Ansichten eines Informatikers

„Softwarefehler!”

Hadmut
17.5.2010 23:47

Über ein Gespräch mit einem Lokführer der Bahn.

S-Bahn-Fahren mit der S8 in München ist, wie ich schon öfters erwähnt habe, wegen der falschen Ansagen ein Ärgernis. Fährt man aus der Stadt raus, dann sagen sie sehr oft die Stationen verzögert an. Weshalb ich insgesamt schon dreimal beim Dösen in der Dunkelheit zu weit nach Ismaning gefahren bin – und einmal vor lauter Wut zu Fuß von Ismaning nach Unterföhring zurückgegangen bin. Beim Fahren Richtung Innenstadt passiert es häufig, daß die Ansagen mittendrin die Richtung wechseln und so vorlesen, als würde man wieder rausfahren. Das habe ich nun schon mindestens 20 Mal erlebt, und wenn man sich mit anderen Leuten unterhält, sagen die das auch.

Kürzlich habe ich mal bei den Bahn-Security-Leuten, die die Fahrkarten kontrollieren, gefragt, warum man das nicht in Ordnung bringt. Ja, meinten die, das wüßten sie auch nicht, der Fahrer vorne würde halt vergessen, den Knopf zu drücken (was nicht erklären würde, warum sich beim Reinfahren die Ansagereihenfolge invertiert). Wenn’s mir wieder mal auffielle, solle ich doch bitte über die Sprechanlage den Fahrer verständigen.

Vorhin komme ich aus München zurück. Ist natürlich wieder passiert. Und weil ich zufällig ganz vorne saß, habe ich den Lokführer gleich mal persönlichen angesprochen, das Fenster stand offen. (Ich bin übrigens der altmodisch-spießigen Ansicht, daß Lokführer beim Fahren nicht Musik hören und die Ohrstöpsel drin haben sollten, weil ich das Hören für sicherheitsrelevant halte. Nach meiner laienhaften Ansicht muß der beispielsweise auch Warnrufe, Schreie, Hupen usw. hören können, hat mich aber nicht einmal bemerkt, als ich ihn bei stehendem Zug durch das offene Fenster normal angesprochen habe. Aber da bin ich vermutlich nicht mehr zeitgemäß und werde alt.)

Naja, jedenfalls meinte er, das sei bekannt, das sei ein Softwarefehler. Da könne er auch nichts machen. Läge seit dem letzten Fahrplanwechsel im September vor, seitdem würde daran gearbeitet, bislang aber erfolglos. Und das würde wohl auch noch eine Weile dauern.

Toll. High-Tech-Land Germany. Komisch, kürzlich in Bangkok und in Dubai hat das alles tadellos funktioniert. Die Bahnen in Dubai fahren sogar fahrerlos. Und wir kriegen hier nicht mal die Ansage ordentlich hin. Langsam wundert mich nichts mehr.

Wird höchste Zeit auszuwandern. Schafe züchten oder sowas.

3 Kommentare (RSS-Feed)

nadar
18.5.2010 21:43
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Ich fuhr mit der DB gegen 22:00 von Chemnitz nach Freiberg (iirc IR). Kurz vor Freiberg wurden die Anschlusszüge durchgesagt, darunter auch die Privatbahn, die Richtung tschechische Grenze fährt. Nur weil ich weiß, dass die den Betrieb recht früh am Tag einstellen, schaute ich nach dem Aussteigen an den Fahrplan.
Im Großen und Ganzen dürfte in Zügen der DB, die in Freiberg halten, allspätabendlich drei Anschlusszüge angesagt werden, die es nicht gibt.


nullplan
21.5.2010 9:09
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Technikland Deutschland? Öhm… ja, aber nicht bei der Bahn. Die hiesigen Straßenbahnen (nicht von der DB betrieben) haben nämlich ein ziemlich ausfallsicheres System: Man hat die Haltestellen, Weichen und Ampeln einfach durchnummeriert. In jeder Bahn ist ein Computer, der mit den Nummern was anfangen kann, und vor jeder Haltestelle, Ampel und Weiche ist ein Transponder, der jeder vorbeifahrenden Bahn die Nummer mitteilt. Das ganze basiert irgendwie auf Funk und kann somit gestört werden, z.B. auch durch die Motoren der Bahn. Aber jetzt kommt ja der Trick dazu: Weichen kann man nötigenfalls manuell stellen und bei Ampeln geht Bedarf anmelden auch manuell. Und da die Haltestellen nummeriert sind, passiert es auch nicht, dass ein verpasster Transponder die ganze restliche Strecke zerlegt. Es wird lediglich eine Haltestelle nicht angesagt.

Erfordert aber natürlich Hardware. Und es hat eine Weile gedauert, bis man eine vandalismusresistente Lösung gefunden hat.

Und nach allem, was man über die DB gehört hat (Berliner S-Bahn, z.B.), fehlt auch bei denen das Geld. Und da sparen sie halt an allen Enden, auch an den falschen.


Hadmut
21.5.2010 9:25
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Das allein würde nur das Verhalten stadtauswärts erklären, wo das System meist eine Station hinterherhinkt. Falls das System die Haltestellen nicht einzeln erkennt, sondern nur zählt, und dann bei einer das Zählen nicht funktioniert, würde das passen. Stadteinwärts fängt das System aber manchmal an, seine Fahrtrichtung zu ändern.