Ansichten eines Informatikers

Der Master of Leberwurst

Hadmut
27.5.2015 21:02

Wie das alles wieder mal so an einem Tag zusammenkommt:

Der Tag fing damit an, dass mich jemand auf das englisch geschriebene Klagelied eines deutschen Professors hinwies, der den völlig Zusammenbruch des deutschen Hochschulausbildungssystem anprangert. Natürlich sind Namen und Fach („Wurstology”) anonymisiert. (Allerdings gibt es einen Webseitenverantwortlichen.)

Man sollte es lesen, die Inhalte haben es in sich. (Keine Angst, ich warte hier mit dem Blog-Artikel, bis der Leser wieder hier zurück ist.)

Was er beschreibt ist die totale Klapsmühle, in der man an Hochschulveranstaltungen gar nicht mehr teilnehmen muss und auch die Leistungen nicht qualitativ bewertet werden dürfen, sondern nur bestätigt werden kann, dass der Student überhaupt irgendetwas abgegeben hat. Es müssen alle leistungsunabhängig mit 1,0 bewertet werden.

Ich habe mich schon oft gefragt, was unsere Universitäten eigentlich zu solchem Schwachsinn reitet. Er gibt die Antwort:

This is not only the policy of the management of Leberwurst University (although it is) but it is also official federal state policy. We even got an official letter from the Federal Ministry of Education that told us that we are not allowed to require students’ presence, as this would violate educational law in that it would restrict the students’ Studierfreiheit (“freedom of study”) and even more serious, it would violate constitutional law because it would restrict the students’ Handlungsfreiheit (“freedom of action”).

Ich interpretiere das mal als das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Johanna Wanka’s Laden. Könnte ich mir prima vorstellen.

Was ich daran nicht verstanden habe:

Universitäten sind Ländersache. Wie kommt das BMBF dazu, den Universitäten Handlungsanweisungen zu geben?

Schlichte Erpressung? Die Unis sind auf die Bundes-Geldspritzen angewiesen (abhängig gemacht worden), und müssen deshalb springen, wie die Bundespolitik will, egal ob verfassungswidrig oder nicht?

Die Zielrichtung ist unverkennbar: Nichts mehr lernen, nichts mehr können, nichts mehr leisten, aber alle mit freien Master-Graden der Note 1,0 und (alle außer mir) mit Promotion. Ohne jegliche Anforderungen. Wir hatten ja kürzlich schon den Artikel darüber, dass man das Abitur jetzt ohne Wissen besteht, weil die Antwort immer schon in der Frage verpackt ist und man nur die Frage richtig abschreiben muss.

Das wird dann jetzt auch gängige Praxis. Der feministische Juristinnenbund etwa referiert darüber, wie man „Feministisch durch Studium, Referendariat, Promotion” kommt, was nach deren Vorstellungen heißt, die Förderprogramme abzusurfen. Feministisch heißt aber vor allem, wie man es bis zur Promotion schafft, ohne jemals etwas zu können oder zu lernen.

Passend dazu weist mich ein anderer Leser auf diesen Blogartikel hin, der zwar die amerikanischen Zustände betrachtet, aber die sind ja immer das Muster, dem wir folgen. Dort gibt es ja massive Manipulationen, auf der einen Seite vor allem die Koch-Brüder, während es auf der anderen Seite dann auch nicht mehr um Wissenschaft, sondern nur noch um das politsche Bekämpfen geht.

Wie Kimberley Strassel im Wall Street Journal berichtet, bietet eine solche Förderorganisation, nämlich „UnKochMyCampus“ einen „Campus-Organisations-Leitfaden“ an, wie man jedes College, dass gegen „progressive Werte“ ist, „bloßstellen und unterminieren“ kann.

Unter Federführung von Greenpeace, Forecast The Facts und der American Federation of Teachers werden Studenten auf deren Website zu einer Liste von Universitäten dirigiert, die Geld von den Koch Foundations erhalten haben. Der Leitfaden bietet auch Schritt-für-Schritt-Instruktionen an, wie man „vertrauenswürdige Verbündete und Informanten“ rekrutieren kann (einschließlich liberale Studenten, Fakultäten und Ehemalige), die fordern, dass die gesetzliche Informationsfreiheit bei beleidigenden Programmen und Professoren aufgehoben wird.

Die American Federation of Teachers und die National Education Association haben sogar eine eintägige Konferenz im März gesponsert, auf der besprochen wurde, wie man den Studenten die „nötigen Fähigkeiten vermittelt, irgendwelche Einflüsse von Koch zu untersuchen und öffentlich zu machen“. Die Finanzierung von Linksaußen-Beitragenden für deren Einfluss steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.

Politische Kriegführung wird gelehrt. Das viel Naheliegendere, nämlich den Studenten wissenschaftliche Fähigkeiten zu vermitteln, damit sie selbst untersuchen können, was wahr und was falsch ist, kommt darin jedoch nicht vor. Offenbar will man gar nicht, dass Studenten sowas selbst erkennen können.

Die Ergebnisse sind fatal. Die totale Verblödung.

So kann man etwa bei unserer Bundes-Internet-Botschafterin Gesche „Glitzerfolie und Fell” Joost und jede Sachkunde und mit völlig substanzlosem Sozio-Geschwafel über die Körperdarstellung in Benutzerschnittstellen zum Dr.-Ing. promovieren (Zusammenfassung und Dissertation). Zwar ein männlicher Doktorand, aber zwei feministische Prüferinnen, die sich beide mit dem Bereich „Benutzerinterfaces” begnügen. Computer sind komische Kisten, die man im Laden kauft und mit deren Funktion man sich nicht herumschlagen muss, nur damit, wie man sie „begreift”. Wieder mal bestätigt sich die These, dass viele Frauen über Haptik nicht hinauskommen. Dr.-Ing. beschränkt sich dann darauf, den Computer hübsch zu schminken. Gemäß dem neuen Bildungsziel, das man nichts mehr können und nichts mehr lernen muss, Hauptsache man hat irgendetwas abgegeben.

Wozu auch lernen? Das Ziel ist ja die Gleichstellung. Gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordert man ja schon lange nicht mehr, seit irgendwem aufgefallen ist, dass man dafür ja arbeiten müsste. Gleicher Lohn für gleichen Abschluss ist die Forderung, und (siehe oben) es wird massiv Druck gemacht, dass jeder den gleichen Abschluss bekommt.

Kein Zweifel, Deutschland bewegt sich in dieselbe Richtung wie eine pakistanische Firma: Nach außen so tun, als wäre man IT-Weltklasse mit sozialem Anspruch, aber hinter den Kulissen nur eine korrupte Titelmühle, die wertlose Abschlüsse verschleudert. Wesentlicher Unterschied immerhin: Dort musste man für Fake-Titel zahlen. Hier bekommt man noch Fördergelder dazu.

Die Folgen dieser Brachialverblödung treten bereits ein.

Der SPIEGEL schreibt darüber, dass in den Bewerbungsgesprächen die Maulhelden nicht nur Standard geworden sind, sondern auch die Gewinner.

Wir brauchen wieder eine Unternehmenskultur, in der die Leistung an sich zählt, nicht die Verpackung. In der nach Qualifikation statt nach Rhetorik eingestellt und befördert wird. Eine Kultur, die leise Kritik mehr schätzt als heiße Luft. Arbeit muss an Ergebnissen gemessen werden, nicht an Sprüchen.

Und auch die WELT schimpft über geist- und planlose Studenten, die die Uni als Alibi ansehen, als einen Ort, an dem man sich lediglich für gewisse Zeit aufgehalten haben müsse, was nicht nur, aber besonders bei Geisteswissenschaftlern zu oft tragischen Ergebnissen führte, nämlich Absolventen, die alles erwarten, aber nichts können.

Ich habe an der Uni unter anderem Politikwissenschaft belegt. Einer meiner Professoren warnte uns Studenten bereits in der Einführungsvorlesung: “Sie studieren Politikwissenschaft nicht um Politiker zu werden, genauso wenig wie Sie Englisch studieren, um Engländer zu werden.” Jeder müsse selbst schauen, was er oder sie mit einem solchen Abschluss herausholt.

Das wird der Professor nicht mehr lange sagen dürfen. Zweifellos wird auch er bald einen Brief vom BMBF bekommen.

Überhaupt, die eloquentesten, intelligentesten und gleichzeitig humorvollsten Menschen, denen ich begegnet bin, hatten sehr oft eines gemeinsam: Sie haben entweder gar nicht studiert oder ihr Studium nicht abgeschlossen.

Ich war versucht, dies als Beleidigung aufzufassen, aber es ist nur auf Geisteswissenschaftler gemünzt. Und damit muss ich es bestätigen: Absolventen der Geistenswissenschaftler sind allesamt massiv sprachgestörte, verblödete und völlig humorlose Tröpfe. Womit logisch folgt, dass wer eloquent, intelligent und humorvoll sein will, solche Studien bleiben lassen oder spätestens währenddessen abbrechen muss. Die Aussage ist also tatsächlich wahr, nur eben trügerisch umgestülpt.

Was folgt noch?

Die wirtschaftliche Katastrophe.

Denn bisher beruht unser Export-Erfolg auf Technologie und Industrie. Sonst haben wir hier ja nichts, vor allem keine Rohstoffe oder Bodenschätze.

Und wie wollen wir das machen und halten, wenn wir kein Hirn mehr züchten?

Rutschen wir dann zum zweite-Welt-Staat ab?

Kann gut passieren. China setzt nämlich an, uns als Technologie-Exporteur abzulösen. Und das halte ich für gut möglich, denn die Chinesen haben sich inzwischen ziemlich gemacht und sind längst vom Billig-Krimskrams-Hersteller zum Technologie-Standort geworden. Während wir immer blöder und schlechter werden, werden die Chinesen immer schlauer. Die überholen uns gerade. Und das ist ein Problem. Denn unsere Abwärtsfahrt ist nicht aufzuhalten. Wie sollte man auch Leute wieder ordentlich ausbilden können, wenn man alle Lehrer- und Professorenstellen mit Idioten besetzt oder die wenigen verbliebenen mit Hirn a) geknebelt und b) frustriert hat?

