokratisches, nicht legitimiertes Gremium mit großem politischem Einfluss, der kein gültiges Impressum auf seiner Webseite hat. Denn im Impressum muss eine Rechtsform angegeben werden, und der Wissenschaftsrat hat keine Rechtsform, existiert also faktisch gar nicht. Und entzieht sich damit auch allen Rechtspflichten wie Steuerrecht, Auskunftsansprüchen und so weiter. Bemerkenswerterweise weigert sich die zuständige Bezirksregierung Düsseldort, die sonst das Recht drakonisch durchsetzt, beständig, vom Wissenschaftsrat die Angabe einer Rechtsform im Impressum zu verlangen. Es reiche doch, wenn die Sekretärin drinstehe. Sekretärin von was? Da kann man schon sehen, wie groß die Diskrepanz zwischen eingebildeter und tatsächlicher Qualität des Juristischen ist. Nicht einmal innerhalb Deutschlands können/wollen/dürfen sie deutsches Internet-Recht durchsetzen. Außerhalb Deutschlands läuft dann gar nichts mehr.

Das führt zu einem Problem: Obwohl Juristen zum Digitalen deshalb faktisch gar nichts mehr zu melden und zu bestimmen haben, bilden sie sich immer mehr Zuständigkeiten und Entscheidungsmonopole ein. Wen interessiert schon, dass ihre Gesetze und Entscheidungen wirkungslos sind, wenn sie doch so schöne, rote Roben anhaben?

Juristen werden von einem Allmachtgefühl getrieben, haben aber noch nicht verstanden, dass die Technik sich manchmal mit der Juristerei ergänzen muss, und dass manchmal das Technische komplementär zur Juristerei steht.

Eine Ergänzung liegt beispielsweise bei digitalen Signaturen vor, was die non-repudiation angeht. In einem rein digital-kulturellen Umfeld, wie viele es fordern, nutzt beispielsweise ein digital unterschriebener Vertrag, ein signierter Online-Verkauf, gar nichts. Erst dann, wenn diese auch juristisch anerkannt werden und durchsetzbar sind, ist die Kette geschlossen. Schon in vielen Zusammenhängen habe ich Leuten sagen müssen, dass Sicherheitstechnik nicht nur bedeutet, dass keiner die Kundendaten aus dem Webshop abziehen kann, sondern eben auch, dass man seine Rechnungen vor Gericht wirksam einklagen kann. Es gibt in der IT-Sicherheitstechnik Anwendungen und Verfahren, vornehmlich die, die etwas mit Beweisen zu tun haben, die keine eigene Durchsetzungskraft entfalten, sondern erst dann, wenn jemand anderes ihnen Glauben schenkt, namentlich ein Gericht.

Es gibt aber auch andere Techniken, die keiner Anbindung an das Recht bedürfen, sondern technisch durchgesetzt werden. Bestes Beispiel Verschlüsselung. Deren Qualität hängt nicht davon ab, ob man damit einen Richter überzeugt, sondern allein davon, ob der Angreifer sie brechen kann oder nicht. Solche Techniken sind komplementär zum Juristischen. Da, wo man keinen juristischen Einfluss mehr hat, etwa Abhören nachzuweisen und unter Strafe zu stellen, müssen solche Techniken verwendet werden, die in ihrer Sicherheitskette vom Problem zur Lösung kein juristisches Kettenglied benötigen. Oder anders gesagt: Die »juristischen« Argumente im Recht des Stärkeren.

Oder man setzt eben solche Techniken ein, die zwar auf juristischen Kettengliedern beruhen, sorgt aber dafür, dass das alles innerhalb dieses Rechtsgebietes stattfindet. Und das setzt auch nunmal voraus, dass man sich im Klaren ist, wo man juristisch was zu melden hat und wo nicht.

Das sind so grundlegende Erkenntnisse, die ich bei denen, die hier Einfluss haben, völlig vermisse.

