Ansichten eines Informatikers

Unstatistik des Monats: Frauenquote in Aufsichtsräten

Hadmut
28.11.2014 17:48

Oder: Auch heute wieder die Erkenntnis, dass eine Korrelation noch keine Kausalität ist, und wie trotzdem wieder damit betrogen wird.

Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hat einen Beitrag zur Serie Unstatistik des Monats der TU Dortmund, in dem es um die politischen Behauptungen zur Frauenquote in DAX-Vorständen, genauer gesagt den viel kürzeren Verweildauern von Frauen gegenüber Männern geht – was ja gerne als Vorwand genommen wird, um zu behaupten, dass Frauen da rausgemobbt würden, weil es ein Männerclub sein solle, und deshalb die gesetzliche Frauenquote nötig wäre.

Abgesehen davon, dass die befragte Gesamtheit viel zu klein war, um statistisch greifbare Daten zu liefern, schlägt auch hier wieder der berühmte Fehler zu, dass eine Korrelation (oder Koinzidenz) keine Kausalität ist, aber in der Politik gerne als Beweis der Kausalität ausgegeben wird.

Es geht darum, dass Frauen durchschnittlich 3 Jahre in Vorständen bleiben, Männer dagegen 8 Jahre.

Die Ursache, so schreiben sie, liege dabei aber gar nicht im Geschlecht, sondern in mangelnder Sachkunde. Denn Frauen seien weit häufiger als Männer „Quereinsteiger” (was ja auch durch den politischen Druck zur Frauenquote erzwungen wird). Der wesentliche Punkt sei aber, dass Quereinsteiger sich kürzer halten, und zwar geschlechtsunabhängig, Männer wie Frauen. Es geht also nicht ums Geschlecht, sondern um die Sachkunde. Wer vorher einen Karriereweg komplett begangen hat, hält sich halt besser im Aufsichtsrat als jemand, der als Quereinsteiger keine Vorkenntnisse hat.

Das führt zu dem kuriosen Ergebnis, dass die Frauenquote und der politische Druck dazu die durchschnittliche Verweildauer von Frauen in Aufsichtsräten nicht heben, sondern sogar senken, weil die Quote ja nur durch Quereinsteigerinnen zu erfüllen ist, wenn nicht genug Frauen mit voller Karrierelaufbahn vorhanden sind. Und die kann man ja nicht ad hoc produzieren. Also ist die Frauenquote sogar kontraproduktiv, weil sie zwar mehr Frauen in die Vorstände bringt, aber eben auch mehr Quereinsteiger, die sich nicht halten können. Oder anders gesagt: 3 qualifizierte Frauen haben eine weit höhere durchschnittliche Verweildauer als dieselben 3 qualifizierten mit zusätzlich 20 unqualifizierten. Die drücken nämlich den Durchschnitt.

Je niedriger die Verweildauer aber ist, desto mehr Druck wird man auf die Frauenquote geben: Ein selbstverstärkender Fehler. (Selbstverstärkende Fehler gehören zu meinen Lieblingsuntersuchungsobjekten…).

Das passt übrigens auch perfekt zum Selbstverständnis der Feministinnen. Denn die behaupten ja, dass lange Ausbildung, Nächte in Laboren, Lernen, typisch männlich und damit frauenausgrenzend wäre, während Frauen mehr Wert auf „Work-Life-Balance” legten. (Feministinnen erklären sich damit selbst für doof und faul, ich werde nie verstehen, warum sich so viele Frauen damit identifizieren.) Es ist also ziemlich offensichtlich, dass die Frauenquote in erster Linie nicht dazu dient, Frauen in die Aufsichtsräte zu bringen, sondern vor allem „Quereinsteiger” (vulgo: unqualifiziertes Personal). Denn Bildung gilt ja heute in linken Kreisen auch nur noch als Mythos.

11 Kommentare (RSS-Feed)

dochpalese
28.11.2014 18:30
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Wenn ich das richtig sehe, vermengst du hier Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder. Erstere müssen i.allg. leisten, letztere kommen auch ohne Sachkunde aus.

