Ansichten eines Informatikers

Warum Peter Thiel schlau und Jens Spahn doof ist

Hadmut
8.6.2016 23:58

und warum sie damit die Lage in den USA und in Deutschland zur Entwicklung der Informationstechnik repräsentieren. [Nachtrag/Korrektur: Im Text ein paarmal versehentlich Wirtschafts- statt Finanzministerium geschrieben.]

Ich war gerade bei einer Veranstaltung des Bundesfinanzministeriums, ein Gespräch zwischen dem deutschstämmigen PayPal- und Facebook-Milliardär Peter Thiel und dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Jens Spahn (CDU). Die Gemeinsamkeit ist wohl, dass Spahn selbst eine Ausbildung als Bankkaufmann gemacht und – wie Thiel – bei einer Bank gearbeitet (aber im Gegensatz zu Thiel anscheinend nie studiert) hat.

Im Prinzip gab’s da für mich eigentlich nichts neues, aber ich fand es sehr interessant, dass beide (und sogar das Publikum) meine Meinung, eine Auffassungen und meine Erlebnisse in der IT, vor allem im Hochschulbereich der 90er Jahre, deutlich bestätigt haben. Deutschland und Europa stellen sich einfach zu doof an, sind zu borniert, zu ideenlos.

Peter Thiel wirkte auf mich „auf meiner Wellenlänge”. Was, und vor allem wie er es sagte, seine rationale, nüchterne, schnörkellose und oft auch respektlose Sichtweise passt mir. Das kann verschiedene Gründe haben. Wir sind ungefähr gleich alt (er ist ein Jahr jünger als ich) und beide durch IT geprägt (obwohl er Jurist ist und erst nach dem Studium auf IT eingeschwenkt ist). Vielleicht liegt es aber auch einfach an seiner in den USA erworbenen Mentalität, direkter zu reden.

Er spricht übrigens zwar nicht ganz glatt, aber doch sehr gut deutsch, was zunächst verwundert, weil er ja im Alter von einem Jahr mit den Eltern von Deutschland in die USA auswanderte und dort aufgewachsen ist. Er erzählte aber, dass sein Vater darauf bestand, dass zuhause deutsch gesprochen wird. Bis er 12 Jahre alt war, und dann kaufte sein Vater den ersten Fernseher. Seit zuhause dann der Fernseher lief, haben sie englisch gesprochen. Deshalb sei sein Deutsch auf dem Stand eines Zwölfjährigen stehen geblieben, stimmt aber nicht, ist viel besser. Er hat durchgehend deutsch gesprochen, mit ein paar englischen Einsprengseln und Zitaten. Er macht auch einen ziemlich unkomplizierten und bodenständigen Eindruck, lässt sich von allen Duzen, kann aber auch einfach amerikanischer Hintergrund sein (ich kenne leider nicht so viele amerikanische Milliardäre zum Vergleich).

Ich muss nun wieder mal aus dem Gedächtnis und ein paar gekritzelten Handnotizen arbeiten, kann also unmöglich das ganze Gespräch wiedergeben, nur was sich bei mir eingeprägt hat, und das auch nicht hundertprozentig wortgetreu. Wie immer habe ich das Problem, mein eigenes Gekritzel nicht lesen zu können.

Er hat erzählt, wie er Standford Jura studiert, dann bei einer Bank gearbeitet und dann Paypal gegründet hat.

Ein zentraler Dreh- und Angelpunkt seines Vortrags war dabei immer wieder die Dotcom-Blase von 1999. 2000 sei der Höhepunkt des Wahnsinns gewesen (stimmt, habe ich damals ja selbst so miterlebt). In den USA habe man damals erkannt, dass die Old Economy nicht mehr funktioniert, nach dem Platzen der Blase habe man aber auch ohne New Economy dagestanden. Und der Fehler sei gewesen, dass viele danach versuchten, zur Old Economy zurückzukehren.

Wie hat man Erfolg?

Der zentrale Punkt sei, sich einen Geschäft zu suchen, bei dem man keine Konkurrenz hat. Kapitalismus sei, Kapital zu vermehren, Konkurrenz brächte jedoch Kapitalvernichtung. Wer Geld vernichten wolle, der könne etwa ein Restaurant aufmachen. Da sei die Konkurrenz so stark, dass man da nichts gewinnen könne.