So berichtet Heise Newsticker von einer „Konferenz zur Selbstermächtigung in Zeiten digitaler Kontrolle”. Bei der ich nicht war, obwohl sie in Berlin vor meiner Haustür gewesen wäre. Ich wusste von dieser Konferenz nichts und weiß auch nicht, ob die überhaupt für die Öffentlichkeit oder nur für Geladene zugänglich war. Die digitale Berliner Meinungsmacherszene schottet sich da ja komplett gegenüber anderen Meinungen ab. Nicht auszudenken wenn auf einer deren Veranstaltungen jemand anderer als der vorbestimmten Meinung wär.

Gibt’s da Videos zum Download? Jedenfalls kommt mir schon der Titel der Veranstaltung so albern-trotzig-lächerlich vor, obwohl es ja in der Zielrichtung schon zu dem geht, wovon ich hier schreibe. Wenn ich mir die Veranstaltungsbeschreibung ansehe, kommt mir schon wieder das Würgen von diesem neo-sozio-Geschwafel: „…und erkundet verbleibende oder zu erkämpfende Freiheitsräume” Ich kriege zuviel, wenn ich so ein Geschwafel lese. Und solches Geschwafel lese ich in letzter Zeit so häufig, immer dann, wenn solche philosophisch-soziologischen Heißluftgebläse die Steuerung übernehmen. Diese Art der Wortwahl und Formulierung findet man immer häufiger in diesen soziologisch getriebenen Zeitgeistkontexten. Willkommen in der Dummenrepublik Deutschland – denn deren Kulturstiftung veranstaltet das ja. Leeres Geschwafel und gestelzte Sozio-Formulierungen sind ja bei uns inzwischen Kultur-Standard.

Jedenfalls berichtet Heise davon, dass der Verfassungsrichter Johannes Masing dort gesagt habe, dass es kein absolutes “Recht auf Reset” in der digitalen Welt geben könne. Datenschutz dürfe nicht grenzenlos sein. Der Einzelne könne nicht verlangen, dass über ihn gar nicht mehr berichtet werde.

Damit hat er zwar Recht, liegt aber trotzdem falsch. Eben weil er Recht hat, Recht hier aber nicht reicht. Ein Verfassungsrichter ist einer, für den alles wie ein Nagel aussieht, weil er nur Recht kann. (Den Seitenhieb auf die Verfassungsrichterin, die nicht mal Recht kann und für die alles wie ein Penis aussieht, weil sie nur … verkneife ich mir an dieser Stelle mal.)

Masing forderte laut c’t, dass die EU kein mittelalterliches Oberaufsichtsrecht bekäme und dass wir hier in Deutschland noch unser eigenes Recht machen könnten. Das aber hilft ja nicht. Weil alles außerhalb des Rechtes stattfindet.

Bemerkenswert ist, dass er das Problem zwar spürt, aber nicht als solches erkennt:

Ein wunder Punkt sei nach wie vor die Durchsetzung des Datenschutzrechts gegenüber Privaten. Auch er als Jurist etwa habe weder Zeit noch Lust, sich seitenlange einschlägige Erklärungen von Firmen durchzulesen und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Zielt offenbar auf diese Datenschutzverträge wie die von Apple ab, wo man immer wieder 97 Seiten in einem Winz-Fenster durchlesen und bestätigen soll. Das Problem daran ist aber nicht, dass Firmen wie Apple Private sind, sondern dass sie außerhalb Deutschlands sitzen und auf die Meinung eines deutschen Verfassungsgerichts – mit Verlaub – pfeifen.

Masing merkt – offenbar aus eigenem Umgang mit wahrscheinlich einem iPhone oder ähnlichem – dass da juristisch was Unwohlsein verursacht, er erkennt ein Problem, aber er ist eben der, der nur den Hammer kennt und deshalb nur Nägel sieht. Man wird auf das Ausland keinen Einfluss nehmen können, weil das eben außerhalb unseres Rechtssystems liegt. Masing jammert letztlich, dass sie unbedingt eigenes Recht machen wollen, ohne von der EU Vorschriften zu bekommen, will also die eigene Territorialhoheit, und beklagt sich gleichzeitig darüber, dass wir in unserer Territorialhoheit beschränkt sind und ausländische Handyhersteller nicht wirksam verklagen können. Ein Widerspruch in sich, den er nicht erkennt, weil man Juristen eben von kleinauf ihre Allmacht eintrichtert, die sie auch hatten – vor dem Digitalen.

