Ansichten eines Informatikers

Lehrplandebatte zur Homosexualität in Baden-Württemberg

Hadmut
10.1.2014 21:21

Ich hab dort mal im Ministerium nachgefragt, wo es diesen umstrittenen Lehrplanentwurf, über den so viel gestritten wurde, und über den alle Zeitungen schreiben, eigentlich gibt. Sie haben das Ding erst heute im Laufe des Tages online geschaltet. Es liegt jetzt hier. Und eine Stellungnahme haben sie auch verfasst.

11 Kommentare (RSS-Feed)

Bill
10.1.2014 22:38
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da ist es also, das Gruselpapier.
Les… Hmmm.. Weiterles… Hmmm….
Ich habe schon eine ganze Weile keinen direkten Kontakt zu modernen Schulen und habe somit einige Generationen der evolutiven Entwicklung des Jargons nicht mitbekommen, aber im Grunde finde ich das ganze Gerede, weil inhaltsleer und unspezifisch, mit eher vagen “Kompetenzen” viel schlimmer als den relativ kleinen Part zur Sexualerziehung. Mit einer Ausnahme:
“Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der eigenen geschlechtlichen Identität und Orientierung auseinander mit dem Ziel sich selbstbestimmt und reflektiert für ein ihrer Persönlichkeit und Lebensführung entsprechendes Berufsfeld zu entscheiden.”
Hier sollen die Kinder sich den Beruf anhand ihrer sexuellen Vorlieben aussuchen? Quark ohne Sosse.
Eine Stimme mehr für die Petition.
Obwohl ich deren Duktus auch nicht recht akzeptieren kann. Der Quatsch über Schwule undPädophilie geht mit auch auf den Zeiger.
Ist da kein normaler Mensch mehr?
Anybody out there?


Firefly
11.1.2014 1:29
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“Schülerinnen und Schüler informieren sich in digitalen Medien über Lebenssituationen von LSBTTI – Menschen und setzen sich mit Menschenrechten und Diskriminierungen auseinander”

Warum muss man sich denn bevorzugt mit LSBTTIs beschäftigen, und nicht auch explizit mit anderen Benachteiligten? Wie wärs, wenn man sich über das Leben von Behinderten oder Kriegsflüchtlingen über digitale Medien informiert, auch wenn man selbst nicht behindert oder vertrieben ist?

Tatsächlich gibt es relativ wenige Textstellen in dem Dokument, die auf LSBTTI (furchtbare Abkürzung) abzielen. Die Aufregung über die Petition kommt mir dennoch spanisch vor. Es wird aus allen Rohren geschossen. Die Tagesschau hatte heute ein Video im RSS Feed, das Unterzeichner grundsätzlich dem rechten Spektrum zuordnet. Eine Frechheit. Dazu werden immer die unglücklichsten und schrägsten Pro Argumente hervorgehoben. Die überwiegend vernünftigen und nachvollziehbaren Positionen aus der Diskussion zur Petition werden ignoriert und totgeschwiegen.


Alexander Roslin
11.1.2014 9:02
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Gerade weil das Papier so ein vages gutmenschliches Geschwurbel verbreitet, werde ich misstrauisch. Denn diesen Rahmen kann man beliebig füllen.

Auch mit den Inhalten, die Schwulenlobbyisten gerne in Schulen unterbringen würden.

Erziehung zur Toleranz und Achtung der Menschenwürde war doch bisher schon Lern- und Erziehungsziel.

Warum denn plötzlich die verstärkte Akzentierung auf Schwule, Lesben,Transen im Zusammenhang mit der Sexaulerziehung, pünktlich mit dem Wechsel zu Grün-Rot, für die ja die queere Geschlechterideologie (“Alles nur Konvention und soziales Konstrukt, biologische Orientierung gibt’s eigentlich nicht, Instinkt wird gemacht, alles nur Folge von Zwangsheteronormativität und damit eine Frage der MACHT!”).

Dann das Hitzlsberger-Outing, als sei es eine orchestrierte Kampagne – die Medien berichten wie gleichgeschaltet.

Das weckt tiefstes Misstrauen.

Darum habe ich die Petition auch unterschrieben.

Diesem schleichenden Totalitarismus der queer-feministischen Art, der Gleichmacher und Gleichsteller, der Gleichrichter und Geschlechtersozialisten, muss man Widerstand entgegensetzen.