Was einen zu Monopolen und Spahn zu der Frage führte, wann Monopole gut und wann schlecht sind. Er meinte, es käme darauf an, dabei die Qualität zu erhöhen, nicht die Breite zu steigern.

Dann ist mir zum ersten Mal eine blöde Bemerkung von Spahn aufgefallen. Es ging bei den Monopolen und Qualität um Firmen wie Google, Amazon, Apple. Irgendwie ging es auf das Beispiel, dass Apple seine Position für überhöhte Preise nutze, was Thiel zu der lakonischen Bemerkung veranlasste, dass es so überhöht ja nicht sein könne, die Leute zahlten es ja alle. (Anmerkung von mir: Apple hat ja auch kein Monopol, die Leute zahlen freiwillig so viel.) Spahn meinte dazu, dass wir wohl alle froh wären, wenn die Preise von Apple niedriger wären.

Da dachte ich mir: „Du Idiot!”

Wir sitzen im deutschen WirtschaftsFinanzministerium, und ein (ohnehin überbezahlter) Staatssekretär jammert, dass ihm das Apple-Zeug zu teuer ist. Verdammt nochmal, wenn sie der Meinung sind, dass es billiger geht, warum zum Henker gibt es dann keinen deutschen oder europäischen Anbieter auf Apple-Niveau? Warum hat ein parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium ein Selbstverständnis, das sich darauf beschränkt, Kunde amerikanischer Unternehmen zu sein? Wenn er meint, dass deren Preise überhöht sind und da Luft nach unten ist, dann wäre doch die notwendige Konsequenz, selbst Rechner herzustellen, die mindestens genauso gut aber günstiger sind.

Das waren so die Momente, in denen ich nicht mehr den Eindruck hatte, dass da zwei Männer auf dem Podium sitzen, sondern dass da amerikanische Geschäfts- und Innovationsfähigkeit auf der einen Seite und deutsche Borniertheit und Unfähigkeit auf der anderen Seite sitzen und miteinander reden.

Thiel ging jedoch darüber hinweg und fuhr damit fort, seinen Standpunkt zu erläutern, erzählte dabei von seinen Erfahrungen als Investor. Von zentraler Wichtigkeit sei es, einzigartig zu sein.

Gerade das fiele ihm aber immer wieder auf, wenn sich Leute darstellen oder bewerben, und dabei ihren „Elevator Pitch” mit Standard-Schwafel-Begriffen füllen. Er hat da so einen wunderbaren Satz abgelassen, in den als inhaltslose Selbstbeschreibung so alles reingepackt war, was gerade an Schwafelbegriffen en vogue ist (ich hab’s leider nicht mitschreiben können, aber der Satz endete mit „..to bring the big data to the cloud” (also das branchenübliche bullshit bingo). Er meinte, wenn jemand solche Standardbegriffe verwendet, dann ist da nichts „einzigartig”, dann weiß er, dass derjenige blufft.

In der Business School hätten sie immer gelernt, dass man große Märkte anstreben müsse. Er halte das für falsch. Aus denen, die große Märkte angestrebt hätten, sei nie etwas geworden, alle gescheitert. Beispiel: Green Tech. Alle hätten sie da riesige Märkte versprochen, und draus geworden sei gar nichts. Seit 10 Jahren seien die da unterwegs und hätten keinen Erfolg erreicht.

Paypal dagegen habe sich zunächst auf den kleinen Markt der eBay Power Seller konzentriert. Das seien zwar nur wenige gewesen, aber die hätten sie schon nach wenigen Monaten zur Hälfte als Kunden gehabt. Kleine Anfangspunkte soll man sich suchen und die dann ausbauen.

Spahn fragte, ob es denn noch etwas geben könnte, was Google herausfordert. Und ich dachte mir schon wieder „Du Idiot!”

Thiel dachte etwas anderes (oder vielleicht hat er sich nur diplomatischer ausgedrückt), nämlich schlicht nein. Er halte es für aussichtslos die großen Platzhirsche direkt anzugreifen. Es wäre aussichtslos, Amazon angreifen zu wollen, indem man anfängt, Bücher im Internet zu verkaufen. Wenn, dann müsse man erst mit irgendetwas anderem, neuem kommen und sich dann schleichend zur Konkurrenz machen.