Eine Lösung wird hier ohne Technik nicht zu machen sein.

Der richtige Ansatz wäre, technische Standard zu definieren und sie juristisch zu verankern. Man könnte festlegen, dass alle Geräte, die mehr oder weniger eigenständig Telekommunikation betreiben, also Handys, moderne Fernseher, und was sonst noch so genutzt wird, gewissen Anforderungen entsprechen müssen. Und nicht verkauft werden dürfen, oder mit Strafzöllen belegt werden, oder dicke Warnhinweise wie Zigarettenschachteln tragen müssen. Dazu würde etwa gehören, dass man mit dem Gerät nicht an einen festen Anbieter gebunden ist, sondern die Protokolle offengelegt sein müssen und man sich an den Cloud-Anbieter seiner Wahl hängen kann. Dass man also sein Handy für Backups, Termine, Mails usw. nicht mit Apple oder Google verbinden muss, sondern auch mit einem rein deutschen Anbieter unter deutschem Recht, alternativ einem irgendwo in einem Land, das nicht in Spionageverdacht steht, oder mit einem eigenen Server. Wir diskutieren ja in der EU, ob wir Handy-Herstellern einheitliche Strombuchsen vorschreiben, damit man auch andere Netzteile verwenden kann. Warum nicht auch einheitliche Cloudbuchsen vorschreiben, damit man auch andere Cloud-Anbieter verwenden kann?

Man muss Juristen irgendwie klarmachen können, dass sie mit ihrer Datenschutz-Verbotsnummer nichts ausreichen, sondern dass man positiv und technisch sagen muss, wie es aussehen muss, und dann hier innerhalb unserer Territorialmacht, also beim Verkauf und nicht bei der Herstellung, durchsetzt, dass dies eingehalten werden muss, oder wenigstens klar erkennbar ist, ob oder ob nicht. Man kann den Mehraufwand (oder wie man es sehen kann, auch den Umsatzverlust) dadurch ausgleichen, dass man für Handys, die in Deutschland hergestellt werden, die Einhaltung vorschreibt und für Handys aus dem Ausland einen Strafzoll draufpackt.

Man könnte sich das etwa so vorstellen, dass jedes Smartphone und jeder Fernseher, bei denen man den Cloud-Anbieter nicht in der Konfiguration komplett ändern kann, 100 Euro Aufpreis zahlen muss. Das würde sehr schnell dazu führen, dass die Billig-Anbieter, die ohnehin nur Handys verkloppen und nicht deren Cloud betreiben, das einbauen. Und dann rollt sich das von unten auf. Oder dass man sie eben gar nicht mehr in die EU einführen darf, so wie es bei den Strombuchsen gedacht ist.

Aber eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass die Juristenrepublik die Beschränkung juristischer Macht einsehen und sich auf technische Sicherheitsanforderungen verständigen würde. Hammer, Nagel und so. Und als ob das Problem noch nicht groß genug wäre, kippt das alles noch ins Sozio-Kultur-Geschwafel ab.

Was bringt mich jetzt zu diesem Blog-Artikel? Jemant hat mich auf einen Tweet aufmerksam gemacht:

14 Kommentare (RSS-Feed)

Nussbäumchen
26.1.2014 15:28
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> Davon abgesehen führt diese massiv juristische Ausrichtung zu einem ganz anderen Problem. Denn unsere juristische (und damit irgendwo auch demokratische) Macht ist auf unser Staatsgebiet beschränkt (und nicht mal da uneingeschränkt), und dazu kommen noch so ein paar Einflusseffekte auf die EU. Fertig, mehr ist nicht.

