Ansichten eines Informatikers

Die drei Ursachen der Finanzkrise

Hadmut
8.6.2010 0:51

die ich sehe, und eine heftige Verschwörungstheorie, die jemand anderes sieht.

Eigentlich haben wir keine Finanzkrise. Das Wort ist eine unvertretbare Untertreibung. Wir haben die Finanzkatastrophe. Die jedoch kam meines Erachtens nicht überraschend oder zufällig. Denn die Ursachen dafür mußten zwingend zu einem Finanzcrash führen:

Ein Schneeballsystem als Politik
Die Politik der letzten Jahre enspricht ziemlich genau dem, was kriminelle Betrüger seit Jahren treiben, angefangen vom kleinen Hausfrauen und Renterbetrüger bis zum Milliardenbetrüger Madoff. Bekannt sind die Betrugsmethoden auch als „Progressive Kundenwerbung” oder „Pyramidensystem”.

Über Jahre hinweg hat man auf Wirtschaftswachstum gesetzt während man gleichzeitig eine immer höhere – und immer schneller ansteigende – Verschuldung aufgebaut hat, für die man immer weiteres Wachstum brauchte, um die Zinslasten zu bedienen. Und seit Jahren werden fällige Schulden mit neuen Schulden zurückgezahlt, und es wird immer mehr.

Nun sind Welt und Menschheit aber endlich, und zudem gibt es Wettbewerb und Konkurrenz. Es gibt irgendwann eine natürliche Grenze für Wachstum und eine Grenze für Verschuldung. Wie bei jedem Pyramidenspiel findet sich irgendwann keiner mehr, der noch einzahlt. Irgendwann ist das Ende erreicht, und das Gebilde fällt in sich zusammen. Das passiert spätestens dann, wenn die Grenze des Wachstums erreicht ist. Und da würde ich als volkswirtschaftlicher Laie mal grob abschätzen, daß

Zahl der Konsumenten x Durchschnittlicher Lebensstandard aufgrund Konsum / Produktivität pro Arbeiter = Anzahl der benötigten Arbeiter

Und das kann nicht mit ewigen Wachstum gutgehen, auch wenn das Politik und Volkswirtschaft lange gepredigt haben. Die Zahl der Konsumenten ließ sich durch internationalen Handel in alle Welt noch steigern, bis man alle lebenden Konsumenten erreicht. Deutschland als Exportweltmeister. Aber irgendwann ist Ende, und die Konkurrenz jagt uns Kunden ab.

Der Lebensstandard der Menschen, also was man so konsumiert, steigt nicht mehr, er sinkt eher. Vieles wird durch Elektronik und Computer ersetzt, was zwar in vielerlei Hinsicht den Standard heben kann, aber dabei die Konsumquote senkt. Der Fortschritt der Technik hat die Produktivität enorm gesteigert, also brauchen wir immer weniger Arbeiter. Beispielsweise braucht man heute durch die Maschinen und den Fortschritt des Wissens viel weniger Bauern, um die Bevölkerung zu ernähren. Viele Berufe wurden durch die Computertechnik oder die Wegwerfgesellschaft einfach überflüssig. Bei konstanter Zahl der Konsumenten und steigender Produktivität müßte man den Lebensstandard und Individualkonsum drastisch steigern, um allen Arbeit zu verschaffen.

Theoretisch wäre das möglich. Stellt Euch eine Gesellschaft vor, in der Geld mal nicht vorkommt, sondern allein die geleistete Produktivität betrachtet wird. Wie bei uns bekommen alle (Hartz IV und so) eine gewisse Grundversorgung, aber nicht alle müssen/können/dürfen dafür arbeiten. Einige sitzen zu Hause und haben nichts zu tun. Und das werden immer mehr, weil die Produktivität steigt.