Vielleicht aber reicht’s auch nicht mehr zum zweite-Welt-Land, wenn uns selbst Kenia schon intellektuell überholt:

Ein junger Kenianischer Anwalt hat sich in die ältere Tocher des US-Präsidenten Obama verguckt, möchte sie heiraten und ihr das Kühe-Melken und Maisbrei-Kneten beibringen. Und weil in Kenia – im Gegensatz zu Deutschland – Frauen noch Wertschätzung erfahren, hat er mit Hilfe seiner ganzen Verwandschaft den Kaufpreis für Obamas Tochter zusammengekratzt. Stattliche 50 Kühe, 70 Schafe und 30 Ziegen möchte er Präsident Obama für seine Tochter bieten. (Ich hatte von meiner Namibia-Reise schon darüber berichtet, dass auch mir dort – völlig ernst gemeinte – Ratschläge erteilt wurden, um mich beim Kauf einer Frau nicht übers Ohr hauen zu lassen und auch sonstige irreparable Fehler zu vermeiden. Mir wurde geraten, Frauen nur mit Kühen und Schafen, aber niemals mit Ziegen zu bezahlen, weil sich die Überzeugung hält, dass Frauen, die man mit Ziegen bezahlt hat, für den Rest ihres Lebens zu viel redeten.) Immerhin, auch Afrika geht mit der Zeit und versucht Fehler zu vermeiden, weshalb man dort eine – sehr verbreitete und viel genutzte – Handy-App erstellt hat, um den Wert einer Braut nach objektiven Kriterien zu berechnen:

Als besonders teuer gelten demnach Frauen, die groß und schlank sind, gut kochen können und eine ausländische Staatsbürgerschaft, am besten eine amerikanische, besitzen. Bildung dagegen wird nicht so hoch geschätzt, für einen Doktortitel zum Beispiel gibt es Punkteabzug.

Hähähä. Da sind die uns in akademischer Erkenntnislage schon voraus.

Und das alles an einem Tag.

77 Kommentare (RSS-Feed)

Wolle Pelz
27.5.2015 21:23
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Danke. Jetzt kann ich wieder nur sehr schlecht schlafen. 😛


Gedöns
27.5.2015 21:42
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Und das alles an einem Tag.//
Also ich bin heute zufällig auf das hier gestoßen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Japan#Bev.C3.B6lkerung
„Die japanische Gesellschaft ist ethnisch und linguistisch weitgehend homogen. …
Aktuelle Probleme der japanischen Gesellschaft sind ein Rückgang der Geburtenziffer, Überalterung und Jugendarbeitslosigkeit. Politisch und gesellschaftlich scheint es unmöglich, eine verstärkte Immigration zuzulassen, die hilfreich wäre, um der Überalterung entgegenzuwirken.“
Wäre sicher interessant, sich darüber mal mit direkt mit Japanern zu unterhalten. Hängt nur scheinbar nicht mit dem Thema zusammen – es hat aber etwas mit dem grünen Idealstaat (Bildungsfeindlichkeit ist da nur ein Aspekt) zu tun und die Japaner müssten jetzt eigentlich das Quieken der Grünen Deutschlands akustisch hören können (z.B.: „ewige Achsen-Nazis!“)


Alex Schwarzer
27.5.2015 21:57
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So ist das eben mit diesem gesellschaftlichen Krebs im Endstadium. Die westliche Welt in ihrer spätrömischen Dekadenz, die meint auf alles was sie stark machte und voran brachte verzichten zu können, die glaubt ihre Überlegenheit sei Geburtsrecht, man brauche nur ein starkes Militär um seinen Vorsprung zu halten und die Ideologie über Freiheit stellt, die endet eben so.

Die da herangezogenen werden auch irgendwann Lehrer, Professoren, Ausbilder. Die werden dann der nächsten Generation noch größeren Unsinn beibringen, einer die dann nur noch mit einfacher Sprache und Schreiben nach Gehör genderverwirrt aus den Schulen entlassen wird.

Profitieren tun all jene, die ihre Kinder von diesem System fernhalten können, eben der Kropf der diesen Wahnsinn ja auch immer beschließt. Nur scheint hier niemand zu merken, dass diese Parasiten weiterziehen wenn Deutschland ruiniert ist.

Das haben Eliten nämlich so an sich. Sie verordnen allen ihre Diät, ihren Lebensstil und ihre Ideologie und sobald damit alles ruiniert wurde geht es dem nächsten Land an den Kragen. Dann hat man hier kurz Verschnaufpause und baut nach der Katastrophe wieder auf.

Man muss sich ja nur mal anschauen wer diesen ganzen Quatsch wie Genderwahn und Feminismus finanziert. Das sind keine Volksbewegungen sondern Elitenprojekte.


Patrick
27.5.2015 22:16
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Jaja, wenn der vielbeschworene Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft nicht alleine stattfindet, müssen ihn eben die Universitäten forcieren…denn welche Frau will schon Zerspanungsmechaniker werden, wenn man auch irgendetwas/wen beraten kann? In diesem Sinne: Industrie ade 😀


Emil
27.5.2015 22:21
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Ich weiß nicht, an welchen Unis und in welchen Fächern solche Bedingungen herrschen. Ich kenne mehrere junge Leute aus der Verwandschaft und meinem Bekanntenkreis, die zur Zeit MINT-Fächer bzw. BWL/Wirtschaftsinformatik studieren und mit denen ich mich öfter unterhalte. Nach allem was ich so mitbekomme, sind die Studienbedingungen unter dem Bachelor-/Master-System eher härter geworden als zu meiner Zeit.

Man muss mehr Veranstaltungen besuchen, hat weniger Fehlversuche frei und fliegt, wenn man nach einer bestimmten Zeit nicht die Mindestpunktzahl zusammen hat. Es gibt viel mehr Klausuren bzw. mündliche Prüfungen als früher. Bei manchen Klausuren gibt es (immer noch) Durchfallquoten von 70% und mehr. Da wird keinem was geschenkt.

Ich hatte beruflich auch schon mit einigen frischen Informatik-Absolventen zu tun. Da waren sehr gute Leute dabei, die in ihrem Studium sicher nicht gepennt oder geschwänzt haben.


Keppla
27.5.2015 22:25
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Mal eine Gegenposition zur Anwesenheitspflicht.

Ich habe ein Studium (Informatik) angefangen und abgebrochen. Ich habe es nicht abgebrochen, wegen dem, was ich jetzt kritisiere, ich bilde mir ein, da einigermaßen distanziert zu sein.

Ich habe Anwesenheitspflicht immer als kontraproduktiv erlebt, weil es letztlich immer einherging mit dem Runterdummen auf Schulniveau, genau das, was du anderweitig kritisierst: wenn man brav wiederkäut, gibts den Schein.

Anstatt vernünftige Prüfungen zu machen, die echte Fähigkeiten prüfen, hat man sich darauf beschränkt, in den Vorlesungen die ‘goldenen tipps’ (a.k.a die Prüfungsaufgaben, nahezu Verbatim) zu geben, und zu hoffen, dass körperliche Anwesenheit schon irgendwie zur Absorption von Wissen führt.
Geliebt haben solche Fächer die ‘geborenen Schüler’, die typen, die sich einen Scheißdreck für’s Fach interessieren, sondern die, die einfach das ‘System Schule’ gut können. Die, die früher in Mathe immer ein Schema auswenig gelernt haben, und dann dumm dastanden, wenn in der Prüfung mal ne Textaufgabe kam, oder die Aufgabenstellung minimal abwich.
Nicht so gut klargekommen sind damit diejenigen, die nicht auswendig lernen, sondern die Prinzipien verinnerlichen, denn eine echte Herleitung braucht halt mehr Zeit.

Wenn man die Qualität wirklich erhöhen will, kann man imho die Anwesenheitspflicht getrost knicken, die Hälfte der Vorlesungen sowieso (Sorry, aber ich kann selber lesen, und es gibt auch deutlich bessere Quellen als eine halbgare Powerpointpräsentation, beispielsweise die Bücher, aus denen die Hälfte ohne Quellenangabe geklaut war), und stattdessen mehr Mühe darein Stecken, WAS für Fähigkeiten genau ein Student nachweisen soll, und wie man das sinnvoll Prüfen kann.


Hadmut
27.5.2015 22:35
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@Keppla: In meinem Studium gab es fast keine Anwesenheitspflichten.

Im Gegenteil: Weil ich im Hauptdiplom mit der Diplomarbeit angefangen habe und durch längere Krankheit die letzten Vorlesungen meines Studienplans vor dem Wechsel zu einem anderen Studienplan mit inkompatiblen Vorlesen verpasst habe, musste ich alle meine Hauptdiplomsprüfungen machen, ohne die zugehörigen Vorlesungen gehört zu haben, nur mit Literatur, Folienkopien und sowas.

Das geht in Studiengängen mit Leistungsanforderungen.

In den Laberfächern, in denen es keine Leistungsprüfungen gibt, müssen sie wenigstens Fleißprüfungen auf Anwesenheit machen. Sonst gibt es da gar nichts mehr, was wenigstens nach Leistung aussehen würde.


Christoph
27.5.2015 23:59
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“Federal State” bedeuet soviel wie Bundesland. In dem Kontext denke ich mal, dass der Originalautor mit “Federal Ministry of Education” die Landesbehörde meint. Was wiederum die Polemik in Richtung BMBF entkräften würde. Es ist außerdem schlüssiger wenn man sich die Gesetzeslage anschaut, weil, wie du ja schon selbst gesagt hast, Bildung Ländersache ist.

Ist aber schon interessant, dass es anscheinend vielerorts Usus ist und “von oben” diktiert wird, alle Studenten irgendwie durchzuschleusen, damit die OEC-Zahlen stimmen. Wenn Politik nur noch dazu dient, willkürliche und zusammenhangslose Zahlenziele zu erfüllen, sollte man mal ganz kräftig über sein Wahlverhalten nachdenken, oder einfach abhauen…


Hadmut
28.5.2015 0:06
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> “Federal State” bedeuet soviel wie Bundesland.

Ja, das habe ich auch erst überlegt, ob der ein Landesministerium meint, zumal ich einen ähnlichen deutschen Text gefunden habe, in dem ein Landesministerium erwähnt wurde, aber dann wäre es falsch übersetzt. Federal meint „Bundes-”, und dass Bundesländer als Federal State bezeichnet werden, liegt eben daran, dass man sie als Bundestaaten bezeichnet.

