Ansichten eines Informatikers

Angriff auf Kernkraftwerk Isar I

Hadmut
13.7.2010 21:44

Vor ein paar Tagen hatte ich doch spekuliert, daß es leicht sein könnte, am Flughafen München ein Verkehrsflugzeug zu klauen. Gerade kommt im ZDF in Frontal 21 ein Bericht darüber, welche Kernkraftwerke in Deutschland besonders gefährdet sind und dem Einschlag einer Verkehrsmaschine nicht standhalten können. Das Kraftwerk Isar I gehört laut ZDF dazu – und das ist gerade mal rund 40 Kilometer vom Münchner Flughafen weg.

Wenn man es schafft, in München ein geklautes Flugzeug in die Luft zu kriegen, dann hält einen wirklich niemand mehr davon ab, das Flugzeug in das Kernkraftwerk zu hauen. Navigieren muß man nicht, man muß nur der Isar folgen, auf Sicht. Hoch in die Wolken oder sonst aufsteigen muß man auch nicht, sowas kann man durchaus in 100-200 Metern Höhe – oder noch tiefer – fliegen. Geht man davon aus, daß ein Flugzeug in dieser Höhe auf ca. 500 km/h kommt, ist man in etwa 4 bis 5 Minuten drin im Kraftwerk. So schnell ist kein Abfangjäger in der Luft.

Rumms!

17 Kommentare (RSS-Feed)

Bruno
13.7.2010 22:45
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Der Angriff mit einer schweren bunkerbrechenden Rakete scheint mir aber noch einfacher.


Hadmut
13.7.2010 22:54
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Mir nicht. Denn die muß man erst einmal haben, abfeuern, steuern. Ich wüßte nicht, wo man die Dinger klauen kann und wie man sie dann da hinbekommt. Raketen werden in der Regel stärker bewacht als Flugzeuge. Die stehen nicht einfach so unbewacht herum.


Matias
13.7.2010 23:13
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Ganz so einfach ist es dann doch nicht ein (grosses) Verkehrsflugzeug absichtlich in ein KKW zu steuern. In den Kühlturm vielleicht schon, aber wenn ein Flugzeug da rein knallt wäre das nicht allzu schlimm. Das KKW müsste zwar abgestellt werden (weil halt eben keine Kühlung mehr möglich ist) aber Gefahr für den Austritt von Radioaktivität würde keine bestehen. Aber genau diese Angst soll ja künstlich geschürt werden, deshalb wird dieses Thema ja auch von den Anti-KKW-Gruppierungen immer wieder gepusht. Um auf das Reaktorgebäude abzustürzen (dieses Gebäude ist vielleicht 30m hoch, nicht ca. 150m wie der Kühlturm) müsste man einen richtigen Sturzflug ausführen und dabei das verhältnismässig kleine Gebäude treffen. Aber auch erfahrene Piloten (also keine halb-ausgebildeten Terroristen, die im Falle eines Anschlags ja das Flugzeug fliegen würden) halten solch ein Manöver für praktisch unmöglich. Zwei frei stehende Wolkenkratzer zu treffen ist da vergleichsweise einfach und die 9/11 Anschläge sollten nicht als Vergleich herbeigezogen werden (auch wenn dies bei diesem Thema natürlich immer kommt).
Was ich mit all dem sagen will: Es gibt gewisse Risiken bei der Kernkraft und auch die Entsorgung stellt weiterhin ein Problem dar, Angst vor Anschlägen mit einem Flugzeug muss man aber nicht haben.


Hadmut
13.7.2010 23:21
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Na, erstens würde schon ein Sturz an sich genügen, um eine Panik auszulösen und damit größeren wirtschaftlichen Schaden.

Und nachdem ich mal auf Flugschauen die Airbus-Werkspiloten gesehen habe, wie sie quasi schon sowas wie Kunstflug mit einem Airbus vollführt haben, glaube ich schon, daß die treffen würden. Die Türme vom WTC waren ja auch nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Breite zu treffen. Ich weiß nicht, welche Kraftwerkstechnik die da verwenden, aber daß da keine Radioaktivität frei wird, halte ich für nicht so sicher. Und selbst wenn nicht, könnte es zur unaufräumbaren Ruine werden.


