Ansichten eines Informatikers

Wieder in Deutschland

Hadmut
17.3.2010 11:03

Ich bin wieder da.

Geschafft. Nach 5 1/2 Wochen Intensiv-Reise Bangkok – Neuseeland – Dubai bin ich heute morgen wieder in Deutschland angekommen.

Und wie jedesmal nach solchen Reisen bekomme ich meinen Rappel wenn ich sehe, wieviel Dreck in Deutschland herumliegt, wie dreckig es hier ist. In Bangkok und Dubai waren die Bahnen wie geleckt sauber, alles tadellos. (Zugegeben, die Busse in Bangkok sind ziemlich gammelig, aber die braucht man eigentlich nicht.) Allein schon die nachmitternächtliche S-Bahn-Fahrt vom Hauptbahnhof München nach Unterföhring war schon wieder eine Offenbarung: Jede Menge alte Zeitungen, Bierflaschen, Kronkorken. Die Leute lassen ihren Dreck einfach fallen, liegen, stehen. Und dann noch eine Riesenpfütze im S-Bahnbereich, da tropft was durchs Dach. Alles irgendwie gammelig.

Und kompliziert. Die Nutzung von Verkehrsmitteln war in Bangkok, Neuseeland und (mit gewissen Einschränkungen bei der Durchsichtigkeit des Bus-Netzes) in Dubai vorzüglich. In Städten wie Frankfurt oder (besonders schlimm) München steht man wie der Ochse vor dem Berg und weiß (wenn man sich nicht auskennt) nicht, welche S-Bahn, welchen Bus man braucht, welche Fahrkarte. Anderswo alles einfacher.

Und dann der Kracher. Es ist mir früher schon mindestens fünf oder sechsmal aufgefallen, daß in der S-Bahn München (jedenfalls S8) die automatischen Ansagen der Haltestellen im Zug nicht stimmen. Meistens hinken sie um ein bis drei Stationen hinterher, ab und zu bemerkt das Ansagesystem mal eine Haltestelle nicht und läuft dann asynchron nach. Einmal habe ich es sogar erlebt, daß das Ansagesystem 3 Stationen lang gestimmt und dann plötzlich “umgedreht” hat. Obwohl der Zug normal weiterfuhr wurden die Stationen plötzlich wieder in die entgegengesetzte Richtung angesagt. Anfangs ist es mir zweimal passiert, daß ich mich – gerade in der Dunkelheit, wenn man aus dem Zug heraus fast nichts sieht, und so ein bischen in Gedanken ist – auf die Ansagen verlassen habe und bei der Ansage Unterföhring ausgestiegen bin und dann schon in Ismaning stand. Dann muß man nicht nur auf den Gegenzug warten und bis zu 20 Minuten auf dem zugigen Bahnsteig herumstehen, man hat auch das Problem, daß man damit in der nächsten Tarifzone ist und im Prinzip schwarzgefahren ist. Und sich eigentlich für die Rückfahrt von Ismaning nach Unterföhring eine Fahrkarte kaufen müßte – eine besonders teure Zweizonenkarte noch dazu, weil man zwar nur eine Haltestelle weiter fährt, dazwischen aber die Tarifzonengrenze verläuft. Wäre mal eine interessante Frage, wie man sich eigentlich richtig verhält, ob man dann Fahrkarten kaufen muß oder ob man nicht eher Schadensersatz von der Bahn fordern kann, und wie man das überhaupt beweist.

