Ansichten eines Informatikers

Von Fäulnis und Verwesung des Journalismus

Hadmut
16.7.2020 0:29

Eigentlich gibt es keinen lebenden Journalismus mehr. Es ist eher so eine Art Nekrose.

Oder: Wie Linken einfach alles, restlos alles, kaputt machen und zerstören.

[Übersetzungsanmerkung]

(Falls Journalisten hier mitlesen der vorsorgliche Zeitgeisthinweis für sie: Nekrose hat nichts mit Neger zu tun, es bedeutet Absterben und man schreibt es mit k).

Eine amerikanische (Ex-)Journalistin

Kennt Ihr Bari Weiss?

Ich bisher nicht.

Aber in New York kannte man sie, sie war Redakteurin bei der New York Times und hat da gerade hingeschmissen, weil sie den Journalismus am Ende sieht. Es gibt einen Abschiedsbrief von ihr. (Nee, sie hat sich nicht umgebracht, sie hat nur gekündigt.)

But the lessons that ought to have followed the election—lessons about the importance of understanding other Americans, the necessity of resisting tribalism, and the centrality of the free exchange of ideas to a democratic society—have not been learned. Instead, a new consensus has emerged in the press, but perhaps especially at this paper: that truth isn’t a process of collective discovery, but an orthodoxy already known to an enlightened few whose job is to inform everyone else.

Man habe darin versagt, die Lehre aus den Wahlen zu ziehen, dass es wichtig sei, auch andere Amerikaner zu verstehen, dem Tribalismus zu widerstehen und die Meinungsfreiheit als Teil einer demokratischen Gesellschaft anzuerkennen.

Stattdessen habe sich in der Presse im Allgemeinen und der New York Times im Besonderen die Überzeugung durchgesetzt, dass Wahrheit nicht etwas ist, was man kooperativ und gemeinsam entdeckt, sondern etwas Orthodoxes, das einige wenige Erleuchtete schon von vornherein wissen, und die es als ihre Aufgabe ansehen, alle anderen über ihre Wahrheit zu informieren.

Twitter is not on the masthead of The New York Times. But Twitter has become its ultimate editor. As the ethics and mores of that platform have become those of the paper, the paper itself has increasingly become a kind of performance space. Stories are chosen and told in a way to satisfy the narrowest of audiences, rather than to allow a curious public to read about the world and then draw their own conclusions. I was always taught that journalists were charged with writing the first rough draft of history. Now, history itself is one more ephemeral thing molded to fit the needs of a predetermined narrative.

Twitter sei zwar nicht das Impressum der New York Times, aber inzwischen ihr Verfasser. Sie sei immer mehr zu einem twitterartigen Medium geworden, einer Art „performance space”. Man wähle die Stories nur noch danach aus, dem engstirnigsten Publikum zu gefallen, statt einer neugierigen Öffentlichkeit über die Welt zu berichten und die ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen. Früher sei es so gewesen, dass Journalisten die waren, die so die erste grobe Beschreibung der Geschichte/Vergangenheit (gibt leider kein so exakt passendes deutsches Wort für history) abgeliefert haben. Heute ist es so, dass sich die Geschichte zu einem kurzlebigen Ding verwandelt hat, das sich gefälligst dem vorgegebenen Narrativ anzupassen hat.

[Übersetzungsanmerkung:Ein Leser rügt, dass ich „narrowest of audiences” mit engstirnig übersetzt habe, engstirnig heiße „narrow-minded”. Narrowest hätte mit „Kleinstmengen an Publikum” übersetzt werden müssen. Natürlich war mein erster Gedanke, dass narrow „eng” heißt. Schmal. Begrenzt. Aber nicht klein. Zumal sie es ja dann wieder in den Plural setzt. Ich habe überlegt, wie man das übersetzt und wie sie das meint. Da man jetzt aber auch nicht sagen kann, dass diese linksextreme Leserschaft noch ein besonders kleines Publikum wäre, schließlich beklagt sie ja selbst, dass es die Mehrheit der Redaktion ist, und immerhin sind die Wahlen in den USA ja knapp, und es tobt der Mob, halte ich die Übersetzung in dem Sinne, dass es ein quantitativ kleines Publikum sei, nicht für passend. Dann wären sie ja auch schon längst pleite, mangels Käufern. Ich bin daher zu dem Schluss gekommen, dass das qualitativ und nicht quantitativ ist, zumal ich „narrow” auch schon in dieser Verwendung, nämlich einfältig, gehört habe. Zudem verwendet sie es als Superlativ. Und im Superlativ von „narrow-minded” bekommt man einen Knoten in die Zunge. Deshalb kam ich zu dem Schluss, dass sie es qualitativ-geistig meint, was ja auch zum Rest der Erklärung passt. ]

Das ist ja genau das, was ich schon von Netzwerk-Recherche-Konferenzen berichtet habe: Dumme Journalistinnen, die das alles irgendwie so als Social Media ansehen und es für ihre Aufgabe halten, Twitter-Schwingungen auf Papier zu drucken und das für Journalismus zu halten.