Ich bin aber durchaus der Meinung, dass man Google angreifen kann. Auch frontal. Nämlich über den europäischen Datenschutz. Man müsste den europäisch-amerikanischen Datenschutzkonflikt politisch und gesetzlich etwas hochschaukeln und bräuchte halt mal ein konkurrenzfähiges Gegenprodukt. Dafür aber sind wir schlichtweg zu doof. Eigentlich wäre Europa der größere IT-Markt als die USA, aber alles kommt aus den USA, nichts aus Europa. Wer sollte bei uns in der Lage sein, sowas wie Google auch nur nachzubauen? Unsere Universitäten? Hahaaa.

Spahn warf die Frage auf, welche Rolle Salesleute spielten. Und wieder schoss mir durch den Kopf „Der Spahn schon wieder…”. Der ist halt Banker und nicht Ingenieur und will darauf hinaus, dass die Kaufleute wichtiger seien als die Technik und Idee. Thiel stieg drauf ein. Es gäbe da halt eben Ingenieure und technische Wissenschaftler, die sich selbst immer viele zu übertrieben und kompliziert darstellen. Die kommen und erzählen, dass sie irgendwoas mit Quanten machen und dass man erst mal 20 Jahre studieren müsse, um überhaupt zu verstehen, wovon sie redeten. Salesleute könnten sich dagegen verkaufen.

Da ist sicherlich was dran, aber der Spahn-Ansatz, dass es auf die Salesmen ankäme, die das Kind schon schaukeln, ist einfach Humbug. Es mag ein paar Firmen gegeben haben, die heiße Luft verkauft haben, aber in der IT muss man im Allgemeinen schon liefern können um verkaufen zu können.

Leichter Themenwechsel.

Spahn meinte, Thiel hätte mal irgendwo gesagt, dass sich ein verkorkster Start nicht mehr retten ließe. Thiel hat sich etwas anders geäußert. Man müsse die Freiheit am Anfang nutzen, das sei wichtig, weil man am Anfang eine Freheit habe, die man nie wieder haben werde.

Universitäten

Spahn fragte ihn – in schon vorwurfsvollem Ton – nach seiner Stiftung für Studenten und Schüler. Er sucht sich da Studenten von der Uni aus, die was drauf haben, und fördert die noch vor Ende des Studiums aus der Uni weg, kauft die einfach ein. Spahn meinte, das laufe bildungspolitischen Interessen zuwieder, die Leute nicht erst ihren Abschluss machen zu lassen.

(Ach, da wären wir wieder beim Thema, dem politischen Ziel, dass jeder einen formalen Abschluss bekommt…)

Da reagierte Thiel etwas gereizt. 3 bis 4 Millionen würden da pro Jahr ein Studium aufnehmen. Wenn da die 20 Leute, die er sich einsammelt, wirklich einen erkennbaren Unterschied machen würden, wär sowieso alles vorbei.

Und dann kam Thiel auf die – für mich überaus interessante und hörenswerte, weil ja auch hier im Blog oft geäußerte – Kritik an den (amerikanischen) Universitäten.

Die Studenten der USA seien mit 1 Trillion Dollar verschuldet. (Da wechselte er ein paarmal zwischen deutschen und englischen Größenordnungen hin und her, er meinte wohl die deutsche Billion.) Das sei eine Katastrophe. 2005 hätten sie das Gesetz für bankruptcy geändert, und wenn Leute bankrott gehen, würden sie seither ihre Ausbildungsschulden nicht mehr los. Und wenn einer seine Schulden nicht bezahlt bekäme und dann mit 65 „Geld vom Staat” bekäme (ich bin mir nicht sicher, er meinte wohl Rente), würde das zuerst in die Tilgung der Ausbildungsschulden fließen, bevor er selbst etwas davon bekäme.

Das Universitätssystem in den USA ist so kaputt wie die katholische Kirche vor 500 Jahren.

Schöner Vergleich. Er meinte, dass man damals die Priester fett bezahlt und der Öffentlichkeit erzählt habe, dass sie gerettet seien, wenn sie da ein Diplom (ich weiß nicht genau, was er in Bezug auf die Kirche damit meine, Ablassbriefe oder sowas) erwerben. Da würden einfach leere Versprechen teuer verkauft.

