Ansichten eines Informatikers

Wann ersäufen die endlich den kleinen Nils?

Hadmut
5.6.2009 13:29

Radiosender werden mehr und mehr zur Nervensäge.

Das Radioprogramm wird immer schlechter. Ein Einerlei ohne Konturen und Charakter, und genau wie im Fernsehen kupfern die nur noch voneinander ab. Kann man bei einem Reisen gewinnen, machen es kurz darauf alle. Überall der gleiche Mist.

Und dann diese Jingles. Andauernd wiederholt dämliche Töne oder Sprüche. Kaum eine Nachrichtensendung kommt noch ohne aus, manchmal sogar zwischen den einzelnen Meldungen. Grauenhaft, die gehen einem nur noch auf die Nerven. Das Musikprogramm ist auch eine Katastrophe, immer mehr Nervensägenmusik, schrill und unmelodisch, die von den Plattenlabels in das Programm gedrückt wird.

Und dann die Werbung. Da ist kaum noch Witz oder sowas drin, es geht nur um beständiges Wiederholen und möglichst breite Präsenz. Bis vor kurzem war die Werbung, die mir am meisten auf den Wecker gegangen ist, diese ungaublich dämliche und schlechte Seitenbacher-Müsli-Werbung, wo irgendein schlechter Amateur-Sprecher in leiernder Weise versucht, mit immer wieder den Namen Seitenbacher einzuhämmern und mir klar zu machen, daß mit diesem Müsli meine Verdauungsprobleme ein Ende fänden.

Seit ein paar Monaten hat aber etwas anderes die Nervigkeitslatte gewaltig nach oben gelegt: Carglass. Andauernd, auf nahezu jedem Sender, alle halbe Stunde so ein schlechter aber langer und nervend gesprochener Vortrag, daß irgendwer zu lange damit gewartet habe, seine Scheibe reparieren zu lassen und plötzlich – Crack! – ist sie hinüber, dabei gäbs das doch kostenlos. Und dann ein unglaublich schlechter Gesang “Carglass repariert – Carglass tauscht aus” – einfach nur schlecht und nervend. Aber es geht ja darum, die Medienpräsenz und den Namen mit Gewalt ins Hirn zu hämmern.

Was würde es eigentlich kosten, Radiosender ohne Werbung – oder zumindest nur mit normaler und nicht folternder Werbung – zu hören?

Als ob das alles nicht genug wäre, kaufen die dann auch im redaktionellen Programm alle den gleichen Mist ein.

Als ich noch in Dresden wohnte, hatte ich im Bad – ich höre morgens eben Radio – wegen starker Abschirmung durch das Gebäude eigentlich nur einen Sender, den ich da ordentlich empfangen konnte. Weiß nicht mehr, welcher das war, ich glaub Hitradio RTL oder sowas. Ein schrecklicher Scheiß. Und dann andauernd diese dummen Telefonanrufe irgendeines Menschen, der so tut, als wäre er ein kleines Kind. “Der kleine Nils.” Das ist nur dreimal lustig, danach geht es auf den Wecker, weil da überhaupt nichts neues und nichts lustiges kommt. Einfach nur Nervensäge. Die hören aber nicht auf.

Nun wohne ich in Bayern, und die Situation ist die gleiche: Schlechter Empfang im Bad, Sender Antenne Bayern – und wieder der kleine Nils. Wieder auf die Nerven.

Und vorhin fahre ich so rum, komme in den Empfang von HR3, und was bringen die? Den kleinen Nils. Ich glaub, ich spinne. Warum ersäuft den nicht mal endlich jemand? Leiden die alle unter Geschmacksverirrung? Irgendwie habe ich den Eindruck, daß Radio machen heute überhaupt nichts mehr mit Stil und Niveau zu tun hat, sondern daß man einfach irgendwelche Leute ans Mikro setzt, dazu jede Menge Konservenjingles, dümmliche Gewinnspiele mit irgendeiner teuren Telefonnummer, und die Musik, die die Labels gerade durchdrücken, und ansonsten alles von Zulieferern einkauft.

Meine bevorzugte Ausnahme heißt immer noch SWR3. Die bringen redaktionelle Sachen, die ich noch gerne höre. Dafür ist deren Musikgeschmack zum davonlaufen. Alles was laut und schrill ist, im Autoradio so ganz schlecht und nervenbelastend rüberkommt. Aber das zwischendrin ist gut. Dummerweise versteht sich aus irgendwelchen Gründen mein Webradio mit meinem WLAN-Router nicht, weshalb auch das derzeit leider nicht gangbar ist.

