Ansichten eines Informatikers

Die Verlogenheit der Goldenen Kamera

Hadmut
7.2.2016 21:03

Langsam wird mir echt schwindlig wenn ich daran denke, in welcher Spirale aus Selbstbetrug, Einbildung, Selbstgerechtigung, Realitätsverlust sich unsere zwangsgebührenbezahlten Medien bewegen.

Ich habe das ja schon oft zum Ausdruck gebracht, welche Geringschätzung ich den öffentlich-rechtlichen Medien, vor allem ARD und ZDF, inzwischen entgegenbringe. Da ist man manchmal echt fassungslos, wie eingebildet die einerseits sind, wie sie sich feiern, hoch bezahlen, für die größten Journalisten halten, als hätten sie den Journalismus erfunden und wären die einzigen, die ihn leisten könnten, und andererseits ungeniert Zwangsgebühren nehmen und eintreiben. Dass da nicht mal irgendwo eine Lampe angeht, dass sie die sind, die man leistungsunabhängig bezahlen muss, ob man will oder nicht, und ihre Geldmonopole kein Merkmal von Leistung sind.

Und dann feiern die sich auch noch ständig. Goldene Kamera, Grimme-Online-Preis und all so ein Quatsch. Warum sitzt da keiner im Publikum und hält mal ein Schild hoch auf dem steht „Ihr seid bloß die, die man bezahlen muss” ?

Was mir da ja ganz besonders auf den Wecker geht, und in letzter Zeit fällt vor allem Dunja Hayali damit auf, ist dieses desinformative Reduzieren jeder Kritik auf die Spinner, die Idioten, die Krawallmacher, um sich dann darüber zu beschweren, dass Kritik nur von Idioten, Spinnern und Krawallmachern kommt. Ich frage mich da auch immer, warum wir eigentlich ausgerechnet solche Leute als Journalisten zwangsbezahlen müssen, deren spärlicher Wortschaft direkt nach „Hass” schon endet. Andere Vokabeln kennen die schon nicht. (Wie ich so gerne sage: Deutsch-Kurse für Journalisten wären mal nicht schlecht.)

Wie kommt das?

Die haben sich jahrelang in eine sozio-ideologische Phantasiewelt reingesteigert und sich eingebildet, die alleinige Wahrheit zu besitzen. Kritik gab’s gar nicht.

Dann tauchten doch Kritiker auf, seriöse und – das muss man auch sagen – leider eben auch Rechtsradikale, Idioten, Wüste, Höhlenmenschen. Genau da ist das Problem: Denn damit haben die es sich leicht gemacht und ihren Tunnelblick so verengt, dass sie ihr Weltbild aufrechterhalten können, indem sie nur die Idioten sehen und sich zur Bestätigung nur selbst auf die Schulter klopfen, denn wenn man Idioten zum Gegner hat, dann muss man ja nur umso mehr recht haben (die Frage, auf welchem Niveau man sich selbst bewegt, wenn sogar die Idioten einen noch kritisieren, stellt man freilich nicht).

Man hat sich da in einen enormen Selbstbetrug manövriert, der sogar selbstverstärkend wirkt: Je mehr man sie kritisiert, desto selbsterhöhender sehen sie sich und damit darin bestätigt, weil sie ja von Idioten kritisiert werden. Alles andere sehen sie nicht mehr.

Warum ausgerechnet Leute, die solchen massiven Denkfehlern erliegen, dabei nicht einmal von anderen angegriffen werden, sondern fette Beute ihrer eigenen Denkinsuffizienz werden, die nicht einmal grundlegende Selbstüberprüfung kennen, sich für die überragenden Journalisten halten, noch dazu anmaßen, über die öffentliche Meinung und den Stand der Information zu befinden, ist für mich nicht nachvollziehbar. Mir fällt dazu nur ein Stichwort ein: Zwangsgebühren. Man muss sie bezahlen, und sie glauben, Geld zu kriegen sei genug Nachweis für Qualität.

Ich habe mir da gerade mal diese unsägliche Dankesrede von Dunja Hayali zur Verleihung der Goldenen Kamera angehört. Die wirkt ja so schon auf mich unglaublich eingebildet, überheblich, selbstgerecht, in ihrem Selbstbestätigungswahn nicht mehr erreichbar. Ich glaube nicht, dass sie immer nur so arg beschimpft wird, wie sie vorgibt, sondern dass umgekehrt das ist, worauf sich ihre Wahrnehmung in Selbstbestätigungsdran reduziert. Leute, die sich wie Hayali nur dem Hass ausgesetzt sehen, wecken bei mir immer den Eindruck, dass sie massive Wahrnehmungsprobleme haben und nur das sehen, was ihr Weltbild und ihre Selbstüberhöhung bestätigt. Das ist ein ernstes Problem.

