Ansichten eines Informatikers

Wisst Ihr, was teuer geworden ist?

Hadmut
24.1.2014 18:40

Vorhin hat’s mich ja echt geschüttelt, als ich die Preise gesehen habe:

Dampfmaschinen.

Ich hatte als kleiner Junge eine Dampfmaschine. So in Spielzeuggröße, aber eine, die richtig funktioniert. Naja, fast richtig. Die Mini-Werkzeuge bohren und sägen nicht, die sehen nur so aus und drehen sich. Und der Drehzahlregler ist auch nur Attrappe. Aber ansonsten wie echt. Öl rein, Wasser rein, Esbit rein, los geht’s.

Vorhin komm ich zufällig an einer Vitrine vorbei, in der sie – selber Hersteller, den gibt’s immer noch – solche Dampfmaschinen hatten. Fast exakt gleich, aber zwei Modelle, eins teurer, eins billiger, von denen in manchen Details das eine und in anderen Details das andere mit meiner übereinstimmte. Die haben da jetzt wohl zwei Modelle draus gemacht, das eine abgespeckt, das andere aufgemotzt. Kostenpunkt: 250 und 400 Euro.

Wahnsinn. Dafür dass das meiste nur einfaches Blech ist.

Zu meiner Zeit war das ein Kinderspielzeug. Jetzt scheint’s ein Erwachsenenspielzeug geworden zu sein. Ich weiß zwar nicht, was meine damals gekostet hat, aber einem acht- oder neunjährigen hätte man damals sowas in der Preislage ganz sicher nicht zu Weihnachten geschenkt.

34 Kommentare (RSS-Feed)

Joe
24.1.2014 19:12
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Das läuft jetzt anscheinend in einer ähnlichen Kategorie wie Schallplattenspieler. Als Kind hatte ich noch einen mit Mono-Lautsprecher im Deckel. Aufklappen, Platte drauf und los gings – kinderleicht. Das Adapterstück für die Singles kam natürlich als erstes weg. Also mußte man die Schallfolie aus dem Micky-Maus-Heft sorgfältig zentrieren. 😉

Wenn Du jetzt mal nachschaust, was Vinyl Technology so kostet: unter gut vierstellig Neugeld geht da gar nichts mehr. Und dann fehlt Dir immer noch der ganze Rest der Kette inkl. Phono-Vorverstärker. Gute Kopfhörerverstärker (also nicht der China-Ramsch) lohnen sich ebensowenig, in der Preislage bekommt man auch Micro-Komplettanlagen.

Ist schon echt seltsam. Man ist vom PC verwöhnt, der reichhaltigen Komponenten- und Zubehörauswahl quer durch alle Anspruchsstufen zu jeweils angemessenen Preisen. Und dann guckt man woanders hin und es gibt es dann nur noch billigsten Ramsch und mundgeblasen aus der Manufaktur.


Hadmut
24.1.2014 19:16
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> Als Kind hatte ich noch einen mit Mono-Lautsprecher im Deckel. Aufklappen, Platte drauf und los gings – kinderleicht. Das Adapterstück für die Singles kam natürlich als erstes weg. Also mußte man die Schallfolie aus dem Micky-Maus-Heft sorgfältig zentrieren.

Ha! Ja! genau die beiden Dinger hatte ich auch. Plattenspieler mit dünnem Alublech obendrauf mit feinen Schlitzen, darunter ein ordinärer, popeliger, aber großer Papplautsprecher und ein Kabel mit diesem zweipoligen Stecker (Stift und breiter Streifen) zum Aufwickeln. Samt der Schallfolie. Und dazu noch ein altes, aber gutes Röhrenradio mit Sender-Skala und zwei Bananensteckerbuchsen auf der Rückseite.


Caless
24.1.2014 19:15
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Markus
24.1.2014 19:18
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Vermutung: Die Skaleneffekte für die heute absetzbaren Stückzahlen reichen nichtmehr aus?


Magnus
24.1.2014 19:45
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Das waren wohl Wilesco-Dampfmaschinen? An Preise kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die Dinger waren damals auch schon recht teuer – ich habe aus dem Grund nie eine bekommen.