Das Federal Ministry of Justice ist das Bundesjustizministerium. Es wird alles als Federal bezeichnet, was der Föderation und nicht dem einzelnen Mitglied zugeordnet ist.


Fredi
28.5.2015 0:01
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Anwesenheitspflicht gab es bei uns auch nicht wirklich. Zumindest nicht in den Vorlesungen. Man musste allerdings in fast allen Fächern wöchentlich Übungsblätter bearbeiten und meist mind. 50% der erreichbaren Punkte erreichen um zur Klausur zugelassen zu werden. Hausarbeiten gab es nicht, Seminare kamen erst im Master und waren da auch optional (ich habe zumindest keines mitgemacht).
Ist so auch in den meisten anderen Universitäten in den MINT-Bereichen (ich kenne mich naturgemäß hauptsächlich in der Physik aus, kenne noch eine Handvoll Biologen, Mathematiker, Informatiker und Maschbauer).
Es wäre nett, wenn dieses ständige “Wehe uns, die Unis gehen unter!” mal etwas differenziert betrachtet werden würde. Die Laberfächer und einige Unis gehen unter. Aber diese Fächer waren schon immer wertlos, wenn man mal ehrlich ist.


peter
28.5.2015 0:31
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Was soll bei dieser Degeneration nur aus so einem Dinosaurier wie mir werden?


David
28.5.2015 0:42
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Ich empfinde als aktueller Student Anwesenheitspflicht ebenfalls als überholt und oft unnötig. Daher kann ich das zunächst nicht nachvollziehen, was im Artikel genannt wird.
Mein Studienfach ist Wirtschaftswissenschaft im Master. Aktuell muss ich z.B. damit rumärgern,dass ich einem Masteranden-Kolloqium nicht regelmäßig nachgehen kann, weil ich während meiner Masterandenzeit aus meiner aktuellen Stadt wegziehen werde (eine Masterarbeit kann ich dank Bibliothekszugriff und Fernleihen etc. von überall aus schreiben).

Andererseits kann ich Dozenten durchaus verstehen, die wenig Lust haben, dass sich alle Studierenden nur die Folien anschauen und so die Prüfung bestehen. Da ist mit Sicherheit das Bachelor-Master-System mitschuld. Ich hatte z.B. noch keine mündliche Prüfung bisher. Gerade durch dieses Prüfungsformat kann man sicherlich mehr “Tiefe” abfragen, als durch Auswendinglernklausuren und empfinde diesen Fakt einfach als “schade”.

Generell scheinst Du mir, lieber Hadmut, die Geisteswissenschaftler manchmal zu schnell zu verurteilen: Es gibt durchaus echt sehr, sehr schlaue Menschen unter ihnen. Ich selbst kenne da einige, aber klar: Vielleicht sind die einfach so schlau, dass es vollkommen egal war, was sie studierten.

Meiner Meinung nach studieren aktuell generell zu viele Menschen, dazu gibt es bei vielen Fächern keinen NC, wo er nötig wäre (Theaterwissenschaft, Germanistik, etc.), was das Bild leider verzerrt (und nicht unverständlich, die Leute, die ich meine, nerven leiden oft in Diskussionen gewaltig).

So, um jetzt hier noch ein paar Fakten gegen GeWi zu bringen (ich bekomme übrigens einen M.SC, warum auch immer, sooo viel Mathe haben wir wirklich nicht gemacht, bzw. kann hier keiner wirklich gut).

Steuerlich bzw. durch Nettotransfers ausgedrückt stehen die GeWis mies dar:

Jeder Akademiker bringt dem Staat ca. 30.000€ netto over lifetime durch mehr Steuern in kürzerer Zeit (Sturn&Wohlfahrt 2000).

Betrachtet man die Nettotransfers für einzelne Studienrichtungen, schneiden die Sprach- und Kulturwissenschaften übrigens auch schlecht ab, sie kosten (Borgloh, S., Kupferschmidt, F. & B.U. Wigger (2008): Verteilungseffekte der öffentlichen
Finanzierung der Hochschulbildung in Deutschland: Eine Längsschnittbetrachtung auf der Basis des
Sozioökonomischen Panels) ca 3% Nettotransfers. Teurer sind z.B. Mediziner (ca 10%), die aber auch eben etwas absolut schützenswertes per Eid schützen. Andere Fachrichtungen zum Vergleich:

Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften: 0,14%
Ingieneure: 1,8%
Mathe/Naturwissenschaften: 1,8%

Universitäten generell: ca. 3%
Fachhochschule: 1%

-> Generell erscheint mir der Kostenoverhead in Forschungs- bzw. Maschinenintensiven Wissenschaften proportional höher zum späteren Verdienst zu stehen, daher die relativ “schlechten” Zahlen. Ein BWL-Prof braucht eigentlich nur seinen Kopf und einen Computer, um ernsthafte Wissenschaft zu betreiben, währendessen ein Maschinenbauer ganz andere Ressourcen braucht. Trotzdem ists gerade deshalb interessant, dass ein an sich “günstiges” Fach, wie z.B. Sprach- bzw. Kulturwissenschaft so schlecht wegkommt. Wir können ja mal überlegen, was der Kennzahlentreiber ist: Schlechter Verdienst oder hohe Ausbildungskosten gemessen am späteren Verdienst… 😉


Hadmut
28.5.2015 0:49
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> Generell scheinst Du mir, lieber Hadmut, die Geisteswissenschaftler manchmal zu schnell zu verurteilen: Es gibt durchaus echt sehr, sehr schlaue Menschen unter ihnen.

Ja, aber das sagt ja nichts. Nur weil es ein paar gibt, heißt das ja noch nicht, dass das Studium was taugt oder die irgendwelche Anforderungen stellen.

Die Qualität des Studiums und die Anforderungen muss man irgendwo in der Mitte oder am unteren Ende messen. Denn die Höhe der Messlatte erkennt man ja nicht an dem, der am höchsten springt, sondern am schwächsten, der trotzdem drüber kommt.

Und was die Geisteswissenschaften an Leuten, Dissertationen, Papers, Aussagen ausspucken, dass ist zwar nicht immer, aber meist übelster, dämlichster, hirnlosester, willkürlichster, korruptester Schwachsinn. Viele Geisteswissenschaftler sind so abgrundtief dämlich, dass sie gar nichts können außer Geld und Sauerstoff zu verbrauchen. Deshalb werden die dann Professor, weil das so ziemlich der einzige Job ist, bei dem man überhaupt nichts zu können und zu machen braucht.


Lars
28.5.2015 1:43
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http://www.brigitte.de/frauen/gesellschaft/emma-watson-feminismus-1214892/

Emma Watson sprach auch über das Image des Feminismus, das ihrer Ansicht nach gelitten habe in den letzten Jahren. “Je mehr ich über den Feminismus spreche, desto mehr merke ich, dass der Kampf für Frauenrechte zu einem Synonym für Männer-Hass geworden ist.” Feministinnen würden oft als zu stark, zu aggressiv, unattraktiv und Männer-hassend wahrgenommen. “Das muss aufhören.”


derdiebuchstabenzaehlt
28.5.2015 2:43
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@ David

Ich weiß nicht, warum mich nach “alle Studierenden”, dann “Generell scheinst Du mir, lieber Hadmut, die Geisteswissenschaftler manchmal zu schnell zu verurteilen:” nicht mehr wunderte. Liegt es an mir, oder an der “Studierenden”-liebe der Geisteswissenschaftsfreunde? Ich weiß wirklich nicht …


Thomas Bliesener
28.5.2015 2:55
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Mit den gut 5000 Stunden Anwesenheitspflicht, die hier kürzlich in einem anderen Artikel erwähnt wurden, hätte ich kein Studium durchgestanden. Ich habe während meines Studiums nur sehr wenige Vorlesungen besucht. Viele waren sterbenslangweilig. Was soll das, wenn ich den Prof 90 Minuten von hinten sehe und mir die Finger wundschreibe? Da habe ich mir lieber von jemandem das Skript kopiert und anhand dessen die passenden Fachbücher aus der UB geholt, mich zwei, drei Tage vor der Klausur damit eingeschlossen und fertig.

Es gab auch Ausnahmen, Vorlesungen, die interaktiv gehalten wurden, in denen der Prof auch mal Fragen gestellt hat (und richtig sauer wurde, wenn aus dem Publikum keine befriedigende Antwort zu Stoff aus dem Grundstudium kam ;). Da konnte man Sachen lernen, die nicht in Lehrbüchern standen. Da bin ich gerne hingegangen, ganz ohne Anwesenheitspflicht.

Es gab bei uns ganz wenige Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, zum Beispiel Sicherheitsbelehrungen vorm Praktikum. In den Praktika selbst faktisch auch, aber nur, weil die Zeit knapp bemessen war und ich die Versuche schlecht zu Hause durchführen konnte.

Soll man nicht spätestens an der Uni das selbständige Arbeiten lernen? Was soll dann diese Gängelei von erwachsenen Leuten? Geht es dann im Beruf so weiter? “Ich habe zwar nichts gerissen, aber jeden Tag brav meine acht Stunden Anwesenheitspflicht geleistet, jetzt Geld her.”


Gast
28.5.2015 4:41
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>> Absolventen der Geistenswissenschaftler sind allesamt massiv sprachgestörte, verblödete und völlig humorlose Tröpfe.


Stefan W.
28.5.2015 4:58
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Hier ist ein interessanter Podcast http://forschergeist.de/podcast/fg011-lehren-und-lernen-in-digitalen-zeiten/ , auch zur BIldung an Universitäten mit anderem Schwerpunkt und nicht ganz so fatalistisch.


John Galt
28.5.2015 5:53
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Wurde in den Kommentaren hier ja schon öfter vorgeschlagen, Hadmut scheint aber nocht nicht darauf eingegangen zu sein: “Der Streik” von Ayn Rand (engl. “Atlas Shrugged”). War alles seit 100 Jahren vorauszusehen. Wird Zeit, dass die Intellektuellen der Gesellschaft endlich in Galt’s Gulch abwandern, vielleicht kann man ja irgendwie digital eine Parallelgesellschaft gründen wenn’s rein räumlich nicht geht.


Hadmut
28.5.2015 8:12
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@John Galt: Ich habe das Buch gekauft, aber noch keine Zeit gehabt, es zu lesen.


