Ansichten eines Informatikers

Die Bücher brennen wieder

Hadmut
18.8.2015 22:50

Baden-Württemberg auf finsteren Pfaden.

Roland Tichy berichtet darüber, dass man an der Stadtbibliothek Bad Dürrheim 3200 Bücher vernichtet hat, weil sie nicht die „richtige” (=gegenderte) Schreibweise enthalten.

Bücherverbrennung hatten wir ja schon mal, das können wir. Und Orwell hatte das ja auch in 1984 beschrieben, dass historische Bücher und Zeitungen verbrannt und umgeschrieben werden, damit sie der aktuellen Politik entsprechen.

Bin mal gespannt, wann sie Blogs verbrennen.

70 Kommentare (RSS-Feed)

Klarname
18.8.2015 23:19
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Nicht Blogs, Blogger.

Dass man keine Blogs verbrennen kann dürfte sogar diese Glitzer-Uschi gespannt haben.

Klarnamenpflicht, Verfolgbarkeit von IP-Adressen im Zusammenhang mit Meldepflicht (eine Nazi-Erfindung um immer jeden schnell ausschalten zu können), gläserner Bankkunde (Ami-Erfindung, FATCA), Beleidigungsparagraphen geht doch alles in diese Richtung.

Ein Kommentator unter dem Tichy-Artikel
> Die Zensoren-Truppe wird ja ganz sicher nicht tagelang 3200 Bücher vor Ort gelesen haben. Also stellt sich die Frage, ob Listen mit auszusortierender, nicht “wording”-gemäßer Literatur existieren, die schnell abgeglichen werden können, um zügig aussortieren zu können.

Da ist was dran. Wer stellt sowas auf? Wo bekommt man das? Diese PI-wording Sache kommt aus Ami-Land. Gibts da schon länger. Die Liste dann auch?

Verräterisch, wenn sich keine angeblichen Beleidgungsgründe vorschieben lassen wie bei Negerlein. Wegen durchwichsten wurde ein Buch zensiert, irgendwas mit einer kleinen Hexe, jemand sollte mit dem Besen durchgewichst werden. Verprügelt. Das ist diese Ami-Prüderie. Es gibt sooo viele Worte mit mehreren Bedeutungen, kann man das nicht mehr erklären? Schuhe wichsen lässt man komischerweise unzensiert.


Benutzername
18.8.2015 23:34
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“Pazifika war schon immer mit Eurasia im Krieg.”

______________

Wie sieht eigentlich derzeit die politische Wetterlage im Ländle aus? Abwahl zum Ende der jetzigen Legislaturperiode oder wied es eine Fortsetzung?


Christian
18.8.2015 23:38
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Was mich am meisten bestürzt ist die Tatsache, dass die Bibliotheksleiterin bewusst umgangen wurde und das Regierungspräsidium die Aussortierung wohl direkt durch seine Mitarbeiter vornahm. Im Artikel wird klar, dass bisher durch die Bibliothek selbst aussortiert wurde.

Welches Recht hat bitte schön das Regierungspräsidium, einer städtischen Bibliothek inhaltliche Vorgaben zu machen?


Karsten
19.8.2015 0:25
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> Bin mal gespannt, wann sie Blogs verbrennen.

…. und irgendwann werden sie auch Blogger verbrennen.

Natürlich nur für eine bessere Welt. Und wegen der Gerechtigkeit.


Kommentator
19.8.2015 0:29
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“Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft.
Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.” George Orwell, 1984

“Ein wirklich leistungsfähiger totalitärer Staat wäre einer, worin die allmächtige Exekutive politischer Machthaber und ihre Armee von Managern eine Bevölkerung von Zwangsarbeitern beherrschen, die gar nicht gezwungen zu werden brauchen, weil sie ihre Sklaverei lieben. Ihnen die Liebe zu ihr beizubringen, ist in heutigen totalitären Staaten die den Propagandaministerien, den Zeitungsredakteuren und Schullehrern zugewiesene Aufgabe.
Aldous Huxley, Schöne neue Welt”

Blogs, Hadmut, werden sie erst dann verbrennen, wenn sie dazu führen, daß in ihnen zu Aktionen aufgerufen wird. Solange das nicht passiert, sind sie willkommene Überdruckventile; ja sogar Beweise freiheitlicher Denkmöglichkeiten. Worauf sie aber achten werden, ist, daß es maximal beim Denken bleibt. Jedenfalls solange es gegen ihre Ideologien geht. Geht es hingegen um die Durchsetzung ihrer Weltanschauungen, wird Handeln zur “Pflicht” werden: Aufstand der “Anständigen”…


Fan der Antike
19.8.2015 1:15
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Ich kann nicht sagen das ich überrascht bin, mich beschäftigt aber welcher Zeitpunkt gewählt wird um die alten Meister bzw. Meisterwerke der Klassik und Antike zu entstellen.


conni
19.8.2015 1:17
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die political-correctness-Kommissare at work.

Durchgeführt am ersten Urlaubstag der Bibliothekarin.

Das kommt davon, wenn man eine grün-rote Landesregierung wählt (wobei man dem hiesigen Wähler auch zugestehen muß, daß die CDU mit Stefan Mappus, Günther Öttinger und Erwin Teufel MPs gestellt hat, die ihre Abwahl mehr als verdient haben).


quarc
19.8.2015 1:37
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Naja, bei Tichy habe ich oft den Eindruck, es wäre besser, wenn er der Bedeutung seines Nachnamens folgen würden.

Hier ist zum Vergleich der Artikel des Südkuriers dazu:

http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/bad-duerrheim/Grosses-Bestuerzen-ueber-Aussortierungsaktion-in-Bad-Duerrheimer-Bibliothek;art372507,8079226

Allerdings wirkt es immer noch gespenstisch:

| Das sagt die Büchereileiterin: Regina Hofmann leitet seit 36 Jahren die
| Bad Dürrheimer Bücherei. Sie sagt, sie habe bislang immer nach
| Quotenvorgabe Bücher aussortiert und sei dazu auch weiterhin bereit
| gewesen. „Im vergangenen Jahr habe ich 500 Bücher aussortiert.“ Und je
| nach Etat aus dem städtischen Haushalt hat sie neue gekauft. Überrascht
| und entsetzt ist sie noch immer über das Vorgehen. Denn die Aktion
| wurde gerade an ihrem ersten Urlaubstag, dem 27. Juli, gestartet und
| ließ sich von Seiten des Regierungspräsidiums (RP) nicht verschieben.
| Regina Hofmann schloss den Mitarbeitern die Bücherei auf, bot Hilfe an,
| diese wurde jedoch abgelehnt, sie weggeschickt. Während ihres Urlaubs
| wurde sie von Bücherei-Nutzern angerufen und sie erschrak, als sie das
| Ausmaß sah. Noch immer ist ihr der Schock anzumerken.