Bei Amazon kann aber schon ab ~80€ welche bekommen. Waren die Exemplare, die Du da gesehen hast vielleicht die Luxusausführungen mit vergoldeten (ich meine das hätte es damals auch schon gegeben) Teilen?


Hadmut
24.1.2014 19:48
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Ja, ich glaub die Firma war Wilesco.

Die teurere von den beiden war so ähnlich wie vergoldet, sah aber eher nach Imitat oder Messing aus. Die billigere war ähnlich, aber unterhalb meiner. Meine war zwar gewöhnliches Blech, hatte aber die zwei Leitern und das Kolbengehäuse wie die teurere. Außerdem hatte meine ein Auslassrohr und ein kleines Auffangschüsselchen für verbrauchtes Öl. Das war bei der teuren anders gemacht, die billigere hatte das gar nicht.


Hadmut
24.1.2014 19:50
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Oh, da fällt mir gerade ein, meine hatte noch ein schönes großes Manometer und eine Dampfpfeife. Hatten die heute beide nicht (oder vielleicht war’s nur nicht reingeschraubt).


Pete
24.1.2014 20:50
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Na ja, Wilesco ist inzwischen eine kleine Manufaktur, die muessenn sehen, wo sie bleiben. Die grosse D20 kostete vor 40 Jahren auch schon etwa 120,-DM, das war zu jener Zeit auch nicht wenig. Die Kleinste mit oszillierendem Zylinder kam auf etwa 35,-
Von Vater habe ich seine Maschine, inzwischen ist sie etwa 80 Jahre alt. Es ist eine Maerklin, die Bauweise ist der der heutigen Wilescos sehr aehnlich, Einen Unterschied gibt es, die von Maerklin hatten eine Kesselspeisepumpe (Plungerpumpe), die mit vom Steuerexzenter angetrieben wurde. So konnte man bei genuegender Brennstoffzufuhr Dauerbetrieb erreichen. Der Kessel hatte auch die Andeutung eines Flammrohres, war potentiell also etwas leistungsfaehiger.

Wer vor nicht so langer Zeit “etwas Richtiges” als Modelldampfmaschine haben wollte, musste z.B. zur inzwischen nicht mehr existenten Firma “Oktant” gehen. Die hatten die Bausaetze meist englischer Herkunft (Stuart etc.) Mein Gesellenstueck war sowas, denn “Bausatz” darf man sich nicht zu einfach vorstellen. Man bekommt Halbzeug und rohe Gussteile, sowie eine Zeichnung (in Zollmaßen), um z.B. so etwas herzustellen:
http://www.youtube.com/watch?v=7ujPmyHfhfM
Stuart Viktoria, BohrungxHub 25x50mm, Flachschieber.


Ich habe die Wilesco D20 seit ca. 25 Jahren. Damals hat die gut über 200 DM gekostet, sagen wir mal 250 DM. Das sind rund 128 EUR. Gemäß eines Inflationsrechners wären das heute rund 200 EUR. So gesehen ist der Preis zwar gegenüber der Inflation gestiegen, aber gar nicht so extrem.

Und, ja, früher wurde das als Kinderspielzeug vermarktet, war in den Katalogen der Spielwarenläden. Es waren wohl schon damals eher Erwachsenenspielzeuge, aber vermutlich werden sie jetzt auch so verkauft; hab schon ewig keine mehr in einem Spielzeugladen gesehen.


Hadmut
24.1.2014 20:57
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Bin ja mal gespannt, wann die Home-3D-Drucker so weit sind, dass man sich brauchbare Dampfmaschinenteile selbst ausdrucken kann. Nachdem es inzwischen Profi-Metall-3D-Drucker gibt, die sogar Waffenteile in dauerbrauchbarer Qualität herstellen können, müsste sowas ja auch irgendwann mal drin sein.

Aber vermutlich hat man heute dann ja eher eine Dampfmaschinen-App auf dem Tablet…


Pete
24.1.2014 21:00
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Auf der Insel, wo sie Dampf im Blut haben, sehen die Maennerspielzeuge so aus:
http://www.youtube.com/watch?v=FuHJBIMj_rs

😉

Von Wilesco gab es Anfang der 70er auch das Atomkraftwerk fuers Heim:
http://www.youtube.com/watch?v=jj-y19miQwA
Allerdings kam kein Strom heraus, man musste welchen fuer den elektrisch beheizten Kessel hineinstecken.