Heinz
28.5.2015 7:05
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@Hadmut Typo: “Politische Krieg[s]führung”,


Striesen
28.5.2015 7:48
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Wie so ein Soziologie-Student gegenüber einem Service-Mitarbeiter der DB rüberkommt, wird hier geschildert:

http://www.morgenpost.de/reise/article141536980/Ein-Mitarbeiter-der-Deutschen-Bahn-packt-aus.html


der eine Andreas
28.5.2015 8:17
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o.T.

So, jetzt habt ihr’s!
Schwule Fliegen machen Weibchen fruchtbarer
http://www.spektrum.de/news/schwule-fliegen-machen-weibchen-fruchtbarer/1348483

P.S. Der Link zur Originalstudie ist momentan falsch und führt zu baby photos.

Und am Ende des Artikels:
“Trotzdem handelt es sich bei dem Befund bisher nur um eine statistische Korrelation. Ob der Effekt tatsächlich real ist und den Fortbestand der Homosexualität erklären kann, müssen weitere Studien auch an anderen Tierarten zeigen.” Gähn…

P.S. Das soll nur für männlich homosexuelle Fliegen gelten. Bleibt die Frage: Was bewirken Lesben?


Hadmut
28.5.2015 9:16
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@Der eine Andreas: Solche indirekten evolutionären Vorteile habe ich ja schon öfters erwähnt. Irgendwer will mal herausgefunden haben, dass die Neigung zu schwulen Söhnengenetisch bedingt ist, diese Mütter aber im Mittel trotzdem mehr heterosexuelle Nachfahren haben.


LeserJ
28.5.2015 8:19
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@Hadmut

Bei dem Thema wird mir zunehmend Angst und Bange. Ich habe jetzt schon einige Male von den Ausbildern in unserem Unternehmen gehört, dass viele Azubis eine sehr große Erwartungshaltung haben was ihre Bewertungen betrifft und schlechte Bewertungen zu Beschwerden führen.

Glücklicherweise gibt es auch noch einige Lichtblicke bei den Azubis.


Coyote38
28.5.2015 9:02
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@ Heinz:

Nein, kein Typo. “Krieg[s]führung” gibt es genauso wenig wie “Offizier[s]anwärter” oder “Titten[s]fick”. 😀

Lass Dir das von einem Geisteswissenschaftler gesagt sein. Ich verstehe vielleicht die Funktionsweise meines eigenen Computers nicht und kann auch keine Integrale berechnen. Aber von SPRACHE verstehe ich sehr wohl etwas.


Hadmut
28.5.2015 9:18
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Es heißt ja auch nicht Bratskartoffel…


Martin
28.5.2015 9:09
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Also ich finde es gibt auch sinnvoll eingesetzte Anwesenheit-pflichten. Bei uns im Studium musste man in Hauptstudium noch x Semesterwochenstunden nicht-technische Wahlpflichtfächer (NTW) Vorweisen (Studium Generale).
Da ich neben meinen Pflicht und Wahlpflicht Stunden im Hauptstudium sowieso noch jedes Semester min. 2 zusätzliche Fächer gehört (Spitzensemester war mit 13 Vorlesungen) habe die mich interessiert haben (und wo ich auch prinzipiell die Prüfung machen wollte) kam es mir sehr gelegen, dass man für die NTW nur einen Übungsschein brauchte. Und Übungsscheine konnte man auch bekommen, in dem man mit Anwesenheit geglänzt hat. Ich fand das einen fairen Deal. Meine Zeit gegen einen Übungsschein. Die Zeit in der Vorlesung konnte ich dann entweder mit zuhören zubringen, wenn es Interessant war und ansonsten halt was für andere Fächer lesen.
Wenn ich mir Vorstelle da auch noch für Prüfungen hätte lernen zu müssen, dann doch lieber so wie es war.


Schwärmgeist
28.5.2015 10:06
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> Das Federal Ministry of Justice ist das Bundesjustizministerium. Es wird alles als Federal bezeichnet, was der Föderation und nicht dem einzelnen Mitglied zugeordnet ist.

Richtig, das Federal Bureau of Investigation enspricht ja auch in etwa unserem Bundeskriminalamt. Die Sache ist etwas wacklig. Vielleicht hat es schon der Sprecher vergeigt, oder irgendwas wurde irgendwo falsch übertragen – das bleibt hier ungewiß.

Eine Anwesenheitspflicht im Studium finde ich auch nicht wichtig. Wer dem Stoff folgen und seine Scheine machen kann, der sollte nicht weiter behelligt werden. Es soll ja auch Studenten geben, die neben dem Studium noch arbeiten müssen und deshalb gar nicht alle Vorlesungen besuchen können. Der Sinn von Vorlesungen ist eh etwas zweifelhaft. Ich habe es in Karlsruhe erlebt, wie meine Sitznachbarn stur niedergeschrieben haben, was an die Tafel gepinselt wurde oder sonstwie merkenswert erschien, wo doch der gleiche Krempel eh im Skript stand. Ich bin zum Beispiel ein schlechter, oder sagen wir: langsamer Zuhörer. Oft stellten sich mir im Hörsaal viele Fragen, und während über dies und das sinnierte, fuhr der Prof unbeirrt weiter, sodaß ich bisweilen den Faden verlor. Da lernte ich lieber mit Skripten und Büchern, diese Lernmethode liegt mir als Hobbyautist wohl eher.

Irgendjemand wollte schlecht schlafen. Ja, das sollte man vielleicht auch tun: mit unserer Bildung geht’s den Bach runter.

Die Seite gender-curricula.com ist ja wirklich zum Fürchten. Ich verstehe sie, auf einen Satz runtergebrochen, so: Wir wollen alle Unterrichtsfächer mit unserem Geschwafel infiltrieren. Wieso sind die Genderisten eigentlich nicht in der Lage dazu, für ihre “Wissenschaft” einen deutschen Begriff zu finden? Zur Rechtschreibung hat man auch ein eher entspanntes Verhältnis: da stehen “Gender Curricula”, “Gender-Report” und “Genderforscherin” auf einer Seite. Ja, was denn nun? Ist es “Wasser Hahn”, “Wasser-Hahn”, oder “Wasserhahn”??

Dieses bekloppte Binnen-I ist wohl nicht auszurotten. Wie soll man “ExpertInnen” überhaupt vorlesen? Wie “Expert – Pause – Innen”? Sollen Grundschüler wirklich so schreiben? Und wie funktioniert das im Singular? Ist es da “das ExpertIn” oder wie? Oder umschifft ein GenderistIn den Singular lieber gleich, um sich solchen Fragen nicht stellen zu müssen? Ist es weiterhin “das StewardEss”. Bekommt Frau Schwarzer nicht selbst Magengrummeln, wenn sie technoides Zeug wie “jedeR” schreibt? Noch einmal die Frage: Sollen Erstkläßler so schreiben?

Ich will auchmal mit Englisch protzen: The inmates are running the asylum.


Schwärmgeist
28.5.2015 10:10
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> Es heißt ja auch nicht Bratskartoffel…

Das ist zwar witzig mit dem “Spiegelsei”, aber kein Argument. Oftmals ist auch beides gebräuchlich und richtig. So kann es “Anwesenheit[s]pflicht”, “Verband[s]kasten” und “verfassung[s]gebend” heißen. Das sind doch wirklich unwichtige Petitessen.

Schlimmer ist es doch, wenn das Fugen-s, das ja bereits zwei Wörter miteinander verbindet, noch einen Bindestrich dazubekommt. Die “Bild”-Zeitung ist in dieser Disziplin Vorreiter, und auch auf gender-curricula.com heißt es “Gleichstellungs-Projekte”. Offenbar sind wir wohl zu blöd, “Gleichstellungsprojekte” zu schreiben und zu verstehen. Das Deutsch auf dieser Site ist eh zum Weglaufen. Und diese Tanten wollen wir auf unsere Bildung loslassen?


Der Stadtfuchs
28.5.2015 10:18
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Doch, es heißt Bratskartoffel. Das S ist für Speck. Wie in Rechtsanwalt.


Horsti
28.5.2015 10:20
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Der Professor hätte recht, aber ich verstehe seine Kritik bei der Anwesenheit nicht. Wer darauf besteht sollte an einer FH lehren oder lieber Lehrer werden, da kann er dann bei Nichtanwesenheit Klassenbucheinträge machen.


Schwärmgeist
28.5.2015 10:41
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> Sitznachbarn

Apropos Sitznachbarn: Karlsruhe war dermaßen überlaufen, daß gerade noch einen Treppenplatz ergattern konnte, wer fünf Minuten vor der Zeit kam. Einmal blieb mir nur ein Stehplatz – da kommt doch Fußballstadionfeeling auf. Sitzplatzgarantie gab es nur, wenn man mindestens eine Viertelstunde vor Vorlesungsbeginn kam, was die Raucher natürlich diskriminierte.


Kollege
28.5.2015 10:46
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“Absolventen der Geistenswissenschaftler sind allesamt massiv sprachgestörte, verblödete und völlig humorlose Tröpfe.”

Verallgemeinerungen sind immer falsch? Lieber Hadmut, so gerne ich deinen Blog lese und so oft ich dir auch als Absolvent der Geisteswissenschaften Recht gebe was die Standards (und die Deppenquote) in besagten Fächern angeht, muss ich hier doch widersprechen. Ist dann allerdings wohl auch nur ein Beleg für meine gestörte Sprache, allgemeine Verblödung und Humorlosigkeit.

Auf Dauer wird es unangenehm deine Beiträge zu lesen, wenn man sich in jedem zweiten Beitrag als Idiot bezeichnen lassen muss. Gerade wenn man seinen Lebensunterhalt nicht damit bestreitet, Steuergelder abzugreifen und unnütze Papers zu fabrizieren. Trotz eines Magister-Grades.


Hadmut
28.5.2015 12:42
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@Kollege: Mit einem Blog ist das wie mit einem Ofen: Ab und zu muss etwas Brennstoff nachgelegt werden, damit das Ding nicht ausgeht…

> Auf Dauer wird es unangenehm deine Beiträge zu lesen, wenn man sich in jedem zweiten Beitrag als Idiot bezeichnen lassen muss.

Es ist aber der mir bisher einzig bekannte und einzig als wirksam erwiesene Weg, die einen Geisteswissenschaftler endlich mal dazu zu bringen, sich von den anderen zu distanzieren.

