Ansichten eines Informatikers

Die Kartoffel-Strategie des alten Fritz

Hadmut
23.10.2008 1:06

Da hat mir ein Kollege eine faszinierende Story über die Einführung der Kartoffel erzählt, die mich einfach fasziniert:

Schon in der Schule hab ich mal etwas in der Art gelernt (schon länger her) daß die Kartoffel angeblich aus Amerika stammte und von König Friedrich dem Großen in Deutschland kultiviert worden sei, weil das Volk hungerte und die Kartoffel das genau passende Nahrungsmittel war, das einfach, robust, billig und zu unseren Böden passend das Hungerproblem lösen konnte. Dazu habe es aber einer List des alten Fritz bedurft.

Die Leute waren nämlich voreingenommen und unbelehrbar. Egal was man ihnen erzählte, sie versuchten immer, das “obere” der Pflanze zu essen, das Kraut, die Blüten und Früchte usw. Das ist nicht gut, denn das, was bei der Kartoffel oben aus dem Boden ragt, ist giftig, die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs. Die Leute wurden krank, es gab auch Tote, und man schimpfte über den König, was der einem da für üble Sachen aufdrängen wollte. Die Kartoffel in der Akzeptanzkrise. Nicht mit Befehlen und nicht mit guten Worten unters Volk zu bringen. Wurzeln zu essen leuchtete den Leuten überhaupt nicht ein. Außerdem war die Kartoffel wohl noch von der Kirche als unchristlich oder des Teufels oder sowas angesehen, die Kirche verbot die Kartoffel.

Also fing König Friedrich an, sich bei jeder Gelegenheit, bei der man ihn beim Essen beobachten konnte, Kartoffeln in allen möglichen Zubereitungsformen und mit viel Brimborium servieren zu lassen, aber nur sich selbst. Die Ansage war, daß nur der König Kartoffeln essen dürfe, so kostbar, edel und wohlschmeckend seien die. Sonst bekam keiner Kartoffeln.

Dann ließ er Kartoffelfelder anlegen, die er von schwerbewaffneten Soldaten gut sichtbar bewachen ließ als die persönlichen Felder des Königs. Allerdings sollten sich die Soldaten dabei absichtlich dumm und nachlässig anstellen, damit es nicht zu schwer war, Kartoffeln zu klauen. Es kam wie von Fritz gewollt und vorhergesehen, die Leute stahlen Kartoffeln in rauhen Mengen, bauten sie “heimlich” selbst an und ahmten die Rezepte der königlichen Köche nach, um heimlich auch wie ein König zu essen. So brachte König Friedrich die Kartoffeln unters Volk.

Nette Geschichte, gell?

5 Kommentare (RSS-Feed)

Stefan
23.10.2008 2:23
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“…and curse Sir Walter Raleigh,
he was such a stupid git!”

Zu dieser Story sollte “I’m so tired” der Beatles gespielt werden. Diesem Sir wird der Kartoffeltransfer aus Übersee zugeschrieben, allerdings gilt der Fluch wohl einem anderen Gewächs, das den gleichen Dampfer nahm: Tabac.


yersinia
23.10.2008 9:52
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So eine ähnliche Geschichte hatte ich auch schon vom Columbus gehört:
Seine Matrosen wollten partout nicht an das mitgenommene Sauerkraut ran und leideten schon stark an Vitaminmangel (Mitunter fallen einem dann auch schon die Zähne aus).
Die List: “Nur der Kapitän darf vom Sauerkraut essen!” so der Befehl an die gesamte Mannschaft. Die Sauerkrautfässer werden streng bewacht!
Die Erfolgsstory siehe Kartoffel-Strategie…


wolfo
23.10.2008 20:02
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genau dasselbe habe ich schon mal in irgendeinem buch von kaminer gelesen. nur dass es dabei um weißrussland und den russischen zaren ging 🙂


Stefan
24.10.2008 1:42
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Also wahrscheinlich alles Legenden. 😉


nadar
24.10.2008 15:57
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Jetzt müsste man das Gleiche mit Stevia Rebaudiana machen – und vorher die Zucker/Süßstofflobby stilllegen -.-
http://de.wikipedia.org/wiki/Stevia_rebaudiana