Der einzige Ausweg wäre eine Steigerung des Lebensstandards. Laßt alle, die nichts zu tun haben, etwas arbeiten, was allen zugute kommt. Quasi einen Zwangskonsum einführen. Was auch immer. Alte Menschen versorgen. Irgendwas herstellen, was sich noch exportieren läßt. Straßen reparieren. Kinder zur Schule bringen. Das ist aber politisch nicht durchsetzbar.

Zweitens wollen gar nicht alle arbeiten. Drittens können nicht alle arbeiten. Es ist verdammt schwer Wachstum zu generieren, wenn einem dazu die geeigneten Leute fehlen.

Viertens will nicht jeder mehr Konsum. Viele sind mit dem zufrieden oder kommen schon jetzt nicht mehr mit der Menge von Konsum klar, der auf sie einprasselt. (Ich habe in den letzten zwei Jahren meinen Konsum in vielen Bereichen drastisch heruntergefahren, weil ich schon weit überkonsumiert habe. Und den Werbe-Koller bekomme ich auch schon häufiger.)

Das Pyramidenspiel ist deshalb am Ende angekommen. Es fällt gerade alles zusammen.

Ursache ist eine betrügerische Politik.

Regierungs-Korruption
Wir sind eine Lobby- und Klientelgesellschaft. Wir sind von Parasiten befallen. Seit Jahren wurde eine Politik gepflegt, in der jede Lobby, jeder der Geld einwirft, sich was wünschen darf. Jeder, der an diesem Korruptionskreislauf teilnimmt, bekommt von der Politik seine Pfründe zugespielt. Betrachtet alleine mal die Steuergesetze, die der ehemalige Verfassungsrichter Kirchhof als noch perfider als die Schuldenlawine einstuft. Rennpferde und Hotelzimmer zum reduzierten Mehrwertssteuersatz. Millionengehälter und Dienstwägen unbegrenzt für die Firma steuerlich absetzbar. Hunderte von Krankenkassen, die bezahlt werden müssen. 16 Bundesländer, obwohl man mit weniger auskäme. Und so weiter, und so weiter.

Es wird immer gesagt, wir hätten kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem.

Ich bin der Meinung, wir haben ein Parasitenproblem.

Wenn man an einen Kreislauf immer mehr Vampire ansetzt, die mitsaufen, immer mehr, ohne Grenzen, dann kommt irgendwann jeder Kreislauf zum erliegen. Der Staat ist systematisch ausgeplündert worden. Und irgendwann ist eben Ende.

Den Vorwurf des parasitären Blutabsaugens will ich übrigens nicht auf bestimmte finanzielle Größenordnungen beschränkt sehen. Ich halte die Reichen, die sich ihr Steuerrecht und andere Vergünstigungen einfach bei der Politik bestellen, für nicht mehr und nicht weniger parasitär als die, die von vornherein Hartz IV als Beruf wählen und gar nichts arbeiten.

Ursache ist eine korrupte Politik.

Staatsenteignung
Wie hier schon öfters angesprochen, sehe ich in der steigenden Schuldenlast eine Enteignung des Staates. Immer mehr Staat – abstrahiert durch Schuldverschreibungen – gehört Geldgebern. Der Bürger ist nicht mehr Bürger, sondern wird zum Leasingnehmer. Die steigende Schuldenlast ist nichts anderes als die Leasingrate, die Miete, die jeder zu leisten hat, daß er sich hier in diesem Abenteuerpark Bundesrepublik noch aufhalten darf. Der Staat zerfällt, es entsteht eine kommerzielle Dienstleistung, deren Preis die Investoren als Quasi-Monopolisten frei festlegen können.

Der Staat verliert seine Funktion. Er ist nur noch eine Art Makler, Distributor, Händler, der die Leistung, für die effektiv zunehmend der Investor auftritt, vertreibt. Das macht sich auch in der immer bürgerfeindlicheren Ausbildung der Gesetze und des angewandten Rechts bemerkbar. Wir werden nicht mehr demokratisch regiert. Der Staat ist zum gigantischen Inkassounternehmen und zum Zwangsvertrieb mutiert. Die Anfänge finden sich in der ersten Staatsverschuldung und in törichten Aktionen wie denen, wenn Gemeinden ihre Rathäuser an Investoren verkauft und zurückgeleast haben. Oder als man Wasser-, Energieversorgung usw. privatisiert hat.

