Ansichten eines Informatikers

Zweifel am Kachelmann-Vergewaltigungsvorwurf

Hadmut
24.3.2010 0:59

Wie ich schon zuvor geschrieben habe, die Presse weiß nicht, was da gelaufen ist. Und ich noch viel weniger.

Aber ein paar gesunde Zweifel an dem, was da behauptet wird, sind angebracht.

Während fast alle Medien platt berichteten, Kachelmann sei wegen Vergewaltigung verhaftet worden (was ja so erstmal der Tatsache der Verhaftung entspricht, aber trotzdem eine Vorverurteilung ist), hatte ausgerechnet die BILD-Zeitung heute eine andere Schlagzeile, nämlich die Frage, was stimmt. Und stellte Aussagen pro und contra Kachelmann gegenüber. Hätte ich der BILD gar nicht zugetraut, sie ließ die Sache immerhin mal offen und zeigte, daß es da diese und jene Sichtweise gibt. Immerhin.

Ich habe gerade noch einen SPIEGEL-Artikel gelesen, in dem auch Aussagen des Anwaltes des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers genannt werden. Ich muß sagen, daß da ein paar Stellen drin sind, die zumindest mir faul vorkommen, und die Zweifel an der Vorverurteilung verstärken:

  • Zitat:

    Der Vorwurf wird nach Angaben des Anwalts der Frau durch eine gerichtsmedizinische Untersuchung erhärtet. “Meine Mandantin ging unmittelbar nach der Tat zur Polizei und erstattete Anzeige”, wird Strafrechtler Thomas Franz in der “Bild”-Zeitung zitiert. Bei einer Untersuchung in der Gerichtsmedizin seien die Vergewaltigung und Verletzungen festgestellt worden, so der Anwalt in dem Blatt.

    Ein Gerichtsmediziner kann Verletzungen und Gewaltanwendung, aber keine Vergewaltigung feststellen. Ob die das beispielsweise auch sonst immer so treiben, kann der nicht feststellen. Vergewaltigung ist kein Körperzustand oder medizinischer Befund, sondern ein Straftatbestand und kann nur vom Richter bzw. dem Gericht festgestellt werden. Ich habe mich (im Uni-Streit) einiges mit Sachverständigenrecht befaßt, und eine solche Feststellung wäre ein Grund, den Sachverständigen wegen Befangenheit abzulehnen, weil er das nicht darf.

    Ich nehme aber an, daß sowohl die Gerichtsmediziner, als auch dieser Anwalt wissen, daß ein Gerichtsmediziner so etwas nicht feststellen kann. Da habe ich schon den Eindruck, daß da medienwirksam unvertretbare Aussagen gemacht werden.

  • Oder das:

    Opfer-Anwalt Thomas Franz präzisiert die Anschuldigungen am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Tat, so Franz, folgte “spontan, unvermittelt und unvorhersehbar” einer Diskussion und Streitigkeiten. Zuvor habe es in der Beziehung nie Gewalttaten gegeben. “Die Partnerschaft bestand über elf Jahre. Es war der Lebensgefährte meiner Mandantschaft, und es kam für sie völlig überraschend. Sie ist völlig verzweifelt darüber, dass die Partnerschaft so ihr Ende gefunden hat”, so Franz.

    Kapier ich nicht. Gut, ich kanns nicht nachvollziehen, weil ich weder Frau, noch jemals vergewaltigt worden bin. Aber wenn jemand vergewaltigt wird und selbst zur Polizei geht, würde ich eher vermuten, daß die Sichtweise “Der Teufel soll den Bastard holen” vorherrscht, als Verzweiflung über das Ende der Partnerschaft.

    Ich muß ganz ehrlich sagen, daß das auf mich unglaubwürdig wirkt. Da will jemand über Jahre hinweg die Freundin eines Mannes gewesen sein. Leute, seid mal ehrlich, in welchem Bett gibt’s nur Blümchensex und geht es nicht mal strammer zur Sache? Und nehmen wir mal an, er hat sie vergewaltigt. Dann soll sie erst zur Polizei rennnen und dann über einen Anwalt erklären, daß sie darüber so verzweifelt wäre? Kapier ich nicht. Muß mir jemand erklären. Ich habe noch nie solche Fälle erlebt oder im Bekanntenkreis gehabt. Aber nach allem, was ich darüber gelesen habe und mir so aus meiner Lebenserfahrung vorstellen kann, müßte das doch der typische Fall von häuslicher Gewalt sein, der entweder gar nicht angezeigt wird, oder bei dem die Frau sich erst tagelang durchringen muß. Ich freß’ das Ding so nicht.