Denn eine wesentliche Ursache für die Verblödung weiter Teile ist, dass selbst die Geisteswissenschaftler, die was auf der Pfanne haben, jahrelang weggeguckt, geschwiegen, gebilligt haben. Und damit haben die sich das einfach selbstverschuldet eingebrockt, mit in einen Topf geworfen zu werden.

Wer nicht in einen Topf geworfen werden will, der muss halt auch ab und zu mal das Maul aufmachen und auf Unterschiede hinweisen. Schweigen kann in manchen Zusammenhängen auch als Zustimmung gewertet werden, und wer zustimmt, ist damit auch verantwortlich.

Ich sehe das Problem, das Du ansprichst, aber ich halte es für ein selbstgemachtes Problem fähiger Geisteswissenschaftler. Selbst schuld.


Striesen
28.5.2015 10:51
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@alle Sprachspezialisten: Es heißt aber Rindfleisch, Rindsleder und Rinderbraten.


Missingno.
28.5.2015 11:17
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Es gibt beides: Kriegführung und Kriegsführung. Letzteres halte ich für gebräuchlicher, aber deswegen ist es ja nicht richtiger. So ähnlich wie Lesbierinnen und Lesben.

http://www.duden.de/rechtschreibung/Kriegsfuehrung
http://www.duden.de/rechtschreibung/Kriegfuehrung


Missingno.
28.5.2015 11:19
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PS: Laut Duden ist Offizieranwärter _militärisch_ für Offiziersanwärter.
http://www.duden.de/rechtschreibung/Offizieranwaerter
http://www.duden.de/rechtschreibung/Offiziersanwaerter


Zaphod B.
28.5.2015 12:14
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Die OECD, die regelmäßig ihre “Empfehlungen” und Berichte an die Regierungen und ans Volk herausgibt ist ein Haufen akademischer Vollpfosten, die stets eine Karrierestufe höher weggelobt wurden, damit sie das arbeitenden Personal nicht weiter stören. Im Prinzip sind das die Telefonhörerdesinfizierer, Börsenheinis, Marketing- und Imageberater etc. von Golgafrincham, denen man erzählte sie wären das Vorraus-Kommando um sie mit einem Raumschiff loszuwerden.
Bis heute haben diese Volldeppen nicht kapiert, dass es in einigen EU-Ländern (u.a. Frankreich und Deutschland) ein duales Bildungssystem mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Praxis, Theorie) gab und teilweise immer noch gibt. Nach den Vorstellung der OECD hat z.B. ein Handwerkergeselle keinen Bildungsabschluss und gehört somit zu den Verlieren der Gesellschaft. Die Möglichkeiten einen Meister zu machen bzw. nach Fachabitur später ein Studium aufzunehmen ignorieren diese Leute nach wie vor.

Ebenso wie ihre Vorgängerinnen Buhlman und Schavan folgt auch die amtierende Ministerin Wanka mehr oder weniger blind den OECD Vorgaben. Bei Buhlman und Schavan wunderte mich das nicht sonderlich. Von einer Mathematikprofessorin hätte ich da schon eine deutlich kritischere Haltung erwartet. Insbesondere wenn die OECD in ihren “Studien” zu so “bahnbrechenden” Erkenntnissen kommt, die sich auf die einfach Formel bringen lassen “je mehr Akademiker desto mehr Wohlstand für ein Land”.

Dass es evtl genau anders herum ist, nämlich dass ein wohlhabendes Land sich mehr Akademiker leisten kann, als ein weniger wohlhabendes Land ist diesen Leuten noch nie in den Sinn gekommen.

Aus diesem Grund wird inzwischen jeder durch die Hochschulen geprügelt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Meine Prognose:
Sofern es nicht eine radikale Kehrtwende und Rückbesinnung auf das gibt, was dieses Land einmal sehr erfolgreich machte (Ehrgeiz, Leistung, Fleiß, Ideen- u. Erfindungsreichtum) werden wir in einige Jahren ein akademisches Lumpenproletariat erleben, mit enormen Ansprüchen aber unfähig zu irgendeiner sinnvollen Gegenleistung.
Die Gewinner werden diejenige sein, die heute noch eine praktische Berufsausbildung absolvieren. Ihre Leistungen werden die sich zukünftig noch deutlich besser bezahlen lassen.


Jürgen
28.5.2015 12:14
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Der Autor des Ursprungstextes bezieht sich eindeutig auf das Schreiben eines Landesministeriums. Weshalb? Käme das Schreiben tatsächlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, hätte es eine geharnischte Protestnote des eigentlich zuständigen Ministeriums und des Ministerpräsidenten des betroffenen Bundeslandes gegeben.

Ich nehme an, dass der Autor mit den Feinheiten der Übersetzung der Bezeichnungen deutscher Ministerien und Behörden ins Englische einfach nicht vertraut ist. Das ist z.T. tatsächlich sehr knifflig.


Jürgen
28.5.2015 12:20
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Ich tippe bezüglich des angesprochenen Schreibens auf NRW.


Rechnungsprüfer
28.5.2015 12:43
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wie wäre es denn mit Geschlechtstest für die Aufsichtsratquote?
http://taz.de/Geschlechtertests-vor-Frauenfu%C3%9Fball-WM/!5201157/


JochenH
28.5.2015 12:49
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Schön, dass Hadmut auch die Rolle Chinas hier würdigt (unten in seinem langen Text). Da meine Frau Chinesin ist kriege ich vieles mit, habe auch in China schon gelebt.

Die lassen erstmal keine Fremden rein bzw. nur finanzkräftige Leute. Dann lassen sie schlichtweg keine gewalttätigen Gruppierungen zu, die Gewalt liegt allein beim Staat.

Bildungssystem ist staatlich. Wer gut ist kommt weiter. Meine Frau hat 6 Geschwister trotz Einkind-Politik, ihr Vater ist lange bankrott. Aber 6 der 7 Kinder haben studiert und zwar nachgefragte Fächer wie Jura oder Medizin, einfach weil sie die Leistung gebracht haben.

In Politik und Verwaltung werden nicht wie unter Mao alte Weggenossen installiert, sondern die besten der Jahrgänge ausgesucht und ihnen viel Freiheit gelassen. 2015 wird zB der Bau des größten Flughafens der Welt beginnen (Peking Daxing). Inbriebnahme ist realistisch vor 2020, geplant sogar 2018.

In China regiert ein hartes Leistungsprinzip und es gibt staatliche Hilfen bei Gesundheit und Bildung, Frauenquoten, Gender und linksgrünes Gutmenschentum findet man nicht.


Schwärmgeist
28.5.2015 13:00
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> Absolventen der Geistenswissenschaftler sind allesamt massiv sprachgestörte, […]

Nee, Hadmut, in dieser Pauschalität muß das nicht sein. Wirklich nicht. Da kann ich Kollege verstehen.


Manfred P.
28.5.2015 13:18
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>Es müssen alle leistungsunabhängig mit 1,0 bewertet werden.

Nee, also Du warst doch selber an der Uni. Sofern Karlsruhe nicht ein komplett anderes System hatte als alle anderen Unis, so musste man im Studium doch Leistungsnachweise (vulgo: Scheine) machen, und die Noten hingen allen an Vordiploms- und Diplomprüfungen. Und die Scheine werden nicht benotet. Das meint der Autor, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, denn Prüfungen kann man nicht beliebig oft wiederholen.

Bei uns war es allerdings so, dass man 50% aus den Übungen und 50% aus den Klausuren brauchte, um den Schein zu bekommen. Ganz so einfach wie an der Leberwurst war es also nicht.

Und was die Anwesenheitspflicht angeht: Ich war so gut wie nie in den Vorlesungen, sondern habe alles im Skript nachgerechnet. Fragen zum Skript habe ich in den Übungen geklärt. Ging auch.

Die sollen sich mal nicht so einpissen, sondern die Vorlesungen auf Video aufnehmen und auf YouTube stellen. Das spart allen Beteiligten Zeit und Geld.

Z.B. habe ich GPU-Programmierung so gelernt, macht wirklich keinen Unterschied, ob ich da nun sitze oder zuhause bin.


Christian
28.5.2015 13:25
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Du schreibst: Und was die Geisteswissenschaften an Leuten, Dissertationen, Papers, Aussagen ausspucken, dass ist zwar nicht immer, aber meist übelster, dämlichster, hirnlosester, willkürlichster, korruptester Schwachsinn. Viele Geisteswissenschaftler sind so abgrundtief dämlich, dass sie gar nichts können außer Geld und Sauerstoff zu verbrauchen. Deshalb werden die dann Professor, weil das so ziemlich der einzige Job ist, bei dem man überhaupt nichts zu können und zu machen braucht.

Mann Hadmut, schreibe doch mal differenzierter über die Geisteswissenschaftler – immer dieses nicht belegbare Draufknüppeln. Wohlan – en retour:

Ich hab an der Uni Mainz Geschichte, Sport und Philosophie studiert. Bin damit in die Wirtschaft gegangen, wurde Unternehmensberater. Andere wurden Lehrer, Beamte etc. Die Qualität der Lehre an der Uni Mainz war gut. Schwätzer oder hirnlose Menschen habe ich dort kaum wahrgenommen. Die Themen wurden überwiegend interessant und gut aufbereitet und weitergegeben. Spinner gab’s, die waren aber die Minderheit. Und es gab sie sehr wohl auch in anderen Fächern.

Die Informatiker zum Beispiel waren in den Augen der Sportstudenten verklemmte Würstchen und ich und andere haben uns auf den Uni-Partys dann manchmal über die und ihr Verhalten Frauen gegenüber amüsiert. Die galten in unseren Augen als kommunikationsunfähige Eigenbrötler. Und später im Job habe ich die meisten Informatiker auch als seltsame Spezies kennengelernt – schwierig, mit ihnen zu kommunizieren etc.

Und nu? Was wäre daraus zu machen? Doch wohl nix – das sind lediglich eigene Erfahrungen und Klischees und Bilder, die sich durcheinander mischen.
Wirklich statistisch belegen, dass Informatiker an sich kommunikationsgestörte Wesen sind, die man am Besten in dunklen Räumen voller Technik alleine lässt, kann ich nicht. Und ich schätze, auch DU kannst nicht statistisch belegen, dass Geisteswissenschaftler in ihrer Mehrheit heutzutage nur Müll produzieren. Du sprichst hier also lediglich von Deinem eigenen Eindruck – mehr nicht! Wenn Du es präzise statistisch belegen kannst – her damit!