Jedenfalls sitze ich vergangene Nacht wieder in der S-Bahn, wegen Jet lag und Flug aus Dubai hundemüde, kann die Augen kaum noch aufhalten. Der Zug bremst ab, die Ansage “Johanneskirchen” kommt. Ich denke, die nächste dann muß ich raus. Bis ich so im Halbschlaf die scheußlichen Fußbodenkacheln am Bahnsteig sehe, die mir irgendwie so vertraut vorkommen. Und daß wir in einem geschlossenen überdachten Bahnsteig stehen. Verdammt. Johanneskirchen hat keine unterirdische Station und auch nicht diese Kacheln, das heißt wir sind in Unterföhring, obwohl Johanneskirchen angesagt wurde. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf um im letzten Moment noch den Türöffner zu betätigen, die Tür geht gerade noch auf. Ich zurück zum Platz, Reisetaschen und Rucksack gepackt, wieder zurück zur Tür, die gerade wieder zugeht. Schnell den Fuß in die Tür, sie geht wieder auf, ich schaffe es gerade noch. Eine ebenfalls schläfrige Frau am Fenster ist dadurch aufmerksam geworden, guckt mich erstaunt an, dann auf das Stationsschild und gestikuliert, daß die Ansage tatsächlich falsch war.

Ich bin wieder da, wo sie so auf Sauberkeit und High-Tech-Land machen und wo manche so stolz darauf zu sein behaupten, Deutscher zu sein. Wo sie es nicht einmal hinkriegen, bei der Bahnfahrt die Stationen richtig anzusagen. Wo man in der S-Bahn nachts kaum einen sauberen Sitzplatz findet, überall die Bierflaschen und der Dreck rumliegen, die unfreundlichsten Menschen unterwegs sind, des nachts die finstersten und ungepflegtesten Figuren am Bahnsteig herumlungern, versoffene stinkende Penner in der S-Bahn übernachten, und alles schmuddelig, ungepflegt, hässlich wirkt. Wo die S-Bahnstationen (besonders in der Innenstadt) unglaublich stil- und geschmacklos gehalten sind. Ein Land, in dem man in den Paradezug ICE kaum reinkommt, weil das Unternehmen Bahn es nicht vorgesehen hat, daß ein Reisender – selbst wenn er am Flughafenbahnhof einsteigt – auch Gepäck dabei haben könnte, und man dann im Zug auch keine Aufbewahrungsmöglichkeit findet. Vier Sitzplätze habe ich für mich und mein Gepäck gebraucht.

Einzig positiver Lichtblick waren dabei die freundlichen und gutgelaunten Zollbeamten am Frankfurter Flughafen.

Hurra, ich bin wieder in Deutschland.

4 Kommentare (RSS-Feed)

Felix
17.3.2010 20:15
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Du hast offensichtlich auch den ÖPNV-Test des ADAC verpasst:
http://www1.adac.de/Tests/Mobilitaet_und_Reise/oepnv/default.asp?TL=2
Bangkok und Dubai sind da zwar nicht dabei, aber ich kann trotzdem nicht so recht nachvollziehen, warum München den Test gewonnen hat.
(Ich bin noch nicht in München ÖPNV gefahren, aber was man so hört und liest deckt sich nur wenig mit dem Test.)


Christian
19.3.2010 16:50
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Die Sauberkeit, die du beschreibst, und diverse andere Dinge genieße ich in Asien auch. Man darf aber nicht vergessen, dass manches erst durch die Bevölkerungsdichte möglich wird sowie vor allem durch extreme Lohngefälle. Putzkräfte sind eben viel billiger in Asien und verdienen mancherorts nur ein zehntel von z.B. Büroangestellten (hier in China ist das Gefälle eher noch größer).

Wollen wir das in Deutschland auch?


Hadmut
19.3.2010 23:46
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Also das kam mir so nicht vor. Ich hatte den Eindruck, daß die dort viel weniger Dreck machen, weniger Müll hinwerfen, weniger demolieren, weniger Vandalismus.

Wir brauchen auch nicht unbedingt mehr Billiglöhner. Aber es wäre schon mal toll, wenn die Leute nicht alles kaputt machen würden.


3247
20.3.2010 1:30
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Von wegen teuere Karte — von Ismaning nach Unterföhring ist doch eine Kurzstrecke.