My own forays into Wrongthink have made me the subject of constant bullying by colleagues who disagree with my views. They have called me a Nazi and a racist; I have learned to brush off comments about how I’m “writing about the Jews again.” Several colleagues perceived to be friendly with me were badgered by coworkers.

Wer noch Denkfehler aufdeckt, wird gemobbt und Nazi oder Rassist genannt. Kommentare wie „schreibt wieder von Juden” muss sie abperlen lassen. Die Kollegen, die noch freundlich zu ihr waren, wurden dafür von den anderen gepiesackt.

Auch das genau das, was ich auf diesen Netzwerk-Recherche-Konferenzen beobachtet haben. Wer nicht schreibt, wie er soll, wird sofort zusammengetreten.

But the truth is that intellectual curiosity—let alone risk-taking—is now a liability at The Times. Why edit something challenging to our readers, or write something bold only to go through the numbing process of making it ideologically kosher, when we can assure ourselves of job security (and clicks) by publishing our 4000th op-ed arguing that Donald Trump is a unique danger to the country and the world? And so self-censorship has become the norm.

Intellektuelle Neugier – oder gar Risiken auf sich zu nehmen – wird bei der Times nur noch als Belastung angesehen. Warum sollte man etwas Herausforderndes für die Leser schreiben, oder etwas, was nur schwer durch den Betäubungsprozess geht, alles ideologisch kosher zu machen, wenn man sich Job und Clicks sichern kann, indem man einfach die 4000ste Version davon schreiben kann, dass Donald Trump eine Gefahr für das Land und die Welt sei? Auf diese Weise wurde die Selbstzensur zur Norm.

Kennt man auch von der deutschen Medienlandschaft: Hirnlos, immer dasselbe in der Endlosschleife.

Wer den ganzen Text lesen will und nicht so gut Englisch kann, findet bei der WELT eine deutsche Übersetzung.

Wem sowas natürlich gar nicht in den Kram passt, ist das linksextreme Schundblatt Süddeutsche, die meckern natürlich:

Flucht einer selbsternannten “Zentristin”

Die umstrittene Meinungsredakteurin Bari Weiss verlässt die “New York Times” – und erntet dafür Beifall von unerwarteter Seite. […]

In einem glamourösen Porträt in Vanity Fair ließ sich Weiss vor anderthalb Jahren als “progressive, feministische Zionistin” feiern, die für das Existenzrecht Israels kämpft.

Ach. Ist die Süddeutsche jetzt unter die Antisemiten gegangen?

Bereits auf dem College agitierte sie gegen Professoren, die sie für Parteigänger der Palästinenser hielt. Bei aller Sympathie für den Women’s March gegen den Frauenverächter Trump war ihr doch der Hinweis wichtig, dass sich unter den Anführern auch solche fanden, die sich antisemitisch geäußert hatten. Nach dem Massaker in der Synagoge “Tree of Life” in Pittsburgh hat sie ein bewegendes Stück geschrieben; sie hatte dort ihre Bat Mitzvah gefeiert.

Für mich liest sich die Süddeutsche da pro-palästinensisch und antisemitisch.

Dafür bekam sie Beifall von einer Seite, mit der sie bisher nicht identifiziert sein wollte. Der republikanische Senator Ted Cruz, der eben ohne Gesichtsmaske im Flugzeug erwischt wurde, sandte Bari Weiss ebenso eine Grußadresse wie Donald Trump Jr. Hans-Georg Maaßen, der ehemalige deutsche Verfassungsschutzpräsident, musste sich anhängen und Weiss’ Klage aufgreifen, wonach man mit jeder Meinungsäußerung sofort als Nazi und Rassist diffamiert werde.

Bari Weiss wird damit plattgemacht, dass Trump und Maaßen ihr zustimmten.

Womit in vollem Umfang bestätigt ist, was Bari Weiss da schreibt.

Die Süddeutsche ist genau die Sorte mobbender Pressemüll, den Bari Weiss da beschribt. Weiss beschreibt die beklagenswerten Zustände, und die Süddeutsche liefert sofort den auf die Beschreibung passenden Journalistenmüll.

