Ansichten eines Informatikers

Garmin eTrex Venture Cx GPS-Empfänger

Hadmut
4.2.2007 22:52

Nun hab ich mir für Outdoor-Touren einen Garmin GPS-Empfänger gekauft. Erste Beobachtungen.

Zuerst wollte ich nur den Geko 201, klein, leicht, einfach, billig. Nach Beratung durch den Verkäufer habe ich dann doch das wesentlich neuere und bessere Gerät eTrex Venture Cx genommen, da der Preisunterschied nicht so groß ist (beim Geko braucht man noch ein serielles Adapter-Kabel und ggf. einen seriell-USB-Adapter, da ist man bei ca. 180-200,-, während der Venture Cx etwa 250-290,- kostet, je nach Laden).

Ebenfalls diese Woche gab es bei Aldi-Nord einen kleinen, handlichen Straßen-Navigator mit Europa-Karten für 200,-. Den hab ich zwar nicht ausprobiert, mir im Laden aber mal angesehen.

Nur zur ersten Meinung über den Garmin:

Die Begeisterung hält sich in Grenzen.

Die Vorteile des Garmin gegenüber den Supermarkt-Straßen-Navis sind:

  • Robust, verträgt viel, dreck- und wasserdicht, eben Outdoor-fähig.
  • Batterielaufzeit bis zu ca. 30 Stunden, dann zwei Mignon-Zellen wechseln, die man überall bekommt und einfach mitnehmen kann. Ein Auto-Navi macht nach 2-3 Stunden schlapp und dann braucht man eine 12 oder 220 Volt Steckdose zum aufladen. Hab ich in der Wüste so selten dabei.
  • Unterstützung für geographische Navigation und Routen. Die Straßennavis können einen meist nur zu einer Adresse bringen. Abseits von Straßen is nich. Einige wenige zeigen wenigstens die aktuelle Position an, aber ich kenne kein mobiles, bei dem man Ziele nach GPS-Koordinaten eingeben kann. Mein festeingebautes Auto-Navi kann es allerdings.
  • Track-Aufzeichnung. Das Garmin kann (insbesondere wenn man eine Speicherkarte reinsteckt) Wegerouten aufzeichnen, die man später nachverarbeiten kann. Ich kenne kein Straßen-Navi, das das kann.
  • Track-Einspielung. Es gibt mittlerweile jede Menge Webseiten, von denen man sich Wanderrouten usw. runterladen und reinladen kann.

Allerdings kann ich nicht umhin, auch einige Nachteile des Garmins festzustellen:

  • Die Empfangs-Empfindlichkeit ist mäßig. Draußen auf der Straße empfängt mein Auto-Navi sofort 3D, der Garmin beklagt sich über schlechten Empfang und weiß nicht, wo er ist. Und im Auto drinnen, selbst auf dem Armaturenbrett, wo normalerweise die Supermarkt-Navis ihren Dienst verrichten, bekommt der Garmin nichts rein. Nicht schön.
  • Es ist nur eine sehr rudimentäre Basis-Karte dabei, die Städte nur als Punkt und die größten Straßen (Bundesstraßen und Autobahnen) enthält. Beim Supermarkt-Navi ist inzwischen eine komplette Europa-Karte mit dabei. Die Zusatzkarten sind ziemlich teuer. Außerdem proprietär, man muß sie praktisch bei Garmin kaufen, und die nehmen’s von den Lebenden.
  • Teuer isses. Beim Supermarkt-Navi ist, obwohl billiger, die Speicherkarte dabei. Beim Garmin nicht. Allerdings hat 1 GB Mikro-SD mich auch nur 19,- gekostet. Aber es läppert sich auch zusammen.
  • Die Straßen-Navigation ist bestenfalls eine Notfallhilfe. Keine Sprachausgabe, das Display viel zu schlecht und zu winzig, um im Auto zu gebrauchen zu sein. Und ohne teure Zusatzkarten geht fast gar nichts.

Auch ohne den Vergleich zum Straßennavi gibt’s ein paar Sachen zu beachten. Vor allem ist mir aufgefallen, daß man sich auf den Kompas nicht blind verlassen darf. Ich habe ein Gerät ohne magnatischen Kompas. Elektronischen Magnetkompas und barometrischen Höhenmesser gibts gegen Aufpreis, kostet aber nicht nur Geld, sondern auch Strom und reduziert die Batterielaufzeit erheblich. Außerdem sind Magnetmessungen wegen Mißweisung, Störobjekten und sonstwas sowieso nur mit Vorsicht zu genießen. Da erschien mir die Richtungsmessung per GPS besser. Zwar grundsätzlich nicht so genau, aber dafür viel weniger Störeinflüssen unterworfen.

Im Prinzip reicht das auch. Auch der Garmin ohne Magnetkompas zeigt eine Windrose mit den entsprechenden Navigationsanzeigen an. Der Kompas arbeitet aber nur dynamisch, d.h. er errechnet die Richtung aus der Ortsänderung, nicht aus der Lage des Geräts. Damit ist schon mal wichtig, das Gerät nicht irgendwie, sondern gerade in Laufrichtung zu halten. Und sich zu bewegen. Bleibt man nämlich stehen, bleibt auch die Windrose stehen, egal wo. Weil man beim Stehenbleiben aber nicht starr stehenbleibt, sondern sich bewegt, was aus der Tasche holt, sich umsieht usw. verliert man die Ausrichtung des Gerätes. Und das kann dann sonstwohin zeigen. Richtungsmessung also nur in Bewegung. In der freien Natur sollte aber sowieso ein regulärer (und batterieunabhängiger) Karten- oder Peilkompas und ne Landkarte dabei sein.

Allerdings ist es eine Frage der Zeit, bis die Software-Features, die beim Garmin noch Vorteile sind, von den Supermarkt-Navi-Herstellern nachgebaut sind.

Inzwischen gibt es auch neue, deutlich kleinere, empfindlichere und stromsparende GPS-Chips, die bald in die Handys eingebaut werden. Die Vorteile des Garmin werden dahinschmelzen, die anderen holen auf. Ob es sich dann noch lohnt, den relativ hohen Preis zu zahlen?