Umso absurder wirkt es auf mich, wenn sie da sagt (2:54):

„Legen Sie doch gerne den Finger in die Wunde und streiten Sie mit uns! Diskutieren Sie mit uns! Weisen Sie uns auf Fehler hin! Wir sind Journalisten, wir sind keine Übermenschen. Wir machen Fehler. Deswegen sind wir aber noch lange keine Lügner. [Beifall] […]

Zum hunderttausendsten Mal: In einem Land, in dem die Meinungsfreiheit so ein hohes Gut ist, darf und muss jeder seine Sorgen und seine Ängste äußern, ohne gleich in die rechte Nazi-Ecke gestellt zu werden. Aber: Wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt nochmal ein Rassist! Fertig! Und das müssen Sie auch ertragen können! […] Seien Sie offen. Bleiben Sie fair. Differenzieren Sie! Wahrheit braucht einfach Zeit! ”

Woah, ist das verlogen.

Ist das geheuchelt.

Ist das widerlich.

Und ja: Ihr seid Lügner!

Ihr seid Betrüger! Das sind nicht einfach nur »Fehler«.

Jahrelang hat das Fernsehen versucht, ideologische Meinungen durchzuprügeln, hat desinformiert, hat völlig einseitig berichtet, das eine hochgelobt und ausgezeichnet – man denke nur daran, wie oft dieser unsägliche #Aufschrei-Quatsch ausgezeichnet und durch die Talkshows getragen wurde. Schon allein durch Sprache. Mir fällt das oft bei Radio Berlin, die zum RBB/ARD gehören, und die ich morgens im Bad höre, immer auf, dass die in den Nachrichten beispielsweise niemals nur „Pegida” sagen, sondern immer mit Wertungsattribut „die fremdenfeindliche Pegida” sagen. Und so weiter. Bei linken machen sie das dagegen nie. Angriffe auf Polizisten, brennende Autos und sowas, wird alles bagatellisiert oder gar nicht erst erwähnt. Man muss sich einfach mal nur anhören, wie diese Leute mit Sprache umgehen, wie sie sie missbrauchen.

Gerade auch Hayali missbraucht Sprache, ob nun bewusst oder aus schierer Sprachüberforderung und Wortschatznot, sei hier mal dahingestellt: Alles ist Hass! Zwar fordert sie auf, man möge mit ihnen normal reden. Aber spricht daraus nicht die Unterstellung, dass es noch nie jemand probiert habe?

Außerdem spricht aus dieser Aussage enorme Dummheit und journalistische Inkompetenz, aber auch arrogante Überheblichkeit und Geringschätzung gegenüber den Zuschauern: Sie verbindet in einem Satz »Meinungsfreiheit« mit »Sorgen« und »Ängste«.

Wer Meinung auf Sorgen und Ängste reduziert (das ist auch so eine Masche: Wenn man etwas dann doch nicht auf »Hass« reduzieren kann oder will, dann sind es »Ängste«. Alle, die anderer Meinung als die Erleuchteten sind, leiden unter »Hass« oder wenigstens »Ängsten«, womit man jede Abweichung von der eigenen goldenen Meinung pathologisiert und quasi als »heilbar« einstuft. Es ist eine regelrechte Unverschämtheit, jede andere Meinung zu »Ängsten« herabzustufen.

Es ist aber noch schlimmer: Sie hält sich doch für eine Journalistin. Zentrales Element des Journalismus ist nicht etwa – wie die meisten Journalisten irrtümlich glauben – die Pressefreiheit, sondern die Meinungsfreiheit. Man sollte als Journalist also schon wissen – zumal wenn man es wie Hayali als so hohes Gut betont – was Meinungsfreiheit eigentlich ist und wie man sie gebraucht. Ängste und Sorgen sind das nämlich zunächst mal nicht.

Woraus man eigentlich nur folgern kann, dass Hayali gar nicht weiß, was eine Meinung ist – und/oder das, was auch immer sie sich darunter vorstellt, dem Zuschauer nicht ernstlich zugesteht, sondern eher wie eine Erkrankung ansieht. Was die da daherredet, ist strunzdumm. Doof wie Stroh. Aber ein ganzer Saal voller hoch- und höchstbezahlter Fernsehleute bis in den Millionenbereich sitzt da und klatscht Beifall. Kein einziger steht auf und sagt „Moment mal, das stimmt so nicht!” Bei denen passiert im Hirn einfach gar nichts. Und obendrein geben sie ihr für diesen Quatsch noch die »Goldene Kamera«.

