Ansichten eines Informatikers

Berlin – Singapur

Hadmut
20.11.2013 17:39

Warum ist es eigentlich in Singapur soviel sauberer als in Berlin?

Wenn man durch Berlin geht, fällt einem auf, wie unglaublich dreckig es da fast überall ist. Die Leute lassen ihren Dreck einfach fallen (ich hab schon welche gesehen, die direkt neben dem Mülleimer standen und ihr Zeug trotzdem auf den Boden werfen), in manchen Straßen und U-Bahn-Stationen watet man förmlich durch Dreck, in habe sogar Straßen gesehen, in denen sich der Müll häufte oder in Häusereingängen fing. In den U-Bahnen fliegt der Dreck rum und bei jedem Bremsen und Anfahren rollen die Bierflaschen vor und zurück. Die Bahnsteige sind vollgekotzt und vollgekackt, die Penner lassen die Essensreste liegen, oft liegen die Scherben kaputter Bier- und Schnapsflaschen herum. Fast alles ist irgendwie beschmiert, angekokelt, zerkratzt, kaputtgetreten, viele Hauseingänge und Unterführungen stinken nach vergorener Pisse. In der U-Bahn riechen verblüffend viele Leute ungewaschen, penetrant nach altem Schweiß oder schlimmerem. Berlin ist in dieser Hinsicht eine Zumutung. Die Sitze sind beschmiert, die Scheiben zerkratzt und schon mit Schutzfolien beklebt. Ständig sind U- und S-Bahnen mit Graffiti übersäht. Fahrkartenautomaten sind unbenutzbar, Fahrpläne nicht lesbar, weil alles zerkratzt, verdreckt, sabotiert.

Geht man durch Singapur, fällt einem das genaue Gegenteil auf. Tadellos sauber. Es liegt praktisch nichts auf der Straße herum, man muss sehr lange suchen, bis man was entdeckt. Die U-Bahn-Stationen und die U-Bahnen sind einfach sauber. Man kann sich ohne hinzugucken überall hinsetzen. Nichts ist kaputt, nichts beschmiert oder beschädigt. Kein Graffiti, kein Kratzer, kein Schaden, einfach nichts. Die stellen da eine U-Bahn hin und Millionen von Leuten benutzen die einfach so und hinterlassen sie so, wie sie sie vorgefunden haben. Sogar das Ein- und Aussteigen klappt hier besser. In manchen Stationen sind auf den Boden Pfeile, die zeigen, dass die herausgehenden in der Mitte der Tür aussteigen und die Einsteigenden links und rechts warten, bis frei ist und dann reingehen. Die Leute machen das und es funktioniert. Und ich habe es kein einziges Mal erlebt, dass da irgendwer gerochen hätte. Das ist da viel angenehmer und besser.

Warum geht sowas in Singapur, aber nicht in Berlin?

Ist Berlin eine Ansammlung von Leuten, die nicht zivilisationsfähig sind?

Ich finde das immer so frappierend, wenn irgendwer da von deutschen Tugenden wie Sauberkeit und Gründlichkeit redet. Kann ich überhaupt nicht bestätigen. In manchen Gegenden Deutschlands ist es so dreckig und unzivilisiert, dass man sich regelrecht schämen muss.

Schon bei früheren Reisen hatte ich ja immer einen Rappel, wenn ich aus dem Ausland etwa nach Karlsruhe zurückkomme, und schon in Karlsruhe geschockt war, wieviel Dreck mir da auf der Straße plötzlich auffällt. Aber Berlin ist ja um Dimensionen schlimmer als Karlsruhe. Ich hatte nach meinen ersten Monaten in Berlin mal einen Außentermin in Nürnberg. Das war richtig ungewohnt da mit dem Taxi durch eine Stadt zu fahren, in der kein Dreck auf der Straße herumliegt und die Leute sich normal benehmen.

Warum ist in Singapur die U-Bahn wunderbar sauber und das Fahren angenehm, und warum ist es in Berlin das Gegenteil? Warum muss in Berlin alles dreckig, versifft und kaputt sein?

