Ansichten eines Informatikers

Am Alkohol-Dauer-Tropf

Hadmut
12.1.2014 0:13

Und ich dachte schon, ich wäre der einzige, dem das auffällt.

Nun bin ich ja aus dem Münchner Raum nach Berlin umgezogen. München hält sich ja selbst gerne für die Hauptstadt des Bierkonsums, und veranstaltet ja das berühmteste und nachgeahmteste Massenbesäufnis der Welt. Für zwei Wochen ist die Innenstadt vollgekotzt, und ich kenne auch keinen anderen Ort der Welt, an dem so viele Gastwirtschaften und Örtlichkeiten auf der Toilette (zumindes auf dem Männerklo, für das Frauenklo kann ich hier nicht sprechen) neben der üblichen Keramik spezielle Kotzbecken auf Brusthöhe hängen haben, natürlich mit zwei Griffen links und rechts, damit man sich beim Reiern auch gut festhalten kann und vom Rückstoß nicht nach hinten gehauen wird. München hat Charakter.

Seltsamerweise aber sehe ich in Berlin sehr viel mehr Leute mit Bier rumlaufen. Und zwar auf der Straße, am Bahnhof, in der U-Bahn, eigentlich überall. Schon am frühen Morgen. Leute, die permanent am Bier hängen und dazu immer die offene Bierflasche in der Hand, manchmal auch in der Jacken- oder Hosentasche rumtragen und immer wieder dran trinken. Die Leute sind eigentlich nicht so richtig betrunken, aber halten so einen permanenten Dauerpegel, und man merkt schon, dass sie sich nicht normal verhalten, sondern eben schon Alkoholiker-mäßig. Berlin ist die Stadt der Drogenabhängigkeit. Bisher dachte ich, das wäre außer mir fast niemandem aufgefallen, nur eine Bekannte sprach das mal nebenbei an, dass ihr das aufgefallen wäre.

In der WELT hat jetzt tatsächlich einer einen Artikel drüber geschrieben. Nicht speziell über Berlin, aber über diese Permanent-Alkoholisierung.

27 Kommentare (RSS-Feed)

Joe
12.1.2014 1:32
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Die DDR war auch durchalkoholisiert, selbst auf der Arbeit haben die Leute gesoffen. Nebenwirkung von Kinderkrippe und anderen Ideen des Marxismus-Feminismus.


Hans
12.1.2014 3:04
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Sag mal Hadmut, wirds eigentlich irgendwann SSL-Support auf deiner Seite geben ;-? Wollte nur mal so fragen…


Hadmut
12.1.2014 10:38
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@Hans: Schwierig, weil ich den Server nicht alleine betreibe, sondern mir mit einem Haufen anderer Leute teile. Die Webservervirtualisierung auf einer einzelnen IP-Adresse funktioniert aber mit SSL nicht so, dass sie mit allen Brwosern sauber zusammenarbeitet. Das könnte ich erst dann machen, wenn sich IPv6 hinreichend verbreitet hat und ich mir aus dem IPv6-pool eine eigene IP-Adresse für den Server nehmen kann.

Das zweite Problem ist, dass WordPress nicht damit klarkommt, wenn ein Blog unter verschiedenen URLs auftauchen soll. Da habe ich schon viel Zeit reingesteckt und letztlich aufgegeben, weil WordPress so total vermurkst geschrieben ist. Selbst wenn die Startseite unter HTTPS angeboten würde, würden sämtliche Links auf die HTTP-Version zeigen, also alle Seitenteile wie Graphiken, Style Sheets usw. per HTTP bezogen. Und wenn Du von der Startseite auf einen Artikel klickst, landest Du auch wieder unter HTTP. WordPress kann das einfach nicht. Und man kann das auch nicht einfach ändern, weil WordPress die URLs nicht zentral erzeugt, sondern völlig verfilzt ist, und jeder Programmteil das irgendwie selbst und anders macht.


denn
12.1.2014 3:06
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@Joe, ich glaub’ das kommt eher wegen/von den Russen


beeblebrox
12.1.2014 3:08
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Also in Köln fällt das außerhalb der Karnevalszeit eigentlich eher am Wochenende (Freitags) auf. Da ich aber mehr mit meinem privaten PKW als mit der KVB fahre, sind meine Eindrücke nur stichprobenhaft.