Kein Sorge, Hadmut. Die Politiker arbeiten daran.

Nennt sich World Government.


Hadmut
26.1.2014 15:29
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Und was glaubst Du, wieviel Einfluss wir auf dieses „World Government” haben werden? Also wir Deutschen?

Ich kann mir schon vorstellen, wie diese USE (United States of Earth) dann aussehen.


zockerjoe
26.1.2014 16:05
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Es passt sicher nicht in dein Weltbild der großen Juristen-, Feministenverschwörung, aber zumindest Android kann man komplett ohne Google betreiben. Syncronisation mit den Google Diensten ausschalten, Installation aus anderen Softwarequellen zulassen, Carddav und Caldav Clients drauf, alternative Calendar und Emailclients gibts genug, fertig. Wer Lust am basteln hat, kann seine eigene Cloud betreiben und wer absolut sicher gehen will, das nichts bei Google landet, besorgt sich ein alternatives Android.

1963 Wörter Verschwörungsbulshit für ein Problem das es nicht gibt, Respekt.


Hadmut
26.1.2014 16:16
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@zockerjoe:

> Es passt sicher nicht in dein Weltbild der großen Juristen-, Feministenverschwörung, aber zumindest Android

Ich habe zwei Android-Handys und noch einige weitere Android-Geräte. Und so einfach, wie Du Dir das vorstellst, ist das nicht, weil es für viele wichtige Programme keine andere Quelle als Google gibt. Und auch das mit dem anderen Client läuft nicht so einfach und sauber, wie Du das darstellst, weil es an der Integration mit anderen hapert.

Davon ganz abgesehen war das – jedenfalls bis vor kurzer Zeit – gar nicht so einfach, einen eigenen Caldav-Server laufen zu lassen. Und was meinst Du, wieviele der Nutzer von Android-Handys das so machen könnten, wie Du vorschlägst? Frag doch mal rum. Setz Dich mal in eine Berliner U-Bahn, guck an, wieviele Leute da inzwischen Androids haben, und frag sie mal, wieviele derer von dem, was Du hier erzählst, ein Wort verstehen. Und in der Lage wären, das auch so umzusetzen.

Du redest hier von Wolkenkuckucksheimen, die nicht mal 1% der Android-Nutzer zugänglich wären.

Und ein „alternatives Android” ist auch nichts, was man dem normalen Benutzer zumuten kann, zumal es keinen Support und keine Garantie gibt.

Völlig weltfremd und absurd. Typischer Nerd-Spinner.


Der Stadtfuch
26.1.2014 16:09
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Hadmut, im Prinzip mit jedem Wort einverstanden. Bis auf das “Es gibt in Deutschland keine Instanz, die das, was Gerichte entscheiden, außer Kraft setzen kann”. Denn das ist etwas, das doch Gott sei Dank so ist. Das nennt sich Rechtsstaat, und ich will’s nicht anders haben. Klar, auch Gerichte machen Fehler, auch oberste Gerichte. Aber Rechtsfrieden ist auch notwendig in einer Gesellschaft. Aber es darf keine wie auch immer geartete Instanz geben, die Gerichtsurteile aufheben kann und nicht selbst Gericht ist.


Hadmut
26.1.2014 16:22
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@Stadtfuchs:

> Denn das ist etwas, das doch Gott sei Dank so ist. Das nennt sich Rechtsstaat,

Das wäre es, wenn auch die Gerichte diesem Schema entsprechen würden. Wenn aber – wie ich ja nun ausführlich berichtet habe – Richter Verhandlungsprotokolle fälschen, Sachverständigengutachten manipulieren, bewusste Falschgutachten einholen, oder – wie ich mal beim BGH beobachtet habe – Urteilsfehler machen, weil sie nicht in der Lage sind, den Stand des BGB zum fraglichen Zeitpunkt richtig zu bestimmen, oder eben Verfassungsrichter da ihre eigene Korruptionssuppe durchziehen, und dergleichen mehr, dann ist das einfach nicht gut. Und an meine Ausführungen im Zusammenhang mit der VDS zu richterlichen Beschlüssen möchte ich da auch mal erinnern.