In der „Unstatistik“ ging es um Vorstandsmitglieder. Es hat schon seinen Grund, warum die Quote für Aufsichtsräte vorangetrieben wird, weniger vehement für Vorstände. Für weibliche Bundestagsabgeordnete und Ex-Ministerinnen ist dort mangels Sachkunde wohl kaum der Quereinstieg zu schaffen, außer den üblichen Korruptionsposten wie „politische Beziehungen“ u.dgl.


Hadmut
28.11.2014 18:38
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Ich hab’s nicht sonderlich differenziert, aber beachte bitte, dass Aufsichtsrat kein eigener Beruf ist, sondern die Qualifikation dafür weit überwiegend als Geschäftsführer oder Vorstand erworben wird und viele vom Vorstand in den Aufsichtrat wechseln. Man kann es deshalb nicht trennen.

Davon abgesehen ist die Quote ja auch für Vorstände in Planung.


Bärle
28.11.2014 18:56
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Ach, ja, so nebenbei, dass Korrelation keine Kausalität ist, daran muss ich stets denken, wenn über die Entwicklungen des DAX in den Nachrichten palavert wird. Was demnach den Börsenkurs alles beeinflusst ist schier unglaublich.

Und warum wird dieser Müll einem von den ÖR viertelstündlich verkündet? Welcher Aktienanleger informiert sich über die Entwicklung des DAX überhaupt übers Radio?

Jedenfalls ist meine Kassiererin bei XXY ganz glücklich, dass ihr Geschlecht nun auch in den Aufsichtsräten so richtig absahnen kann. Das ist eine Gerechtigkeit, meinte sie, welch ein Glück, dass ich das noch erleben darf. Hätte es das früher schon gegeben, säße ich jetzt nicht hier!


dochpalese
28.11.2014 19:04
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Da ist natürlich was dran, auch wenn ein Aufsichtsrat ein Gremium, keine Person ist.

Allerdings dürften mit der Durchsetzung der Frauenquote die Karten wenigstens partiell neu gemischt werden und externe Quotenfrauen verstärkt zum Zuge kommen, im Idealfall als „goldene Röcke“, dem Quotzenpendant zu Friedrich Merz, der über ein Dutzend Aufsichtsratsmandate neben seiner Abgeordnetentätigkeit kumulierte.

Es ist sicher kein Zufall, dass im Bundestag die Zustimmung zur Quote von weiblichen Abgeordneten durch sämtliche politische Lager erfolgt.

Der Weg Vorstand => Aufsichtsrat dürfte den meisten von ihnen versperrt sein, mangels Sachkunde, darauf wollte ich hinaus und daher war mir die Unterscheidung wichtig. Die externen Aufsichtsratsmitglieder, die Ahnung haben, kommen eher von gewichtigen Kaptitalanlegern, die ihre Interessen gegen den Vorstand durchsetzen wollen. Die werden mit den Mitläuferinnen leichtes Spiel haben 😉


MichaelB
30.11.2014 9:34
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Wenn die Schlafmützen im Bundestag die Frauenquote durch flankierende Massnahmen absichern möchten, dann sollten sie auch eine Frauenquote bei den Gartenzwergen vereinbaren ;-): http://mann-om-man.blogspot.de/2014/11/fehlende-frauenquote-entdeckt.html

Ich glaube es ist vergebliche Müh den Trantüten, die per Quote in den Vorständen oder Aufsichtsräten drängeln wollen, mit Argumenten klarmachen zu wollen, dass hier etwas schiefläuft.

Das sind a) Aristokrat.I.nnen die nach der Macht greifen wollen, b) Inkompetente, die nicht einmal den Gender Pay Gap verstehen.

Daher werden die a) Deine Statistik nicht zur Kenntnis nehmen wollen b) auch nicht verstehen können.

Da hilft nur eins: Häme und Spott!