Eine deutsche Ex-Journalistin

Weniger öffentlich, aber dafür direkt an mich schreib eine deutsche Ex-Journalistin, die mit kulturellem Schwerpunkt etwas außerhalb der Hauptschusslinie lag, von Zuständen in Deutschland.

Ich hatte neulich in einem Blogartikel über die Verhaltensweisen bei Netzwerk Recherche den Absatz

“Unter Informatikern kenne ich so ein Verhalten – außerhalb von Universitäten – überhaupt nicht. In 30 Jahren nie erlebt. Bei Journalisten, Feministen, Geisteswissenschaftlern allgemein ständig und immer wieder. Bei denen beruht das Verhalten vorrangig und mit weitem Abstand auf archaischem Rudelverhalten: Wer gehört dazu, wer nicht.”

geschrieben. Dazu erklärt sie mir:

Das liegt, denke ich, daran, dass Journalisten und Künstler (und auch Geisteswissenschaftler) einem Berufsfeld angehören, das

a) nicht nach reinem Output, reiner fachlicher Arbeit bemessen werden kann. Zu einem Teil sicher: wer macht wie schnell wie viele Beiträge – zum anderen Teil aber nur anhand subjektiver Qualitätskriterien: wer schreibt mit gutem Stil, wer trifft einen coolen Ton, wer findet am schnellsten die wichtigen Themen, wer ist seiner Zeit voraus und erkennt oder definiert Trends, bevor sie in der Gesellschaft ankommen, wer prophezeit Entwicklungen oder bestimmt sie gar, wer polarisiert oder eckt an (im Rahmen des politisch „Erlaubten”), auf wen wird die Gesellschaft aufmerksam. Solche nicht leicht objektiv zu bewertenden Merkmale machen einen Journalisten erfolgreich. Bei einem „erfolgreichen Journalisten“ ist nicht nur wichtig, wie er arbeitet (damit kann er zwar innerhalb der Sparte weit kommen, aber sein Name wird nicht berühmt), sondern vor allem auch, was er denkt/erkennt/erschafft/visioniert – und wie laut er das verkündet.

Da man so etwas nicht immer erlernen kann, man aber trotzdem ein hohes Mitteilungs- und Statusbedürfnis hat, ist Neidverhalten innerhalb der Zunft schon sehr groß, ebenso aber auch das Bedürfnis, seiner Peer Group zu gefallen. Wenn dann noch Leute „von außen“ die ganze Zunft in Frage stellen, in der man schon selbst so sehr mit Statuskampf beschäftigt ist, entsteht instinktives Abwehrverhalten.

Es passt nicht genau zu dem, was ich bei Journalisten beobachtet habe, aber irgendwie geht es schon in die Richtung: Qualität ist sehr, sehr nachrangig. Es geht darum, ein als Aufgabe zu füllendes Format (Zeitungsspalte schreiben, 90 Minuten Show liefern, 30 Sekunden Einspieler) mit möglichst wenig Aufwand und möglichst professionellem Auftreten zu produzieren und inhaltlich notfalls auch Scheiße zu bringen, denn Hauptsache, es ist vorverdaut.

Neid scheint unter Journalisten eine vorherrschende Verhaltensweise zu sein.

b) für viele Menschen eine Art Traumberufsfeld ist, ein Beruf, mit dem sie was Besonderes sein können, mit dem sie ihren Gedanken eine gesellschaftliche Relevanz attestieren, ein Beruf, der Leidenschaft des Denkens und Thesenspinnens mit Pflicht verbindet. Diese Idealisten und Egomanen, Hobbymusiker und Hobbyautoren strömen dann in jene Berufsfelder, die übrigens eben keine geschützten Berufsbezeichnungen haben. Ein Journalist muss nicht Journalismus studiert haben, ein Musiker nicht Musik. Daher die Notwendigkeit, sich als „echter studierter“ von den Hobbywichtigtuern abzugrenzen.

Informatiker und andere Berufe sind Berufe, bei denen die Leute das Entsprechende gelernt und Prüfungen absolviert haben und sich dann diese Berufsbezeichnung geben können. Journalist oder Musiker kann sich jeder nennen, der einen Auftritt selbst organisiert hat oder einen einzigen Artikel in einem Medium seiner Freundin unterbrachte.

Informatiker können Taten sprechen lassen, Journalisten immer nur Worte.

