Ansichten eines Informatikers

Es brodelte – es brodelt nicht mehr – es brodelt noch nicht …

Hadmut
3.1.2019 20:45

Kurz vor der Explosion. [Nachtrag]

Ich habe heute in der WELT einen Artikel gelesen, vorhin auf dem Handy im Wartezimmer beim Arzt, wo ich dachte: Bingo.

Es ging um den Fall von Bottrop, in dem da ein Mann viermal in die Menschen gefahren ist. Dazu gab es den Artikel Bottrop und Essen – Im Verhör bestätigt sich das Motiv des mutmaßlichen Amokfahrers.

Ich hatte mir den Link selbst per Mail geschickt, aber die Seite ist weg. Gehe ich über die Suchfunktion der Webseite der WELT, die einen externen Suchdienstleister verwenden, dann ist die Seite noch im Suchindex, mit Schlagzeile, aber die Seite ist Weg. Gibt man den URL bei Google ein, bekommt man da auch noch den Link und ein paar Wortfetzen, aber die Seite ist weg.

Da stand was davon, dass ein Kriminologe den Fall kommentiert habe.

Er habe gesagt, dass es „brodele”. Dass es ein wachsendes Bedrohungsgefühl durch die Zuwanderung gäbe. Dass die Leute der Überzeugung sind, das Land werde überfremdet und die Politik habe die Kontrolle verloren. Und deshalb durchdrehen und denken, sie müssten die Sache jetzt selbst in die Hand nehmen. Soweit ich mich erinnere, irgendwas in der Art, dass er damit gerechnet habe und das nur eine Frage der Zeit gewesen sei, oder so ähnlich.

Ich dachte mir noch, dass das exakt meinen Eindruck der Lage trifft. Dass da jeder Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen kann.

Besonders diese Formulierung, die ich jetzt noch als Halbsatz in der Google-Suche (dort leider nicht mehr im Cache abzurufen) gefunden habe, dass die Leute glaubten, den Verdacht hätten, das Land werde überfremdet und die Politik habe die Kontrolle verloren.

So im Konjunktiv. Als ob das nur eine eingebildete Befindlichkeit sei, zwar kriminologisch existent, aber eben nur in den Köpfen als Motivlage.

Naja, also wenn ich hier in Berlin rumgehe und die Lage beobachte, dann sieht das da genauso aus, nämlich wie wenn das Land überfremdet wird und die Politik die Kontrolle verloren hat. Ich muss eigentlich nur in den Supermarkt um die Ecke, wo Deutsch seltene Fremdsprache geworden ist und man bei Kleinigkeiten angegriffen wird, weil jeder weiß, dass die Polizei nicht oder erst viel später kommt.

Was ist, wenn jetzt irgendwas passiert, das genau das in öffentlicher Breite belegt?

Irgend ein Vorfall, Terroranschlag, Kriminalität, noch so eine Kölner Silvesternacht, Polizei scheitert an Clan, Feuerwehr wird im Einsatz gesteinigt (So ungefähr in die Richtung ging’s ja in Berlin jetzt schon), irgendsowas in der Art.

Oder noch besser: Mehrere. Stellt Euch mal vor, es gibt nicht einen solchen Vorfall, sondern mehrere, an mehreren Orten, gleichzeitig, zusammengehörig. Oder ein Clan, der einen Stadtteil in Beschlag nimmt und die Polizei nicht mehr reinlässt. Oder noch besser: Nicht mehr raus.

Und wenn dann, wie es da so angedeutet wurde, jede Menge solcher Leute rumlaufen, denen zum Durchdrehen nur noch eins gefehlt hat: Eine allgemein zur Kenntnis genommene Bestätigung des Zustandes.

Und dann ist der Artikel einfach weg. (Oder findet ihn jemand noch?)

Wisst Ihr, wie ich den derzeitigen psychopolitischen Zustand Deutschlands bezeichnen würde?

Siedeverzug

Kennt ihr nicht? Sehr gefährlich.