Deine Ansicht in Ehren, das wäre toll, wenn der Staat diesem Ideal entspräche. Das tut er aber nicht.

Beachte bitte auch, dass in der Verfassung steht, dass die Gerichte an die Gesetzgebung gebunden sind. Das gehört zu diesem Konstrukt. Was machst Du dann aber, wenn sich die Gerichte daran nicht mehr halten? Wenn die einfach machen, was sie wollen?

Teil der Konstruktion ist nämlich auch, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht und in Wahlen und Abstimmungen ausgeübt wird. Richter sind in Deutschland aber nicht demokratisch legitimert.

Dein Traum ist schön, aber stimmt nicht.


OffTopic
26.1.2014 16:31
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Sorry für OT, aber ich bin gerade emotional aktiviert.
Ich arbeite im MINT-Feld an der TU Dresden.

Leztlich kam ich erstmals in Kontakt mit dem Genderdezernat bei uns, u.a. diesem hier:

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/gremien_und_beauftragte/beauftragte/gleichstellung/chancengleichheit/zustaendigkeiten/koordination_der_geschlechterforschung/personen/document.2013-02-05.1093714235

Bedeutend und lehrend bei uns ist diese angesehene Expertin für Genderkrams, die für diesen Blödsinn sogar einen Doktortitel bekam:

http://www.katrindoeveling.de/

Ihr hochgelobtes “Hauptwerk” kann man bei Amazon in Auszügen lesen, was ich tat:
http://www.amazon.de/Emotionen-Medien-Gemeinschaft-kommunikationssoziologische-Analyse/dp/3531142364/
(mit “klick ins Buch”)

Auf der Homepage unserer Dozentin kann man auch andere “wissenschaftliche” Publikationen von ihr in Listenform einsehen – da wird “geforscht” zu den Gefühlen die “GZSZ” bei Männern und Frauen auslöst.

Mir blieb der Mund lange offen stehen.
Das ganze ist inhaltlich/wissenschaftlich eine NULLNUMMER – nichts als Banalitäten und “Getratsche” das in Fremdwörter gepackt wird.
Als ob Banalitäten, sprachlich erhöht, plötzlich einen Wert hätten.

Ich bin fassungslos bei dem Gedanken, daß die Produzent_innen derartigen niveaulosen Unsinns staatlich (also von uns bezahlt) Uni-Räumlichkeiten, einen Mitarbeiterstab und ein ordentliches Gehalt bekommen.

Das ist alles auf dem Nivau von Astrologie, codiert durch gehoben-sprachliches Blendwerk.

Daß sich derartiges mit dem Titel “Wissenschaft” und den assoziierten Privilegien schmücken darf kann ich immer noch nicht fassen.


Hadmut
26.1.2014 16:35
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@OffTopic: Sag ich ja seit fast zwei Jahren. Willkommen in der Frauenquote. So weit werden die Kriterien abgesenkt, um Frauen in die Wissenschaft zu quetschen.

Was meinst Du, warum denen das so wichtig ist, gleichartige Anforderungen für alle Doktoranden zu sabotieren. Verstehst Du jetzt, warum ich da hinter der Verfassungsrichterin Baer her bin, die Prüfungsrecht sabotiert?


zockerjoe
26.1.2014 16:33
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>Und so einfach, wie Du Dir das vorstellst, ist das nicht,
Ich habe zwar nicht behauptet, das es einfach ist, aber du hat recht.

>Völlig weltfremd und absurd. Typischer Nerd-Spinner.
Ohne Nerd-Spinner gäbe es keine PC und kein Internet. Mich als Nerd zu bezeichnen, währe zuviel der Ehre (Steve Wozniak ist der Proto-nerd), ich nehme es aber trotzdem als Kompliment.


Nussbäumchen
26.1.2014 18:34
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> Ich kann mir schon vorstellen, wie diese USE (United States of Earth) dann aussehen.