Dabei habe die Universitätsausbildung dort eigentlich nichts mit Wissenschaft und Berufsausbildung zu tun, sondern allein damit, eine künstlich exklusives System zu schaffen, einen exklusiven Zirkel zu konstruieren. (Da hat’s bei mir Bing gemacht, denn das erklärt sehr gut dieses absurde Minderheiten- und Frauenquotensystem und die künstlich gesenkten Anforderungen.)

Er meinte, es gäbe einen ganz einfachen Weg, da eine schiere „Wall” von Professoren und Studenten extrem gegen sich aufzubringen: Man könnte einfach sagen, dass sich ja der Markt und die Bevölkerung usw. vergrößert haben und deshalb Universitäten wie Harvard oder Stanford die Studentenzahlen verdoppeln oder verdreifachen sollten. Eine auf Ausbildung ausgelegte Universität würde das nicht stören, aber da es um Exklusivität ginge, gingen die dann auf die Barrikaden.

Spahn kam dann damit an, dass diese Universitäten ja bisher ein Hort „weißer gut gebildeter Eliten” seien, und wieder dachte ich „Du Idiot!”. Der quatscht einfach nach, was ihm die Genderisten aufgetischt haben.

Thiel meinte, das stimme nicht, in dieser Hinsicht seien die Universitäten verhältnismäßig offen. (Ich kann hier nicht sagen, ob Thiel vielleicht auch „Du Idiot” gedacht haben könnte.)

Es würden dort aber eben Netzwerke gebildet, und die Netzwerke seien dort das ein und alles. Es ginge um den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Digitalisierung

Themenwechsel. Spahn meinte, nach manchen Publikationen würden demnächst 40 bis 60 % der Arbeitsplätze demnächst wegdigitalisiert. (Und ich dachte wieder „Du Idiot!” Quasselt einfach nach, was irgendwelche Linken ihm da einreden.) Beispielsweise würden selbstfahrende Autos alle Taxifahrer überflüssig machen.

Und Thiel sagte wieder nein. Das beträfe nur ganz wenige (ich bin mir jetzt nicht sicher, ich glaube, er hat was von 1-2% gesagt). Das würde maßlos übertrieben. Außerdem bringe das viele neue Möglichkeiten. Die Digitalisierung sei bei weitem nicht so schlimm, wie sie nicht zu bekommen. Die Konkurrenz durch Globalisierung würde viel mehr Arbeitsplätze bedrohen als die Digitalisierung.

Spahn kam mit der Blockchain. Es gäbe ja Vorschläge, dass die alle Notare ersetzen würde, um zu belegen, dass es auch höherwertige Jobs beträfe. (Und ich dachte „Du Idiot”, quasselst alles nach, was irgendwer in der Zeitung gerade blubbert. Ging doch gerade von der russischen Startup-Firma herum.)

Und Thiel sagte wieder Nein. Ohne Technologie gäbe es keine Zukunft, keinen Fortschritt. Die Welt müsse weiterentwickelt werden.

Leider aber gebe es einen ziemlichen Hass auf Fortschritt. Man sehe das beispielsweise an den Science Fiction aus Hollywood (zählte einige auf, hab ich aber nicht mitnotiert, Terminator kam drin vor) und rügte, dass in deren Filmen nur eine Katastrophe nach der anderen käme.

Minus-Zinsen

Und dann kam ein Thema, bei dem man richtig merkte, dass es für Thiel ein Aufregerthema ist. Die negativen Zinsen in Europa. Da hat man so richtig gemerkt, dass er das für den Gipfel der Blödheit hielt.

Wenn man keine Ideen für die Zukunft hätte und nicht mal Ideen, was man jetzt mit seinem Geld anfangen könnte, dann bekäme man Minus-Zinsen.

Man bräuchte Ideen. Merkwürdige Ideen. Die seien ganz wichtig. Entweder habe man merkwürdige Ideen, oder man hat Minus-Zinsen.

Spahn warf dann was wein, dass sich schon manche Idee als blöde Idee erwiesen habe, und ich dachte mir „Du Idiot…”.