“Alle Räder stehen still, bis die Quotenfrau erfinden will!”
“Alle Bauern sind erfroren, wenn die Quotenschachspielfrau hat verloren!”
“Gartenzwerg.I.nnen gegen das Patriarchat!”

Ich nehme an, dem männlichen Erfindungsgeist sind keine Grenzen gesetzt ;-).


Heinz
30.11.2014 10:20
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> „Quereinsteiger” (vulgo: unqualifiziertes Personal)

„Quereinsteiger” muss nicht “unqualifiziert” heißen.


Dirk S.
1.12.2014 11:49
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@ Heinz

> „Quereinsteiger” muss nicht “unqualifiziert” heißen.

Doch, denn sie haben als Quereinsteiger nicht die nachweisbare formale Qualifikation. Muss nicht heißen, dass Quereinsteiger unfähiger sind als formal Qualifizierte. Heißt nur, dass sie nicht die entsprechenden Zettel vorweisen können.

Ein Beispiel: Für einen Ministerposten gibt es keine formale Qualifikation, du kannst nicht “Minister” studieren oder lernen. Somit kann niemand eine Abschluss als “Minister” als Qualifikation vorweisen. Also sind alle Minister unqualifiziert. 😉

Umgangssprachlich werden Qualifikation und Fähigkeit gerne in einen Topf geworfen, in den sie genau genommen nicht zusammen hinein gehören. Es sind 2 völlig verschiedene Dinge auch wenn sie oft synonym verwand werden. Wobei bei Quotentanten die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, das Unqualifikation und Unfähigkeit zusammen kommen. Als Paket sozusagen.

Qualifizierte Grüße,

Euer Dirk


Claas
1.12.2014 14:02
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… Nun ja, seit diesem Jahr gibt es an der HWR Berlin einen (kurzen) Studiengang, der Frauen für den Aufsichtsrat geistig fit machen soll.

U.a. mit Themen wie :

-Macht und Ermächtigung
-Mikropolitik
-Einflusstaktiken
-Machtkämpfe gewinnen
-Selbstermächtigung von Frauen
-Macht & Geschlecht in der Rhetorik
-Wirkung durch Haltung, Kleidung, Mimik und Gestik
-Selbstmarketing
-Kooperation und Konkurrenz unter Frauen

Aber auch mit:

-Grundlagen und Praxis der Mitbestimmung
-Stakeholdergruppen
-Personalentscheidungen als strategische Entscheidungen
-Systematisches Veränderungsmanagement
-Rechnungslegungsprozess und IKS
-Bilanzpolitische Gestaltungsspielräume
-Mit Zahlen informieren: Externes Rechnungswesen
-Mit Zahlen steuern: Internes Rechnungswesen

Ganz besonders interessant für die Damen wird bestimmt:

-Aufgaben des Aufsichtsrats
-Strategische Analyse und Prognose
-Herstellen
-Problemlösungen –> Stellt Euch vor, das würde klappen! 🙂

P.s.: Selbstverständlich gibt es derartige Seminare für Männer nicht.


Claas
1.12.2014 14:04
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Link vergessen:

http://aufsichtsrat-weiterbildung.harriet-taylor-mill.de/

… wird hiermit nachgeliefert..


Claas
1.12.2014 14:07
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Die HWR ist übrigens die “Hochschule für Wirtschaft und Recht”,
unter anderem bildet sie auch für den (gehobenen) Polizeidienst aus.


Hallo, ich bins
3.12.2014 12:59
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> Feministinnen erklären sich damit selbst für doof und faul, ich werde nie verstehen, warum sich so viele Frauen damit identifizieren.

Nein, Hadmut, so ist das nicht, sondern genau andersrum: Work-Life-Balance ist wichtiger als Karriere und Malochen, also ist das Abschaffen von “lange Ausbildung, Nächte in Laboren, Lernen” eine gute Sache. So werden Frauen zum besseren Menschen als Männer.
Merke: Vor Anwendung von Logik auf Forderungen des Gegenübers in die Gedankenwelt desselben einfinden. Und Schwupps, schon klappt es mit dem Verstehen.