Generell passt dies aber zu meinen täglichen Beobachtungen einer zunehmenden allgemeinen Verwahrlosung und Verrohung von Umgangsformen und menschlichem Verhalten und einer steigenden Rücksichtslosigkeit. Belege finde ich bei meinem täglichen Kampf durch die Kölner Rush hours.
Immer öfter habe ich den Eindruck, dass wir hier in Westeuropa – ebenso wie in Nordamerika – inzwischen den Zenit überschritten haben und uns nur noch auf dem kontinuierlich absteigenden Ast befinden, während das was uns mal groß machte (Innovationsgeist, Fleiß, Zuverlsässigkeit, zivile Umgangsformen etc) inzwischen ganz woanders auf dieser Erde stattfindet.

Deutschland – nein ganz Westeuropa schafft sich ab! Nicht weil es hier Probleme mit ein paar integrationsunwilligen Migranten gibt, sondern weil eine vollgefressene, antriebslose Gesellschaft inzwischen an sich selber erstickt und sich nur noch in Scheinproblemen wie #aufschrei oder aktuell einer Petition aus BW oder dem coming-out eines schwulen Fußballers erschöpft, während weltweit Kriege toben, das Klima die dollsten Kapriolen schlägt und die Bekloppten an den Finanzmärkten weiterhin zocken als gäbe es kein Morgen mehr,

Diese Alkoholisierung erscheint mir nur ein Teil eines Revival von dem was man vor hundert Jahren als “Tanz auf dem Vulkan” umschrieb in der Erwartung der nahenden Katastrophe. Allerdings glaube auch weniger, dass diesmal ein globaler militärischer Konflikt bevorsteht, sondern eher dass dies eher im ökonomisch-technischen Bereich stattfinden wird.


Jens
12.1.2014 3:52
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“Seltsamerweise aber sehe ich in Berlin sehr viel mehr Leute mit Bier rumlaufen.”

Willkommen in Deutschlands Asi-Gürtel. Auf der geographischen Breite hast Du das bis rüber ins Ruhrgebiet.


Juergen Sprenger
12.1.2014 6:28
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Kein Alkohol ist auch keine Lösung.


Zieh nach Prenzlauer Berg, da ist München pur. Nur Kotzbecken gibt es noch nicht. 🙂


Alex
12.1.2014 12:11
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Ist doch ganz einfach:
Das Berliner Bier ist noch fürchterlicher als das Münchner. Um das zu kompensieren darf man einfach nicht nüchtern werden. Erge muss man schon frühs mitm saufen anfangen.


Rechnungsprüfer
12.1.2014 12:25
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Mir ist das in Berlin auch schon öfter aufgefallen, erst gestern wieder vor dem Spandauer Bahnhof. Traurig ist daran, das es auch immer mehr Frauen mit Bierflasche zu sehen sind.


Barbie aus Berlin
12.1.2014 13:45
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Ja, das fällt mir auch schon seit Jahren auf. Nachts, besonders in der U2 oder auf dem Ring, wird man schon mitleidig angeschaut wenn man kein Bier dabei hat. Der Zusammenhang mit dem Rauchverbot klingt logisch.
Maßgeblich wird aber der Preisunterschied zwischen dem “Späti” und den Klubs sein. 4-6 € für ein Getränk sind schon viel für einen einkommenslosen Kreativ-Hipster. Und davon haben wir genug hier.


Barbie aus Berlin
12.1.2014 13:46
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@Alex: Berliner Bier gibt es nur noch in Eckkneipen für Eingeborene. Das ist nicht hip genug.


euchrid eucrow
12.1.2014 14:05
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@hadmut
das ist das sogenannte “fußpils”. das gibts immer und überall.
ich glaube, der begriff stammt sogar aus den kommentaren deines blogs.


euchrid eucrow
12.1.2014 14:17
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@barbie
ich dachte, hipster erkennt man an der clubmate-pulle!?


ein anderer Stefan
12.1.2014 14:31
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Tja, viele scheinen unsere Welt nur noch im Suff zu ertragen. Wundert mich wenig – viele Menschen haben beschissene oder keine Perspektiven im Leben (außer Hartz 4). Und die, die einen Job haben, werden mit Arbeit so zugekracht, dass sie Alk brauchen, um abzuschalten, und um sich keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen, ob sie ihren Job morgen noch haben. Wer im Leben keinen Sinn mehr findet, betäubt sich halt, und Alkohol ist legal und relativ billig.

Vielleicht steigen auch einige von Nikotin, das ja zunehmend geächtet und immer teurer wird, auf Alk um.


aga80
12.1.2014 15:05
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@Kiezneurotiker

Komisch die einzigen beiden, die ich letzte Woche in der U-Bahn beim saufen beobachtet habe, sahen nach englischen Touristen aus und die klangen auch so.

Sicher wirst du verstehen, das München in einigen Hotspots während des Oktoberfestes an den Prenzlauer Berg heran kommt, aber nicht ganzjährig.