35 Kommentare (RSS-Feed)

JIM
20.11.2013 18:27
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> Warum ist in Singapur die U-Bahn wunderbar sauber und das Fahren angenehm, und warum ist es in Berlin das Gegenteil? Warum muss in Berlin alles dreckig, versifft und kaputt sein?

Weil die Verwaltung in Singapur das durchsetzt und in Berlin nicht. Essen und Trinken sind in der Bahn bei $500 Strafe verboten, Müll auf den Boden werfen genau so. Graffiti fällt unter Landfriedensbruch (rioting) und wird, auch bei “AngMos”, mit Stockschlägen bestraft!
Also nimm Dich in Acht, Hadmut 😉


Hadmut
20.11.2013 18:31
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Weiß ich ja alles, steht ja überall. Die Frage war eher rhetorisch.

Vor 23 Jahren gab’s noch diese doppelsinnigen T-Shirts mit der Aufschrift „Singapore is a fine city”.


ein anderer Stefan
20.11.2013 18:38
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Der Dreck in Berlin und anderswo ist Lokalkolorit.

Ist halt nicht wichtig, wie es in der U-Bahn aussieht – wer es sich leisten kann, fährt Auto und sieht den Dreck nicht. Wer U-Bahn fährt, ist selber Schuld. Dreck wegmachen bringt keinen zählbaren Gewinn, sondern kostet nur Geld. Die wichtigen Leute ziehen eh einen Zaum um die Flächen, die ihnen wichtig sind, und da drinnen ists dann sauber. Wie es draußen aussieht, ist egal. Der Gemeinsinn wurde den Deutschen gründlich ausgetrieben – kein Wunder, wenn einem schon von klein auf eingetrichtert wird, dass nur Leistung zählt und der richtige Einsatz der Ellenbogen. Die, die dabei durchs Raster fallen, haben keine Veranlassung, Gemeineigentum zu achten und zuviel Frust, den sie dann rauslassen. Die westliche Gesellschaft ist individualistischer als die asiatische (Vorsicht Stereotyp), und damit auch anfälliger für individuelles “Fehlverhalten”, weil die soziale Kontrolle schwächer ist.


mannomann
20.11.2013 18:38
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Berlin braucht das Geld für Gendertoiletten und eine Flughafenruine. Es ist übrigens auch in New York und Washington (wo ich dieses Jahr war) deutlich sauberer als in den meisten deutschen Großstädten. Es ist nur noch eine frage der Zeit, bis das positive Bild der sauberen und ordentlichen Deutschen ganz zerbröselt ist.


Hadmut
20.11.2013 18:50
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> bis das positive Bild der sauberen und ordentlichen Deutschen ganz zerbröselt ist.

Ja. Ich glaube, da müssen noch mehr Teile des Bildes dran glauben. Da wird nicht mehr viel übrig bleiben.


JIM
20.11.2013 18:46
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@Hadmut Das Problem mit dem urinieren in den Aufzügen von Wohnblocks hat übrigens auch Singapur, trotz Urin Detektoren und entsprechender Geldstrafen.


Herbert
20.11.2013 19:07
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Erschreckend, wie nah die allermeisten Menschen doch noch an der Bestie sind, aber das ist ja nichts Neues.
Was mich verwundert, ist, dass du den Leuten in Nürnberg bescheinigst, sich “normal” zu benehmen … Dann muss es ja in Berlin RICHTIG schlimm sein 😉


@JIM (((“trotz Urin Detektoren und entsprechender Geldstrafen.”)))

In Singapur gibt es Urindetektoren in Aufzügen?


JIM
20.11.2013 19:13
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@ein anderer Stefan
Der Vergleich mit Singapur zeigt gerade, dass nicht die “Ellenbogengesellschaft”, die Abgrenzung von Reichen und Ausgrenzung von Armen der Grund für die Verwahrlosung des öffentlichen Raumes sein kann. In Singapur zieht, trotz niedriger Kriminalitätsrate, wer es sich leisten kann in eine Gated Community und fährt trotz bester öffentlicher Verkehrsverbindungen mit dem Auto zur Arbeit.
Dein Erklärungsmuster dient in Deutschland dazu die Dinge schleifen zu lassen: “Die Leute bekommen zu wenig Hart und keinen Respekt. Deshalb müssen Sie sozial Auffällig werden. Kann man halt nichts machen.”