Stefan W.
13.7.2010 23:43
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@Matias: Wieso soll ein Treffen im Sturzflug leichter sein? Ich stelle mir das deutlich schwieriger vor.

Ich würde die Kuppel wie eine Landebahn anvisieren, nur nicht so langsam.

Daß 4 von 5 Attentätern das nicht ganz sauber hinbekämen beruhigt nur bedingt. Mich beruhigt mehr, daß es bislang noch nicht ein einziger versucht hat.

btw: Welche Anti-AKW-Bewegungen pushen denn das Thema immer wieder?


Hadmut
13.7.2010 23:45
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Gutes Argument: Die Mittellinie der Landebahn treffen die beim Landen ja auch, die guten Piloten sogar ohne Funknavigation.


yasar
15.7.2010 16:28
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Man muß nur mit einer der Turbinen treffen. Die bohrt sich dann durch alles was im Weg ist.

Diese Diskussion hatte ich mal mit einem “Besucherbetreuer” im KKW Obrigheim. Zum Schluß hat er dann zugegeben, daß eine Düsenturbine im Prinzip durch jeden Mantel durchkommt, da das Ding sich wie ein Bohrer druchfrißt. Ich wäre mir also auch bei den anderen “sicheren” KKW nicht so sicher, daß da keiner in den Reaktorraum durchommt.


Hadmut
15.7.2010 16:41
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Es ist bekannt, daß die Turbinenachsen der Teil am Flugzeug sind, die das höchste Durchschlagspotential haben: Sehr hart, sehr schwer, winziger Aufschlagspunkt (weil sehr lang und dünn) und eben das enorme stabilisierende Drehmoment.


Franz
16.7.2010 3:39
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Dieser Bohreffekt ist mir neu. Gibts dazu nähere Informationen?


Hadmut
16.7.2010 13:22
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„Bohreffekt” ist wohl eher das falsche Wort, „Gewehrkugeleffekt” wäre wohl besser. Das Ding bohrt wohl nicht in erster Linie, sondern der Drehimpuls/Drall sorgt wie bei einer Gewehrkugel dafür, daß die Achse beim Aufschlag nicht taumelt oder kippt und damit Energie verliert oder auf eine große Fläche schlägt, sondern stabil und gerade durchschlägt. So ähnlich wie die Uran-Stifte in panzerbrechender Munition funktionieren.


Sven
16.7.2010 10:29
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Man muss den Reaktor nicht direkt treffen. Es reicht doch, das man soviel Zerstörung anrichtet, dass der Reaktor nicht mehr kontrolliert bzw. abgeschaltet werden kann.


Myon
17.7.2010 11:39
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Ich wäre vorsichtig mit der Annahme, daß die Beschädigung des Kühlsystems oder anderer Kraftwerksteile kein negativen Folgen hat. Selbst nach einer (Not)Abschaltung muss bei den in Deutschland und vielen anderen Länder eingesetzten Siede- und Druckwasserreaktoren weiter gekühlt werden. Wird nur der Kühlturm zerstört müsste mindestens der äußere Kühlkreislauf zum “Durchlauferhitzer” werden. Mit der Konsequenz, daß mehr Frischwasser benötigt wird und mehr heißes Abwasser in den Fluss fließt. Was zumindest eine Umweltkatastrophe ohne Austritt von Radioaktivität ist.
Kann man den primären Kreislauf unterbrechen (Pumpen lahmlegen oder den Wärmetauscher zum sekundären Kühlkreislauf zerstören), wird der Reaktor selbst überhitzen. Das kann dann im Extremfall mit ein GaU enden oder zumindest mit Freisetzten von Radioaktivität in die Umwelt des Kraftwerks.
Ein Angriff auf den überirdischen Anschluss an das externe Stromnetz oder den Transformator in Kombination mit den Versagen oder der Zerstörung von wichtigen Teilen(Dieselgenerator/-tank/-zuleitung) der Notstromversorgung könnte zu so einer Situation führen, in der die Pumpen für die Kühlkreisläufe nicht mehr laufen und somit die aktive Kühlung nicht mehr funktioniert.