> Bin mal gespannt, wann sie Blogs verbrennen.

Wenn man danach geht

| Das sagt das Regierungspräsidium: Die Behörde hat nach Angaben von
| Bibliothekarin Christina Kälberer nicht ohne Grund und nicht “nach gut
| Dünken” die Bücher aussortiert. “Wir gehen bei diesen Aktionen nach
| drei Kriterien vor”, erläutert sie. Diese sind: Aktualität, Häufigkeit
| des Ausleihens, Zustand. Sind diese Anforderungen nicht erfüllt, wird
| das Buch ausgemustert.

ist Dein Blog sicher, wenn wir es nur oft genug lesen. Natürlich musst Du das Blog regelmäßig abstauben und darauf achten, nicht für Kinder zu schreiben:

| Bei Kinder- und Jugendliteratur weist die Bibliothekarin darauf hin,
| dass einige Bücher in alter Rechtschreibung verfasst seien,
| „wobei die richtige Schreibweise gerade für Kinder wichtig ist.“
| Außerdem sei das so genannte Wording, also die Formulierung, in
| einigen Büchern nicht zeitgemäß.

Der SWR hat auch was.
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/suedbaden/stadtbuecherei-bad-duerrheim-fachliche-ausmuster-aktion-gibt-zoff/-/id=1552/did=16017124/nid=1552/oycpqj/index.html
Es scheint ja dort abenteuerlich zugegangen zu sein.

Da ist wohl das Coaching Culture Consulting schiefgegangen:
http://coaching-culture-consulting.de/christina-kaelberer.html

P.S.: mittlerweile ist es vielerorts üblich, aus dem Bestand genommene Bücher nicht einfach zu vernichten, sondern billig abzugeben. Aber wahrscheinlich sind die Einwohner in Deutsch-Südwest einfach noch zu reich, um auf auf solche Gedanken zu kommen.


Joe
19.8.2015 1:58
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Dann kann man ja bald wieder verbotene Untergrundbibliotheken anlegen. Sollen ja der große Hit gewesen sein in der DDR.


Marcus Junge
19.8.2015 2:13
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Ach bitte, die Bücherverbrennung im 3. Reich war schon immer Kindergarten im Vergleich zu dem, was nach dem 08.05.1945 kam. Da wurde dann fast der gesamte Bestand an Büchern von den “Befreiern” verbrannt, dann ließen DDR/BRD säubern, dann kamen die Gerichte, welche die Einstampfung ganzer Auflagen verfügten, weil irgendwelche Rechte verletzt worden wären, egal ob nun eine Privatperson betreffend oder unerwünschte Meinungen zu Vorgängen 1933-45, dann wurde nach 1989 der Bestand in der DDR zum Altpapier “gegeben” und das die Bilderstürmer der StaatsAntifa unterwegs sind, ist auch keine Neuheit mehr, das kam schon Mitte / Ende der 1990er, natürlich nur wegen der irren Rechtschreibreform und nicht wegen dem “falschen” Inhalt, was jetzt sofort jeder glaubt.


Hannes
19.8.2015 2:57
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Bei der Überschrift habe ich Gänsehaut bekommen.
Ich weiß zwar, was ich tuen werde, falls mir ein zensiertes Buch unterkommt, aber wo führt das alles wieder hin?

“Wer Bücher verbrennt, macht auch vor Juden nicht halt.”
-Das politisch Unkorrekteste, was mir dazu in den Sinn kam. Beim darüber Nachdenken fand ich aber nichts, was ich diesem Satz entgegnen konnte.


WikiMANNia
19.8.2015 3:58
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Die Zeit für Samisdat-Literatur wird bald wieder gekommen sein.


rjb
19.8.2015 6:46
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Laut dem SWR-Bericht wurden die Bücher aus dem Fenster in Container geworfen. Und diese Bibliotheksexpertin, die die Aktion geleitet hat, glänzt mit solchen Behauuptungen wie: “Da ist ganz ganz wichtig die Aktualität der Medien. Also die Fachempfehlung ist einfach die, dass zehn Prozent des Bestandes jedes Jahr aktualisiert werden soll. Das heißt pauschal, keine Medien sollten älter als zehn Jahre sein.” Und daß Bücher, die verschlissen sind, aussortiert werden sollten. Ganz große Klasse, auf der Ebene der zweiten Behauptung dürfte auch ein Analphabet Experte für Bibliothekswesen sein, das erste hingegen ist absonderlicher Blödsinn. Manche Bücher veralten, andere nicht. Die, die veralten, können dadurch uninteressant werden, oder auch nicht. Diese Pauschalaussage “keine Medien sollten älter als zehn Jahre sein” gehört zur selben Kategorie pseudoschlauen Gewäschs wie “in 14 Tagen alles über Computersicherheit lernen”. Dazu dieses political-correctness-Geseich. Das bedeutet ja auch, daß Kinder nicht erfahren dürfen, daß sich Sprache und Sprachgebrauch ändern können. Daß nach Angaben des zitierten ehrenamtlichen Bibliothekshelfers auch Bücher mit lokalem Bezug, “über schwäbisch-alemannische Fasnacht, das sind zeitgeschichtliche Bücher, die auch nicht mehr aufgelegt werden” und womöglich auch nicht mehr zu beschaffen sind, aber wohl älter als 10 Jahre waren, weggeworfen wurden, paßt ins Bild dieser neumodischen Form des arroganten Inkompetenzlertums mit ideologischer Aufladung. Leider ist den meisten Leuten nicht klar, daß es mit Personen vom Schlage “Sie versteht die Aufregung nicht” nichts zu diskutieren gibt. Tichys Überschrift geht voll in Ordnung.