pjüsel
20.11.2013 19:23
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Sonntag Vormittag ist immer am “schönsten” in Karlsruhe wenn die Mülleimer auf dem Marktplatz vor Fastfood-Müll und Cocktail-to-Go-Bechern überquellen. Siehe auch http://www.ka-news.de/kultur/karlsruhe/ka-augenblick./ka-augenblick-Sunday-Morning-Blues;art136,1210326


Hans
20.11.2013 19:43
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Berlin isso dreckich,

weil die ganzen Nürnberger nach Berlin gezogen sind und sich endlich mal ausleben können! 🙂


Bill
20.11.2013 21:06
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letztes Jahr in Japan, gleicher Eindruck. Selbst die letzten Hinterhöfe und Gassen waren blitzsauber.
Auch die Laufrichtungsvorgaben auf Bahnhöfen (m.E. extrem sinnvoll wenn viel Betrieb ist).
Dann wieder zurück in Hamburg z.B. Horner Rennbahn. Muss ich mehr sagen?
Aber Sauberkeit, Höflichkeit etc. sind ja Sekundärtugenden.
Hat man vielleicht doch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet?


Robert
20.11.2013 21:30
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Ich finde Berlin immer eine der dreckigsten Städte von Deutschland die ich so kenne. Es gibt in jeder Stadt ein paar Dreckecken (auch in Singapur – im Industriegebiet), aber in Berlin muss man eher die sauberen Ecken suchen.
Mag sein das es im Ruhrgebiet noch schlimmeres gibt. Es gibt aber auch viele Deutsche Städte wie beispielsweise Rostock, Hamburg, Dresden die fast mit Singapur mithalten können.


Werner
20.11.2013 22:55
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Berlin ist eben ein Slum. Viele Berliner mögen es so “Der Kiez bleibt dreckig!” Sauberkeit könnte ja ein Vorbote der Gentrifizierung sein…
Viele osteuropäische Großstädte sind auch deutlich ordentlicher. Da räumen die Leute auch hinter ihren Hunden auf.


Alexander Roslin
20.11.2013 23:09
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Weil Singapur eine wesentlich von Chinesen dominierte Stadt ist (politisch, wirtschaftlich, kulturell), weil China/Chinesen im Aufstieg begriffen sind, wir im Abstieg, weil der IQ mit Disziplin und Impulskontrolle positiv korreliert, weil Nordostasiaten im Schnitt einen deutlich höheren IQ haben als Deutsche im Allgmeinen und vielleicht Berliner im Besonderen.


Jules
20.11.2013 23:17
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Mir fiel das in Bangkok ebenfalls auf. Positiv.
Also zumindest was das mit den U-Bahnen angeht. Sonst eher nicht =).

Und in Taipeh war es wirklich sehr sauber.


Andrea
20.11.2013 23:27
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Berlin ist jetzt auch nicht der Ort, wo ich undebdingt wohnen wollen würde. Bin Privat aber oft dort. So wie du das schilderst ist es meiner Meinung nach etwas übertrieben.

Dennoch habe ich auch schon desöfteren erlebt, dass Leute einfach ihren Müll fallen lassen. Soetwas kann ich nicht nachvollziehen. Auch die Zerstörungswut mancher ist für mich sehr befremdlich und ich weiß nicht, was diese Leute antreibt.


Anna R
20.11.2013 23:31
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Warum? Weil zu viel sozialer Kontakt krank macht. Verrückt um genau zu sein. Menschen die zu lange auf zu kleinem Raum eingepfercht werden, bekommen psycho-soziale Störungen.

Berlin ist der Gifel dieser Problematik in Deutschland. Das armseelige Gärtnertum auf dem ehemaligen Flughafen – Stichwort “urban gardening”.

Warum verhalten sich Menschen asozial. Weil sie asozial sind.
Warum sind Menschen Asozial? Weil sie asozial sind.
Warum werden Menschen Asozial? Weil sie asozial gehalten werden.

Warum Du unbedingt in dieses pseudo-intellektuelle Moloch namens Berlin gezogen bist, wundert mich noch heute. Den mehr als pseudo-intellektualität und Scheiße kann man in Berlin wahrlich nicht finden – wohl aber davon viel!