Pete
24.1.2014 21:02
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Entschuldigt bitte, dass ich spamme:
http://www.youtube.com/watch?v=5eSRFHm39Xc

Schade, dass es die nicht mehr gibt, inzwischen genauso gesucht wie die R200.


Pete
24.1.2014 21:14
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Man kann mit Dampfmaschinen auch Sinnvolles antreiben:
http://www.youtube.com/watch?v=lSiVWkk5zaQ
und
http://www.youtube.com/watch?v=CiJeHHGqSSw
😉


Alex
24.1.2014 21:31
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Modelleisenbahneffekt:
Der Sohn bekommt ne Modelleisenbahn, weil der Papa spielen will


Hadmut
24.1.2014 21:48
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> Der Sohn bekommt ne Modelleisenbahn, weil der Papa spielen will

Nein, mit der hab nur ich gespielt.


Michael
24.1.2014 21:51
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Marketing.
Das billige treibt das teurere.


euchrid eucrow
24.1.2014 23:43
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mein vater und sein bruder hatten mal eine dampfmaschine. die wurde dann während des abiturs zu anschauungszwecken mit in die schule genommen und nie wieder abgeholt. wahrscheinlich steht sie immer noch im vorbereitungsraum des physikraums. allerdings hab ich das ganze zubehör gebunkert. ich kann so alten krempel nicht vergammeln lassen.
als wir in ein haus umgezogen sind, eine 250 jahre alte bude, stand vom vorbesitzer eine dampfmaschine auf dem dachboden. allerdings war der kessel gerissen. das ding steht bestimmt immer noch da.

@hadmut
darf ich fragen, wo deine dampfmaschine samt zubehör abgeblieben ist?
ich hab zu solch dingen, die mir in kindheitstagen ein leuchten in die augen gezaubert haben, eine ziemlich enge bindung und drapiere das ganze geraffel unauffällig in der wohnung bzw. wird es bei den eltern auf dem dachboden aufbewahrt.


Hadmut
24.1.2014 23:52
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> darf ich fragen, wo deine dampfmaschine samt zubehör abgeblieben ist?

Die müsste momentan noch an einer Stelle in der Verwandtschaft rumstehen, wo ich gerade nicht nachgucken kann. Man müsste sie mal entkalken und ölen. An sich müsste die noch funktionieren, aber ich fürchte, Kalk, Alter und Oxidation haben der zugesetzt. Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, die noch unter Druck zu setzen. Ich weiß auch nicht, wie lange die Dinger halten. Ich hab die schon einige Male benutzt. Nicht wie ein Ding, mit dem man einmal spielt und es dann nie wieder anguckt.

Aber ich versuche mir das auch abzugewöhnen, den alten Krempel aufzubewahren, weil ich kein Messie, auch kein Remote-Messie und auch nicht sentimental sein will.

Aber so ne Dampfmaschine ist halt auch kein Trivial-Spielzeug, bei dem es egal ist, wenn es nicht mehr so richtig funktioniert. An dem Ding kann man sich böse verbrennen oder verbrühen, vor allem, wenn es platzt. Ich weiß nicht, ob ich das Ding heute noch einem Kind geben würde. Jedenfalls nicht, ohne es getestet zu haben.


beeblebrox
24.1.2014 23:50
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Also Dampfmaschinen fand ich totlangweilig. Denn außer den ganzen Räderwerk bewegten die Dinger sich ja nicht vom Fleck! War daher anfangs für Modelleisenbahnen, später aber dann doch mehr für Darda Bahn und schließlich Carrera Bahnen zu begeistern. Da war einfach mehr Action. Nach der Schule hat man sich dann zusammengetan um neue Strecken zusammenzustecken, Rennen zu fahren und alles mögliche auszuprobieren.


Hadmut
24.1.2014 23:53
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Dafür hat mich die elektrische Eisenbahn gelangweilt.