Siedeverzug ist die Bezeichnung einerseits für das Phänomen, dass Flüssigkeiten unter bestimmten Bedingungen über ihren Siedepunkt hinaus erhitzt werden können, ohne dass diese sieden und andererseits die Bezeichnung für das schlagartige Übersieden selbst.

Am häufigsten tritt der Effekt des Siedeverzugs bei Wasser oder wässrigen Lösungen auf. Wasser kann auf 110 °C erhitzt werden, ohne dass es zum Sieden und damit der Bildung von Wasserdampfblasen kommt.

Dieser Zustand ist metastabil und damit gefährlich, da sich schon bei einer geringen Erschütterung innerhalb kürzester Zeit eine große Gasblase ausbilden kann, die dann explosionsartig aus dem Gefäß entweicht und oft siedende Flüssigkeit mitreißt. Dies tritt vor allem in engen, hohen Gefäßen auf, die wenig Raum für eine aufschäumende Flüssigkeit bieten. Ein Beispiel sind Reagenzgläser. Glatte, ebene Gefäßwände, eine geringe Durchmischung und ein hoher Reinheitsgrad der Flüssigkeit begünstigen den Siedeverzug.

Ursache

Das Fehlen eines Nukleationskeims, also bei einer glatten, homogenen Gefäßoberfläche und einer reinen, gas- und partikelfreien Flüssigkeit, wirkt als kinetisches Hemmnis. Die Bildung einer stabilen, gasförmigen Phase wird verhindert, und es kann zu einer Überhitzung der Flüssigkeit über ihren Siedepunkt hinaus, eben dem Siedeverzug, kommen.

Bei der Überhitzung von Flüssigkeiten ist der Dampfdruck im Inneren der ersten kleinen Hohlräume ungewöhnlich niedrig, so dass sie sofort wieder kollabieren.

Dieser Effekt tritt leicht ein, wenn man eine Flüssigkeit erhitzt, ohne sie zu rühren. Wenn dann durch spontane Keimbildung (siehe Unterkühlung) plötzlich der Verdampfungsprozess einsetzt und sich eine größere Gasblase gebildet hat, kann die Flüssigkeit mit hoher Geschwindigkeit weiter verdampfen. Die Gasblase dehnt sich dann explosionsartig aus und drückt dabei auch umgebende Flüssigkeit nach oben. Die Folge ist ein oft heftiges Spritzen. Dabei sinkt der Siedepunkt in dieser Region schlagartig auf den Normalwert ab.

Eine glatte, homogene Gefäßoberfläche mit einer gas- und partikelfreien Flüssigkeit, der es an Nukleationskeimen fehlt. Wie Mainstreamsoße in unserer Presse.

Sehr gefährlich. Bringt sogar Wasser zum Explodieren.

Manche sagen ja gerne, es sei 5 vor 12. Ich glaube eher, wir haben 108°C im Glas und Siedeverzug. Und das heißt: Obwohl wir Brodeltemperatur erreicht haben, brodelt es eben noch nicht. Und dann reicht ein Körnchen…

Nachtrag: Ah, der Text ist auch an anderen Stellen aufgetaucht. Da brodelt’s:

Bottrop – Der Kriminologe Hans-Dieter Schwind sieht eine Ursache von Amokfahrten wie in der Silvesternacht in Bottrop und Essen mit acht Verletzten in einem wachsenden Bedrohungsgefühl durch die Zuwanderung.

„Es brodelt in den Leuten, und dann kommt es plötzlich zum Ausbruch“, sagte Schwind der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. „Das ist eine gefährliche Entwicklung. Ich habe einen solchen Fall schon viel früher erwartet“, sagte Schwind, der an der Ruhr-Universität Bochum und der Uni Osnabrück lehrte.

Solche Amokfahrten oder auch die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte der vergangenen Monate seien die extreme Spitze einer allgemeinen Entwicklung, „und ich befürchte, dass sich dies fortsetzt“, so Schwind. „Die Willkommenskultur ist am Ende“, fügte er hinzu. […]