Ansonsten wäre meine Bitte, hier mal die Scheuklappen und das beständige „Geisteswissenschaftler sind blöd“ abzulegen. An Nietzsche und Heraklit dürfte man sich noch erinnern, wenn wir beide längst vergessen sind, Hadmut.
So long
Christian
P.S.: Ah – wenn es Dir darum geht, dass dieser Schwachfug Gender im geisteswissenschaftlichen Biotop beheimatet ist und kritisiert werden sollte – vollkommen d’accord! Aber deswegen ALLE über einen Kamm scheren – no sir!


Hadmut
28.5.2015 14:10
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> Die Informatiker zum Beispiel waren in den Augen der Sportstudenten verklemmte Würstchen

Das ist genau der Punkt: Da wird persönliches Verhalten beurteilt. Aber fachlich-wissenschaftliche Leistungen des Studiengangs?


Manfred P.
28.5.2015 13:27
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@Schwärmgeist

> Ich bin zum Beispiel ein schlechter, oder sagen wir: langsamer Zuhörer. Oft stellten sich mir im Hörsaal viele Fragen, und während über dies und das sinnierte, fuhr der Prof unbeirrt weiter, sodaß ich bisweilen den Faden verlor. Da lernte ich lieber mit Skripten und Büchern, diese Lernmethode liegt mir als Hobbyautist wohl eher.

Geht mir genauso. Es ist eigentlich seit Jahrzehnten bekannt, dass die einen besser durch Lesen lernen, die anderen besser durch Zuhören.

Mit Vorlesungsvideos komme ich aber ganz gut zurecht, weil ich anhalten und zurückspulen kann, wenn ich einen Schritt nicht verstanden habe. Beim zweiten Anschauen verstehe ich es dann so gut wie immer. Das ist millionenmal effizienter, als die Vorlesung zu unterbrechen, eine Frage zu stellen, und eine bescheuerte Antwort zu kriegen, weil dein Gegenüber die Frage gar nicht verstanden hat.

Ich weiß also nicht, wieso die sich wegen der Anwesenheitspflicht so einpissen, zumindest bei Vorlesungen.

Im Praktikum ist das was anderes, das geht schlecht ohne Anwesenheit. 🙂


Manfred P.
28.5.2015 13:32
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>Feministinnen würden oft als zu stark, zu aggressiv, unattraktiv und Männer-hassend wahrgenommen.

Normalerweise ist aggressives Sich-Aufplustern kein Zeichen von innerer Stärke.

Daher nehme ich solche Feministinnen nicht als stark und aggressiv war, sondern nur als nervende Schreckschrauben.


Kollege
28.5.2015 13:43
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@Hadmut

Von Distanziererei halte ich nicht besonders viel. Distanziert sich der Hund von der Katze? Manche Sachen sollten einfach klar sein. Darunter fällt für mich auch einfach der Fakt, dass nicht jeder Geisteswissenschaftler ein Idiot und/oder Gender-Feminist ist.

Den Vorwurf, dass ich das Maul nicht aufgemacht habe und somit den Weg des geringsten Wiederstands gewählt habe, muss ich mir allerdings gefallen lassen. Hier gebe ich Dir Recht. Auf der anderen Seite war der Verblödungsprozess zu meiner Zeit (ab 2007) auch schon fortgeschritten genug, dass es sowieso ein Kampf gegen Windmühlen gewesen wäre. Ich habe sehr großen Respekt vor dem was Du in Sachen Prüfungsrecht geleistet hast, allerdings muss ich sagen, dass es Lebenszeit ist, die ich mir gern gespart habe.

Mich persönlich hat die Erfahrung Studium vornehmlich desillusioniert, so dass ich mich während der Studienzeit mit vielen anderen Dingen beschäftigt habe (die mir letztlich auch den Berufseinstieg ermöglicht haben) und wenig mit Studium. Irgendwann wars so weit, dass man sich der Maximalstudiendauer näherte und dann hat man den Quark eben noch abgeschlossen. Würde mich dennoch nicht soweit aus dem Fenster lehnen, anderen die Gesamtschuld an heutigen akademischen Zuständen zuzuschreiben.


Hadmut
28.5.2015 14:08
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@Kollege:

> Distanziert sich der Hund von der Katze?

Ist der Hund verbeamtet und gehört es zu seinen Dienstaufgaben, den Stand der Fakultät hochzuhalten?

Wird der Hund nach Leistungen beurteilt (und erwartet er, dafür Geld zu bekommen), obwohl die Hundeausbildung von Katzen ruiniert wurde?


ronin
28.5.2015 13:53
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Was “Prof. Schweinsteiger” da schreibt, deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Kommt natürlich darauf an, wofür Wurstologie steht.

Kurse, auf die keine Noten vergeben wurden, gab es nicht. Es musste wirklich in jedem Modul (damals wurde gerade auf das Bologna-System umgestellt, deshalb hießen meine Vorlesungen ab dem Hauptstudium “Module”) eine Prüfung abgelegt werden, deren Note mit den jeweiligen Credit Points gewichtet wurde. Soweit ich noch weiß, durfte man in keiner Prüfung endgültig durchfallen, wenn man ein Diplom haben wollte.

In meinem Studien gang gab es zwar keine Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, in den Naturwissenschaften und in Medizin schienen sie aber laut Berichten von Kommilitonen gang und gäbe zu sein: Zu oft unentschuldigt abwesend = durchgefallen.

Bei uns gab es allerdings einen Professor, der eine Anwesenheitspflicht zwar nicht nominell, aber de facto durchsetzte, indem er von jedem Teilnehmer verlangte, mindestens einmal pro Vorlesung einen aktiven Beitrag (z.B. in Form eines Kommentars oder einer Frage) zu leisten. Das wurde auch akribisch durchgesetzt: Bei jeder Wortmeldung musste man seinen Namen nennen und ein Assistent führte eine Strichliste, die Einfluss auf die Modulnote hatte.

Mehrere gleichzeitig stattfindende Lehrveranstaltungen zu belegen und immer eine davon zu schwänzen, war manchmal unvermeidlich, um auf die erforderliche Mindestzahl an Credit Points pro Semester zu kommen.

Etwas unfair fand ich, dass Modulprüfungen oft auf einen Zieldurchschnitt hin korrigiert wurden (das ist laut mehreren Dozenten, mit denen ich später gesprochen habe, gänginge Praxis). D.h. wenn man mit lauter Genies in einem Kurs sitzt, bekommt man schlechtere Noten, als mit lauter Nieten.

Das ist jetzt 10 Jahre her, aber ich glaube nicht, dass sich das seither so stark verändert hat. Alumni derselben Universität erzählen mir, dass die Anforderungen seitdem eher gestiegen sind – umfangreichere Prüfungen, mehr Lernstoff, härtere Bewertung usw.


melursus
28.5.2015 14:16
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@Hadmut 12:42 Schweigen als Zustimmung kenne ich wirksam nur aus dem Handel.
Welcher Sozialwissenschaftler kann den noch das Maul aufmchen? Wer hat einen Landesherrn wie Junker Jörg? Keiner. Wer hat einen Prof am Institut, der freie Äußerung in Zeiten der ExzellenzElitenförderung zuläßt?
Mit einem Job in der Industrie ist die freie Meinungsäußerung auch noch nicht ungefährlich. Nur als Eigentümer kann man selbst entscheiden, das Risiko zu tragen.Oder als Pensionär. Doch auch Buschkowsy oder Sarrazin brauchen ein breites Kreuz.

Natürlich haben Sie recht. Die Quasselstrippen sollten auflaufen. Ein Berufungsausschuss sollte nachfragen.
Wann wurde in Sozialw. das Rigorosum abgeschafft?


hochschulen sind deppenbiotope
28.5.2015 14:24
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Bei uns hat ein Prof abgeschlossen, dass keiner mehr rein oder raus kann. Wer pissen musste durfte auch nicht raus.

Genau deshalb ging mir die Anwesnheitspflicht auch auf den Sack, später wurde das dann von höherer Stelle gekippt, man musste auch nicht mehr eine Mindestanzahl an Übungen mitmachen oder Vorklausuren mitschreiben um an der offiziellen Klausur teilzunehmen,.. das war teilweise wie im Kindergarten, ja an einer FH. Später war ich dann an einer Uni da war es ähnlich der Anwesenheitsschwachsinn und Mindestpunktzahl in Übungen wurde dort aber auch gekippt, dagegen hat iirc mal jemand geklagt.


Kollege
28.5.2015 14:30
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@Hadmut:

Zu 1. Nein der Hund ist nicht verbeamtet und es zählt daher auch nicht zu seinen Aufgaben, den Stand der Fakultät hochzuhalten. Hier war allerdings auch nicht die Rede von verbeamteten Funktionsträgern, sondern von allen Absolventen.
Zu 2: Ja er wird nach Leistung bezahlt, ist allerdings Quereinsteiger. Also arbeitet der Hund derzeit als Krokodil.

Das dürfte meiner Einschätzung nach für die meisten Absolventen der Geisteswissenschaften gelten, die in der freien Wirtschaft herum schwirren.

Ich möchte hier nicht noch mehr zu der Sache schreiben. Ich bin letztlich großer Fan Deiner Arbeit und lese Deinen Blog täglich. Sieh es daher als gut gemeinte Kritik: Beleidigende Verallgemeinerungen dieses Ausmaßes erscheinen mir kontraproduktiv, auch wenn Du es als notwendiges Nachlegen von Brennholz empfindest. Mehrheitlich gebe Dir nämlich Recht.


Fabian
28.5.2015 14:48
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Die Anwesenheitsdebatte ist vor kurzer Zeit in NRW geführt worden und es gab auch einige Artikel in den großen Medien drüber:

http://www.zeit.de/studium/hochschule/2015-01/bologna-anwesenheit-uni-pflicht

Das im Artikel erwähnte Schreiben der Landesregierung könnte inhaltlich ungefähr deckungsgleich mit folgendem Statement sein:

http://www.wissenschaft.nrw.de/hochschule/hochschulrecht/hochschulzukunftsgesetz/verbot-der-allgemeinen-anwesenheitspflicht-in-lehrveranstaltungen/

Von dem was ich von den Beschreibungen einiger Freunde weiß, sind seminaristischer Veranstaltungen in manchen geisteswissenschaftlichen Fächern, gerade im Grundstudium nichts anderes als ein anderer Name für eine Vorlesung. Von daher, ich habe kein Verständnis für Professoren, die idiotische Studienordnungen durch die Uni-Gremien und durchs Ministerium bringen und sich dann über solche Effekte wundern.


