Ansichten eines Informatikers

Foto-Fürst? Foto-Baron? Foto-Graf?

Hadmut
2.2.2010 1:30

Warum man den Fotographen eben Fotograph und nicht Fotograf schreiben sollte: Es ist halt was anderes als ein Landgraf. Ich find die neue Rechtschreibung so bescheuert…

14 Kommentare (RSS-Feed)

nullplan
2.2.2010 10:30
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Die neue Schlechtschreibung ist ja auch von Politikern entworfen worden, was willst du da erwarten? Einer von denen hat festgestellt, dass die Regelungen eben bis dahin schon unlogisch waren (Warum schrieb man Schifffahrt nur mit 2 f in der Mitte? Schiff hört doch mit 2 f auf und Fahrt fängt mit einem an?). Also wurde vereinfacht. Und, wie es die Natur von Vereinfachungen ist, wurde eben nicht alles bedacht. Mittlerweile haben sie ja etwas zurück gedreht, weil der Unterschied zwischen >>heilig sprechen<>heiligsprechen<>schuld<>Schuld<>Er ist schuld.<>Er hat Schuld.<<. Hat irgendwas mit der Etymologie des Wortes zu tun. Das ist an der Stelle aber nicht mal für den Durchschnittsdeutschen ersichtlich, von Ausländern gar nicht erst zu reden (War nicht eines der Argumente, man müsse die Deutsche Sprache Ausländern besser zugänglich machen?).

Naja, was solls. Wenn die Sprachentwicklung so weiter geht wie bisher, reden wir in ein bis zwei Generationen eh nur noch Englisch, da hat sich die Sache dann auch erledigt.


Hadmut
2.2.2010 10:52
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Früher trennte man ‘Urinstinkt’ ja auch noch Ur – instinkt. Heute angeblich Urin – stinkt.


yasar
2.2.2010 12:51
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Nicht nur angeblich, sondern sogar tatsächlich. 🙁

Der Fehler an der Rechtschreibreform ist, daß alles nru aus dem Blickwinkel des Schreibers betrachtet wird. hingegen ist Schreiben, insbesondere “Rechtschreiben”, etwas, daß dem Leser Erleichterung bringen sollte, und zwar beim Textverständniss. Und das wird durch die neuen Zusammen- und Getrenntschreibregeln eher erschwert.

Abgesehen davon:

Niemand (außer leidgeplagten Schülern) ist gezwungen sich diese Rechtschreibung anzutun. Ich schreibe, bis auf meine Vertipper und Knoten im Finger, meist noch nach der Rechtschreibung, die ich in der Schule vor fast 40 Jahren gelernt habe.

Anstatt die Rechtschreibung zu reformieren, hätte man eher darauf achten sollen, daß man die Ursachen der “Fehlschreibung” nicht schon in der Grundschule legt. tatsache ist, daß man in den ersten 2 Klassen die Kinder mit Anlauttabellen nach Lautschrift schreiben läßt. Damit haben sie auch recht schnell Erfolge, weil sie schnell Sachen schreiben lernen, die andere lesen können, auch wenn man sich manchmal die Sachen laut vorlesen muß, um hinter den Sinn zu kommen. Rechtschreibtechnisch stimmt da natürlich gar nichts. Man soll die Kinder auch nicht korrigieren, wenn Sie Sachen falsch schreiben.

Dann wird in den Klassen 3 und 4 ungeschwenkt und darauf geachtet, daß alles richtig geschrieben wird. Das bringt die Kleinen natürlich durcheinandner, weil sie plötzlich nicht mehr so schreiben dürfen, wie sie es gewohnt waren. Dazu ein Spruch von einem befreundeten Viertklässler zu seiner Mama:

“Mama, warum bekomme ich die Sachen heute als Fehler angestrichen, für die ich in der 2. Klasse gelobt worden bin?”

Ich merke ähnliche Effekte auch bei unserem Nesthäckchen, daß gerade in der 4. ist und demnächst vermutlich (relativ sicher) die gymnasiale Empfehlung bekommt. Die Nachwirkungen der ersten zwei Jahre merkt man allerdings auch bei den beiden Großen, die schon auf dem Gymnasium sind (6. und 8. Klasse). Ein Teil dieser Nachwirkungen liegt auch daran, daß im Gegensatz zu früher viel seltener Diktate geschrieben und noch viel seltener geübt werden.

Von daher braucht diese Nation keine Rechtschreibreformen, sondern eher Änderungen in den Bildungsschwerpunkten.


yasar
2.2.2010 12:54
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@nullplan

Das wird leider kein Englisch, was man in mehreren Generationen spricht, sondern denglisch, wie es vielleicht Herr Öttinger (http://www.youtube.com/watch?v=sunxX-_TBSQ) versucht zu sprechen.


Nenn Dich nicht Photograph, jedenfalls nicht in Deutschland! Das kann teuer werden. Photobaron klingt aber gut. Ab heute bin ich Photobaron.

Carsten

http://thumulla.com/photoAMZ/album/
http://thumulla.com/photoAMZ2/album/


Stefan W.
2.2.2010 17:45
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Getrennt werden kann nach alter wie neuer Schreibung vor und hinter dem “in” von Ur-in-stinkt, soweit ich weiß.