So unbemerkt wie möglich von der Öffentlichkeit, verschanzt hinter für Otto und Ottilie Normalverbraucher unverständlichem pseudowissenschaftlichen Jargon, der eine Seriosität, eine Wissenschaftlichkeit, vortäuschen soll, die in Wahrheit nicht gegeben ist, setzen sie, top-down, von der EU-Ebene nach unten, ihre Ziele durch, ernten die Früchte ihres Marsches durch die Institutionen.


Alexander Roslin
11.1.2014 9:05
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Korrektur:

Warum denn plötzlich die verstärkte Akzentierung auf Schwule, Lesben,Transen im Zusammenhang mit der Sexaulerziehung, pünktlich mit dem Wechsel zu Grün-Rot, für die ja die queere Geschlechterideologie (“Alles nur Konvention und soziales Konstrukt, biologische Orientierung gibt’s eigentlich nicht, Instinkt wird gemacht, alles nur Folge von Zwangsheteronormativität und damit eine Frage der MACHT!”)zentraler Bezugsrahmen ihrer Wirklickeitsdeutung ist.


Alexander Roslin
11.1.2014 9:13
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@ Firefly

* Eine Frechheit. Dazu werden immer die unglücklichsten und schrägsten Pro Argumente hervorgehoben. Die überwiegend vernünftigen und nachvollziehbaren Positionen aus der Diskussion zur Petition werden ignoriert und totgeschwiegen.*

Ist schon Folge der Dominanz queer/gender-feministischer Ideolog.I.nnen und Geschlechtersozialist.I.nnen im Journalismus.

Die Journalist.I.n von heute ist doch “modern”, irgendwie “progressiv” und vor allem in diesem Sinne volkspädagogisch aktiv.

Der dumme Untertan, der noch nicht so aufgeklärt und tolerant ist wie diese selbst ernannte Elite, soll sich keine eigene Meinung aufgrund objektiver Information bilden, sondern in die “richtige” Richtung manipuliert werden.

Unsere Massenmedien sind zu Lügenmaschinen und Manipulationsmitteln verkommen, mehr denn je.

Auch darum habe ich die Petition unterschrieben, auch aus Trotz, weil ich es satt habe, dass sich intellektuelle Tranfunzeln herausnehmen, den Menschen heimzuleuchten.


Andrea
11.1.2014 12:17
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@Bill: Ich sehe den von dir zitzierten Satz ebenfalls in dieser Form als kritisch an. Alexander Roslin hat es meiner Meinung nach auf den Punkt gebracht mit:

„Erziehung zur Toleranz und Achtung der Menschenwürde war doch bisher schon Lern- und Erziehungsziel.
Warum denn plötzlich die verstärkte Akzentierung auf Schwule, Lesben,Transen im Zusammenhang mit der Sexaulerziehung […]“.

Allerdings ist meiner Meinung nach auch die „geschlechtlich Identität“ ein Teil der Persönlichkeit. Und entsprechend der Persönlichkeit ein Berufsfeld auszusuchen ist ja nicht so verkehrt. Grundverkehrt wäre natürlich die Persönlichkeit alleinig auf die geschlechtliche Identität zu reduzieren. Diese spielt bei der Berufswahl eher eine untergeordnete Rolle; sollte es zumindest.

Weiterhin finde ich auch den Satz etwas komisch:

„Schülerinnen und Schüler reflektieren ihre eigenen Bedürfnisse, ihr Körperbild, ihre sexuelle Orientierung und ihr Verhalten in Bezug auf die von der Umwelt geprägten Vorstellungen und treffen selbstbestimmte Konsumentscheidungen.“

Hier lässt sich auch wieder natürlich Begründen, warum unterschiedlich sexuell Orientierte Menschen unterschiedliche Konsumentscheidungen treffen. Man muss es aber nicht auf Teufel komm raus in die sexuelle Orientierung pressen. Letztenendes treffen unterschiedliche Menschen immer unterschiedliche Konsumentscheidungen. Es ist also eigentlich kritisches Denken im allgemeinen zu fördern. Die Konsumentscheidungen kommen dann von ganz alleine.

Was ich auch nicht verstehe ist, dass in dem Entwurf steht: „ Erkennen der eigenen sexuellen Identität […]“. Warum wird dazu die Schule benötigt? Man weiß doch wer man selbst ist.