Schwärmgeist
28.5.2015 15:04
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@Christian

> Wirklich statistisch belegen, dass Informatiker an sich kommunikationsgestörte Wesen sind, die man am Besten in dunklen Räumen voller Technik alleine lässt, kann ich nicht.

Mußt Du auch nicht: es stimmt. Ich arbeite hier mit Fledermäusen zusammen, die es gar nicht dunkel genug haben können und im Sommer die Jalousien runterlassen. Grauenvoll. Wenn ich das Licht einschalte, muß ich mich jedesmal dafür rechtfertigen. Als Jugendlicher war ich auch so: da saß ich am liebsten im Keller, um irgendein Programm in die Tasten zu hämmern, das die Welt garantiert nicht braucht, nicht einmal ich selbst. Was scherte mich da die Tageszeit draußen? Was allerdings die Frauen angeht: die fand ich wider jedes Klischee schon immer äußerst interesant. 😉


Christian
28.5.2015 15:22
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Zitat: Das ist genau der Punkt: Da wird persönliches Verhalten beurteilt. Aber fachlich-wissenschaftliche Leistungen des Studiengangs?

Ich bitte um Belege – die These, das wäre im geisteswissenschaftlichen Rahmen alles nur Mumpitz, stammt von Dir – also liefere! Oder räume ein, dass dies nur Dein Eindruck ist – was etwas anderes ist, als beständig zu verkünden: So ist es!
Gruß
C


Hadmut
28.5.2015 21:29
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@Christian:

> Ich bitte um Belege – die These, das wäre im geisteswissenschaftlichen Rahmen alles nur Mumpitz, stammt von Dir – also liefere!

Das mache ich seit Jahren – mit diesem Blog.

Im übrigen: Die zitierten und Informatikern zugeschriebenen Eigenschaften waren doch nur persönliches Verhalten und hatten nichts mit dem Fach zu tun. Das musst Du doch dem vorhalten, der es behauptet hat und nicht mir.


Dirk S
28.5.2015 15:27
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@ Zaphod B.

Die OECD,[…].
Bis heute haben diese Volldeppen nicht kapiert, dass es in einigen EU-Ländern (u.a. Frankreich und Deutschland) ein duales Bildungssystem mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Praxis, Theorie) gab und teilweise immer noch gibt.

Da habe ich eine gute Nachricht für dich: Heute habe ich in der Zeitung geleses, dass die doch glatt festgestellt haben, dass DE eine Duale Ausbildung hat und die sogar als gutes Mittel zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gelobt! Wenn die das an ihre Kollegen von der Akademiker-Abteilung weitersagen würden, das wäre doch mal was.

Ach ja, was die Jugendarbeitslosigkeit in den Südländern der EU betrifft: http://www.rwi-essen.de/unstatistik/21/ zeigt das wahre Problem auf. Dürfte aber für die OECD zu kompliziert sein.

Nach den Vorstellung der OECD hat z.B. ein Handwerkergeselle keinen Bildungsabschluss und gehört somit zu den Verlieren der Gesellschaft. Die Möglichkeiten einen Meister zu machen bzw. nach Fachabitur später ein Studium aufzunehmen ignorieren diese Leute nach wie vor.

Ach komm, die haben an US- und GB-Eliteunis studiert, die kennen so etwas nicht. Muss man halt Verständnis für haben. 😉

Ebenso wie ihre Vorgängerinnen Buhlman und Schavan folgt auch die amtierende Ministerin Wanka mehr oder weniger blind den OECD Vorgaben. Bei Buhlman und Schavan wunderte mich das nicht sonderlich. Von einer Mathematikprofessorin hätte ich da schon eine deutlich kritischere Haltung erwartet.

Auch wenn unsere Minister was anders vorgeben, denen geht es vor allem darum, jemanden anders für Fehler verantwortlich machen zu können. Und den Empfehlungen der OECD zu folgen ist da immer gut, auch wenn jedem mit den IQ einer Andalusischen Weinbergschnecke klar ist, dass die OECD oftmals Unsinn von sich gibt.

Insbesondere wenn die OECD in ihren “Studien” zu so “bahnbrechenden” Erkenntnissen kommt, die sich auf die einfach Formel bringen lassen “je mehr Akademiker desto mehr Wohlstand für ein Land”.

Die OECD soll alles auf eine einfache Formel herunterbrechen, denn so kann sich jeder Minister in jedem Land gut dahinter verstecken. Für was anderes sind die doch nicht da.

Dass es evtl genau anders herum ist, nämlich dass ein wohlhabendes Land sich mehr Akademiker leisten kann, als ein weniger wohlhabendes Land ist diesen Leuten noch nie in den Sinn gekommen.

Korrelation, Kausalität, ach was sag ich. Weißt du genauso gut wie alle andern hier. Hmm, vielleicht sollten wir vor der nächten Wahl bei den Abgeordneten mal nachfragen, ob die auch hier mitlesen. 🙂

Aus diesem Grund wird inzwischen jeder durch die Hochschulen geprügelt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Hihi, ich stell mir das gerade plastisch vor. Gebt mir eine Kettensäge! Also für die Bäume. Und eine Peitsche! Yeah! 🙂

Meine Prognose:
Sofern es nicht eine radikale Kehrtwende und Rückbesinnung auf das gibt, was dieses Land einmal sehr erfolgreich machte (Ehrgeiz, Leistung, Fleiß, Ideen- u. Erfindungsreichtum) werden wir in einige Jahren ein akademisches Lumpenproletariat erleben, mit enormen Ansprüchen aber unfähig zu irgendeiner sinnvollen Gegenleistung.
Die Gewinner werden diejenige sein, die heute noch eine praktische Berufsausbildung absolvieren. Ihre Leistungen werden die sich zukünftig noch deutlich besser bezahlen lassen.

Schön wärs, ich fürchte, es wird eher darauf hinauslaufen, das für die Menge der überflüssigen und gescheiterten Akademiker Staatsjobs geschaffen werden, die von denen, die was Anständiges gelernt (oder studiert) haben bezahlt werden müssen. Und dann wird irgendwann die Mauer, die man derzeit nach Außen errichtet auch nach innen abgesichert…

Sichere Grüße,

Euer Dirk


Thomas Bliesener
28.5.2015 15:36
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@Coyote38: Wenn Du tatsächlich etwas von Sprache verstehen würdest, wüßtest Du, daß es in diesem Bereich keine Regel gibt. Bei manchen Komposita ist ein Fugenlaut üblich, bei manchen nicht. Das kann regional variieren. Siehe auch http://faql.de/fugenzeichen.html.

Und ein Wort hinzuschreiben und gleichzeitig zu behaupten, es existiere nicht, hat etwas unfreiwillig Komisches.


Der große böse Wolf
28.5.2015 15:40
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@Coyote38:
Bei der Führung des Krieges bekommt der Krieg ein Genitiv-S. Beim ficken der Titten sind diese auch im Genetiv, aber ohne S.
Der Anwärter für den Offizier bekommt seine Lücken-S nur zur einfacheren Aussprache, der Duden erlaubt hier explizit beides. Ebenso wie beim Dreieckstuch.
Bastian Sick hat sich da mal in “Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod” drüber ausgelassen:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-bratskartoffeln-und-spiegelsei-a-293186.html


Rocco
28.5.2015 15:41
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Man könnte gar meinen, soetwas hat Methode. Das Bildungswesen fürs Volk wird an die Wand gefahren, die Abschlüsse entwertet. Privat-Unis vermitteln “harte” Inhalte und züchten die eigentliche (kleine) Elite von morgen heran. Mal so ins Blaue hinein vermutet…

Im Schulwesen ist es ähnlich. Staatliche Schulen werden schlecht, private Schulen machen das Rennen. Wer sich leisten kann, schickt seine Gören auf Private.
Die Brut vom Plebs macht dann Abschlüsse zum auflutschen oder an die Wand hängen, um dann mit Anfang 30, Gesamtschul-Abitur und “Gender-Schnullipups-Diplom” doch bloß die Regale beim Aldi nachzufüllen.


Knut
28.5.2015 15:45
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“Z.B. habe ich *** so gelernt, macht wirklich keinen Unterschied, ob ich da nun sitze oder zuhause bin.”

Achtung: Das ist nur ein Beispiel, ich will damit Manfred P nichts unterstellen oder so.

Da ist die Frage, was man gelernt haben sollte. In der Vorlesung wird man auch den nicht so interessanten Themen des Fachgebiets ausgesetzt, wenn der Professor was drauf hat. Beim alleine Lernen stürzt man sich gerne auf das was interessant ist und zieht eine wilde, individuelle Spur durch das Fachgebiet. Das kann dann dazu führen, dass die Lösung zum Greifen nahe liegt, man dieses unbekannte Territorium aber nicht kennt.

Ich bin kein Fan der Anwesenheitspflicht, aber nicht jeder der sich als Autodidakt berufen fühlt, ist auch auserwählt. Es gab so den einen oder anderen Kollegen, der seine Lieblingsvorgehensweisen deshalb mit Händen und Füßen verteidigte, weil er die anderen Lösungsvorschläge gar nicht erfassen konnte.


Martin
28.5.2015 17:03
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Das Ganze hat doch ein etwas positives: Die dadurch eintretende Inflation der Hochschulabschlüsse wird die wirklich “harten” Fächer in Zukunft weiter aufwerten. Es ist so ein wenig wie mit dem Euro 😉


Schwärmgeist
28.5.2015 17:27
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> Bei der Führung des Krieges bekommt der Krieg ein Genitiv-S.

Ja, aber das s in “Kriegsführung” ist ein Fugen-, kein Genitiv-s.


Gedöns
28.5.2015 17:33
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Schwärmgeist
28.5.2015 17:34
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> Im Schulwesen ist es ähnlich. Staatliche Schulen werden schlecht, private Schulen machen das Rennen. Wer sich leisten kann, schickt seine Gören auf Private.