Getrennt wird erstmal da, wo eine Silbe endet und eine neue beginnt. Eine Ausnahme bildet ausgerechnet das st, für welches der Merksatz gilt: “Trenne nie st, denn das tut ihm weh.” Im vorliegenden Fall lag uns aber gar nichts daran st zu trennen, da es ja komplett zur neuen Silbe gehört.

Bei zwei Konsonanten gilt meist, daß zwischen diesen getrennt wird: tren-nen, wer-den, al-ter, hin-ter … aber Urinstinkt hat ja 3 Konsonanten in Folge, und wie gesagt – stinkt bildet eine eigene Silbe, auch wenn das s nicht wie sch gesprochen wird. Bei Kas-ten oder ros-ten würde man gerne das s-t trennen, da dies silbengerecht wäre, und die Regel mit den zwei Konsonanten trifft es auch. Leider weiß ich nicht, wieso es für st eine Sonderregel gibt – Fakt ist, daß man ro-sten, Ka-sten trennen soll.

Der Fall des Urinstinktes ist ein ganz anderer, nämlich der, daß die Trennregeln zu einer falschen Lesart verleiten, und deswegen das “Urin” zu vermeiden ist. Einer Software dürfte das nur schwer – mit einer Ausnahmeliste womöglich beizubringen sein. Ur-in-telligenz hat das Problem nicht ganz, weil ein alleinstehendes “telligenz” in der nächsten Reihe zur Korrektur eines falsch erfaßten Urins führt, während das “stinkt” nicht nur ein gültiges Wort ist, sondern auch noch in den Urinkontext zu passen scheint. Es ist einfach ein Kuriosum, aber das war es schon immer.

Da Instinkte angeborene Verhaltensmuster beschreiben, die m.W. alle sehr alt sind kann man wohl das “Ur” vor dem Instinkt eigentlich immer schadlos weglassen – Instinkte sind das nämliche. 🙂

Will man partout von Urinstinkten schreiben, so kann man aber einen Bindestrich verwenden, obwohl man für gewöhnlich im Deutschen die Wörter ungefugt aneinanderklebt. Hauptfeldwebel, nicht Haupt-Feld-Webel und Sonnenblumenöl – nicht Sonnen-Blumen-Öl. Wenn man aber Ur-Instinkt schreibt, dann wird auch die Software womöglich bevorzugen am Bindestrich zu trennen, oder aber ein Ur-In-
in der einen Zeile belassen, wodurch der Harndrang verhindert ist.

Für den Lichtbildkünstler gibt es auch Tricks, sich um eine Entscheidung zu mogeln. Ich habe aber keinen Duden um zu prüfen, ob nach neuer Schreibung auch Photograph toleriert wird – beim Philosophen ist das meines Wissens so.

Erst wollte ich mich der neuen Schreibung auch komplett verweigern, schwenke aber seit kurzem in Fragen des “daß” oder “dass” um – die kurze Aussprache des a bei dass passt gut zum sonstigen Regelwerk, während die Straße mit langem a nach einem Folgebuchstaben schreit.

So – jetzt muß ich aber zum Phrisör!


bizzl
2.2.2010 19:00
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Ich will ja niemanden auf den Schlips treten, aber der Fotograf wurde schon vor der Rechtschreibreform so geschrieben. Ich hab ihn zumindest so in der ersten oder zweiten Klasse (ca. 1995-1997) gelernt…


Stefan W.
3.2.2010 3:31
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Ich kann “Fotograf” im Fremdwörterduden 1982 nachweisen, sowie im klassischen Duden 1973. Was – so alt bin ich schon?


Hadmut
3.2.2010 9:22
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Ich war an altsprachlichen Gymnasien mit Latein und Griechisch. Da wurde das mit ph geschrieben.


Hadmut
3.2.2010 9:28
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…übrigens erhebt der Duden nicht den Anspruch, “richtig” zu schreiben, sondern übliche Schreibweisen ab einer gewissen Schwelle darzustellen. Selbst wenn sich das schon früher eingeschlichen hat, schön ist es nicht.


nullplan
3.2.2010 10:41
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@Hadmut: Dein Kommentarsystem wird buggy, wenn man “größer-als”- und “kleiner-als”-Zeichen einsetzt. Irgenwie war mein Compose-Key kaputt. Eigentlich wollte ich gewisse Worte in Guillmots packen (also »heilig sprechen«) aber es sind zwei größer-als und zwei kleiner-als draus geworden. (Eigentlich stand zwischen den Worten in meinem Kommentar, die nun von spitzen Klammern umgeben sind noch etwas Text…) Oder unterstützt du HTML-Injections?


Stefan W.
4.2.2010 1:14
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Ich wette auch, daß Photographie auch erlaubte Schreibweisen der beiden Duden sind; leider nicht auf der selben Seite, sonst hätte ich gleich nachgeschaut. So muß ich jetzt wieder aufstehen, und mein altes Fleisch zum Bücherregal tragen … ja – beide Düden (die Mehrzahl von Duden ist doch Düden?) sind sich einig: auch Photographie ist zulässig. 🙂


nadar
8.2.2010 15:27
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@ Stefan W.: Soweit ich weiß, darf man nach der neuen Rechtschreibung “st” trennen.
Oma übrigens auch.


dustbunny
8.2.2010 21:23
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