Der Staat löst sich immer weiter auf, wir werden immer stärker zu Kunden, Mietern, Leasingnehmern.

Ursache ist eine dumme Politik.

Darin verdichtet sich meine alte These, daß die Demokratie nur eine kurze experimentelle Erscheinung des 20. Jahrhunderts war und ebenso gescheitert ist wie Kommunismus und Kapitalismus. Demokratie kann schon deshalb nicht funktionieren, weil ein großer – und eben stimmberechtigter – Teil der Bevölkerung intellektuell nicht demokratiefähig und ein weiterer großer Teil nicht demokratiewillig ist. Wer dann noch übrig ist, reicht nicht für eine funktionierende Demokratie. Und mit demokratieunfähig meine ich keineswegs nur die ganz Dummen. Wenn man sich anschaut, wieviele Leute an den Universitäten, die sich für schlaue Leute halten, an der Universität Demokratie fordern und darunter verstehen, daß da irgendwelche Abstimmungen stattfinden oder jeder mal mitreden darf, merkt man sehr schnell, daß selbst unsere vermeintliche geistige Elite nicht begriffen hat, was eine Demokratie ist. Was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß heute kaum noch jemand über eine humanistische Ausbildung verfügt und die meisten nicht einmal das Wort verstanden haben. Viele halten diese Abstimmungen für Demokratie, dabei ist es nur Korruption und Willkür. Dieses verfehlte Demokratieverständnis breitet sich aber aus, und auf der geistigen Ebene unterhalb unserer Universitäten sieht es auch nicht besser aus. Mit solchen Leuten kann man keine Demokratie machen. Geht einfach nicht. Deshalb sind wir auch keine.

Da schickt mir heute ein Leser einen Link auf einen Blogartikel mit weiterführendem Link auf die Financial Times (nur über die Suchfunktion, weil man sich vorher registrieren muß).

Darin wird vermutet, daß unter dem Schlagwort der „Global Governance” die Schaffung einer (nichtdemokratischen) Weltregierung geschaffen wird.

Finanzkrise, Klimakatastrophe und Terrorismus seien letztlich nur rhetorische Vorwände um diese Weltregierung unauffällig auszuwalzen. Amerika wolle die Welt regieren.

So ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. In Europa haben wir ja schon eine nichtdemokratische Zentralregierung. Und daß die Amis sowas wollen und mit Hochdruck betreiben, Welt-Chef zu werden, ist auch klar. Wir werden ja immer mehr veramerikanisiert. Die Amis lesen unsere Kommunikation mit, unsere Geldbewegungen, unsere Flugpläne. Wir werden in weiten Teilen längst von den Amis regiert. Unsere Regierung, unsere Rechtsauffassung, unsere Kultur werden immer bedeutungsloser. Merkt man schon an Anglizismen. Die Leute erinnern sich an nichts mehr, die erinnern es nur noch. Und bemerken tun sie auch nichts mehr, realisieren tun sie jetzt alle. Das amerikanische Patentrecht und das amerikanische Extrem-Verkaufen von heißer Luft, genannt intellectual property, ist längst tief bei uns verankert. Wir sind längst eine amerikanische Kolonie. Und de facto nehmen sich die USA ja auch heraus, an jedem Ort der Welt Krieg anzufangen, zu manipulieren, zu überwachen. Der Weltraum gehört ihnen, die Überwachung ist omnipräsent. Jeden Quadratmeter beobachten sie. Die USA sind auf dem besten Wege zur Weltregierung.

Die Frage ist, ob das gut oder schlecht ist. Die Frage muß man ernsthaft stellen.