Hadmut
19.8.2015 9:53
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Das heißt pauschal, keine Medien sollten älter als zehn Jahre sein.

Nichts aus der Zeit vor der großen political-correctness-Säuberung darf übrig bleiben. Alles muss politisch beeinflusst sein.


Bill
19.8.2015 8:03
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tja es wird heiss und immer heisser in D, bald haben wir 232,8 °C erreicht…
Fassungslos.
Wieder ein Grund mehr, Bücher nicht als E-Books mit Fremdzugriff zu erwerben.
@quarc: Solche zweimalminusschlechten Werke dürfen nicht in den Verkehr gelangen, daher werden sie den reinigenden Flammen übergeben und keinesfalls verkauft.


Hadmut
19.8.2015 9:50
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> bald haben wir 232,8 °C erreicht…

Es heißt „Fahrenheit 451”.


Heinz
19.8.2015 8:16
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mittlerweile ist es vielerorts üblich, aus dem Bestand genommene Bücher nicht einfach zu vernichten, sondern billig abzugeben. Aber wahrscheinlich sind die Einwohner in Deutsch-Südwest einfach noch zu reich, um auf auf solche Gedanken zu kommen.

Nein, wie beim Original sollen die Bücher aus dem Umlauf genommen werden.
Deshalb haben ja auch die Nazis die Bücher verbannt und nicht verschenkt.


Heinz
19.8.2015 8:23
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Wie soll das bloß mit den ebooks werden.
Da kann man das in Zukunft alles Remote machen, da bekommen die Leute nichteinmal etwas von der Vernichtung mit.

Und man kann es auch gegen ihren Willen bei der gesamten Bevölkerung fast zeitgleich * machen.

Wieder ein Nachteil von e-books.

*bzw wenn die Reader das nächste mal eine Verbindung zum Internet aufbauen.


Hadmut
19.8.2015 9:48
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> Wie soll das bloß mit den ebooks werden.

Das ist eine interessante Frage.

Einerseits eröffnen e-Books die Möglichkeit, vergriffene Werke oder solche mit abgelaufenen Urheberrechten wieder zu verbreiten. Andererseits eröffnen sie die Möglichkeit zur nachträglichen Änderung.


TOPCTEH
19.8.2015 8:27
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@Benutzername:

Wie sieht eigentlich derzeit die politische Wetterlage im Ländle aus? Abwahl zum Ende der jetzigen Legislaturperiode oder wird es eine Fortsetzung?

Die olivgrün angestrichene CDU wird wahrscheinlich erdrutschartige Verluste erleiden, dafür hat sie sich – sogar für hiesige Verhältnisse – einfach zuviel geleistet (Integrationsministerium, Frühsexualisierung, Antifa-SA, Volksabstimmungsverarsche mit $21-Weiterbau, …). Danach kommt wieder eine andere Splittergruppe der Einheitspartei dran, insofern ändert sich nicht wirklich etwas.


[…] Die Bücher brennen wieder […]


Christian
19.8.2015 9:26
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Ach was, man wandelt auf gut demokratischen Wegen!
Zwar – die Natzis hatten (glaube ich) um die 22.000 Bücher verbrannt/verboten/beschlagnahmt etc. – finde aber hierzu nicht die genaue Zahlenangabe – vielleicht hat die jemand anders?
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_verbotener_Autoren_w%C3%A4hrend_der_Zeit_des_Nationalsozialismus
Aber unsere Befreier toppten das nach 1945 mit 35.000 verbotenen/verbrannten/beschlagnahmten Büchern.
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=184762
Und heute ist das Verbieten auch Gang und Gäbe.
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=184689
Man hing es nur nie an die große Glocke.
Vielleicht ändert sich das ja? Das wäre ja schon was!
Ansonsten leben Klassiker halt wieder auf.
https://www.youtube.com/watch?v=M9n98SXNGl8
Schönen Gruß
C


Hadmut
19.8.2015 9:42
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> Zwar – die Natzis hatten (glaube ich) um die 22.000 Bücher verbrannt/verboten/beschlagnahmt etc.

Heißt das 22.000 Exemplare oder 22.000 Werke?


pjüsel
19.8.2015 9:26
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Das gibt dem Begriff “grammar nazi” eine völlig neue Dimension!


Missingno.
19.8.2015 10:17
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dass einige Bücher in alter Rechtschreibung verfasst seien, „wobei die richtige Schreibweise gerade für Kinder wichtig ist.“

Ach… und deshalb lässt man die Kinder in der Grundschule “nach Gehör” schreiben wie sie wollen? Das ist in jedem Fall schlimmer als die alte Rechtschreibung.


Dirk S
19.8.2015 10:24
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Die Bücher brennen wieder

Sie hätten die einfach bestatten sollen. Das hätte niemanden interessiert.

Interessenlose Grüße,

Euer Dirk


Dirk S
19.8.2015 10:42
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[…] 3200 Bücher vernichtet hat, weil sie nicht die „richtige” (=gegenderte) Schreibweise enthalten.

Die gegenderte Schreibweise könnte eine Erklärung liefern, warum das Leseverständnis inzwischen so abgenommen hat. Gegenderte Texte haben durch die Genderung viele Brüche, die das Erfassen des Textinhaltes enorm erschweren.
(Ist einer meiner Tricks, wenn ich was schreiben muss, aber ich nicht weiß, was ich schreiben soll und das verbergen will. Kaum jemand will zugeben, wegen der Generung den Text nicht verstanden zu haben, erst recht, wenn da Null Inhalt drin ist. Funktioniert ganz gut. 😉 )

Wäre mal eine Sache für eine ordentliche Studie (die es wohl nicht geben wird).

Genderfreie Grüße,

Euer Dirk


JochenH
19.8.2015 10:55
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Wir integrieren in unsere Demokratie immer mehr Elemente aus diktatorischen Systemen. Hier wieder ein weiterer Mosaikstein. Bücherverbrennung.

Verblüffend ist, dass nicht gelernt wird aus der Vergangenheit. Solche Systeme funktionieren nicht, da sie das Korrektiv der Hinterfragung und Kritik verlieren.