    Also für mich hört sich so eine Aussage – sorry – eher wie die typische Rache für das Ende einer Beziehung an. Wie so eine unterschwellige Nachricht, komm zurück und ich nehm den Vorwurf zurück. Da ja Kachelmann, was man bisher lesen kann, den Vorwurf komplett bestreitet, und das angeblich in Zusammenhang mit einem Beziehungsstreit steht, kann ich mir ein paar Varianten vorstellen, die man zuerst prüfen müßte.

  • Und dann das:

    Doch man dürfe davon ausgehen, dass der Haftrichter “nicht einfach so auf Zuruf” einen Haftbefehl erlasse – “gerade wenn es sich um eine so bedeutende Persönlichkeit handelt”, so Franz.

    Es wird gar nicht mehr gefragt, ob der Haftbefehl berechtigt war, sondern diese brandgefährliche Selbstbestätigungsdenkweise gewählt, daß der Haftbefehl ja schon deshalb berechtigt sein müsse, weil man unberechtigte Haftbefehle nicht erlasse.

    Uiuiui, auch wenn’s nur der Opferanwalt war, sowas ist ganz gefährlich. Und aus meiner bisherigen Berufs- und Lebenserfahrung könnte ich gar nicht sagen, daß alles, was deutsche Richter so anordnen, gut geprüft wäre. Da habe ich schon ganz andere Sachen erlebt. Und mehr als ein Richter hat mir schon persönlich gesagt, daß er gar nicht zum prüfen kommt, weil die bis zu 30, 40 Sachen am Tag reinbekommen, die Akten oft nur für nicht einmal eine Stunde haben und die Akten bei der Staatsanwaltschaft geführt werden. Und daß ihm da gar nichts anderes übrigbleibt als blind zu vertrauen, daß die Staatsanwaltschaft wisse, was sie tue.

Vielleicht hat er’s getan. Ich weiß es nicht. Allerdings verfügen 51-jährige Männer normalerweise auch nicht mehr über die Potenz, spontan und ohne Vorwarnung über eine Frau herzufallen. Irgendwie ist das alles nicht rund.

Und wenn ich das alles so lese, dann kommt mir die Sache überaus wackelig vor. Das könnte böse nach hinten losgehen.

Ich kann mich noch erinnern, daß es im Raum Worms vor einigen Jahren diese Fälle gab, wo ein paar durchgeknallte Staatsanwältinnen eine ganze Gruppe von Leuten beschuldigt hatte, Kinder mißbraucht zu haben. Die Leute saßen lange Zeit in U-Haft, ich glaube, eine Frau ist sogar darin gestorben. Und hinterher stellte sich heraus, daß da überhaupt nichts gewesen ist, nur zwei unfähige feministische Staatsanwältinnen feuchte Träume gehabt, die Kinder suggestiv befragt und die Antworten extrem ausgelegt hatten. Und trotzdem hatten Richter Haftbefehle ausgestellt. Obwohl sie das hätten merken können und müssen.

Ich könnte mir vorstellen, daß das noch eine interessante Wendung nehmen könnte. Und hinterher will’s dann sicher keiner gewesen sein.

5 Kommentare (RSS-Feed)

mike
24.3.2010 16:20
Kommentarlink

Naja
normal heutzutage oder?
Es muss halt irgendne Sau durchs Dorf getrieben werden. Und wenn mein Promi-Freund mich abserviert und ich angepisst bin und ihm größtmöglich weh tun will … dann häng ich ihm was an.
Es bleibt immer was hängen … völlig egal obs nur falsch interpretiert ist oder sogar völlig erlogen. Die Medien walzens breit und ein Wiederruf ist ganz klein unter ferner liefen wenn überhaupt.
Aber denkbar wärs halt schon … das is eben der Haken.
Wär eben schön wenn Medien NACH einer Klärung umfassend berichten und nicht immer vorher spekulieren und hinter nichts mehr kommt.
Manchmal kann man sich aber dennoch freuen … auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein sollte … fiel mir positiv ein Sprecher in einem TV-Bericht auf der sagte es sei unseriös zum jetzigen Zeitpunkt in Spekulationen zu verfallen.


