Ansichten eines Informatikers

Schnauze voll?

Hadmut
31.5.2010 19:22

Überlegungen zum Rücktritt unseres Bundespräsidenten Horst Köhler.

Vor ein paar Tagen erst hat Roland Koch hingeworfen, heute dann Host Köhler. (Wobei ja erste Verschwörungstheorien bereits vemuten, daß Koch den Ministerpräsidenten hingeworfen hat um als Bundespräsident bereitzustehen…) Aber es drängt sich schon der Gedanke auf, daß da der nächste die Schnauze voll hatte von unserer Politik. Man könnte daraus lesen, daß die ganze Sache Deutschland gerade gegen die Wand fährt – salopp gesagt, die Ratten verlassen das sinkende Schiff.

Es dürfte aber sicherlich – und das sagte er ja auch – mit dem Umgang miteinander zu tun zu haben. Vielleicht ist er zu dünnhäutig, vielleicht hat er überreagiert, aber im Prinzip hat er Recht. In viele Positionen in Politik und Presse hat der Pöbel Einzug gehalten, da ist das letzte Volk unterwegs. Es ist so eine Entwicklung, daß die Leute keine Konzepte und nichts zu sagen haben, sondern sich alleine dadurch definieren, auf andere einzuhacken und auf jedes Wort zu warten, was man negativ auslegen kann. Eine ganze Menge Politiker kann nichts anderes als geifern, meckern und auf niedrigem Niveau kritisieren (und ich habe den Verdacht, daß sie manchen Wahlkreis damit gar nicht mal so schlecht repräsentieren).

Jedenfalls leben wir heute in einer (Medien-)Gesellschaft, in der immer unwichtiger ist, was man sagt, und immer wichtiger wird, wie man es sagt. Es gab mal eine Zeit, da konnte man seine Meinung sagen, auch wenn sie angreifbar ist, weil sie in wesentlich sachlicher Weise angegriffen wurde. Disput zum Vorteil aller.

Heute hört kein Mensch mehr zu, was man sagt, und die Meute lauert nur auf jedes wackelig formulierte Wort. Und das merkt man auch daran, daß immer mehr Leute nur noch solche Null-Aussagen treffen, um nur ja keinen Ansatzpunkt zu liefern. Nicht nur in der Politik.

Ich glaube, das geht gerade so richtig bergab.

2 Kommentare (RSS-Feed)

quarc
1.6.2010 17:14
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Ich stimme Dir generell zu, weiß aber nicht, ob Köhler hier
als treffendes Beispiel dienen kann. Er konnte seine Meinung sagen,
auch wenn sie angreifbar war, hat aber offenbar selbst solche
Angriffe nicht tolerieren wollen. Vgl. auch den Kommentar
hier.


Hans Kolpak
3.6.2010 18:41
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1969 nervten mich Schüler und Lehrer, die vorschlugen zu diskutieren. Kern war, zu labern und zu zerreden, Fakten zu verschleiern und Argumente der Lächerlichkeit preiszugeben.

Verstanden habe ich das erst sehr viel später. Heute weiß ich, wie eine selten dämliche Elite die Ereignisse rund um den 2. Juni 1967 provoziert hat und wie eine noch verschlagenere Elite das Denken verseuchte. Die Umerziehung gelang.

Heute ist unsere Zivilgesellschaft polarisiert. Es gibt Antifas und Neonazis, die beide mit Nebelkerzen um sich werfen. Die Diskussionsteilnehmer von damals füllen jetzt die höchsten Ämter aus und blamieren die bunte Bananenrepublik bis auf die Knochen.

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe ohne Kriegserklärung, mehr noch als der Rücktritt des Ministerpräsidenten des Landes Hessen Roland Koch am 25. Mai 2010. Bei allem Respekt vor der Würde des Amtes bleiben Fragen offen, die sich aus der Eurokrise und einer möglichen Währungsreform ergeben. Die Geschichte wird die Antworten liefern müssen: Im Juni 2010, sowie in den Jahren und Jahrzehnten danach. Europa unterliegt einem Wertewandel wie nie zuvor in der Weltgeschichte.

Seit heute tagen die Bilderberger. Freitag und Samstag unterhalten sich der russische Präsident und die Bundeskanzlerin. Am Sonntag und Montag ist eine Klausur der Bundesregierung. Das ist das Werk des Marionettenspielers Reiner Zufall. Wenn nächste Woche das Herz der Republik bis zum Halse schlägt, dann können wir spekulieren, warum Koch und Köhler zurückgetreten sind.