Denn unsere Demokratie ist am Ende. Ich glaube nicht, daß unsere Wahlen noch irgendetwas mit Demokratie zu tun haben. Was die hinterher treiben hat schon lange nichts mehr damit zu tun, was man vorher angekreuzt hat. Ich glaube nicht, daß Deutschland in absehbarer Zeit noch eine ordentliche Regierung zusammenbringt. Und das hat auch damit zu tun, daß das Prinzip Demokratie von so vielen mißbraucht wird und die Politik so zersplittert ist, daß es nicht mehr zu einer handlungsfähigen Regierung kommt. Schaut Euch doch mal das Affentheater um Linke, FDP, CSU an. Niemand wird noch genug Stimmen bekommen, um ohne diese Klapsmühle regieren zu können. Ende der Demokratie, aus und kaputt.

Richtig ist auch, daß die Souveränität von Staaten nicht nur Vorteile hat, sondern viele Probleme verursacht. Schaut Euch doch nur mal den Schwachsinn an, den unsere Landesregierungen innerhalb Deutschlands verursachen. Der beste Beleg, daß das Föderale Prinzip Ursache vieler Krankheiten ist.

Insofern muß eine nichtdemokratische Zentralregierung nicht einmal ein Rückschritt sein – jedenfalls nicht im Vergleich zu dem, was wir da gerade haben. Die Auflösung der Staaten und der Staatsregierungen hätte gewisse Vorteile. Viele Probleme wären auf einen Schlag gelöst. Wäre Europa eine homogene Nation, dann hätte es keine Griechenland-Krise gegeben. Es gäbe keine Nahostkonflikte. Viel weniger Krieg. Viel weniger Finanzverwerfungen, weniger Spekulation.

Sicher ist sowas von übel und gefährlich. Aber was wir im Moment hier haben, das ist ja auch nicht besser. Wenn ich abends Nachrichten sehe, wünsche ich mir manchmal, daß die alle entmachtet und rausgeworfen würden.

Schaun wir mal.

4 Kommentare (RSS-Feed)

vlk
8.6.2010 12:31
Kommentarlink

Du sprichst mir aus dem Herzen…

Warum soll ich alle 2 Jahre ein neues Handy mieten ?
Warum nach 3 Jahren ein neues Auto leasen ?

Warum den vor 2 Jahren gekauften Fernseher gegen einen FULLHD austasuchen ?

Nur um arbeiten zu gehen und Geld dafür zu verdienen ?
DAnn kann ich auch weniger Zeit verschwenden dafür und mich in den Garten setzen

Das ist Lebensqualität die nicht von mehr Geld abhängt


grisu
9.6.2010 6:38
Kommentarlink

Wer “Adele und die Fledermaus” schon als ganz schön heftig empfand:

Hier der neue Horror-Schocker: (nicht unmittelbar anch dem Essen lesen!)

Die deutsche Ursache der weltweiten Finanzkrise
http://sklaven-ohne-ketten.blogspot.com/2009/03/die-deutsche-ursache-der-weltweiten.html


grisu
9.6.2010 17:11
Kommentarlink

Unterhalten sich zwei Schweine im Stall: Sagt das eine: „Wusstest du schon, dass unser Bauer uns nur deshalb füttert, weil er uns eines Tages schlachten will?“ Sagt das andere: „Du spinnst, oder glaubst du etwa auch an diese Verschwörungstheorien?“

http://www.youtube.com/watch?v=P772Eb63qIY


grisu
9.6.2010 20:17
Kommentarlink

Niemand ist hoffnungsloser versklavt als der,
der fälschlich glaubt frei zu sein.

– J. W. Goethe

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit

– Marie Ebner von Eschenbach

Früher waren Sklaven angekettet und trugen ein Brandzeichen,
heute genügen die Steuernummer und ein Bankkredit.

– hartgeld.com Leser

The Story of Your Enslavement
http://www.youtube.com/watch?v=Xbp6umQT58A