Bleibt also nur, den kleinen Nils zu ersäufen – und Carglass und Seitenbacher gleich mit dazu.

8 Kommentare (RSS-Feed)

Daresch
5.6.2009 14:56
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Ich höre ab und an mal Radio 1 hier in Brandenburg. Da kommt manchmal was gutes. Besonders gerne höre ich bei denen “Seite 1”. Da stellen die immer einige Bücher vor, hab mir auf der Empfehlung hin auch schon welche gekauft, die ich auch gut fande.
Ansonsten mit der Werbung nervt es wirklich…Carglass und Seitenbachen…bäh.
Meistens höre ich Info-Radio. Das kann man aber auch nicht den ganzen Tag hören, da sich die Beiträge immer wiederholen.
Manchmal kommt es dann noch vor, dass ich MotorFM höre. Da gibt es ab und an mal gute Musik.
Aber es war auf jedenfall schon immer so, dass ich Radio eher wegen den Redebeiträge, denn der Musik wegen, gehört habe.

Grüße
Daresch


Zugschlus
5.6.2009 19:02
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Seitenbacher ist dem Vernehmen nach der Firmenchef himself, der seine Werbespots im eigenen Studio unterm Dach produziert. Der kleine Nils ist so erfolgreich, dass er es inzwischen sogar zum eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht hat, und ich höre seit bald drei Jahren kein SWR3 mehr sondern bin zielgruppengerecht zum Ersten gewechselt.


Hadmut
5.6.2009 19:54
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Genau so hört sich die Seitenbacher Werbung auch an, nach selbstgemacht.


Hadmut
5.6.2009 19:54
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Übrigens war ich schon immer der Meinung, daß SWR1 die viel bessere Musik bringt, aber das dazwischen ist bei SWR3 einfach besser.


yasar
5.6.2009 21:52
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Ich persönlich finde auch die Musik von SWR1 besser aber die Beiträge (d.h., das was zwischen der Misk abzüglich Werbung kommt) sind bei SWR3 besser. Das ist auch der einzige Grund warum ich überhaupt noch Radio, insbesondere SWR3 höre (und Rundfunkbeiträge bezahle). Wenn es SWR3 zu doll mit der Musik treibt, schalte ich halt auf SWR1 um. (Mein Junior ist übrigens SWR2-Fan).

Früher hatte man wenigstens noch die Auswahl zwischen SDR3 udn SWF3, udn die haben sich angestrengt gegen den “anderen”. Seit die aber zwangsverheiratet wurden ist das mit der Musik schlechter geworden, auch wenn SWR3 inzischwen immer mal wieder Anwandlungen hat, die zu guter Musik zurückzukehren, schafft es aber nie richtig.

Werbung: Ist so ein Thema für sich. Ich stehe ja auf dem Standpunkt, daß Werbung in den Medien (Radio & TV) nur dann zugelassen werden dürfte, wenn die eigenen Macher es durchstehen, damit 48h am Stück gefoltert zu werden.

Herrn Seitenbacher mag man es ja noch zugute halten, daß er es “selbst” macht, aber Carglas und Co. kommt damit nicht durch. Übrigens war die Carglas-Werbung ausschlaggebend dafür, daß ich meine Autoscheibe nicht (!) von denen habe austauschen lassen, obwohl das bequemer gewesen wäre: Die kommen vorbei und tauschen einem die Scheibe vor Ort aus und in einer halben Stunde ist alles erledigt. Ich habe mein Auto stattdessen liber einen Tag in die Werkstatt gegeben (obwohl der eigentliche Tauschvorgang genauso schnell geht).

Und Nils? Naja, da scheine ich Glück zu haben, daß ich den noch nicht kennengelernt habe. Ich stelle mir das aber ähnlich nervig vor wie den Knallinger, der Anfangs zwar auch gut war, aber irgendwann waren halt die Ideeen ausgelutscht.


foosel
5.6.2009 23:13
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Oh ja, dieser Seitenbacher “Spot” geht mir auch massivst auf die Nerven. Carglass nervt amüsanterweise nur morgens auf dem Hinweg rum, abends auf dem Rückweg nehmen die das auf HR Info anscheinend immer aus dem Programm. Der kleine Nils ist mir IIRC bislang erspart geblieben, dafür hab ich schon ein paar mal versehentlich in “Die Super Merkel” auf HR3 rein- und ganz schnell panisch wieder weg geschaltet.