John Preston
19.8.2015 11:22
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Bislang dachte ich immer, die Rechtschreibreform wäre

a) eine “Lex Klett-Cotta”, damit die Schulen gezwungen werden, endlich wieder neues Buchmaterial einzukaufen, und

b) ein willkommener Test, um zu sehen, wieviel sich der deutsche Bürger vorschreiben läßt.

Interessanterweise ging es nämlich erst nach der erfolgreichen Durchsetzung der Rechtschreibreform mit dem allgemeinen Krötenschlucken so richtig los. Wie bei der Rechtschreibreform wurde das von vielen klaglos geschluckt und, noch wichtiger, Abweichler und Kritiker massiv angegangen und auf Linie gebracht.

Wie ich nun erkenne, hat das offenbar noch tiefere Dimensionen, nämlich

c) die geistige Umerziehung durch forciert in Umlauf gebrachte sprachlich redigierte Versionen unter dem Vorwand des Kindeswohles (“die richtige Schreibweise [ist] gerade für Kinder wichtig”).

Die Frage ist nun eigentlich nur noch, welche Droge wir bekommen werden — Soma oder Prozium.


Hadmut
19.8.2015 11:26
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Oh: Die Rechtschreibreform als Vorwand, die Schulbücher und Literatur zu ersetzen – ein interessanter Aspekt!


Gutartiges Geschwulst
19.8.2015 11:34
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Was geschieht eigentlich mit der schriftlichen Hinterlassenschaft folgender linken Götzen: Karl Marx, Eduard Bernstein, August Bebel, W. I. Lenin, Clara Zetkin, Heinrich Mann, Rosa Luxemburg, Erich Mühsam, Egon Erwin Kisch, Theodor W. Adorno, Jura Soyfer, Berthold Brecht, Kurt Tucholsky, Jean Paul Sartre, Heinrich Böll, Günter Grass, Che Guevara, Rudi Dutschke u.s.w.?
Die hamm nämlich auch alle “Neger” oder “Nigger” geschrieben!
Kommen denen ihre Bücher jetzt auch in den Papiermüll?


yasar
19.8.2015 11:48
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Keine Medien sollten älter als 10 Jaher alt sein?

Also Lutherbibel entsorgen, Codex manesse entsorgen. Codex heidelbergensis entsorgen, etc.

Ich glaueb die hat eien Dachschaden. Sofern ein Buch gut gepfelgt wird, hält es durchaus mehrere Jahrzehnte udn ich bin froh, in der Stadbibliothek auch manchmal alte Schätze zu finden, auch wenn ich in den letzten 10 Jahren der einzige Ausleiher bin.


derdiebuchstabenzaehlt
19.8.2015 11:56
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>Oh: Die Rechtschreibreform als Vorwand, …

Aber sicher doch. Ist aber ein alter Hut.

„Das meiste, was gedruckt oder geschrieben wird, gilt dem Tagesbedarf: Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren, Korrespondenz, Schulbücher. Geht man von 1995 als einem möglichen Reformdatum aus, so brauchen die Kinder, die ab dann lesen lernen, in den seltensten Fällen etwas von dem zu lesen, was vor 1995 geschrieben und gedruckt wurde.“

Als wenn Bücher NUR zum Lesenlernen gedacht wären?! 🙁

http://www.faz.net/rechtschreibreform-ausgemistet-aussortiert-exiliert-1871451-p2.html


Christian
19.8.2015 12:12
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@Hadmut:
> Heißt das 22.000 Exemplare oder 22.000 Werke?

Werke. Wieviel Exemplare – keine Ahnung.
LG
C
P.S.: Oh schöne neue Welt, auf die wir zusteuern! Keine schlechten Bücher mehr! Keine schlechten Begriffe mehr! Und irgendwann auch keine schlechten Gedanken mehr! Der hybride Friede…. er wartet, er lockt!
http://money.cnn.com/2015/06/03/technology/ray-kurzweil-predictions/


Kommentator
19.8.2015 12:15
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@John Preston

yep, genauso läuft es in dieser Demokratur:

“Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert”, verrät der Premier des kleinen Luxemburg über die Tricks, zu denen er die Staats- und Regierungschefs der EU in der Europapolitik ermuntert. “Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”
Jean-Claude Juncker

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15317086.html
http://www.welt.de/wirtschaft/article112948572/Junckers-Tricks-in-den-langen-Bruesseler-Naechten.html

Und die ganze Berliner Politikmischpoke handelt exakt nach diesem Verfahren.

Zur Droge:
Erfolg & Selbstverwirklichung, in Realiter: Selbstknechtung & Selbstausbeutung


Dirk S
19.8.2015 12:38
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@ yasar

Keine Medien sollten älter als 10 Jaher alt sein?

Da ist die Digitalisierung besonders erfolgrich drin. Nur wenige physikalische digitale Medien schaffen einen Datenerhalt über 10 Jahre. Archäologisch sind wir bereits wieder in ein “Dunkles Zeitalter” eingetreten. Also für spätere Archäologengenerationen.

Also Lutherbibel entsorgen, Codex manesse entsorgen. Codex heidelbergensis entsorgen, etc.

Dafür hat man doch in Düsseldorf das “einstürzende Stadtarchiv” erfunden. (Was bin ich fies… 😉 )

Ich glaueb die hat eien Dachschaden.

Ich glaube das nicht nur, ich bin mir ziemlich sicher…

Sofern ein Buch gut gepfelgt wird, hält es durchaus mehrere Jahrzehnte udn ich bin froh, in der Stadbibliothek auch manchmal alte Schätze zu finden, auch wenn ich in den letzten 10 Jahren der einzige Ausleiher bin.

Die Lebenserwartung heutiger Bücher soll laut Wiki bei 70 bis 100 Jahren liegen, je nach Papier. Ist aber ausnahmsweise mal keine Absicht, liegt am verwendeten Material, selbst das Schlechteste ist noch so haltbar. Das älteste Buch, das ich habe, ist aus den 20ern und schon ganz schön vergilbt, aber noch lesbar. Begehe ich jetzt ein Buchverbrechen?