Stefan W.
24.3.2010 18:41
Kommentarlink

Wieso braucht man denn eine besondere Potenz, um über eine Frau herzufallen – das ist keine sachdienliche Kritik.

Und Du schreibst selbst, daß sie über die Art des Beziehungsendes verzweifelt sei, nicht über den Fakt.

Und, auch wenn einige Opfer mit sich ringen müssen, und viele solch eine Tat nicht zur Anzeige bringen – daraus zu folgern, daß alle Frauen in der Hinsicht das gleiche Temperament, die gleiche Gefühlslage hätten und gleich reagieren, wird der menschlichen Natur auch nicht gerecht. Die Menschen sind schon unterschiedlich.

Ich kann mir auch nicht gut vorstellen daß ein Verteidiger seine Mandantin so ins Messer laufen läßt, und Aussagen raushaut, die gegen diese sprechen.

Unschuldsvermutung – schön und gut. Daraus zu folgern, daß alle Frauen keifende Zicken seien, und Justiz wie Medien von einer feministischen Verschwörung gesteuert würden – das ist auch nicht besser.

Man muß in dem Konflikt keine Partei ergreifen, und so lasse ich es einfach bleiben.


Hadmut
24.3.2010 19:22
Kommentarlink

Erstens habe ich nicht von besonderer Potenz gesprochen.

Zweitens habe ich nicht gesagt, daß er unschuldig ist, sondern daß mir die Pressedarstellung nicht plausibel erscheint.

Drittens will ich hier weder Partei ergreifen noch Schuld zuweisen, sondern die Presse kritisieren, die sehr tendenziös und in einer Weise berichtet, die mir nicht gefällt.

Aber bitte, Du mußt ja nicht meiner Meinung sein.


Stefan W.
25.3.2010 3:56
Kommentarlink

Ich habe wiederum nicht gesagt, Du hättest gesagt, … – nur mit der Potenz das habe ich so verstanden, als hättest Du gesagt, daß man ein Maß an Potenz für eine Vergewaltigung benötigte, die ein 51jähriger normalerweise nicht aufbringt, sondern nur ein jüngerer, ergo potenterer.

“Allerdings verfügen 51-jährige Männer normalerweise auch nicht mehr über die Potenz, spontan und ohne Vorwarnung über eine Frau herzufallen.”

Ich rätsel noch, wie man das sonst verstehen sollte.

Zum spontanen Drüberherfallen benötigt man, würde ich vermuten, mehr Kraft als die Frau hat, was in Mann-Frau-Verhältnissen oft, aber nicht immer gegeben ist, ein normales Maß an Potenz, eine gesteigerte Aggressivität und ein vermindertes Schuldbewußtsein, welches z.B. aus einer Verletzung herrühren kann.


GeorgeD
26.3.2010 6:29
Kommentarlink

Vile and ingrate! too late thou shalt repent
The base Injustice thou hast done my Love:
Yes, thou shalt know, (…)
Heav’n has no Rage, like Love to Hatred turn’d,
Nor Hell a Fury, like a Woman scorn’d.

(William Congreve, “The Mourning Bride”, 1697)

Vergewaltigungsfälle sind per se heikel, und in den meisten Fällen kann auch ein Gericht nur entscheiden, welcher der beiden Parteien es *glaubt*. “Verletzungen” kann mann/frau sich auch selbst zufügen. (Ich habe da so einen Fall im Hinterkopf, wo ein — ich glaube, Rostocker — Staatsanwalt von einer psychisch labilen Freundin auf ähnliche Weise geschädigt wurde.) Angesichts der doch sehr merkwürdigen Formulierungen dieser Pressemeldung scheinen mir Zweifel an der Aussage des “Opfers” durchaus angebracht. Danke.

P.S. Von dem Herrn Kachelmann habe ich, da fast völlig fernsehabstinent, in diesem Zusammenhang zum ersten Mal gehört, und ich kann wirklich nicht verstehen, warum der Fall so zur Großaffäre hochgepustet wird.