Anna R
20.11.2013 23:34
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Das Ende des Satzes: ” Das armseelige Gärtnertum auf dem ehemaligen Flughafen – Stichwort “urban gardening”, ist einer der Belege das es zu Eng zugeht um noch Individuum zu sein. Die letzte Freiheit des Individuums sind (medizinisch gesehen) die Kontrollen seiner Ausscheidungen.

Was bedeutet das also wenn eine Stadt sich qausi täglich gegenseitig vor die Haustür kackt und vor die Schuhe schifft?
Könnte da was ….”fehlen”?! omg


Alexander Kohl
20.11.2013 23:36
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Generell scheint man da in Asien wesentlich weniger Hemmungen zu haben, die Leute zur Kasse zu bitten. Auch in Taipeh kostet es ca. 175€ Strafe, wenn man in der U-Bahn ißt oder trinkt. Singapur ist zwar sicher in puncto Sauberkeit ein extremer Fall, selbst für asiatische Verhältnisse, warum wir uns hier in Deutschland aber gleichzeitig für preußische Tugenden rühmen und unser Stadtbild so verkommen lassen, ist mir ein Rätsel. Ich meine, Berlin könnte eine wirklich schöne Stadt sein, breite Fußgängerwege, ein großes öffentliches Verkehrsnetz, viel grün, was will man eigentlich noch? Statt dessen lassen wir diese Stadt so verkommen, die Öffentlichen fahren nur mit Verspätung usw. Und dann brüsten wir uns auch noch mit dem Spruch “Arm, aber sexy”? Peinlich.


blogleser
20.11.2013 23:42
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die T-Shirts (“fine city”) gibt es immer noch.

Es hängt immer vom Vergleich ab. Berlin ist mit Sicherheit dreckiger als Singapur, doch bedeutend sauberer als z.B. Delhi (sozusagen Big India gegenüber Little India in Singapur)


Dissident
21.11.2013 0:11
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Singapur ist auch nur ein totalitärer Polizeistaat, wo man die feuchten NW0-Träume der Finanzelite schon in vollster Blüte erleben kann. Da ziehe ich diesem Orwellschen Alptraum – wo von der Wiege bis zur Bahre ein neoliberaler Staat einem Denken mittels Zensur und Gleichschaltung diktiert und jeden Schritt im Alltag mittels allgegenwärtigen Kameras und elektronischen Smart Cards überwacht – doch lieber unsere ach so schlimme versiffte Anarchie vor.

Und diesen Frühling erst wurde die Zensurschraube übrigens noch einmal kräftig angezogen – soviel zum tollen Superstaat, der nicht nur Graffitis und Abfall in den Strassen, sondern auch gleich jegliche demokratische Freiheiten eliminiert hat!:

“Ab dem 1. Juni müssen Nachrichtenportale, die in Singapur mehr als 50 000 Nutzer – sogenannte «Unique Visitors» – erreichen und mindestens einmal wöchentlich über das Geschehen im Stadtstaat berichten, eine Lizenz beantragen, die jährlich zu erneuern ist. Die Medienaufsicht ist ermächtigt, zu verlangen, dass als widerrechtlich oder anstössig qualifizierte Aussagen innerhalb von 24 Stunden vom Netz entfernt werden. Andernfalls drohen den Betreibern hohe Bussen oder Gefängnisstrafen bis zu drei Jahren.”

http://www.nzz.ch/aktuell/international/uebersicht/kontroverse-um-internetzensur-in-singapur-1.18090181


Salvatore
21.11.2013 0:28
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Nicht in Berlin ist es dreckig. In Kreuzberg, Neukölln oder Wedding ist es dreckig. In Zehlendorf, Dahlem, Frohnau oder Köpenick ist es nicht dreckig.


Henriquatre
21.11.2013 5:16
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Wenn ich von Berlin höre, dann muß ich immer an die Wahlwerbung der APPD denken.