Exil-Schwabe
12.1.2014 16:20
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Ich glaube ja eher dass Hadmut umzugsbedingt immer noch unter selektiver Wahrnehmung “leidet”, und wegen einer Melange aus Anpassungsschwierigkeiten und Heimweh einen Fokus auf das Negative in seiner Umwelt hat. Sein Artikel neulich über die angeblich extreme Schmutzigkeit von Berlin stiess ja in das gleiche Horn.

Ich als Exil-Schwabe und seit 28 Jahren in Berlin prophezeie, dass Hadmut in ein paar Jahren Berlin ganz toll findet und München dann als die spiessig-sterile Möchtegern-Weltstadt sieht, die sie halt ist.


Hadmut
12.1.2014 16:28
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@Exil-Schwabe: So’n Quatsch. Ich war nur dreieinhalb Jahre beruflich in München. Heimweh habe ich da ganz sicher nicht.

Und ich werde Berlin ganz sicher auch nicht in ein paar Jahren toll finden, denn die „paar Jahre” habe ich ja schon hinter mir. Ich habe seit 2003 schon oft berufilch in Berlin zu tun gehabt und schon mehrfach freiberuflich für jeweils ein paar Wochen dort gewohnt.


Steffen
12.1.2014 16:59
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@Joe und denn: oder vielleicht daher, dass Alkohol überall zu haben war, billig war und die Leute sich einfach nur in den Suff geflüchtet haben? Nein, ist viel zu einfach. Das MUSS am Kommunismus gelegen haben! *Facepalm*

Genau wie damals in der DDR wird der Grund auch jetzt darin liegen: Alkohol ist billig, er ist überall zu haben, in der Gesellschaft ist es hip, Alkohol zu trinken und es ist akzeptiert, wenn man alkoholisiert ist. Dazu kommt die allgemeine Perspektivlosigkeit. Fertig. Ist ganz einfach.
Große Volksfeste, wie das Oktoberfest sind und waren immer und überall ein willkommener Anlass, sich zuzusaufen. Auch (aber nicht nur) deshalb, weil man dabei in der besoffenen Masse untergeht.


Steffen
12.1.2014 17:02
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@beeblebrox: volle Zustimmung! Genau so sehe ich das auch.


O.
12.1.2014 20:09
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@Rechnungsprüfer:
“Traurig ist daran, das es auch immer mehr Frauen mit Bierflasche zu sehen sind.”

Gleichberechtigung um jeden Preis eben:
Man macht nichts besser, aber alles schlechte wird kopiert.

In der Berliner U-Bahn ist seit ein paar Monaten übrigens Alkoholkonsum (und weiteres, wie Mahlzeitn futtern) verboten.
Finde ich ehrlich gesagt bescheuert.
Im Gegensatz zum Zigarettenrauch, der überall hin zieht, geht der Alk die Kehle des konsumenten runter. Interessanterweise sind die Rauchverbotsschilder wohl alle wieder entfernt worden und es stinkt wieder vermehrt nach Rauch. DAS ist wiederlich!

Zum Alkohol mittrinken hat mich bisher noch niemand genötigt, aber den Gestank der Raucher muß man zwangsweise mit-atmen.

@Exil-Schwabe: “Ich glaube ja eher dass Hadmut umzugsbedingt immer noch unter selektiver Wahrnehmung “leidet”, und wegen einer Melange aus Anpassungsschwierigkeiten und Heimweh einen Fokus auf das Negative in seiner Umwelt hat.”

Hadmut ist ja auch in eines der Berliner Gehttos gezogen.
“Selber Schuld!” könnte man da sagen 😉

@Hadmut:
“Ich habe seit 2003 schon oft berufilch in Berlin zu tun gehabt und schon mehrfach freiberuflich für jeweils ein paar Wochen dort gewohnt.”

Und dann ziehst Du freiwillig in eine grottig Gegend?
BTW: was machst Du beruflich in Berlin?
Statistiken zum Alkoholkonsum?

Dann kannst Du hier ja gleich noch den passenden Artikel finden:

Deutschland-Statistik: Zahl der Alkoholsüchtigen steigt auf 1,8 Millionen
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/alkoholsucht-zahl-der-abhaengigen-steigt-auf-1-8-millionen-a-942721.html#ref=rss

Komisch, wo “Nebenwirkung von Kinderkrippe und anderen Ideen des Marxismus-Feminismus” hier sicher nicht mehr als idiotische Pseudoerklärung herhalten können…

Da steht: “Die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland ist innerhalb weniger Jahre deutlich gestiegen – auf rund 1,8 Millionen.”

