Ansichten eines Informatikers

Kostenloser Personennahverkehr

Hadmut
14.2.2018 20:59

Die Bundesregierung denkt über kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr nach, um mehr Leute vom Auto auf die Schiene zu bringen. [Nachtrag]

Ich halte das für eine Schnapsidee.

Mal abgesehen davon, dass unsere Stadtbusse auch mit Diesel laufen, und es geht ja gerade darum, Diesel aus den Städten zu verbannen (wenn ich mich recht erinnere, haben die Berliner Verkehrsbetriebe neulich mitgeteilt, dass sie elektrische Busse kaufen wollten und keinen passenden Anbieter gefunden haben), stellt sich die Frage, wie das laufen soll.

Bisher schon sind die Berliner U- und S-Bahnen oft gestopft voll. Und schon jetzt schaffen sie es nicht, rechtzeitig neue Züge zu bestellen, um auch nur den bestehenden maroden Fuhrpark zu ersetzen. Wo sollen denn da die zusätzlichen Kapazitäten herkommen?

Preislich finde ich das auch schon ungerecht. Ich zahle für ein Jahresticket irgendwas zwischen 700 und 800 Euro, während andere das aus Sozialgründen für einen Bruchteil oder fast geschenkt bekommen. Zugegeben, ich kann es als Fahrtkosten von der Steuer absetzen, aber wenn es über Steuern finanziert würde, wäre das ja noch ungerechter. Zumal dann viele zahlen müssen, die die öffentlich-rechtlichen gar nicht benutzen.

Jubel bräche natürlich bei dem Bevölkerungsteil aus, der hier nie Steuern zahlt und grundsätzlich nur auf Kosten anderer lebt. Hartz IV, Grundeinkommen, Drogen und Pornos frei, dann irgendwelche linken Kneipen steuerfrei betreiben, weil sich die Steuerprüfer da nicht hintrauen, und dann noch frei rumfahren. Das heißt, dass sich der Bevölkerungsteil noch weniger an der Finanzierung der Öffentlichkeit beteiligt und noch mehr davon konsumiert. Die Kosten werden noch mehr auf die Dummen verlagert, die noch arbeiten und Steuern zahlen.

Die Zustände in Berliner U- und S-Bahnen werden immer unangenehmer. Immer öfter sind da Leute, die – vorsichtig ausgedrückt – sich nicht waschen und unerträglich stinken. Und ihren Dreck einfach fallen lassen. Ich habe auch einige Leute erlebt, die sich da einfach auf den Sitzbänken querlegen und pennen, und die anderen stehen lassen. Dazu die ständige Belästigung durch Pseudo-Musiker. Wenn die Bahnen kostenlos werden, wird es eine Menge Leute geben, die zumindest im Winter von den U-Bahnstationen in die U-Bahnen umziehen und dort quasi einziehen werden. Es wird eine Menge Leute geben, die das zu ihrem Zuhause machen und den Tag und die Nacht damit verbringen werden, hin- und her oder im Kreis herum zu fahren. Da hat man es warm, einen bequemen Sitz oder auch mehrere zum Hinlegen, kann was sehen. Das werden viele Leute als Behausung annehmen. Es gab ja neulich mal einen Bericht über einen gut verdienenden Akademiker in München, der dort kein bezahlbare Wohnung mehr fand und sich deshalb eine Bahncard 100 kaufte, die deutlich billiger war, und dann eben in Zügen wohnte.

Das Ergebnis könnte also sein, dass die Züge noch unangenehmer und abstoßender werden und im Gegenteil Leute von den Öffis auf das Auto umsteigen, also das Gegenteil bewirken.

Als ich hier in Berlin eine Wohnung gesucht habe, habe ich nicht nur teure Wohnungen gefunden, auch preisgünstige. Aber je günstiger sie preislich waren, desto abstoßender waren das Publikum und das Ambiente. Hauseingänge, die nach Urin stinken und so weiter. Man kommt schnell an den Punkt, an dem man freiweillig eine hohe Miete zahlt, um einen gewissen Publikumsfilter zu bekommen. Es gibt Städte, in denen ist das nicht nötig. In Berlin schon.

Meine Vermutung wäre, dass man die öffentlichen Verkehrsmittel dann damit unbenutzbar macht, wenn man sie kostenlos macht.

Kostenlos funktioniert in Deutschland nicht mehr.

Nachtrag:

Das funktioniert auch deshalb nicht, weil man damit vielen Leuten einen kostenlosen Nahverkehr verschafft, die gar kein Auto haben oder nicht mit dem Auto fahren, wo der Effekt also völlig verpufft.

Man könnte stattdessen die KFZ-Steuer für privat genutzte Diesel-Fahrzeuge erhöhen und dafür den Leuten eine Fahrkarte geben, die zusammen mit dem KFZ-Schein gültig ist.