Im Regelfall halte ich mich an das Besatzerradio 😉 AFN “The Eagle”: Bringt erstaunlich gute Musik, und überaus unterhaltsame Werbung (“Everyone of you knows it — the feeling a roadside bomb might explode beside your car. So be prepared! *blablabla*”). Dazu noch HR Info (das geht aber je nach Wetter nur bis zu etwa der Hälfte meines Weges zu meinem Arbeitgeber gut, danach müsste ich die Frequenz wechseln, um nicht zugerauscht zu werden) und zuhause beim Essen seit neustem Deutschlandfunk (Staumeldungen rund um Hamburg, Stuttgart, Berlin und München sind für einen Rhein-Mainler irgendwie lustig ;)).


Stefan
6.6.2009 3:24
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Auf Werbung reagiere ich sehr empflindlich, und Radio läuft bei mir nur Samstags von 15:30 bis 17:20 Uhr. Das reicht mir dann schon an Carglas und “außer Tiernahrung”. Als Fußballfan geht es aber nicht ganz ohne.

Ansonsten kenne ich Radiosendungen nur so: Nachrichten, Jingle, Werbung, Wetter, Jingle, Verkehr, Jingle, Musik, Werbung, Jingle, Gewinnspiel, Jingle, Blitzer-Flitzer, Jingle, Musik, Werbung, Jingle, Verkehr, Jingle, Jingle, Werbung, Spam, Spam, Spam und Spam, Jingle, Jingle und Stunde um – Nachrichten von vorne.

Unerträglich, wenn es Fanfarenhaft tönt “die besten Hits der 50er, 30er und 20er Jahre”, die Frequenz durchgegeben wird, und diese blödsinnigen Gewinnspiele, Anrufen und Meinung sagen, Gewinnspiele und dieses ganze kranke Gekröse.
Es ist nicht schwierig einen Sender zu finden, der es auf 3 Musikstücke pro Stunde bringt in all dem Trash, ohne zu sagen wie Stück und Interpret heißen – soll man das aus MTV wissen, wo nur noch Schrott läuft, oder woher?

Nein – früher war es nicht viel besser. Blitzer-Flitzer-Meldungen gab es früher nicht, und die Meinung zu irgendeinem Pup ablassen gab es auch nicht (dafür gibt es heute Blogs, da kann man leicht über einen Kommentar hinwegsehen wenn man nicht mag).
Aber früher war es so, daß man in 8 Stunden Radio einen Hit 8x zu hören bekam, 3 oder 4 Hits 6 mal, den Rest 2 mal oder es war ein Evergreen-Oldie. Nur Mainstream, aber so, daß in den 70ern z.B. kein Deep Purple aus dem Radio kam – das war schon nicht Mainstream genug.
Spezialsendungen kann es an einigen Tagen zu später Stunde wohl gegeben haben, wo man Neues hören konnte – aber eben: zu später Stunde.
Und Blödeleien gab es frührer auch – an Else Stratmann erinnere ich mich, und was mit Elchen.

Aber gutes Radio gibt und gab es nur für Freunde klassischer Musik. Da gibt es auch mal Stücke die länger gespielt werden als 2:30 und keine Werbung, keine Flitzer-Blitzer, keine Gewinnspiele, sondern Leute die was von Musik verstehen, die kein Bohei machen, sondern sagen wer was spielt, und die auch nicht in das Ende reinquatschen, weil sie Musik sowieso nicht leiden können.

Per DVB-T bekomme ich jetzt soundsoviele Radiokanäle; der Fernseher zeigt dann ein Notensymbol das pongartig an den Rändern des Sichtbereiches abprallt. Ob da was brauchbares dabei wäre hatte ich noch nicht die Muße zu überprüfen. Teils einfach das, was auf UKW kommt – was auch sonst?

Mit Webradios hatte ich bislang auch nur per Zufall Kurzkontakt – das erfordert irgendwie zu viel Initiative. 🙂

Mit zunehmender Digitalisierung müßte ja ein Adblocker für Audiosignale möglich sein, der Jingles, Werbung und Stauwarnungen erkennt und rausfiltern kann.


yasar
6.6.2009 20:10
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Nachtrock sag ich da nur, früher, als man mit Kasettenrekorder darauf gewartet hat, daß nach 22.00 Uhr in SWF3/SDR3 die interessanten Sachen kamen.