Tja, als es die DDR gab, war die Zahl also geringer…. 😛

“Seit 2006 sei die Zahl der Alkoholabhängigen um 36 Prozent gestiegen. Damals seien es noch 1,3 Millionen gewesen.”

…tja…


Joe
12.1.2014 20:28
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Das MUSS am Kommunismus gelegen haben! *Facepalm*

Klar, der Ideologie- und Tugendterror war eben nur im Dauer-Rausch zu ertragen. Konsumrausch fiel flach, Flucht per Auslandsreise ebenso, blieb also nicht mehr viel übrig.


Steffen
12.1.2014 20:54
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@Joe: wenn es nur der Ideologieterror gewesen wäre, oder fehlender Konsumrausch. Einfach nur in einer beschissenen und kaputten Umgebung voller Umweltschäden, zerfallenden Häusern und verschlissenen VEB’s zu wohnen und zu denken: “das wird niemals anders”, hat schon gereicht.

Ich finde es nicht gut, wenn man die DDR auf diese blöde Ideologieschiene und “fehlende Reisefreiheit” verharmlosend reduziert. Denn dieser Ideologie-Bullshit war das geringste Übel, genau wie die fehlende Reisefreiheit oder “es gab keine Bananen”. Es war einfach eine perspektivlose, kaputte und noch weiter kaputtgehende Umgebung. Logisch, dass man da mit Saufen anfängt.


Joe
12.1.2014 21:53
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Einfach nur in einer beschissenen und kaputten Umgebung voller Umweltschäden, zerfallenden Häusern und verschlissenen VEB’s zu wohnen und zu denken: “das wird niemals anders”, hat schon gereicht.

Genau der ständig erlebte Widerspruch zwischen Ideologie und Wirklichkeit inkl. dem Verbot das Thema auch nur ansprechen zu dürfen, reicht tatsächlich schon aus.

Menschen können ohne Psychoterror nämlich in schwierigen Umständen überleben, ohne sich ständig dauerbesaufen zu müssen. Wer jedoch schon als Kleinkind einer Gehirnwäsche unterzogen und praktisch gebrochen wurde, ist eben anfällig für Rauschmittelsüchte aller Art, hat Potential für Amokläufe usw.

Es sind tatsächlich die perversen Umerziehungsversuche, die sowas auslösen. Genderfeminismus ist da nicht anders und deshalb fasse ich das Phänomen unter Marxismus-Feminismus zusammen.


Steffen
12.1.2014 22:29
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Zitat: “Menschen können ohne Psychoterror nämlich in schwierigen Umständen überleben, ohne sich ständig dauerbesaufen zu müssen.”

Können…

Wenn man aber die Möglichkeit und die Gelegenheit hat (und die gab es), macht man es trotzdem, vorallem dann, wenn man einfach keine Perspektive sieht.
Umerziehung… vielleicht lege ich da andere Maßstäbe an den Begriff, aber die Indoktrinierung war bei den meisten Leuten eigentlich nur so etwas wie Hintergrundrauschen. Man nimmt das dann gar nicht mehr wahr. Man sitzt nicht zuhause und schiebt die übelsten Depressionen, nur weil man auf ne Mai-Demo musste.

Die Indoktrinierung war da das kleinere Übel. Wenn man sich die puren Fakten zur Lage der Wirtschaft, Umwelt und Lebenssituation der Leute ansieht, weiß man warum so viele damals gesoffen haben. Und wenn du tagtäglich in einer Mief- und Rußwolke lebst, in einem halbzerfallenen Altbau mit durchgegammelten Fenstern wohnst und in einem total abgewirtschafteten VEB für ein paar Kröten arbeiten gehst, im Laden nichts zu essen im Angebot ist, außer Kartoffeln…
dann denkst du sicher ganz zuerst an diese “furchtbare Indoktrinierung”… jepp, ganz sicher.

Die Realität ist, dass man einfach keinerlei Zukunft für sich und seine Familie sieht (wenn man denn eine hat). Man erlebt, dass man ohne dass ein großer Umbruch passiert, sich nichts ändert. Man weiß, dass es außer Alkohol keine anderen Drogen gibt. Alkohol ist billig und immer zu bekommen…

also fängt man an zu saufen. Ganz einfach.


NurZurInfo
13.1.2014 12:56
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Es heißt “Speibecken” nicht “Kotzbecken”.


hans
14.1.2014 19:39
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Watt denn watt deen, ick als Balina soll mir schaemen datt ick ne Molle traje?
Mit irjendwatt muss ma doch uebem Damm jehn du Bazi du!
Hicks