Infos zur Haltbarkeit von Archivmaterialien: https://de.wikipedia.org/wiki/Langzeitarchivierung#Haltbarkeit_der_Tr.C3.A4germedien

Archivierbare Grüße,

Euer Dirk


Der (r)echte Staat
19.8.2015 13:33
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Es gab keine Rechtschreibereform – es gab mehrere Rechtschreibereformen.

Wieso werden die “veralteten” Bücher nicht an Sammler oder Leseratten vergeben? Es kann nicht sowenig Platz vorhanden sein um einen Gratis-Grabbeltisch in eine Ecke zu stellen. Wäre auch gute Werbung für die Bücherei gewesen.

Dieses “Das Wort Neger ist rassistisch”-Argument ist ein Witz – hat mir mal ein netter Mensch mit tiefdunkler Hautfarbe erklärt. Bei “Zigeuner” (Zieh-Gauner) sieht es anders aus. Jedoch sollte jedes Kind Bücher aus anderen Zeiten unzensiert lesen können. Lesen bildet und wie soll jemand z.B. Rassismus einordnen (lernen), wenn dieser nicht mit authentischer Literatur etc. konfrontiert wird?.


Gästle
19.8.2015 13:51
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Tichy will doch nur unserer Landesregierung eine auswischen: http://www.bib-info.de/verband/publikationen/aktuell.html?tx_ttnews%5Btt_news%5D=3218&cHash=98fe3cb3d7

Wenn die Rechtschreibung wirklich ein Grund ist müssten fast alle Zeitungen aus den Bibliotheken verschwinden, sie strotzen nur so vor Schreibfehlern seit die Lektorate wegrationalisiert wurden.

Wenn man mit dem Etat von 3,5 kEUR und einem Preis pro Buch von 30 EUR (einfach aus der Luft gegriffen, ich weiß nicht wie viele teure Fachbücher im Katalog sind) rechnet kommen ca. 120 neue Bücher pro Jahr heraus. Also ein Bestand von 1200 Büchern. Da war das Rollkommando ja noch gnädig.
Ob das wirklich alles von außen veranlasst war möchte ich bezweifeln. Laut dem Schwarzwälder Boten war der Bauhof mit dem Abtransport der Bücher betraut und die ehrenamtlich tätige Bibliothekarin wurde weggeschickt (ist sie freiwillig gegangen oder hat ihr jemand eine Weisung erteilt?). Und der bekommt seine Anweisungen immer noch aus dem Rathaus. http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.bad-duerrheim-saeuberungaktion-entsetzt.a4688027-15c2-4956-8ba3-e8dcec29e0be.html Vielleicht war es eher so dass die ehrenamtlich tätige Gruppe ausgebootet werden sollte. Jedenfalls sollten sie sich genau überlegen ob sie ihre Ehrenämter nicht niederlegen sollten.

Ist hier jemand schwäbisch-alemannische Fasnet aktiv und kann mal seinen Verband einschalten? Dort versteht man keinen Spass bei der Brauchtumswahrung und es könnte wegen “ihrer” Bücher auch Druck aus dieser Ecke geben.


Wegen der Wahlen: Irgendwie hat kein Lager die Nase vorne. Dazu kommt dass die CDU auch verstärkt auf dem Frauenfördertrip ist und sonst sich auch nicht sonderlich von grün/rot abgrenzt. Die AfD mindert dank Luckes grandioser Idee eine konkurrierende Partei auf zumachen auch ihre Chancen über die 5% zu kommen.
Vielleicht knallt es noch vor der Wahl richtig, etwa wegen der Unterbringung der Flüchtlinge. So langsam aber sicher rücken sie immer mehr ins Stadtbild und solche Meldungen häufen sich: http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.villingen-schwenningen-erbsenlachen-anwohner-veraergert-ueber-laerm-von-fluechtlingen.b7527c59-28c5-4762-9012-57ef2c588fd6.html


Gästle
19.8.2015 14:08
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@ Dirk S: “Dafür hat man doch in Düsseldorf das “einstürzende Stadtarchiv” erfunden. (Was bin ich fies… )”
Dafür wird Dir die Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln verliehen.


Striesen
19.8.2015 16:10
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Das Aussondern von Büchern mit der offiziellen Begründung Rechtschreibung ist von der Reform an üblich. Reformgegner Ickler hat einiges dokumentiert.

http://sprachforschung.org/index.php?show=news&id=639


CountZero
19.8.2015 16:29
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> Dieses “Das Wort Neger ist rassistisch”-Argument ist ein Witz

Eines der Bücher, die mit wirklich viel kulturellem Verständnis und großer Warmherzigkeit (auch) von Schwarzen/Farbigen/Maximalpigmentierten/PoCs (politisch gerade korrekte Bezeichnung für ‘Neger’ unterstreichen bzw. hinzufügen) handelnden Personen erzählt, ist Mark Twains ‘Abenteuer des Huckleberry Finn’.

Twain hat sich große Mühe gegeben, den Dialekt der Sklaven möglichst original wiederzugeben. Außerdem will und muß er natürlich Sprache so wiedergeben, wie sie damals gesprochen wurde. Dabei wimmelt es nur so von ‘nigger’, ‘nigga’ und ähnlichen Worten, weil sie synonym mit ‘slave’ benutzt werden: von weißen und schwarzen gleichermaßen. Man stelle sich vor, ‘nigga’ würde im ‘Huck Finn’ überall durch ‘PoC’ ersetzt…. [facepalm]

Und NATÜRLICH ist dieses Buch eines der schönsten antirassistischen und sklavereikritischen Schriften aller Zeiten. Dass es Leute gibt, die angeblich den Gebrauch des Wortes ‘Neger’ ohne Rücksicht auf den Kontext nicht ertragen können und/oder verbieten wollen, halte ich in diesem Zusammenhang für krankklinisch relevant.


Benutzername
19.8.2015 16:40
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“Oh: Die Rechtschreibreform als Vorwand, die Schulbücher und Literatur zu ersetzen – ein interessanter Aspekt!”