„Maden der Welt, schaut auf dieses Land!“

http://www.heise.de/tp/artikel/20/20916/1.html

Wenn man sich die heutigen Verhältnisse in deutschen Großstädten ansieht, nicht nur in Berlin, dann wirkt dieser Spot geradezu prophetisch. Die einzig verbliebene teutsche Tugend ist es, über keine mehr zu verfügen.


ein anderer Stefan
21.11.2013 8:35
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@JIM: Wahrscheinlich ist der Unterschied der, dass dort die Einhaltung der Verbote scharf überwacht und Verstöße hart geahndet werden. Es hat vielleicht weniger mit der Gesellschaft an sich zu tun.

Darüber hinaus wollte ich micht nicht als Apologet dieses destruktiven Verhaltens aufspielen – es ist letztlich offenbar genug Leuten, auch denen, die was ändern könnten, scheißegal, wie es dort aussieht. Die Verwahrlosung einzelner Stadtviertel ist ein gesellschaftliches Problem, dessen Lösung oder mindestens Reduzierung viel Geld und Zeit braucht (und Berlin ist pleite, von Großflughäfen mal abgesehen), und bei dem ein Lösungsprozeß eine Daueraufgabe ist. Mit solchen Aufgaben läßt sich aber kein Geld verdienen, weswegen es keiner macht – die öffentliche Hand hat ja nicht mal genug Geld für Pflichtaufgaben (Infrastruktur, Bildungswesen), geschweige denn für soziale Aufgaben. Private Investoren können daran nichts verdienen. Die betroffenen (Grund-)eigentümer haben halt Pech gehabt.

@Salvatore: irre ich mich, oder sind Kreuzberg, Neukölln und Wedding die klassischen Arbeiterviertel, die bis heute eine hohe Wohndichte und vielfach sozial problematische Einwohnerstrukturen aufweisen? Zehlendorf etc. eher nicht so, oder? Ich bin wenig überrascht über diese Feststellung, dass es nach Stadtvierteln unterschiedlich ist.


Fritz
21.11.2013 9:40
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Könnte schon was damit zu tun haben, dass Singapur eben keine echte Demokratie ist, sondern ein konfuzianisch-autoritärer Staat asiatischen Typs.

Dann schon lieber den Dreck und sagen und tun können, was man will.


JIM
21.11.2013 10:35
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Also Schulterholster sind praktischer und cooler.


beeblebrox
21.11.2013 11:43
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Ich stimme Dissident zu.
Bei aller Freude über die Sauberkeit der Stadt, die auch mich vor wenigen Jahren überraschte, darf man nicht vergessen, dass Singapur ein äußerst autoritär regierter Stadtstaat ist. Bürgerrechte spielen dort ebenso eine untergeordnete Rolle wie Sozialsysteme. Wer dort arbeitslos oder dauerhaft krank wird bekommt zwar ein paar Almosen dass er nicht verhungert – muss aber recht bald schauen wo er bleibt.

Für das Verdrecken westlicher Großstädte (London und Paris sind zwar größer als Berlin aber nicht besser) gibt es sicherlich eine Reihe von Ursachen.
Da wäre zuallererst die allgemeine Verrohung und Gleichgültigkeit gegenüber seinem Umfeld.
Auch ist es eine Frage der Erziehung. Mir wurde noch beigebracht, dass man seinen Müll gefälligst in den Abfalleimer befördert und seine Notdurft nicht in Hauseingängen oder auf der Straße verrichtet.
Hinzu kommt, dass es teilweise auch ein Luxusproblem ist. Vieles was früher mehr wertgeschätzt und gepflegt wurde, wird heute als selbstverständlich angesehen.
Tiere:
Max Gold schrieb mal sinngemäß: Früher hatten neben dem Führer allenfalls noch ein paar Bauern und Jäger einen Hund. Heutzutage schleppt jeder Obdachlose oder Punker irgend-einen verlausten und verdreckten Köter mit sich rum der überall seinen Dreck hinter sich lässt.
Abschließend – Geld:
Bekanntermaßen ist Berlin ja Pleite (wenn auch nicht unbedingt sexy). Folglich wird neben der Abfallentsorgung auch in Bereichen wie Sicherheit und öffentliche Ordnung gespart. Wenn das Risiko erwischt zu werden letzten Endes minimal ist, dann bleiben selbst drakonischen Strafandrohung wirkungslos. Wer aber ernsthaft damit rechnen muss sich für die kommenden Wochen oder Monate empfindlich einzuschränken überdenkt evtl sein Handeln.