Disel
11.1.2014 15:18
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Immerhin haben einige inzwischen den Bildungsplan um den es geht wirklich gelesen. (Wenn wohl auch nur auszugsweise…selbstverständlich ist auch die Situation von Behinderten Lernziel)

Die deutsche Rechte sucht mit religiösen Fundis zusammen nützliche Idioten. Und findet sie auch im Lager eher liberaler Mitmenschen.
Hatten wir schon mal.
Geschichtsunterricht wird offenbar deutlich unterbewertet.


michael
11.1.2014 20:10
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@Disel: “…selbstverständlich ist auch die Situation von Behinderten Lernziel”

Soso. Auf welcher Seite steht das?

(hier ist das Dokument direkt: http://www.kultusportal-bw.de/site/pbs-bw/get/documents/KULTUS.Dachmandant/KULTUS/kultusportal-bw/Bildungsplanreform/Arbeitspapier_Leitprinzipien.pdf)

PS: Ich bin mir sicher, daß das noch nicht die endgültige Fassung ist. Die haben doch glatt die “Grundlagen der Anthroposophie” vergessen. Linksextreme haben sie nicht vergessen – wir wissen ja alle, daß es nur Rechtsextreme gibt.

PPS: Bildungspläne wie dieser sorgen dafür, daß uns nützliche Idioten nie ausgehen werden.


Emila
11.1.2014 20:45
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Nur eine Psyops Gehirnwäsche für eine besetztes Land (Deutschland) damit es nicht schon wieder zu start wird für die Welt.

Menschen treffen Konsumentscheidungen aufgrund ihrer sozialen bzw. sozialisierten Schicht und ihres damit zusammenhängenden Habitus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sinus-Milieus

Nicht wirklich neu, aber für manche wohl schon…


Disel
11.1.2014 21:41
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@michael:
Kannst du, falls es nicht allzuviel Mühe macht, etwas mehr lesen als die “Leitprinzipien”? Der GESAMTE Bildungsplan liegt doch offen zur Diskussion aus. (http://www.kultusportal-bw.de/,Lde/771629, dort auch die Lehrpläne im Einzelnen)

Ansonsten, weil Du wohl nicht alles lesen mochtest in den “Leitprinzipien”:

S. 23:
“2.
– können eigene und FREMDE KÖRPERZUSTÄNDE, Gefühle und Verhaltensmuster wahrnehmen, schildern, erfragen, reflektieren, regulieren und respektieren”
?-
Seite 24
“Gewalt
– Formen von Gewalt (z. B. Ausgrenzung, verbale und körperliche Aggression, Vandalismus, Kindesmisshandlung, sexuelle Gewalt sowie Diskriminierung auf- grund der sexuellen Orientierung, Ethnie, KÖRPERLICHER BEFÄHIGUNG, des sozio- kulturellen Hintergrunds)….”

Im Übrigen findest Du das auch in den Lehrplänen (die auf den Leitlinien aufbauen) wieder.

Was wirklich zu kurz kommt, ist ein Abschnitt im Bildungsplan, in dem als Leitbild für SchülerInnen in Baden-Würtemberg festgelegt wird, religiös-ideologische Propaganda von sachlicher Auseinandersetzung unterscheiden zu können.


beeblebrox
11.1.2014 23:37
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Evtl liegt es daran, dass meine eigene Schulzeit nun mehr als 25 Jahre zurückliegt, aber bislang bin ich immer davon ausgegangen, dass
– an den Schulen generell ein respektvoller Umgang miteinander vermittelt wird,
– Ausgrenzungen und Mobbing von Minderheiten weder akzeptiert und schon gar nicht gefördert werden,
– Diskriminierung und Intoleranz nicht einfach hingenommen werden,
– demokratisches Verhalten und zivile Umgangsformen gelehrt und vorgelebt werden.

Aus diesem Grund erschließt sich für mich nicht die zwingende Notwendigkeit dies für LSBTTI nochmals gesondert zu fordern.

Diese Petition mag ja ziemlicher Quark sein, die zudem die üblichen Verdächtigen und Stammtisch-Homophobiker anlockt. Die Gegenpetition und das mediale Geschrei – insbesondere auf ZON – übertreffen dies aber problemlos und erinnern schon stark an die #aufschrei Kampagne.

Wie Bill schon ganz richtig feststellte – inzwischen fragt sich wirklich ob es noch genügend Leute gibt, bei denen da noch irgendwie ein Licht in der Birne brennt.