Ansichten eines Informatikers

Die fürwahr vielfältigen Maßstäbe der Presse und des grünen Gesindels

Hadmut
11.4.2022 15:24

Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so besonders ankotzen.

Es sind die doppelten, die multiplen, die je nach Bedarf ständig geänderten Maßstäbe. Dass es eigentlich gar keine Maßstäbe mehr sind, sondern nur noch als Maßstab ausgegebene Rabulistik des Augenblicks.

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da machten die Grünen auf Pazifisten. Man wollte die Bundeswehr ganz abschaffen, Waffenhersteller terminieren, Waffenexporte verbieten. „Frieden schaffen ohne Waffen“ hieß die Parole.

Und ich kann mich erinnern, hab es ja auch schon hier erzählt, dass ich in meiner Jugend mal in einer Pfadfindergruppe war, die eigentlich nur in der Natur zelten und am Lagerfeuer sitzen wollte, irgendwas rösten, Lieder singen, Spaß haben und stinken. Und wir da in solche grünen Politmaßnahmen reingezogen wurden, man auf Pfadfinderlagern plötzlich die Anweisung gab, sich in eine amerikanische Kaserne zu schleichen, um da irgendwie die Pershings mit ihren Atomköpfen zu sabotieren oder wenigstens zu beschmieren. Und wir uns dann in genau diesem Zeitraum in bedauerlicher pfadfinderischer Unfähigkeit in exakt entgegengesetzter Richtung im Wald verirrt und auch erst dann wieder zurück gefunden haben, als alles vorbei war. Wie gut, dass wir da – rein vorsorglich, falls man sich verirren würde – die Schlafsäcke mitgenommen hatten. Weil man auch ziemlich bekloppt sein muss zu glauben, man könnte da einfach so in eine amerikanische Kaserne spazieren und die Atomköpfe von den Raketen abschrauben. Unbehelligt. Weil die da auch in der Kaserne irgendwo so offen rumliegen. Es war seit 30 Jahren fester Bestandteil grüner Selbstauffassung, gegen jede Art von Krieg und Waffen zu sein, ausgenommen natürlich die der Roten Armee Fraktion.

Nun aber reibt man sich verdutzt die Augen, weil die Grünen, oder zumindest manche von ihnen, „Schwere Waffen“ an die Ukraine liefern wollen. Die BILD:

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) spricht sich jetzt für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine aus — es sei keine Zeit für Ausreden!

Wie war das noch gleich mit „Frieden schaffen ohne Waffen“?

Kurioserweise gab sie sich neulich noch als Völkerrechtlerin aus, völkerrechtlich hört man aber außer ein paar Allgemeinplätzen eigentlich gar nichts von ihr.

Dasselbe gestern in Berlin direkt , wo Anton Hofreiter auch schwere Waffen für die Ukraine forderte. Die Positionen und Forderungen völlig umgedreht. Die Grünen als Lieferant schwerer Waffen.

Und dabei fiel mir noch etwas besonders negativ auf. Koll fragte nämlich Hofreiter auch nach Anne Spiegel, und Hofreiter meinte – „wie gesagt“ – dass man Politiker nicht nach ihren privaten Verfehlungen, sondern nur nach ihrer Politik beurteilen sollte:

Könnt Ihr Euch noch an die Affäre Rainer Brüderle erinnern? Aufschrei? Als man Brüderle und die ganze FDP röstete und dessen Hinrichtung forderte, weil der einer Pressetussi, die sich an ihn rangeschmissen hatte, abends in einer Bar angeschwippst gesagt hatte, dass ihr das Dirndl gut steht? (Keine Toten übrigens.)

Da war sich die gesamte linke Politikfront, auch die Grünen, einig, dass das reiche für die totale Vernichtung. Wochenlang hat man auf den eingeprügelt, letztlich die ganze FDP zerlegt. Ich war damals auf einer Journalistenkonferenz im NDR, wo man volle zwei Tage auf das Thema eingedroschen hat, Brüderle sei ein alter Sack und so weiter.

Und nun plötzlich: Völlig andere Maßstäbe. Ich habe Zuschriften, wonach die Presse schon lange wisse, dass Spiegel im Urlaub gewesen sei, und das einfach unter der Decke gehalten hat, um sie nicht zu kompromittieren.

Man muss sich an solchen Vorgängen klar machen, wie verlogen die Grünen und die Presse, die Medien sind.

Und es zeigt wieder einmal, wie unterschiedlich die Anforderungen an Männer und Frauen sind. Vor allem von links.