Ansichten eines Informatikers

„Die Welt soll erfahren, wie man Flüchtlinge behandelt”

Hadmut
22.12.2017 1:39

Ihnen schmeckt’s nicht.

Und ich bekomme so einen bitteren Geschmack im Mund.

Heute ging so eine Meldung herum.

Im bayerischen Deggendorf protestieren Flüchtlinge aus Sierra Leone gegen ihre Unterkunft im Transitzentrum. Sie kritisieren die Hygiene, das Essen und die medizinische Versorgung. Die WELT dazu (weiter auch FOCUS):

Protest für angemessene Lebensumstände: Etwa 175 Flüchtlinge aus Sierra Leone haben in Deggendorf gegen die Umstände ihrer Unterbringung demonstriert. Dem bayerischen Flüchtlingsrat zufolge kritisierten die Flüchtlinge die Ablehnung ihrer Asylanträge, die zweijährige Unterbringung im Transitzentrum, mangelnde Schulbildung für Kinder, fehlende Arbeitserlaubnis, schlechte Nahrungsqualität, Hygiene sowie medizinische Versorgung. Zudem seien die Zimmer mit acht Personen zu beengt. […]

Durch ihren Protest solle „die ganze Welt erfahren, wie Deutschland die Einwanderer behandelt“.

Einwanderer?

Ich tue mir da mit dem Verständnis etwas schwer. Sind sie nun Flüchtlinge, Asylanten oder Einwanderer? In wessen Interesse liegt es, dass sie hier sind? Wollen die jetzt froh sein, dass sie hier und nicht in Sierra Leone sind, oder sollen wir darüber froh sein, dass sie kommen? Mir ist da gerade nicht ganz klar, wer in deren Sicht dankverpflichteter Bittsteller und wer Geber ist.

Das auswärtige Amt schreibt, dass es da zwar Überschwemmungen und Bergrutsche gab und es da bürgerkriegsbedingt zu allgemeinen Warnhinweisen kommt, aber sie haben keinen landesspezifischen Sicherheitshinweis. Es scheint da keinen Krieg und keine politische Lage zu geben, die Flucht oder Asyl rechtfertigen. Ich verstehe das Zustandekommen der Situation gerade nicht.

Ein Leser schrieb mir ziemlich sauer, dass er das als verletzend empfindet. Bei uns könnten sich Hunderttausende Rentner können sich keine Mahlzeiten leisten, immer mehr sind obdachlos und erfrieren, oder hausen im Wald, während wir alleine für unbegleitende minderjährige Flüchtlinge vier Milliarden pro Jahr ausgeben, und den Herrschaften schmeckt’s nicht. Die Unterkünfte seien zu eng und überbelegt.

Vielleicht sollte die Welt mal erfahren, wie wir mit anderen Leuten hier im Vergleich umgehen. Dass Leute hier hungern, erfrieren, im Wald hausen. Und Leuten aus Sierra Leone Verpflegung und Unterkünfte hier nicht zusagen. Oder wieviel Steuern wir zahlen.

Der niederbayerischen Regierung zufolge wird die Verpflegung weder von Asylbewerbern aus anderen Ländern kritisiert noch von Mitarbeitern der Unterkunft, die ebenfalls in der Kantine essen. Aus Rücksicht auf Flüchtlinge muslimischen Glaubens gebe es kein Schweinefleisch, aber „auf Wunsch der Asylbewerber aus Sierra Leone gibt es sehr oft Hähnchen beziehungsweise Putenfleisch“.

Es gibt eine Menge Menschen weltweit und auch in Deutschland, die sich Fleisch gar nicht oder nur sehr selten leisten können. Immer mehr Leute müssen bei den Tafeln um gespendete oder abgelaufende Lebensmitteln betteln. Sie bekommen gratis häufig Hähnchen oder Pute, und ihnen schmeckt’s nicht.

Ich hätte an diese Leute eigentlich nur eine einzige Frage: Wo ist es besser? Hier oder in Sierra Leone?