Dass der Journalismus inzwischen zum Sammelbecken für Universalversager und Nichtsnutze geworden ist, ist ja nicht neu. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass ein Journalismusstudium ganz ohne formale Prüfungen abgeht, aber schon ziemlich viele Geisteswissenschaftler haben mir geschrieben, dass zumindest in den sozialwissenschaftlichen Fächern die Prüfungen ein Witz und effektiv keine Leistungsüberprüfungen sind. Irgendwo hatte ich mal in irgendeinem Blogartikel eine zitiert, die durch ein Sozial- oder Philosophiestudium gekommen war, ohne auch nur ein einziges Mal irgendetwas konkret zu lernen und zu können. Und von diesen staatlich geprüfen Schwaflern sammeln sich dann viele im Journalismus.

c) diese Berufe sich meist darüber definieren, die eigenen Gedanken, Theorien, Thesen, Wünsche für die Gesellschaft an den Leser zu bringen. Die Gesellschaft voranzubringen. „Positiv“ zu beeinflussen. Geisteswissenschaftler, Künstler und Journalisten sehen sich nicht als funktionierender Teil der Maschinerie der Gesellschaft, als Rädchen im Getriebe, das einfach nur die Praxis am Laufen hält, nein, das Praktische, der IST-Zustand ist ihnen zu profan. Sie sehen sich als Vordenker, als Schaffender, als Wegbereiter, als Lenker, als Trendsetter, als Kreativer (in der tatsächlichen Bedeutung des Wortes). Wer sich mit der Umsetzung beschäftigt, hat niedrigeren Status, sie selbst sind die Denker, die Intellektuellen, die, die „mehr“ von der Welt sehen als der Otto Normalangestellte im Hamsterrad seiner Arbeit. Ebenso müssen sie selbstverständlich auch Kritik der „Profanen“ nicht ernst nehmen, denn die „Profanen“ sehen ja Dinge nicht, die man selbst sieht, die sind ja primitiv, regressiv, nicht visionär, die müssen ja erst von “uns Weiterblickenden” erleuchtet werden.
Für einzelne wirklich genieverdächtige Denker mag diese Einschätzung ja durchaus zutreffen, aber die Masse dieser Sparten sieht sich eben gleichwertig mit diesem einen.

Vielleicht könnte man all das kurz zusammenfassen mit: Der Club der Journalisten ist eine Art Eliteclub, dessen Mitglieder sich über ihr (vorwärtsgewandtes) Denken identifizieren.
Deshalb identifizieren sie auch andere über ihr (rückwärtsgewandtes) Denken.

Man könnte sagen, dass es schon wieder mal, wie so oft in den Geistes- und Sozialwissenschaften, darum geht, effektiv rein gar nichts zu können, und gerade darin die Bestätigung zu sehen, über allen anderen zu stehen.

Daraus ergibt sich auch eine Beobachtung, die ich schon oft gemacht und beschrieben habe: Man kann mit den Leuten überhaupt nicht mehr kommunizieren, weil sie ständig nur darauf aus sind, sich diagnostizierend über andere zu stellen. Egal, was man sagt, sie heben sich rhetorisch über andere, indem sie sie diagnostizieren. Sagt man ihnen, lauf’ raus, das Haus brennt, dann sagen sie „das sagt er, weil ….blablabla”. Es ist nicht möglich, mit diesen Leuten zu sprechen, weil sie sich, egal, was man sagt, immer auf einer Ebene höher wähnen, um die Fiktion der Überlegenheit aufrechtzuerhalten.

Deshalb kommt man sich auf deren Konferenzen auch immer vor, als würde man eine Klapsmühle besuchen und vom Direktor rumgeführt werden wie im Zoo, einem jeder Bekloppte vorgestellt wird.

Wesentlicher Auslöser dieses Geisteszustandes ist die Frankfurter Schule mit ihrer „Kritischen Theorie”, die den Leuten vorgaukelt, es wäre eine irgendwie hochstehende geistige Tätigkeit, alles zu kritisieren.

Dabei sind die meisten dieser Leute einfach nur dumm.

Nichts als dumm. Die haben nichts gelernt.

Die haben überhaupt nichts gelernt, sich keine Fähigkeiten angeeignet, aber halten sich für überlegen. Was wiederum die Grundlage für die Zustände ist, die Bari Weiss oben beschreibt.

Sie haben irgendeine bekloppte Idee und halten sich für die Verkünder, die einzig Erleuchteten.

Es stirbt

Wie immer ziehen die Linken, die Geisteswissenschaftler, die Schwätzer eine Schneise der Vernichtung hinter sich her.

Was sie anfassen, wird zu Müll.

Diesen „Journalismus”, oder das, was von ihm noch übrig ist, braucht kein Mensch mehr.

Kann weg.