Das kann man gar nicht oft genug betonen! Genau das ist es ja, was ich so beklage. Für Chancengleichheit und Durchlässigkeit brauchen wir gute, staatlich organisierte Bildung für alle. Mit den rot-grünen Bildungsreformen gibt es aber nur noch Wischiwaschi-Bildung an den öffentlichen Schulen, und gute Bildung ist dann doch wieder nur etwas für die, die es sich leisten können, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken. Die nichtvorhandene Einwanderungspolitik tut ihr übriges, um auch noch den letzten etwaigen Rest an Unterrichtsqualität zu schleifen. Hurra, wir verblöden! So kann der grüne Bildungspöbel ungestört durchregieren.


Manfred P.
28.5.2015 19:23
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@Knut

Ich weiß schon, was Du meinst. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man sich nach Belieben irgendwas reinzieht oder einem Kurs folgt, der Mindeststandards von einem fordert.

Ich bin den Kursen gefolgt, aber anhand der Skripten. Später, als ich aus der Uni raus war, und GPU-Programmierung lernen wollte, anhand eines Kurses, aber halt in Abwesenheit.

An der Uni musste man immer noch Klausuren bestehen, und in Theo waren die Durchfallquoten ~80%, das hat die einen Dreck gekümmert.


Wieauchimmer
28.5.2015 20:00
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Ihr habt gesehen, dass die Veranstaltung vom Bundesministerium gefördert wird?


EinInformatiker
28.5.2015 23:54
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Ich meine ja, dass die sog. Geisteswissenschaften als solche der falsche Gegner sind, bzw. sie sind überhaupt kein Gegner. Ideologen sind keine (geistigen) Gegner, sondern Feinde. Die Ideologieproduzenten an den Universitäten unterliegen einfach dem Druck des Systems, dessen Zeitgeist bzw. dessen ideologischer Vorgabe sie sich korrupt angepaßt haben und von dem sie letztlich geschmiert werden. Die Geisteswissenschaften als solche wären nur dann der legitime Gegner wenn sie notwendigerweise mit reiner Ideologieproduktion identisch wären. Gender Studies sind ja aber z. B. keine Wissenschaft. Allerdings muß natürlich konstatieren, dass sie sich innerhalb der Geisteswissenschaften eingenistet haben (obwohl ja erschreckenderweise nicht nur da, wenn es auch anderweitig nicht primär möglich ist). Trotzdem sind für mich nicht die Geisteswissenschaft als solche der Gegner, sondern einfach nur diese Ideologien der Feind dem freilich machtmäßig derzeit nichts entgegenzusetzen ist.
Dass die universitäre Geisteswissenschaft derzeit mit der System-Ideologie bzw. (mit den herrschenden Ideologien identisch ist), liegt halt daran, dass das System totalitären Status erreicht hat. Aber auch andere Fachbereiche leisten diesem Totalitarismus ja keinen Widerstand. Die haben lediglich den Vorteil, dass sie primär keine Ideologien abliefern. Aber den gesellschaftlich herrschenden Ideologien ordnen sie sich ja ebenfalls unter. Als Bürger der Gesellschaft sind sie also i.a nicht besser. Die fachlich wissenschaftlichen Leistungen dieser Fächer sind kein Widerstand gegen die herrschenden Ideologien.


toff
29.5.2015 1:47
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Der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman hat einmal geschrieben:
Ein Soziologe hatte einen Aufsatz geschrieben, den wir alle lesen sollten – etwas, das er im voraus geschrieben hatte. Ich fing an, das Ding zu lesen und war ganz perplex: Ich wurde daraus nicht schlau! Ich dachte, das müsse daran liegen, daß ich keines von den Büchern auf der Liste gelesen hatte. Ich hatte so ein unangenehmes Gefühl, von wegen: »Das geht über meinen Horizont«, bis ich mir schließlich sagte: »Jetzt ist Schluß! Jetzt werde ich einen Satz langsam lesen, damit ich rauskriege, was da eigentlich steht.«
Ich hielt also – aufs Geratewohl – irgendwo in meiner Lektüre inne und las sehr aufmerksam den folgenden Satz. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber er lautete ungefähr so: »Das einzelne Mitglied der sozialen Gemeinschaft empfängt seine Informationen häufig über visuelle symbolische Kanäle.«
Ich las den Satz ein paarmal und übersetzte ihn dann. Was er bedeutet? »Die Leute lesen.« Dann nahm ich mir den nächsten Satz vor und stellte fest, daß ich auch den übersetzen konnte. Danach wurde es zu einer leeren Beschäftigung: »Manchmal lesen die Leute, manchmal hören die Leute Radio«, und so weiter, aber so verdreht geschrieben, daß ich es zuerst nicht verstand, und wenn ich es dann schließlich entzifferte, war nichts dahinter.
(R. Feynman, “Sie belieben wohl zu scherzen Mr. Feynman”, S. 372)


quarc
29.5.2015 3:43
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> | We even got an official letter from the Federal Ministry of
> | Education that told us […]
>
> Ich interpretiere das mal als das Bundesministerium für Bildung
> und Forschung, Johanna Wanka’s Laden.

Ich hätte jetzt (mangels Zuständigkeit) eher vermutet, dass ein Landesministerium gemeint war und der deutsche Professor entweder fremdsprachlich etwas überfordert war (“Federal” vs “(Federal) State”) oder das Bundesland von Svenja nicht durch die genaue Bezeichnung offenbar machen wollte, in dem man kürzlich die unsinnige Anwesenheitspflicht für Vorlesungen abgeschafft hat und manche Professoren danach tatsächlich noch extra per Rundschreiben darauf hinweisen musste, dass Gesetze auch für Professoren gelten (Lesern von Adele wird das bekannt vorkommen).

Dass er sich nun darüber ausheult — nun ja, womöglich sind im Laufe von Bologna nicht nur Studenten infantilisiert worden. In der guten alten Zeit gabe es auch keine Anwesenheitspflicht für Vorlesungen. Dabei stimme ich sowohl seiner anfänglichen Erläuterung des Studienzwecks zu, als auch seiner Bewertung, dass die Einebnung fachlicher Bewertungskriterien letztlich nichtfachliche und herkunftsbedingte Merkmale aufwertet damit gerade die Chancen derjenigen vermindert, die man angeblich fördern wollte.

Vermutlich ist er ein Opfer seines Fachs. In meinem Studium hatte ich Vorlesungen, Übungen und Seminare bei Mathematikern, Informatikern und Physikern. Mangelnde Teilnahme war nie ein Problem. Die wesentlichen Unterschiede waren

– die Professoren haben die Studenten nicht mit Powerpoint oder müde heruntergelesenen Skripten eingeschläfert. Es war Blut, Schweiß und Kreidestaub. Drama und Unterhaltung, die man in dieser Form nur dort erleben konnte.

– zum Erwerb der Übungsscheine brauchte man nicht nur eine Mindestpunktzahl bei den einzureichenden Übungsbearbeitungen, sondern man musste auch mehrmals die eigenen Lösungen in der Übung präsentieren (also insbesondere dazu auch anwesend sein).

– Seminare waren keine zusammenhanglose Ansammlung von Einzelthemen, sondern hatten ein Oberthema, dass für alle Teilnehmer von Bedeutung war. Dadurch war man automatisch nicht nur am eigenen Vortrag, sondern auch an den anderen Vorträgen interessiert.

Eine Rolle hat sicherlich auch der Umstand gespielt, dass in den Seminaren (und auch in manchen Vorlesungen des Hauptstudiums) die Anzahl der Teilnehmer oft einstellig war. Da mochte man die anderen nicht einfach so allein lassen.


Coyote38
29.5.2015 8:19
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@ Hadmut:

Und es heißt ja auch nicht “Schub[s]lade” …
Obwohl … “Kek(…)dose” hört sich auch wieder blöd an … 😀


DrMichi
29.5.2015 8:23
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Die Anwesenheitspflicht mit Bologna könnte auch ein Angriff des neoliberalen Establishments gegenüber den südlichen Staaten gewesen sein. Gerade in, sagen wir mal, kreativ geführten Volkswirtschaften sind (Bummel-)Studenten eine wichtige Quelle billiger Arbeit für den Tourismus. Fehlen die, muss die Wirtschaft entweder
– Leute importieren
– mehr bezahlen
– verzichten

oder die Studenten halten sich nicht an die Regeln, was im Endeffekt auf einer Unterminierung der Autorität der Universitäten herausläuft.
Also eine win-win-win-win-Shituation.


Dirk S
29.5.2015 8:50
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@ Zaphod B.

Die OECD,…

Falls es dich interessiert, die neuste OECD-Studie zur Einkommensungleichheitsverteilung ist übrigens die neue Unstatistik des Monats der RWI Essen http://www.rwi-essen.de/unstatistik/43/ . Deren Betrachtung zeigt nur wieder einmal, wieviel Unsinn die OECD verzapft. Aber das wissen wir ja.

Wissende Grüße,

Euer Dirk

PS: Man könnte die Sache auch so interpretieren, dass es vor allem die Frauen mit ihrer Teilzeitarbeit sind, die die angebliche hohe Ungleichheit der Einkommen in DE verursachen. Also, wenn man ganz böse ist. 😉


Christian
29.5.2015 9:05
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Moin Hadmut,
Du schrobst: Das mache ich seit Jahren – mit diesem Blog.

Dazu: Deswegen lese ich Deinen Blog auch gerne – Master of Aufdeckung. Nur lässt sich auch aus Deinen so lobenswerten Aktivitäten wohl kaum das Pauschalurteil rechtfertigen “Geisteswissenschaftler sind blöd”, wie Du es hier zum Besten gegeben hast. Da etwas weniger Häme – und etwas mehr Differenziertheit. Det wär’s. Holz nachlegen – das hast Du doch gar nicht nötig, hier brennt’s und zündelt’s doch auch ohne Häme schon ganz gut.

Und Du schrobst weiter: Im übrigen: Die zitierten und Informatikern zugeschriebenen Eigenschaften waren doch nur persönliches Verhalten und hatten nichts mit dem Fach zu tun. Das musst Du doch dem vorhalten, der es behauptet hat und nicht mir.

Sie waren nur beispielhaft erwähnt – als Beispiel für persönliche und unvollständige Eindrücke, die aber keine Pauschalurteile rechtfertigen (so wie Deine Eindrücke von den Geisteswissenschaften eben unvollständige sind).
Schönen Tach in Berlin
Christian