Ansichten eines Informatikers

Von Youtube ausgesaugt

Hadmut
4.6.2018 22:47

Hat sich was mit neuen Medien.

Ich hab den Beruf verfehlt. Youtube hätt ich gründen sollen. Werbemilliarden mit etwas verdienen, was man nicht mal selbst produzieren muss, sondern was einem die Leute hinterher werfen.

Man hatte den Eindruck, als ob die Welt sich gerade neu erfindet. Neulich nannten sich noch alle, die nicht wissen, was sie von Beruf sind, „Speakerinnen”, und ich habe nie verstanden, wer jemanden als Redner einlädt, der solche doppelbekloppten Begriffe verwendet. Einmal bekloppt, weil deutsch und englisch miteinander vermurkst, und zu zweiten, weil Worte wie speaker im Englischen geschlechtsneutral sind, und sie das ja auch immer wollen, und das dann künstlich mit deutschen Endungen eingefrauscht werden muss. Außerdem hört sich „Speakerin” bekloppt an.

Nunmehr heißen sie alle „Influencerin”. Genauso bekloppt, nur vom Klang nicht ganz so nach Buntspecht im Waldsterben.

Und da war der Hype, es wurde von so vielen berichtet, die da 100.000 oder 200.000 oder 1.000.000 im Jahr verdienen, womit auch immer. Meistens mit Werbung und damit, kleinen Mädchen teure Schminke anzudrehen. So nahe am Teleshopping.

Golem berichtet, die wären nun gerade alle auf Burn-Out, fertig mit den Nerven. Selbstgemachter Dauerstress.

Warum auch nicht. Anfang 20 mal ein paar Jahre auf Burn-Out arbeiten und dann mit 25 und ein paar Millionen auf dem Konto in Rente gehen, was ist daran schlecht?

Der Fall ist laut einem Bericht auf Polygon durchaus typisch dafür, wie es derzeit vielen Youtubern geht. Das Magazin stellt Fälle wie die Entertainerin Elle Mills vor, die in Videos auf der Plattform über ihre Probleme und den hohen Druck sprechen, ständig neues Material zu produzieren und gleichzeitig immer für die Community auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Twitter verfügbar zu sein.

Youtube saugt die Leute da aus. Von Missbrauch würde ich nicht sprechen, wenn die dafür die Millionen auf das Konto bekommen. Neulich gab’s doch diesen Fall von dem Typen, den sie rausgeworfen haben, weil er in einem japanischen Selbstmordwald ne Leiche filmte, die frisch am Baum baumelte, und alberne Bemerkungen dazu machte. Man war sich einig, dass das gar nicht geht, bis dahin hatte der aber viele Millionen verdient und wird nie wieder arbeiten müssen. Anfang 20.

Scheint aber nicht mehr so zu laufen.

Sie alle leiden mehr oder weniger auch darunter, dass Youtube die Regeln für die Monetarisierung ihrer Videos in den vergangenen Monaten drastisch erschwert hat und generell weniger Geld an Influencer auszahlt, um sich stärker auf Kanäle etwa von Firmen und klassischen TV-Anbietern zu konzentrieren. Bei denen ist das Risiko niedriger, dass es Probleme mit Krawall- und Skandalfilmen gibt. Auslöser war vor allem, dass sich große Werbekunden über die Platzierung ihrer Reklameclips in Videos mit gewalthaltigen, rassistischen oder sonst wie anstößigen Beiträgen beschwert und Aufträge storniert hatten.

Das tun die Firmen aber selbst nicht freiwillig, sondern auf politischen Druck von Aktivisten und all den ganzen Social-Media-Religionswächtern. Wir hatten das ja auch in Deutschland, dass man Firmen massiv unter Druck setzte, damit sie in politisch unerwünschten Medien nicht mehr werben und die in die Pleite treiben.

