Ansichten eines Informatikers

Noch mehr als “Extrem”

Hadmut
11.1.2007 20:36

Es gibt ein neues Mundwasser.
Im Fernsehen kam gerade die Werbung für “Odol Med 3 Extreme Plus”.

“Extreme Plus”? Mehr als am äußersten Anschlag? Die Aller-super-schwangerste?

Ein Blick auf die Webseite zeigt, daß es das leistungsgesteigerte Nachfolgeprodukt des Vorgänger-Gurgelwassers “Extreme” war. Dumm, wenn die Marketingabteilung sich schon beim Vorgängermodell sprachlich verausgabt hat und nun einen Weg sucht, noch eins draufzusetzen. Dash wäscht so weiß, weißer geht’s nicht. – Das neue Dash wäscht jetzt noch weißer. Endlich kein Grauschleier mehr! Von Rasierern haben wir ja auch gelernt, daß man sich mit weniger als 6 Klingen als Mann nicht mehr wohlfühlen kann, und es auf der Rückseite des Rasierers noch ne Einzelklinge braucht, weil das Rasiermonster so breit ist, daß man damit in seinem Gesicht nicht mehr ordentlich rangieren und einparken kann und nicht mehr überall hinkommt. Sperriger als die Rasierer sind noch ihre Namen. Beispielsweise Quattro Titanium Energy, Mach 3 Power Nitro, oder Mach 3 Turbo, wobei sie schon mit ihrem eigenen Namen am Türrahmen hängen bleiben und die ältesten Bestandteile “Mach 3” zu “M3” abkürzen müssen (man braucht JavaScript und Lautsprecher, um die Rasierer auf der Webseite zu “erforschen”, einfaches angucken reicht schon nicht mehr). Ein Nitro-Rasierer. Vermutlich kann man sich damit die Stoppeln von der Backe sprengen. Und überhaupt, der Werbespruch “Für das Beste im Mann”. Ich weiß nicht, was andere mit dem Ding anstellen, aber ich rasiere mich grundsätzlich nur außen. Jedenfalls, solange es für die Innenseite noch hochaggressive Mundwässer gibt. (Obwohl: Es gibt ja einige Leute mit Haaren auf den Zähnen. Für die gibt es wohl bald die passende Enthaarungszahncreme…) Andererseits, würde man den Spruch in “Für das Beste am Mann” ändern, währe es schrecklich zweideutig, wenngleich nicht unberechtigt.

Immerhin: Odol Med 3 Extreme Plus verspricht Tiefenhygiene für Zunge, Zahnfleisch, Zähne und Zahnzwischenräume. Ob man sich da jetzt fürchten muß, wenn man es nicht schnell genug wieder ausspült? Ähnliche Zusagen machen sie nämlich auch für Abflußreiniger und Kalkentferner für’s Klo, mit denen ich eigentlich nicht gurgeln wollte. Jetzt weiß ich auch, warum Odol traditionell in Keramikflaschen gereicht werden muß.

Für mich reicht bis auf weiteres das gewöhnliche Supermarkt-Gurgelzeugs von Aldi und Co. Da steht kurz und zutreffend “Mundwasser” drauf und die Attribute beschränken sich auf ein völlig ungesteigertes und erfrischend superlativ-loses “mintfresh” und “für lang anhaltenden frischen Atem”. Anglizismen wenigstens auf ein Minimum reduziert, und erweckt nicht den Eindruck, daß man daran Schaden nähme, spuckte man es nicht schleunigst wieder aus. Viel billiger ist es auch. Und kommt vielleicht sogar aus derselben Fabrik.