Hadmut
17.7.2010 11:50
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Oh, da hat jemand Ahnung von der Sache…


energist
23.7.2010 12:03
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Zwei Anmerkungen: Will man die Turbinenwellen verwenden darf man ein KKW eben gerade nicht wie eine Landebahn anfliegen, da sonst Aufprallwinkel und Geschwindigkeit völlig ungeeignet sind. Die Bemerkung mit „im Sturzflug“ ist also durchaus richtig.

Zum Anderen: Die Aussage

>Wird nur der Kühlturm zerstört müsste mindestens der äußere Kühlkreislauf zum “Durchlauferhitzer” werden. Mit der Konsequenz, daß mehr Frischwasser benötigt wird und mehr heißes Abwasser in den Fluss fließt. Was zumindest eine Umweltkatastrophe ohne Austritt von Radioaktivität ist.

ist so nicht haltbar. Abgesehen davon, daß ein paar Grad heißeres Wasser im Rhein sicherlich angenehmer sind als eine Überhitzung des Kerns wird natürlich bei solch einem Zwischenfall vermutlich sogar noch vor dem Aufprall selbst eine Komplettschnellabschaltung durchgeführt, so daß lediglich die Nachzerfallswärme abgeführt werden muß. Die reicht nicht aus um die oben angedeutete katastrophale Erwärmung des Flußwassers zu erreichen.


hanna
24.7.2010 12:21
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Viel zu kompliziert.

Lasst doch einfach ein paar selbstgefällige
egoistische und korrupte Wissenschaftler
und Techniker bei abgeschalteten Alarmanlagen
und Sicherheitseinrichtungen mit “Isar 1”
den “Elchtest” machen.

Ist billiger und gründlicher.
Und —
Es wurde bereits probiert, in der Ukraine,
in einem Ort namens Tschernobyl.

Entschuldigt bitte meinen Sarkasmus.

hanna.


berber
10.9.2010 3:01
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zur Raketenoption: in eben der Frontal21 hat ein “Involvierter” ausgesagt, dass es tragbare Raketen gibt, die ein KKW knacken.
Partisanen verwenden aehnlich dimensionierte Waffen (und bestimmt genauso teure) um irgendwo Hubschrauber/Flugzeuge oder Panzer zu zerstoeren. Das ist einfach ein Prima Propagandamittel.
Geld haben solche Organisationen auch, und ich nehme mal an, dass man beliebige konventionelle tragbare Waffen (eine groessere Panzerfaust wohl laut wikipedia), dass man diese wohl fuer Geld bekommt. Und wenn man sie nicht in Deutschland bei ebay bestellen kann, dann eben im Kaukasus, in Russland, … ich spinn das mal eben zuende .., Dann gibt es bestimmt einen Weg ueber ein osteuropaeisches Land, oder eine kroatischen Hafen, oder … auf guenstigen Pfaden bis in jeden anderen Teil der EU gelangt, per Reisebus z.B. der kostet auch nicht soviel … fuer einen Betriebsausflug … Der versuche starte man dann noch 2-3 gleichzeitig – einer kommt durch.
Vom Radweg am westlichen Neckarufer z.B. hat man eine wunderbare Sicht auf die 2 Bloecke von Neckarwestheim. Sagt mal ehrlich, ich spinne hier grade mal so 5 min rum. Soll das jetzt wirklich so schwer sein, einen EU staat oder mehrere, einfach mal so, fuer 3 x 500000$ + 1000$Reisebus + Spesen ins nukleare Mittelalter zu schicken?


berber
10.9.2010 3:27
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noch die Quellen, sorry:
1) Rakete vs. KKW: Frontal21, Der grosse Bluff ab 31:30.

2) zur Wandstaerke: http://umweltinstitut.org/radioaktivitat/katastrophenschutz/terroranschlage-105.html also max. 2m bei den neusten KKW.

3) Panzerfaust: hier mal ein sowjetisches Fossil anno ’89 das _nur_ 1,5m Stahlbeton schafft, und gewiss Rabatt gibt, da man sich auf die 10 schrottigsten Reaktoren Deutschlands beschraenken muss.
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/RPG-29
na da hat Rheinmetall bestimmt noch was spritzigeres.