Hanz Moser
25.1.2014 0:59
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> Dafür hat mich die elektrische Eisenbahn gelangweilt.

Kann ich verstehen und ging mir genau so. Aber als ich ein paar Jahre später drauf kam, dass das ein kurzschlussfester Wechselstromtrafo da dran war…
Was hat das gute Stück nicht alles mitgemacht…


Michael
25.1.2014 11:06
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Eine mögliche Erklärung für den unverhältnismäßig hohen Preis dürften die Emissionsabgaben sein. Versuch doch mal mit dem Verkäufer zu handeln, vielleicht bekommst Du ein Rabatt, wenn Du Dich verpflichtest, keine Braunkohle zu verwenden und auf Biogas umsteigst ;-).


claus
25.1.2014 11:39
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@Joe und @Hadmut: war das vielleicht so ein Plattenspieler?

http://img0.etsystatic.com/021/0/7229402/il_570xN.477975304_30xy.jpg


Hadmut
25.1.2014 11:56
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Nein, ganz anders. Schwarz, Plastik, kastenförmig, quadratische Grundfläche. Den Deckel konnte man abnehmen und aufstellen, der hatte auf der Vorderseite so ein ganz billiges alufarbenes Blech mit feinen Schlitzen, wie sowas damals eben so aussah. Geschlossen war das Ding nur ein Quader mit diesem Alublech auf der Oberseite. Man hat halt den Deckel abgenommen, irgendwo hingestellt, das Kabel, das im Deckel drin um den Lautsprecher gewickelt war, abgewickelt und in die Buchse am Plattenspieler gesteckt, Strom dazu, und los gings. Ganz billiges Ding, irgendwie von Neckermann oder sowas ähnlichem, wie man das damals eben so hatte.

Aber in diesem Design (nur auch schwarz) hatte ich damals einen Kassettenrekorder von Philips.


Fredi
25.1.2014 11:57
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In einem alten Bastelbuch meines Vaters habe ich noch eine Bastelanleitung für eine Dampfmaschine, so schön aus Konservendose als Kessel und so. Wollte ich immer mal bauen, hab’s dann aber erstmal beim Elektromotor aus Nägeln, Büroklammern und Kupferdraht belassen. Als Science-Fiction Fan (der schon damals den festen Entschluss hatte Physik zu studieren) hat mich eine Anordnung aus Drähten, Spulen und Kontakten auch einfach mehr fasziniert als so eine Dampfmaschine 😀
Aber so eine kleine Dampfmaschine wollte ich trotzdem haben.
Oh, und dieses will ich haben:
http://www.youtube.com/watch?v=fOslcPxFK3c
😀


Hadmut
25.1.2014 12:12
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Da fehlt leider was am Video, aber das Ding ist rattenscharf. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Diesel als Selbstzünder in so kleinen Kammern funktionieren kann.

Zu Konservendose fällt mir ein, dass wir damals in der Grundschule in der 3. oder 4. Klasse im Werkunterricht mit einem Holzgestellt, einer Konservendose, einem Nagel, einer Maschinenschraube und einer selbstgewickelten Spule so eine Hupe gebaut haben, die ganz entsetzliche Geräusche gemacht hat. Ein Riesenspaß.


Fredi
25.1.2014 13:51
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Stimmt, habe auch gerade gemerkt, dass das Video kaputt ist gegen Ende.
Aber, dass ein Diesel bei kleinen Kammern funktioniert ist jetzt nicht verweunderlich, denke ich, der benötigte Druck sollte ja gerade bei einer kleinen Kammer leicht zu erzeugen sein.
http://www.youtube.com/watch?v=c1pJIVqCC1E
Hier ist noch ein sehr, sehr schönes Video zu dem Teil. Absolut phantastische Arbeit.


Hadmut
25.1.2014 13:53
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Ist das ein Einzelstück oder bauen die die in Serie?


Joe
25.1.2014 14:37
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Der hier hat auf jeden Fall den besten Sound:
http://www.youtube.com/watch?v=lc6jCGHj6Nc


Pete
25.1.2014 19:45
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@Joe,
pah, das Ding kreischt wie jeder andere 12-zyl. Ferrari auch 😉

DAS hier klingt:
http://www.youtube.com/watch?v=QEY2lRbz7MY
Fairbanks-Morse 32D Zweitakt-Diesel. Typisch fuer die Dinger scheint zu sein, dass sie bei geringer Last den einen oder anderen Zylinder “verlieren”. Deshalb kann man damit so schoen spielen.