Ein Freund von Mir arbeitet beim Westermann Verlag, es müssen sowieso alle paar Jahre neue Bücher erstellt werden, weil dauernd an den Lehrplänen rumgebastelt wird. Eigentlich gibt es jedes Jahr Änderungen vom Kultusministerium. Und natürlich nach Regierungswechseln.

Also dafür ist die Rechtschreibreform kaum nützlich gewesen. Höchstens einmal um die neuen Bücher einzuführen, aber dafür gab es damals ja eine Übergangszeit in der beides erlaubt war. Und mit der sogenannten “Lehrmittelfreiheit” werden Schulbücher benutzt bis sie auseinanderfallen. Kostet ja Geld, daß die Länder nie haben, neue Bücher zu kaufen.

Wenn Ich bedenke, daß Ich damals Winnetou 1und 2 in Fraktur gesetzt gelesen habe. Vorkriegsdruck vom Flohmarkt. Muss nach der Meinung der Frau Kälberer meine Rechtschreibung fürs Leben geschädigt haben und unfähig zu schreiben…


Dirk S
19.8.2015 16:40
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@ Der (r)echte Staat

Dieses “Das Wort Neger ist rassistisch”-Argument ist ein Witz – hat mir mal ein netter Mensch mit tiefdunkler Hautfarbe erklärt. Bei “Zigeuner” (Zieh-Gauner) sieht es anders aus. Jedoch sollte jedes Kind Bücher aus anderen Zeiten unzensiert lesen können. Lesen bildet und wie soll jemand z.B. Rassismus einordnen (lernen), wenn dieser nicht mit authentischer Literatur etc. konfrontiert wird?.

Und vor allem, wie ist das mit dem Urheberrecht vereinbar (soweit noch bestehend) und wieso dürfen Klassiker der Weltliteratur so verhunzt und entstellt werden?
Ein klassisches Beispiel ist da Mark Twains “Die Abenteuer des Tom Sawyer”: Im Original benutzt Twain oft das Wort “Nigger”, nicht nur weil zu der Zeit in der die Geschichte spielt üblich war, sondern auch um den damaligen Rassismus und vor allem das Unrecht der Sklaverei anzuprangern. Nun wird das “böse Wort” ersetzt und das Werk bereinigt. Und was ist das Ergebnis? Nur noch ein Jugendbuch, dass zur Berieselung reicht. Wenn das der alte Mark wüsste… Sch*** Sprachpolizei.

Klassische Grüße,

Euer Dirk


Werner
19.8.2015 16:45
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Ob sie nun brennen oder nicht, auf jeden Fall werden Bücher erst einmal umgeschrieben, danach wird die Originalfassung für “unerwünscht” erklärt und aus dem öffentlichen Leben entfernt. Und dann nach und nach über den Nachkauf auch aus dem privaten. Wer noch alte Fassungen der kleinen Hexe und Tom Sawyer hat, nicht wegwerfen. Der Schwarzmarkt kommt bestimmt. So für wissenschaftliche Zwecke.

Hat nicht der Vatikan nicht schon mal so etwas gemacht? Genitalien von nackten Statuen abgeschlagen, oder auf Gemälden übemalt, und alles im Keller versteckt? Sprengen nicht auch radikale Muslime hin wieder mal etwas in die Luft , was seit Tausenden von Jahren da stand – und zwar nur, weil es ihr Weltbild stört? Scheiß auf die Meinung der Anderen! Das zerstören und geradebiegen (Mainstreaming) dessen, was einem gerade mal mißfällt, ist ganz offensichtlich ein Zeichen großer Toleranz und sorgt im Endeffekt für ebenso große Vielfalt (Diversität). Ironie off.

Das erinnert swcher an Menschen, die Gemälde zerstören, weil sie diese als Angriff auf sich selbst werten. Die Augen haben sie angestarrt, oder so etwas. Oder die eben Menschen aus ähnlichen Gründen zu töten versuchen. Das gilt nomalerweise als Eintrittskarte ins Weiße Haus mit schmiedeeisernen Pforten. Ach, übrigens: Was machen eigentlich die AttentäterInnen von Lafontaine und Schäuble? Sitzen die noch? Ah, ich seh’s grade, nee. Na ja, ist auch schon langen her.

Und da wir beim verändern sind: Das deutsche Namensrecht. Man achte verschärft auf die Feinheiten – der Teufel steckt im Detail…

http://www.rechtsanwaltdrpalm.de/wichtiger_grund.htm

http://service-bw.de/zfinder-bw-web/processes.do?vbid=777563&vbmid=0


exce
19.8.2015 17:52
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Was die Verantwortlichen für diese und ähnliche Aktionen wohl tun wenn sie erst mal gutenberg.org entdecken? Da sind fast alle Bücher mindestens 70 Jahre alt, geht gar nicht sowas.


Christian
19.8.2015 17:58
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Kurzer Nachtrag:
Las gerade, dass die Nazos zwischen 10. – 12.000 Werke verboten hätten. Da hätten ja die Alliierten das dreifache nach dem Krieg geschafft, wenn das stimmt. 🙂
Danke jedenfalls für die Anregung, Hadmut – hab es selber auf meinem Blog kurz geschildert (die Causa Bad Dürrheim) und es hat mich angeregt, da nochmal etwas tiefer graben zu wollen.
LG
C


John Blatter
19.8.2015 18:27
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@Dirk S “Also Lutherbibel entsorgen, Codex manesse entsorgen. Codex heidelbergensis entsorgen, etc.

Dafür hat man doch in Düsseldorf das “einstürzende Stadtarchiv” erfunden. (Was bin ich fies… )”

Nee, das war in Köln.


Bill
19.8.2015 19:45
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@Hadmut (https://www.danisch.de/blog/2015/08/18/die-bucher-brennen-wieder/#comment-92786)
> bald haben wir 232,8 °C erreicht…

Es heißt „Fahrenheit 451”.

SCNR, ich kann angelsächsische Einheiten nicht ab.
Wenn Bücher in denen Meilen, Zoll, MpG etc. verwendet werden verbrannt werden würden könnte ich mich schnell unter denen mit dem Benzinkanister wiederfinden 🙂
siehe auch Oatmeal:
http://theoatmeal.com/pl/senior_year/science
auch von Oatmeal aber nur unter Pinterest gefunden:
https://www.pinterest.com/pin/404409241512997175/


Hadmut
19.8.2015 19:49
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>>Es heißt „Fahrenheit 451”.

