Ansichten eines Informatikers

Der Pixel-Neid-Schutz der Politiker

Hadmut
14.8.2010 11:22

Hat die Google-Street View-Debatte der Politiker vielleicht einen ganz anderen Hintergrund als den Datenschutz?

Westerwelle will jetzt sein Haus auch pixeln lassen. (Hört sich wie eine Handwerkerarbeit an: Hach, Frau Müller, also wir lassen unser Haus jetzt mit rustikalem Stuck verputzen. Aber Frau Meier, wir gehen mit der Zeit, wir lassen unseres Pixeln, wir haben da schon einen erstklassigen Malerbetrieb gefunden.)

Wär doch überhaupt mal die Idee: So ein richtiger Schutz gegen Fotos wäre, das Haus nicht bei Google pixeln zu lassen sondern gleich pixelig anzumalen, damit es auf jedem Foto wie gepixelt aussieht. So daß jeder Fotograf dann hinterher denkt, seine Kamera wäre kaputt.

Aber im Ernst: Ich habe das Gefühl, daß die Politiker gerade Angst davor bekommen, daß es im Internet Webseiten gibt, auf denen zu sehen ist, wie fett die da leben. Ich hab ja schon gestaunt, als ich in irgendeiner Zeitung die Häuser von Lafontaine und Möllemann gesehen habe. Da macht der Linke da immer so auf Sozialist und Vertreter des kleinen Mannes, und dann hat der so eine Edelbude da stehen, die nicht billig ist.

Da könnte der ein oder andere mal auf die Idee kommen zu fragen, ob das normale Politikergehalt dafür überhaupt reichen konnte.

Ich glaube nicht, daß es hier um Datenschutz geht. Hier geht es wohl eher um einen Meinungsbildungsschutz.

Leute, die Gegenmaßnahmen sind ganz einfach: Wir müßten jetzt einfach mal anfangen, mit der normalen Kamera Fotos von Politikerhäusern zu machen und mit genauen Ortsangaben auf irgendeine Webseite zu packen. Dann hätten die auch kein Argument gegen Street View mehr.

4 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
14.8.2010 17:02
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Die Idee hatte ich auch schon, aber leider kenne ich zu wenige Politikeradressen. Mann könnte ja vielleicht in LU-Oggersheim anfangen.

Andererseits: zumindest die Berliner Adressen sollte ja herauszufinden sein.


Stefan W.
15.8.2010 0:59
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a) Kann man konventionell Fotografieren
b) ist die Adresse als Gegend ja meist aussagekräftig genug. Wo 9 große Villen stehen, da wird das 10. keine Hundehütte sein. Aber gut – eine trockene Information über durchschnittliche Preise und Grundstücksflächen einer Gegend ist natürlich nicht so anschaulich, wie das richtige Haus selbst.

Verpixelte Häuser, mit kl. Kacheln, die wie zusätzliche Fenster aussehen, die aber verwischt wurden, und noch ein, zwei Mauszeger auf der Hauswand – so modern wird wohl leider kein Politiker sein.

Dazu fällt mir ein Klodeckel ein, der transparent war einerseits, aber wie eingeschlossenes, farbiges Konfetti innen hatte, wie in Kunstharz eingeschlossen, den ich mal fotografiert habe. Und irgendwie hat die Optik meiner Billigknipse verrückt gespielt, und ich habe gemutmaßt, dass von der Entfernung her die Flecken vielleicht wie Artefakte auf die Kamera gewirkt haben, und diese veranlaßt haben, die Schärfe zu korrigieren, weil die Kamera dachte es sei ihr Fehler.

Ich habe das aber nicht weiter überprüft, mir aber gedacht, daß man das ausnützen könnte, in dem man so ein Muster auf sein T-Shirt druckt, bevor man die Bank leer macht – auf die Demo geht – whatever.

Vielleicht hat jmd. die Muße das Phänomen zu verfolgen.


Manuel
15.8.2010 17:23
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Also um herauszufinden in welcher Geld-Kategorie das Einkommen unserer Politiker ist braucht man kein Foto von ihrem Haus. Man kann auch einfach bei den Nebeneinkünften im Bundestag nachfragen. Ab einer bestimmten Höhe müssen sie das angeben und daraus kann man dann in etwa folgern, wieviel sie so verdienen.
Und warum linke Politiker unglaubwürdig sein sollen wenn sie mehr verdienen ist mir etwas scheinheilig argumentiert. Die dürfen genauso finanziell von ihrer Arbeit profitieren wie rechte Politiker. Und man kann sich auch mit einem hohen Gehalt überzeugt für die sozial Schwächeren einsetzen.
Und das sage ich ohne mich selbst als Linken zu sehen.


Jim
23.8.2010 0:23
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Gibt eh irgendwo so eine Nebeneinkunftsdatenbank von den Abgeordneten:
Dort erfährt man das ein gewisser Politiker von gewissen Firmen was bekommt abgestuft in:

Stufe 1:
Stufe 2:
Stufe 3: Über 7000EUR monatlich.

Sehr informativ.

Ist die gewollte Meinungsbildung überhaupt zu bekämpfen?