Ich denke man muss nicht gleich einer Law and Order Politik das Wort reden. Denn im Gegensatz zu Singapur und anderen autoritären Staaten liegt es letztendlich in der Hand der Bürger ob sie ihre Städte verrotten lassen wollen oder sie pflegen.

Schaut man sich die Entwicklung der Miet- und Immobilenpreise in Berlin an, so scheint der Leidensdruck noch nicht hoch genug zu sein. Daher ist davon auszugehen, dass sich diese negative Entwicklung dort noch eine Weile fortsetzt oder sich sogar verschlimmert.
Erst wenn die Stadt massiv an Attraktivität verliert kann evtl. mit einer Umkehr gerechnet werden.


Daniel
21.11.2013 13:22
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“Warum Du unbedingt in dieses pseudo-intellektuelle Moloch namens Berlin
gezogen bist, wundert mich noch heute. Den mehr als pseudo-intellektualität
und Scheiße kann man in Berlin wahrlich nicht finden – wohl aber davon viel!”

Wow, Engstirnigkeit und Selbstüberhöhung gibt es auch in pseudo-pseudo-intellektualität.


Fritz
21.11.2013 15:57
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Dreck ist kein Spezifikum westlicher Großstädte; dei meisten Städte der III. Welt sind wesnetlich verdreckter als Berlin. Caracas, Bombay, Nairobi…..Singapur dürfte eine groeß Ausnahme sein.


Bernd Kraut
23.11.2013 19:56
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@Fritz: Singapuer duerfte eher ein Schwellenstaat als ein Dritte-Welt-Land angehoeren.


Zum Glück ist Berlin kein Beispiel für den Rest von D. Hier in Freiburg ist die Stadt auch sauber und in dem Ort wo ich wohne (etwas außerhalb) nochmal ne Stufe mehr. Auch München ist ziemlich sauber.

Ich weiß nicht warum das in Berlin nicht klappt… Die Berliner die ich dazu gefragt habe haben mich angeschaut mit einem “Ieh! Ein Süddeutscher!” Ausdruck und dann was gesagt wie: “Das gehört hier halt so. Wenns nicht kaputt ist, ists nicht Berlin.”

Die Leute die da ne Weile gewohnt haben (aber nicht von da waren) haben es so erklärt das Berliner ein Problem mit “Staat” / “Authorität” und ähnlichem haben und das die Stadtreinigung eben dazu zählen würde.

Wär ma witzig die ganze Verwaltung (Polizei, Straßendienst, Öffentlicher Verkehr) aus Berlin abzuziehen (zumindest monitär, wer umsonst arbeiten mag kann das gern machen) und dann zu sehen ob die Leute anfangen sich um ihren Ort zu kümmern wenns kein anderer mehr für sie macht.


Alexander
25.11.2013 21:27
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Zur Erinnerung:
“Der Bundestagsvizepräsident, der seit 40 Jahren in Prenzlauer Berg wohnt, fordert von den zahlreichen Zugezogenen ein grundsätzliches Umdenken: „Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind und nicht mehr in ihrer Kleinstadt mit Kehrwoche“, schimpfte Thierse.”

Vielleicht könnte man sich soweit entgegen kommen, dass die “Schwaben”
künftig Brötchen nicht mehr Wecken nennen und die Berliner zum Ausgleich die Kehrwoche einführen.


Tobias
7.12.2013 22:27
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Wenn Sauberkeit eine Tugend ist (was man durchaus so sehen kann), dann eine offenbar aussterbende. Und eine deutsche Tugend hat in einem Multikulti-Schmelztiegel sowieso keine Durchschlagskraft.

Insgesamt wird das Sauberkeits- und Hygienethema latent unterschätzt, weil man die folgen mangelnder Sauberkeit und Hygiene im Griff zu haben glaubt. Was leider ein großer Irrtum ist.

Ich habe mal von einer asienerfahrenen Freundin gehört, dass die Chinesen überall in der Stadt auf die Straße spucken und rotzen – tun das die Singapurer eigentlich auch?


Hadmut
7.12.2013 23:59
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Nein.