Kann man die Idee der Kamera noch stärker entwerten als durch das, was unser Fernsehen damit macht?

Die Meinung sind wir. Alles andere ist Hass und Ängste.

Sie legt aber noch nach: Kommt bitte und sagt Eure Meinung! Aber wehe, sie ist „rassistisch” (und bekanntlich ist ja jede andere Meinung als die vorgebene „rassistisch”), dann seid Ihr „Rassisten”! Motto: Das wissen wir jetzt schon, bevor man überhaupt kommt.

Das muss man sich mal klarmachen, was die da sagt: Man muss seine Meinung sagen dürfen, ohne in die Rassismus-Ecke gestellt zu werden. Aber wenn sie rassistisch ist, dann seid Ihr Rassisten!

Und so nebenbei bemerkt: Nur weil sich jemand als „rassistisch” äußert, ist man noch lange kein Rassist. Denn „rassistisch” ist längst ein willkürlicher, subjektiver, in der Spähre des Zuhörers liegender Kampfbegriff, Rhetorik-Waffe. Eine Wertung. „Rassist” ist dagegen eine Zuordnung, eine Abstrahierung vom Zuhörer auf die Person des Äußernden. In dieser Gleichsetzung liegt der Versuch, die Ideologisierung des Zuhörers auf den Sprecher zu übertragen. Zudem ist die Gleichung unglaublich dämlich: Ist jemand, der chinesisch spricht, damit ein Chinese?

Was folgt daraus, was ihrer Ansicht nach unter „Meinung” fällt?

Genau. Ihre eigene und sonst keine.

Darum gibt’s noch einen dünnen Rand pathologischer Abweichung, der heilbar ist. Und das war’s. Mehr ist nicht.

Und dann besitzt sie die Dreistigkeit, unter diesen Randbedingungen aufzufordern, man möge doch verbeikommen und mit ihnen sprechen.

Im Prinzip nichts anderes, als eine Art Prüfungsbehörde, ein Meinungs-TÜV: Ist die Meinung nicht politisch korrekt nach Maßgabe ZDF, dann bekommt man – wie sie das ankündigt – den Rassistenstempel. Und so nebenbei: Ich könnte mich nicht erinnern, in Berlin oder anderswo schon mal irgendwo eine Lesbe erlebt zu haben, die andere als ihre eigene Meinung akzeptieren oder für legitim halten würde. Nicht gerade einladend. Wer, der auch nur halbwegs bei Verstand und informiert ist, würde sich nach dem, was die da in den letzten Jahren abgezogen haben, noch auf Meinungs-Diskussionen mit Lesben einlassen? Sowas ist ein Unternehmen für Leute mit Krebs im Endstadium, die noch 3 Monate zu leben haben, und denen es da auf ihren Ruf und ihr gesellschaftliches Überleben nicht mehr drauf ankommt.

Oder kurz gesagt: Was sie da als Einladung formuliert ist die Drohung, jedem, der eine andere als die Zwangsmeinung äußert, den Rassistenstempel als Brandzeichen aufzudrücken.

Und dann wundern die sich, dass da keiner mehr kommt, um seriös mit ihnen zu diskutieren.

Aber davon mal ganz abgesehen:

Wie stellt die sich das eigentlich vor?

Seit Jahren, Jahrzehnten, ignorieren die dort alles, was ihnen nicht in den politischen Kram passt. Noch nie waren die für irgendwen zu sprechen, wenn man nicht gerade Werbekunde, reich oder Politiker ist.

„Streiten Sie mit uns! Diskutieren Sie mit uns!”

Ich stelle mir das gerade so vor: Kommt einer zum ZDF und sagt beim Pförtner „Guten Tag, ich würde mich gerne mit Frau Hayali streiten. Wo finde ich die?”

Was glaubt Ihr, wie weit der kommt?

Der Normalsterbliche hat bei den öffentlich-rechtlichen gar nichts zu sagen. Hinsetzen, Maul halten, kostenloses Studiopublikum abgeben und Applaus, wenn das Zeichen gegeben wird. Man muss mal als Zuschauer bei deren Produktionen teilnehmen, um zu merken, wie arrogant und herablassend die die Leute oft behandeln. Hat was von Viehtransport.