Später kam Thiel nochmal drauf zurück, er hielt das für so dämlich, dass ihn das nicht los ließ. Wenn man in Google oder Apple oder so investiere, dann habe man eine Gewinnchance, vielleicht gehe es auch schief.

Aber bei Minus-Zinsen geben man Geld dem Staat und wisse schon vorher, dass man 10 Jahre später mit Sicherheit wenig rausbekommt, als man reingesteckt habe. Und finde das auch noch gut. Das sei ja noch wahnsinniger als die Dotcom-Blase von 2000.

Er kam übrigens auch auf Bitcoin zurück, weil Spahn nochmal die Blockchains angesprochen hatte. Paypal hätte bei seiner Gründung die Vision gehabt, eine eigene Währung einzuführen. Das hätte gar nicht funktioniert, da hätten sie total versagt. Bitcoin dagegen hätte das geschafft. Offenbar liefe das aber nicht so gut. Denn dass man jetzt den Focus von den Bitcoins auf das technische Detail Blockchains verschiebt, sei für ihn nur das Eingeständnis, dass Bitcoins eben doch nicht so gut funktionieren, wie man behauptet.

Spahn wollte wissen, wie die enormen Börsenwerte für Softwarefirmen zustandekommen, die soviel höher als die solider großer herkömmlicher Firmen liegen. Thiel meinte, das seien eben die Summen erwarteter zukünftiger Profite. Das würde einigermaßen funktionieren, könnte aber aus dem Ruder laufen, sobald die Öffentlichkeit mitspielt. Deshalb sei die Dotcom-Blase enstanden und geplatzt, weil es 1999 300 Tech-IPOs gegeben habe, heute seien es viel weniger udn die viel weniger öffentlich.

Trotzdem sei es allemal schlauer, sein Geld Google zu geben als einem Staat, der einem garantiert weniger zurück gibt.

Nicht genug gute Ideen

Die Frage war, wie es in Zukunft weitergeht. Thiel führte zwar aus, dass er nicht mehr wie früher mal glaube, dass Fortschritt nur noch im Silicon Valey entstehe. Auch in Berlin sei das gut möglich, zumal es durch die moderne Kommunikation und Reisen auf den Ort nicht mehr so ankäme. Könnte aber auch nur Höflichkeit gegenüber dem Gastgeber gewesen sein.

Er bemängelte, dass es an guten Ideen fehle. Und brachte ein Beispiel. Er habe mal seinen Vater bei irgendeinem Projekt auf Papua-Neuguinea besucht. Und der habe ihm Kurioses erzählt. Es gäbe dort viele Läden, aber niemand kauft oder verkauft etwas. Trotzdem genießen viele dort das hohe Ansehen als Businessmen, einfach nur weil sie das Gehabe nachahmen. Cargo Cult.

Und er glaube eben, dass viele Startups hier auch nur Cargo Cult sind und nur das Gehabe nachahmen.

Viele Berliner Startups hätten gar keine Idee und würden nur das Startup-Gehabe nachahmen, sich in feine Klamotten packen, und so tun als ob.

Es gab auch zwischendurch mal wieder eine Publikumsumfrage (auf jedem Sitz lag so ein kleiner Handsender zum Abstimmen) zu der Frage, ob und wie weit der Staat Starups finanzieren sollte.

Thiel meinte dazu, er habe da nur ganz geringe Erwartungen an den Staat. Er erwarte nicht, dass der Staat Geld gibt, sondern sei schon zufrieden, wenn der Staat nicht zuviel tut, um alles zu zerstören.

(Das hat mich sofort an meine Erlebnisse an der Uni erinnert.)

Generell aber sehe das in Berlin bisher nicht gut aus. Es gäbe ein zentrales Problem, denn es gebe hier nur Startups, die nichts über 18 Monate betrachten, und den Mittelstand, der nicht unter 100 Jahren plant. Wichtig sei aber, für 10 Jahre zu planen, weil man so lange brauche, um in die Erfolgsphase zu kommen und Profit zu machen. Es sei wie beim Schach, dass Endspiel sei eigentlich wichtiger als das Eröffnungsspiel.

Publikum

Herrje.