Kein Infanteriegefecht:
http://www.youtube.com/watch?v=VJxLFJg1mRs
http://www.youtube.com/watch?v=pw7armaxm6s

Gut abgestimmter Auspuff:
http://www.youtube.com/watch?v=l5g7_Aawkbg
http://www.youtube.com/watch?v=T7sCb3DMh2k
http://www.youtube.com/watch?v=SlJnISOTZlI

So ein Diesel kann nicht einzylindrig genug sein:
http://www.youtube.com/watch?v=2MLkbHkxk-g

Ein Erdgaskompressor:
http://www.youtube.com/watch?v=-_4mJelYvpU
und sein natuerlicher Lebensraum:
http://www.youtube.com/watch?v=b78BELn8U2M

Laeuft schoen und ruhig:
http://www.youtube.com/watch?v=rPfoHbgcK2g

Laeuft mit Feuer:
http://www.youtube.com/watch?v=deGXHNJS3Ok

Und damit waescht man die oeligen Klamotten:
http://www.youtube.com/watch?v=N-sCRAmAwOc


Pete
25.1.2014 22:04
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Hier ist noch eine wirklich aussergewoehnliche Modelldampfmaschine:
http://www.youtube.com/watch?v=73txXT21aZU


Marc
27.1.2014 12:52
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Einen Stirlingmotor kann ich auch sehr als Spielzeug empfehlen. Für die kleinen, natürlich 😉


Fredi
27.1.2014 15:51
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@Hadmut: Ne, der baut die als Einzelstücke aus Leidenschaft.
Ich sehe übrigens gerade, dass das kein Diesel ist, sondern auf Druckluft läuft. Phantastische Arbeit auf jeden Fall.


Pete
27.1.2014 17:51
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Ja, das sind schon feinmechanische Wunderwerke. “Echte Diesel”, also Kompressionsselbstzuender sind die Minimotore seltener, die meisten duerften Gluehzuender sein. Bei den etwas groesseren Motoren findet man dann auch die elektrische Fremdzuendung. Die Minidiesel erkennt man an der Fluegelschraube, die im Zylinderdeckel steckt. Mit ihr wird die Position des Gegenkolbens und damit die Verdichtung des Motors eingestellt. Er laeuft mit einem Gemisch aus Aether (Zuendhilfe), Petroleum (Brennstoff) und Oel (Schmierung). Ganz streng genommen sind es auch keine Diesel, sondern Vergaserzweitakter, die mit einer Art “klopfender Verbrennung” laufen. Bei echten Dieseln wird der Brennstoff zum Zuendzeitpunkt in die schon verdichtete Luftfuellung des Zylinders eingespritzt.

Nochmal hierzu:
>>Aber, dass ein Diesel bei kleinen Kammern funktioniert ist jetzt nicht verwunderlich, denke ich, der benötigte Druck sollte ja gerade bei einer kleinen Kammer leicht zu erzeugen sein.<<

Der Druck ist nicht das Problem bei kleinen Motoren, aber der Waermehaushalt. Ein winziger Brennraum und viel abkuehlende Flaeche. Dazu steigen die Schwierigkeiten, einen echten Diesel zu bauen, je kleiner man ihn macht. Lange Zeit konnte man kaum unter 1/2l Zylindervolumen gehen. Neben dem Waermehaushalt wird es immer schwieriger, den Kraftstoff zuzumessen. Schon bei dem 1/2l sind die Einspritzmengen bei Leerlauf winzig und bei Vollast auch nicht riesig. Die Kraftstoffmenge muss aber genau zugemessen werden und das bei Mehrzylindermotoren auch noch absolut gleichmaessig fuer alle Zylinder. Bei Motoren mit nur ein paar ccm Hubraum scheitert das, daher sind es Vergasermotore mit einem abgewandelten Verbrennungsverfahren (Kraftstoff mit Zuendhilfe).