>SCNR, ich kann angelsächsische Einheiten nicht ab.

Der Film heißt aber nun mal so. Und genauso wenig, wie man die Inhalte politisch ändern sollte, sollte man die Filmtitel ändern. Fahrenheit war außerdem Preuße.


Herbert
19.8.2015 22:03
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Fahrenheit 451 war ein Film?

Gibts irgendwo eine Liste der “entsorgten” Bücher? Wäre doch interessant, deren Kriterien rückwärts zu erschließen…


Hadmut
19.8.2015 22:10
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> Fahrenheit 451 war ein Film?

Ja. Roman und sehr sehenswerter Film von 1966.

In einer dystopischen Gesellschaft sind Bücher verboten. Werden sie bei jemandem entdeckt, kommt die Feuerwehr und brennt alles nieder.


Joe
19.8.2015 22:50
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Ach bitte, die Bücherverbrennung im 3. Reich war schon immer Kindergarten im Vergleich zu dem, was nach dem 08.05.1945 kam. Da wurde dann fast der gesamte Bestand an Büchern von den “Befreiern” verbrannt, dann ließen DDR/BRD säubern, dann kamen die Gerichte, welche die Einstampfung ganzer Auflagen verfügten, weil irgendwelche Rechte verletzt worden wären, egal ob nun eine Privatperson betreffend oder unerwünschte Meinungen zu Vorgängen 1933-45, dann wurde nach 1989 der Bestand in der DDR zum Altpapier “gegeben” und das die Bilderstürmer der StaatsAntifa unterwegs sind, ist auch keine Neuheit mehr, das kam schon Mitte / Ende der 1990er, natürlich nur wegen der irren Rechtschreibreform und nicht wegen dem “falschen” Inhalt, was jetzt sofort jeder glaubt.

Die Reform wurde m. E. genau zu diesem Zweck inszeniert, ähnlich wie die Abschaffung der “Schwabacher Judenlettern” im dritten Reich. Damals konnte man “netterweise” sämtliche in Fraktur gesetzte Literatur nicht nur als “veraltet” entsorgen, wenige Jahrzehnte später konnte diese praktischerweise auch kein Mensch mehr lesen, das war dann auch den Kriegsgewinnern ganz recht.

Die Rechtschreibreformsäuberungsaktionen sind übrigens auch ein Grund, warum ich seit 2000 keine öffentliche Bibliothek mehr aufsuche und keine Zeitungen mehr lese. Gleichzeitig eignet sich die Heysesche S-Schreibung als guter Indikator zur ideologischen Einordnung eines Textes (neuerdings auch Wortgenderei).


Pete
19.8.2015 22:55
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Irgendwie naehern sich die Dystopien immer mehr die Realitaet an.
“Max Headroom” war zwar trotz des Designs keine (oder doch?), hat aber auch viel vorhergesehen…:
“Was ist denn das?” “Ein nichtelektronischer, nichtloeschbarer Wortspeicher. Ein BUCH!”

Das Thema auch hier:
http://sciencefiles.org/2015/08/19/wueten-intellektuell-benachteiligte-nicht-nur-im-laendle/


IjonTichy
20.8.2015 0:16
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Roman ist übertrieben. Und leider geht im Deutschen das Wortspiel mit “Fireman” unter.
Für den Film passt der Titel nicht so ganz – bei welcher Temperatur fängt Zelluloid an zu brennen?


Hadmut
20.8.2015 0:30
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> Für den Film passt der Titel nicht so ganz – bei welcher Temperatur fängt Zelluloid an zu brennen?

Dass sich Papier bei dieser Temperatur selbst entzündete, stimmt sowieso nicht. Da ist der Autor einem Irrtum unterlegen.


rjb
20.8.2015 0:22
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An dem Artikel
http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/bad-duerrheim/Grosses-Bestuerzen-ueber-Aussortierungsaktion-in-Bad-Duerrheimer-Bibliothek;art372507,8079226
finde ich die Abschnitte “Das sagt (Lesepate, Büchereileiterin, Regierungspräsidium, Hauptamt)” interessant: Bei zweien der vier Aussagen habe ich den Eindruck, da wird mit einer gewissen inhaltlichen Dichte dargestellt, was die Betreffenden von der Aktion wissen, was sie davon halten, und wie sie es empfinden. Bei den beiden anderen wird geschwafelt, teils konfus, teils wohl in dem Bestreben, Eindruck zu erzielen.


IjonTichy
20.8.2015 0:24
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Damals konnte man “netterweise” sämtliche in Fraktur gesetzte Literatur nicht nur als “veraltet” entsorgen, wenige Jahrzehnte später konnte diese praktischerweise auch kein Mensch mehr lesen
Sind die wenigen Jahrzehnte noch nicht rum oder bin ich kein Mensch? 😉


Gerd
20.8.2015 3:17
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Um die heutige Zeit zu verstehen, reichen die Bücher von Huxley und Orwell.

Mehr braucht man nicht. 🙂


@Christian

Las gerade, dass die Nazos zwischen 10. – 12.000 Werke verboten hätten. Da hätten ja die Alliierten das dreifache nach dem Krieg geschafft, wenn das stimmt.

Das Verhältnis ist knapp 10.000 zu gut 38.000, also fast 1:4 — meines Wissens.

Carsten

“Die _bereits_erzeugte_elektrische_Energie_ zu speichern ist sehr sehr nahe an den vergessenen Fenstern am Rathaus.”
Franz Glaser


Dirk S
20.8.2015 8:42
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@ Gästle

Dafür wird Dir die Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln verliehen.

@ John Blatter

Nee, das war in Köln.