Irgendwie habe ich auf politischen Veranstaltungen (und dabei war es ja eigentlich nicht mal eine, nur eine in einem politischen Gebäude) in Berlin immer den Eindruck, dass das Publikum so strunzdoof, überpolitisiert und darauf beschränkt ist. Jedenfalls gemessen an den gestellten Publikumsfragen.

Sie hatten vorne extra gesagt, dass sie keine politischen, sondern nur Fragen zum Digitalen zulassen wollen.

Prompt kam einer damit an, dass Thiel ja Trump unterstützen wolle. Frage als unzulässig abgewiesen, hatte aber auch wirklich nichts mit dem Thema zu tun. Da wollte jemand seine political correctness durchsetzen.

Dann der nächste, so ein Sozio-Heini, meinte, dass die sozialen Innovationen hinter den digitalen hinterherhinkten, welche sozialen Innovationen Thiel beabsichtige. Auch themenfrend, Thiel sagte aber dazu, dass er Wachstum als seine Aufgabe ansehe. Bei 0% Wachstum gebe es einen Verlierer für jeden Gewinner, das sei ein Nullsummenspiel. Deshalb setze er auf Wachstum, damit das nicht passiere.

Es gab noch ein paar Fragen, die ich aber weder notiert noch mir gemerkt habe, weil sie mir belanglos vorkamen. Wie immer war eine Frau dabei, die da unbedingt ihre eigenen Themen unterbringen wollte.

Zu irgendwas sagte Thiel noch etwas in der Art, dass die meisten Leute Technik gar nicht verstünden, ich glaube, er hat gesagt, dass nur 30% verstünden, worum es geht, und der Rest im Mittelalter lebe, nicht verstünde, dass Solarzellen nachts keinen Strom liefern und Windräder nicht, wenn kein Wind bläst. (Passt wieder zu seiner Green Tech Aussage vom Anfang.)

Fazit

Wie eingangs gesagt: Eigentlich nichts wirklich neues. Aber teils sehr treffend das beschrieben, was ich schon öfters geschrieben habe. Beispielsweise zum kaputten Universitätssystem in den USA.

Bemerkenswert auch, die Berliner Startup-Szene als Cargo Cult Zirkus einzustufen.

Ein Treffer war vor allem die Aussage, dass es schon schön wäre, wenn der Staat nicht zuviel vernichtet. Genau das erinnerte mich extrem an meine Uni-Zeit in den neunziger Jahren, in der politische Korruption und die Durchtränkung mit korrupten, unfähigen und bornierten Professoren einfach alles kaputt gemacht hat. Genug Ideen für sowas wie Yahoo, Google, Checkpoint hatten wir auch. Aber Deutschland war damals in dieser zentralen Gründerphase einfach durch und durch viel zu korrupt, zu dumm, zu unfähig, aus der Gelegenheit was zu machen.

Und die zentrale Ursache des Problems ist diese extreme Verblödung und Inkompetenz, die aus unserem Parteiensystem hervorgeht. Die machen erst alles kaputt und bauen dann einen Cargo Cult Zirkus auf. Aber alles nur Attrappe, faktisch jammern sie über die Preise von Apple.

Und das tagesaktuelle Beispiel für diese Verblödung war für mich eben Jens Spahn.

Da geht es um Digitales, um Startups, um Technologie. Und wer ist zuständig? Einer mit ner Bankkaufmannslehre. Das zeigt doch schon die ganze Misere.

Und seine Fragen zeigten dann sehr deutlich, dass er zwar wenig oder nichts verstanden hat, aber generell technologiefeindlich ist und politisch voll durchideologisiert. Ausbildung ist weiße Elite, und Technologie vernichtet 60% der Arbeitsplätze. Wenn man so an die Sache geht wie Spahn (oder der, der ihn zum Staatssekretär gemacht hat), dann kann dabei gar nichts herauskommen. Spahn war für mich da die fleischgewordene Personifizierung deutscher Bundesinkompetenz. Dieses generelle Ablehnen jeglichen Fortschritts aus irgnedwelchen pseudosozialen Überlegungen, einschließlich des Wahnsinns, jedem einen Uni-Abschluss zuschustern zu wollen.

Dieses Gespräch war pathologisch wertvoll.

Chancen für Deutschland sehe ich dabei nicht. Solange Leute wie Spahn da das Sagen haben, läuft da nichts. Außer Jammern über die Preise von Apple.