Ja, aber dann verlange das doch nicht indirekt. Wenn du dich über mangelnde internationale Durchsetzung von Gesetzen ärgerst, dann läuft das auf ein One World Government hinaus, ob du willst oder nicht.

Die Lösung besteht nicht darin, Gerichtsaufsichtsbehörden einzufordern, sondern Gesetze zu streichen, dass es überhaupt nicht zu Verhandlungen kommt, wo Gerichte Fehler machen können.

Du beschwerst dich über Paragraphengläubigkeit, aber ersetzt sie nur durch Behördengläubigkeit.

> Dazu würde etwa gehören, dass man mit dem Gerät nicht an einen festen Anbieter gebunden ist, sondern die Protokolle offengelegt sein müssen und man sich an den Cloud-Anbieter seiner Wahl hängen kann. Dass man also sein Handy für Backups, Termine, Mails usw. nicht mit Apple oder Google verbinden muss, sondern auch mit einem rein deutschen Anbieter unter deutschem Recht, alternativ einem irgendwo in einem Land, das nicht in Spionageverdacht steht, oder mit einem eigenen Server.

Nein, bis auf das mit den offengelegten Schnittstellen, wäre es nicht der richtige Ansatz

Der richtige Ansatz ist: Gesetze weg, dann ist Google nicht verpflichtet die NSA mithören zu lassen. Dann kann Google sogar damit werben, dass es die Verschlüsselung X oder das Sicherheitsfeature Y hat.

Und alle Verleumdungs-, Verhetzungs-, Verunglimpfungsgesetze weg, dann gibt es auch ein deutsches Google, und dann muss auch nicht über amerikanische Server geleitet werden.

Datenschutzgesetze sind doch der Grund, warum die Daten in Übersee verarbeitet werden.

Weniger Gesetze, nicht mehr, sind die Lösung.


Tenshinhan
27.1.2014 8:47
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@OffTopic

An der guten Frau haben sich auch schon andere aufgerieben :
http://plagiatsgutachten.de/blog.php/widerruf-dissertation-von-katrin-doveling-ist-kein-plagiat/

Der Herr Weber hat da ordentlich einstecken müssen, wie es aussieht… so kann es gehen.


@Stadtfuchs

Das nennt sich Rechtsstaat, und ich will’s nicht anders haben.

Dann bist Du wohl der, der mir mal die Definition besorgen kann? Die suche ich nämlich schon lange.

@Hadmut
Nein, die Welt besteht nicht aus Technik und Recht, sie besteht nur aus Recht. Im Zweifel werden eben in dor BäeRDä keene Äpfel verkooft. Gibt es nicht schon genug Beispiele? Amoklaufendes Recht und Rechtsverständnis, ja, auch die Juristen, sind das Problem. Womit wir wieder beim Rechtsstaat wären. Ein Rechtsstaat ist ein Staat, der immer Recht hat.

Carsten

“Tja, das ist eben »europäische Kultur«: Kaum weigert sich ein Land, mit der EU ein Abkommen zu schließen, zettelt man dort einen Aufstand an.”
Gerhard Wisnewski


Angelo Neuschitzer
27.1.2014 11:22
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Zu: Was ist der Wissenschaftsrat?

Ich hatte das immer so verstanden das es eine Defaultrechtsform gibt. Also GbR für Gruppen mit Gewinnabsicht und neV (nicht eingetragener Verein) für Gruppen ohne. Damit fallen sie dann auch unter das jeweilige Recht mit den entsprechenden Pflichten.

Zumindest hat mir das meine Bank damals so erklärt als ich für unsere Gewerkschaft ein Konto eröffnen wollte (Verdi, z.B. hat auch keine Rechtsform im Impressum).


Michael
27.1.2014 14:51
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Leite das an den Lobo weiter. Von wegen Primat der Politik. Ja. Aber auch ein Primat braucht Mittel und Methoden. Gelddrucken und im Vakuum stänkern ist nicht alles.