Also von hier im Norden aus gesehen, ist das alles das Gleiche 😉 . Als jemand aus dem Altsächsischen krieg’ ich eh’ kein Visum fürs Rheinland. Olle Römerfreunde. 😉

Ernstfreie Grüße,

Euer Dirk


Gästle
20.8.2015 9:20
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> Zelluloid
Zelluloidfilm wurde bereits Anfang der 50-er Jahre ersetzt. Aufgrund seiner Zusammensetzung (hauptsächlich Schießbaumwolle) war er gefährlich und unterliegt heute dem SprengG. Eine Selbstentzündung kann bereits bei 40°C erfolgen. Wenn er nach einem Filmriss im Projektor stehen blieb konnte er bereits durch die Wärmeentwicklung der Projektionslampe Feuer fangen. Z. B. mussten Filmtrommeln deshalb luftdicht abschließen und jeder Akt wurde separat in einem eigenen Fach gelagert.

Seitdem besteht das Trägermaterial aus Celluloseacetat (Zigarettenfilter) oder Polyester, wenn nicht bereits auf digitale Projektion (mit allen “Segnungen” der Kryptografie gesichert) umgestellt wurde.


Gedöns
20.8.2015 9:38
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Übrigens: es heißt immer „Regierungspräsidium“ – Bad Dürrheim müsste zum Regierungspräsidium Freiburg gehören – und mancher könnte denken, daß da irgendeine untere lokale Behörde verrückt gespielt hat. Nein, es handelt sich tatsächlich um einen Regierungswillen:
„Regierungspräsidien sind staatliche Mittelbehörden, die für das Gebiet eines Regierungsbezirks als Schaltstelle zwischen Ministerien einerseits und Landratsämtern, Städten und Gemeinden andererseits fungieren.“
„Zudem kommen Regierungspräsidien Aufsicht-, Kontroll- und Genehmigungsfunktionen zu. Damit sollen Regierungspräsidien dafür sorgen, dass der politische Wille unbeeinträchtigt durchgesetzt werden kann.“
„Durch ihre Unabhängigkeit von kommunalen Gebietskörperschaften und kommunalen Parlamenten können Regierungspräsidien den parlamentarischen Willen und den Willen der Regierung in der Fläche durchsetzen. Damit stellen sie faktisch den verlängerten Arm des Landesparlaments und der Landesregierung in einem Bundesland dar.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Regierungspr%C3%A4sidium
Es ist also die Regierung Kretschmann, die Bücher verbrennen lässt.


Hadmut
20.8.2015 9:56
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> Es ist also die Regierung Kretschmann, die Bücher verbrennen lässt.

Guter Hinweis.


Bärle
20.8.2015 11:28
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„Das Fahnden nach politisch Unkorrektem ist sichtlich ein neuer Trend“, schrieb die Schriftstellerin Christine Nöstlinger 2013 in einem Kommentar in der „Zeit“. Es geschehe, „weil Kinderbücher nicht als richtige Literatur gelten, sondern als so etwas Ähnliches wie Erziehungspillen, eingewickelt in buntes G’schichterlpapier. Und je nachdem, wie die Dreinreder Kinder erzogen und zugerichtet haben wollen, sind eben ihre Vorstellungen von brauchbarer Lektüre für Kinder“.

Hier der Link zu dem dazugehörigen Artikel, in dem ausführlich die politisch korrekte Umgestaltung von Kinderbüchern beschrieben wird:
http://orf.at/stories/2290256/2290259/


Dirk S
20.8.2015 13:02
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@ Gästle

Aufgrund seiner Zusammensetzung (hauptsächlich Schießbaumwolle) war er gefährlich und unterliegt heute dem SprengG.

Eigentlich besteht das Zeug aus Nitrozellolose und nicht aus Schießbaumwolle. Schießbaumwolle ist eine spezielle Form der Nitrozellolose, die bereits zu der Zeit, in der Zelluloid für Filme eingesetzt wurde, unüblich (weil zu teuer) war.
Zelluloid selbst besteht neben der Nitrozellolose noch aus rund 20% Kampher zur Inaktivierung. Zelluloid unterliegt zwar (wie du richtig ausgeführt hat) dem SprengG, kann aber in “normalen” Mengen in Produkten erlaubnisfrei erworben werden. Für Nitrozellolose hingegen braucht man generell eine Erlaubnis.

Noch heute werden Tischtennisbälle aus Zelluloid hergestellt, wobei es schon mindestens einen Unfall gegeben hat, bei denen ein Container mit Tischtennisbällen in einem Hafen explodiert ist, nachdem der tagelang in der prallen Sonne gestanden hat.

Also, ungefährlich ist das Zeug nicht, aber dennoch ohne Beschränkungen in normalen Mengen zu kaufen. Nur wer als Privatperson einen ganzen Container voller Tischtennisbälle kauft, sollte sich auf Fragen gefasst machen…

Ergänzende Grüße,

Euer Dirk


yasar
20.8.2015 19:12
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Werner
22.8.2015 14:29
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A propos Bücherverbrennung; eine Empfehlung, nur so:

Antoine de Saint-Exupéry, Wind, Sand und Sterne. Originaltitel: Terre des Hommes.*

Eins von den Büchern, die im Hinterkopf hängen bleiben und dort ewig weiterkokeln. Ich habe noch eins erwischt, in Fraktur, verlegt in Deutschland 1943(!) – als sich das Land längst im Krieg mit Frankreich befand, wo sich der Autor als Pilot gegen die Deutschen stellte (und wahrscheinlich ein Jahr später von einem solchen abgeschossen wurde).

Überhaupt und nebenbei – wenn man in Haushaltsauflösungen, Kirchlichen Büchersammlungen und Antiquariaten stöbert, merkt man erst, was für eine reichhaltige Literatur die deutsche Sprache einmal hervorgebracht hat. Vorbei, vorbei. Für Nostalgiker empfehle ich als Einstieg Sammlungen alter deutscher Balladen.

Und wieso denke ich gerade, daß ausgerechnet einer wie Akif Pirinçci?? Egal.

*Wir reden hier nicht vom kleinen Prinzen.


andy
28.8.2015 10:07
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Die andere Seite der Medaille, wenn such vollig unspannend…
http://wibkeschmidt.com/2015/08/25/wie-eine-buecherverbrennung-erfunden-wurde/


Heinz
31.8.2015 7:06
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Ein weiterer Post, der den ganzen Verharmlosungen entgegnet und darauf hinweist, dass das wahrscheinlich “nur” ein Probelauf für zukünftige Aktionen ist.


Heinz
31.8.2015 7:06
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