Ansichten eines Informatikers

Stecken die USA hinter dem Angriff auf den Euro?

Hadmut
11.5.2010 21:25

So ein Gedanke…

In allen Nachrichten kommt, daß man gerade noch einen Angriff von Spekulanten auf den Euro schlechthin abgewehrt hätte. Und daß man es nach der ersten Welle der Finanzkrise versäumt hat, genau diese Spekulantenprodukte zu verbieten.

Gesetzt den Fall, es stimmt, daß ein Angriff von Spekulanten unmittelbar bevorstand (kann man ja auch nicht nachprüfen), stellt sich die Frage, wer und welche Absicht dahinterstand. Nur irgendwelche Hedgefonds?

Liest man diesen Artikel über die ausufernden und unkontrollierbaren Schulden der USA, die sich bald nicht mal mehr ihre Grundbedürfnisse wie Krieg zu führen leisten können, daß denen noch ein paar Naturkatastrophen drohen, die gerade ihre Ölsuppe im Süden nicht unter Kontrolle bekommen, also noch viel mehr wirtschaftliche Probleme drohen, dann könnte man auf einen bösen Gedanken kommen:

Die USA haben schon lange ein Handelsdefizit und leben davon, daß andere Länder in den USA investieren und sie deshalb ganz normal mehr Geld reinbekommen, als sie selbst erarbeiten. Die USA beruhen in ihrer gesamten Struktur darauf, daß immer fremdes Geld reinkommt.

Dieser Geldzufluß beruhte wesentlich darauf, daß der US-Dollar quasi so eine Art Welt- und Leitwährung war, und die USA Auslandsschulden nur in ihrer eigenen Währung hatten, die sie beliebig nachdrucken konnten. Und nur auf diese Weise, nämlich weiteren Kapitalzufluß und beliebiges Nachdrucken, können die am Leben bleiben. Und genau das hat der Euro blockiert, denn der Euro wurde immer stärker und der Dollar damit nicht beliebig dehnbar. Das Prinzip USA hätte nicht weiter funktioniert.

Könnte es vielleicht sein, daß die USA im Eigeninteresse gerade versuch[t hab]en, die Euro kaputt zu machen?

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Steffen
11.5.2010 23:26
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Hmmm. Spontan sträube ich mich gegen so einen Gedanken. Erstmal ein paar harte Zahlen:

April 1995 stand die Mark so hoch, daß umgerechnet der Euro/Dollar Kurs 1,45 entsprach.
Am ersten Tag des Börsenhandels Januar 1999 stand Euro/Dollar bei 1,17.
Danach ist der Wechselkurs erstmal abgerauscht bis runter zu 0,82.
Im Jahr 2008 ist der Kurs dann gestiegen bis hoch zu knapp 1,60.
Heute abend steht der Kurs wieder bei 1,26.

Also alles “Business as usual”. Eine wirklich kaputtgemachte Währung sieht anders aus, siehe z.B. den argentinischen Peso, die stürzt ins absolute Bodenlose.

Das Problem sehe ich eher hausgemacht: Europa hat zwar eine Währungsunion, aber hat keine gemeinsame Wirtschaftspolitik. Jedes Land wurschtelt vor sich hin. So etwas klappt nicht mit einer gemeinsamen Währung. Der Effekt ist genau der, den wir gerade sehen: Diejenigen, die im Vergleich besser wirtschaften dürfen diejenigen durchfüttern, die die Zügel schleifen lassen. (Im übrigen meiner Meinung nach genau der gleiche Grund, warum Sozialismus immer zum Scheitern verurteilt ist, genauso wie der derzeitige Neofeudalismus)

Zu den ach so bösen Spekulanten: Die sehe ich in erster Linie in der Rolle des willkommenen Sündenbocks, auf die man zeigen kann um von den eigenen Versäumnissen abzulenken (ich sage das auch aus Eigeninteresse, denn ich handle selbst ein bisschen an der Börse aus Interesse).

Bei einem funktionierenden Markt macht ein Spekulant nichts anderes als ein Investigativjournalist: Er zerrt die Wahrheit gnadenlos ans Licht. Ist der Euro eine schlechte Währung? Dann kriegt er jetzt was er verdient. Ist der Euro stattdessen eine gute Währung? Dann wird der derzeitige Zustand nicht lange anhalten.

So was ähnliches ist 1992 mit dem britischen Pfund passiert. Zwei Jahre war das Pfund im europäischen Währungsverbund obwohl es da nicht reingehörte. Ein gewisser Herr Soros hat nichts weiter gemacht, als auf diesen unhaltbaren Zustand deutlich hinzuweisen. (und für diesen unpopulären aber notwendigen Dienst an der Wirtschaft eine angemessene Vergütung zu kassieren)

Marktmanipulationen kommen immer wieder vor, das sind aber für gewöhnlich kurzfristige Manöver, wie z.B. wohl der sonderbare Verlauf der Aktienmärkte vor ein paar Tagen am 6. Mai.