Betroffene hatten teils von Umsatzrückgängen von mehr als 30 Prozent berichtet. Viele mittlere und kleine Influencer verdienen durch Streams nur noch ein paar Euro oder US-Dollar im Monat, wenn überhaupt. Dazu kommt, dass vor allem etwas größere Streamer und Influencer weniger oft auf der Startseite zu finden sind, was ihnen die Gewinnung neuer Zuschauer erschwert.

Wie nennt man das so schön? Den Ast absägen, auf dem man sitzt.

Es zeigt, wie sehr dieser politische Druck auf die Social Media, dieser Krieg gegen alles, was sich der Einheitsmeinung nicht unterwirft, die öffentliche Meinung kaputt macht.

Aber bitte, man wollte es ja so.

Im zugrundeliegenden Originalartikel liest es sich noch düsterer.

Everyone from PewDiePie (62 million subscribers) to Jake Paul (15.2 million subscribers) have dealt with burnout. Lately, however, it seems like more of YouTube’s top creators are coming forward with their mental health problems.

Constant changes to the platform’s algorithm, unhealthy obsessions with remaining relevant in a rapidly growing field and social media pressures are making it almost impossible for top creators to continue creating at the pace both the platform and audience want — and that can have a detrimental effect on the very ecosystem they belong to.

Im Prinzip das alte Prinzip, dass das Volk Brot und Spiele will. Wie schon im alten Rom.

YouTubers make almost all of their money from AdSense on YouTube, and projects or merchandise related to YouTube. This creates a pressure to upload a video every single day; to see consistent reach and maintain their positions as top creators among a sea of growing competition, creators have to effectively game the system.

This is where the algorithm grade comes in. The algorithm grade is the best working theory YouTubers work under when it comes to ensuring their videos are seen by as many people as possible. There are a bunch of little tricks that make up the algorithm grade (videos should be longer than 10 minutes, for example), but one of the most important details is frequency. It is strongly believed that YouTube accounts with more than 10,000 subscribers should post daily because YouTube’s algorithm favors frequency and engagement.

So people upload, and upload, and upload, and upload, building a bigger fanbase and working non stop. And then the consequences of that hustle hit them like a ton of bricks.

“Relevancy” is the word that keeps almost every YouTuber on the tip of their toes, but it’s not the only source of strain. There are also growing demonetization concerns running rampant throughout the community. Posting infrequently means a creator’s videos won’t be recommended. Videos that aren’t recommended aren’t as heavily watched. The last problem a creator wants to worry about is their videos not appearing or being shared because of frequency issues when already trying to skirt around YouTube’s growing advertising restrictions.

Naja.

Das Jammern eines fetten Multimillionärs:

“It’s really frustrating to be a creator on YouTube because we don’t really know what’s going on,” PewDiePie said in a video about demonetization and views suppression. “I think YouTube is so scared of telling people what’s going on for media outrage and for people abusing the system, so they don’t generally keep us in the loop.”

Not knowing how YouTube’s monetization system works, while also battling fears of videos being suppressed and less frequent uploads hindering their careers, are major anxieties. And like most anxieties that go untreated, they build up to a breaking point.

Das heißt, dass im wesentlichen die politische Steuerung dafür sorgt, dass die Leute reihenweise psychisch erkranken, weil sie nicht mehr wissen, wonach sich eigentlich Anerkennung und Bezahlung noch richten.

So zerstört der politische Druck immer mehr. Denn was hier beschrieben wird, sind ja die Folgen politischer Einflussnahme. Und dass Google politisch durchseucht ist, wissen wir ja seit der Affäre neulich, bei der sie einen rausgeworfen haben.

Davon abgesehen erinnert mich das Problem, dass es zum Burn-Out führt, ein unerbittliches Publikum ständig bei Lauen zu halten, an etwas. Sowas kennt man von Sterne-Köchen. Die sind irgendwann auch fertig und schmeißen hin oder gehen auf Koks.

Nachtrag: Sie mussten eine Youtuber-Konferenz absagen, weil sich die Eintrittskarten nicht verkauften und die Werbeindustrie nicht genug sponsorte.