Und wen die dann wie zu den Talkshows einladen, also da, wo man diskutieren und streiten kann.

Glaubt irgendwer, da könnte man sich einfach so reinsetzen und mal mitreden?

Ich hat’s mal im Blog erwähnt: Ich war mal in Berlin bei verschiedenen dieser Talkshows. Bei der Sendung von Jauch hat’s mal einer probiert, auf die Bühne zu kommen. Getöse, vier (!) Body-Guards der Kategorie Kleiderschrank stürzen sich auf ihn, und tragen ihn an allen vieren raus. In der Sendung hat man davon nur ein dumpfes Geräusch und den verdutzten Blick von Jauch gesehen.

Denken wir mal an die Feuerzangenbowle, stellen uns ganz doof und fragen: Wat is’n Diskussion? Wat is’n Streit? Wie soll man das machen?

Mal ganz trocken gefragt: Die posaunen da über alle Medien und per Goldene Kamera die hehre Einladung zu Streit und Diskussion heraus, um sich zur Meinungsfreiheit zu bekennen, und der zahlende Zuschauer (oder jedenfalls ich) fühlt sich verarscht: Denn wie sollte das ablaufen? Wie sollte man diese Einladung annehmen? Irgendwo auf einer Webseite in einem Forum, in dem irgendeine dämliche Praktikantin mit irgendeinem Geisteswissenschaftlerstudiumskrampf alles weglöscht, was ihrer berufsunfähigkeitsauslösenden Ideologie nicht entspricht?

Das ist doch alles Schwindel! Das ist doch Verarsche!

Und davon mal ganz abgesehen:

Wieso wird Meinungsfreiheit dort überhaupt damit gleichgesetzt, sie vorher mit dem ZDF auszudiskutieren und auf Rassismus prüfen zu lassen?

Warum sollte jemand, dem seine Meinungsfreiheit überhaupt noch irgendetwas wert ist und der darin einen semantischen Inhalt und nicht nur ängstliches Rumgeheule sieht, damit überhaupt noch zum ZDF gehen, seine wertvolle Meinung an das ZDF verschwenden?

Warum sollte eigentlich jemand, der zu der geistigen Elite gehört, sich eine Meinung bilden zu können, die diesem Begriff noch entspricht (und solche Leute muss man heute leider wirklich als Elite sehen), diese dazu vergeuden, sie ausgerechnet mit einer Dunja Hayali im Frühstücksfernsehen zu verheizen?

Im Frühstücksfernsehen!

Schon mal drüber nachgedacht, dass das Sendeformat darüber bestimmt, welche Klientel man sich einhandelt?

Landet im Frühstücksfernsehen (wo ja schon zur Abend-Talkshow kein wirklich hohes intellektuelles Niveau verlangt wird) und wundert sich, dass sie mit Dummen und Rechtsradikalen zu tun hat? T’schuldigung, wenn ich mal so blöd frage, aber was glaubt die eigentlich, welche Bevölkerungsschicht sich eigentlich morgens vor den Fernseher setzt um ihr Frühstücksgeplauder anzuschauen? Unterschichten-TV?

Hat das Fernsehen vielleicht generell ein Zielgruppenproblem?

Hat der Umstand, dass sich Fernsehjournalisten so häufig mit Dummen und Radikalen konfrontiert sehen, am Ende vielleicht damit zu tun, dass die Schlauen schon nicht mehr hingucken? Oder RTL Dschungelcamp vorziehen?

Ich will’s mal so formulieren: Wer als Journalist beklagt, es nur mit Dummen, Ausfälligen und Rechtsradikalen zu tun zu haben, der sagt damit etwas über seine Klientel und damit über seine Arbeit. Der sollte sich, bevor er über andere schimpft, mal fragen, warum er kein ordentliches Publikum erreicht.

Oder anders gefragt: Könnte sich irgendwer unter den Lesern an irgendeine journalistische Leistung Hayalis erinnern, die sie für eine gehobene Diskussion oder einen intellektuellen Streit überhaupt qualifizieren würde? Also mir fällt da nichts ein. Ich hätte jede Menge zum Thema zu sagen, aber das Frühstücksfernsehen wäre so ziemlich der letzte Ort, an dem ich das tun würde. Das ist so ein Ort für Leute wie Anne Wizorek. Dann lieber Dschungelcamp.

Und dieser ganze Quatsch wird uns als besonders auszeichnungswürdiges Fernsehen verkauft. „Goldene Kamera”. Und alle klatschen sie Beifall.

Was kann man dazu noch sagen?

Zwangsgebühren.