Nachtrag: Ich habe ja bis spät nachts an dem Blogartikel geschrieben, aber auch als ich dann schon im Bett lag, hat mich das noch geärgert, was ich da von Spahn gehört habe.

Das war so richtig plastisch, wie da sogar einer von der CDU tief in dieser links-reaktionären, links-ideologischen Suppe versoffen ist, und wie innovationsfeindlich man da sogar im Finanzministerium ist. Selbstfahrende Autos – und alles, was ihm dazu einfällt ist, dass es Taxifahrer um ihren Job bringt. Universitäten – und ihm fällt dazu ein, dass da eine weiße Elite gekocht würde.

Da ist kein Hirn, der schwingt nur in Polit-Parolen-Resonanz. Und zwar linker Parolen. Das wurde da so richtig plastisch, wie technik- und innovationsfeindlich sogar das Finanzministerium ist, und wie bei uns alles von diesen Polit-Idioten erwürgt und zu Tode ignoriert wird. Finanzministerium, und alles, was ihm einfällt ist, Bäwäääh, das iPhone ist zu teuer.

Ich habe das hier schon so oft und ausführlich beschrieben: Seit 30 Jahren wird bei uns die IT-Innovation komplett ignoriert und übergangen, und das, was entsteht, wird sofort vernichtet. Ich habe das doch erzählt, wie da in den 90ern an der Uni alles, wirklich alles – und wir hatten gute Ideen – durch Dummheit, Korruption, Inkompetenz und vor allem Einmischung der Politik kaputt gemacht und die Professuren irreversibel (weil unkündbar) mit Musteridioten besetzt wurden.

Die stecken viel, viel mehr Energie da rein, Innnovation und Technik zu verhindern, auszuhebeln, als sie zu fördern. Im Grundprinzip hängen die an einem sozialistischen Bild einer Agrargesellschaft fest, nur dass man jetzt halt nicht mehr Traktor, sondern Taxi fährt. Und wie Thiel richtig sagte, führt diese Ideenlosigkeit zu Innovationslosigkeit und damit zu dem Zustand, dass auch keiner mehr investieren will, weil nichts zu investieren da ist – was man wiederum durch Minus-Zinsen erzwingen will. Minus-Zinsen als Symbol für die geistige Leere bei Leuten wie Spahn oder eigentlich dem ganzen Finanzsministerium.

Und das ist heute nicht anders, es heißt nur anders. Damals hieß es Korruption und Vetternwirtschaft, heute heißt es Frauenquote und Frauenförderung. Ist aber das gleiche, und hat vor allem das gleiche Ergebnis: Die wichtigen Stellen werden von Idioten besetzt. Guckt Euch einfach mal an, dass der zentrale Internet-Posten der Bundesregierung von der Strickjackendesignerin Gesche Joost besetzt ist. Oder wie die Ausbildung immer mehr verdummt, die Maßstäbe immer weiter gesenkt werden. Hauptsache, jeder hat einen Universitätsabschluss, egal wie wertlos. Diese Bundesregierung, dieser Politidiotenhaufen fährt uns durch diese Politik immer härter gegen die Wand.

Das ist mir auch aufgefallen, als es um die Leute ging, die Thiel schon vor Studienende aus der Uni wegkauft. Spahn wandte ein, dass das nicht der Bildungspolitik entspricht. Dieses Idiotentum: Irgendwas ist Politik, und dem wird dann blind und nachdenkenslos gefolgt.

Meine Rede: Unser zentrales, fundamentales, tödliches Hauptproblem in Europa sind unsere Politiker. Wir sind einer Kaste von Idioten zum Opfer gefallen.

Sie haben zu der Veranstaltung übrigens ein Twitter-Hash-Tag #DialogBMF.

Ihr könnte ja mal meinen Kommentar zur Veranstaltung mit den anderen Kommentaren dort vergleichen.

Korrektur: Sorry, war doch zu spät beim Schreiben. Hatte im Text zwar anfangs richtigerweise Finanzministerium geschrieben, dann aber versehentlich irgendwie auf Wirtschaftsministerium umgeschwenkt. Es war nicht das Wirtschaftsministerium, es war das Finanzministerium. Sorry nochmal.