Ansichten eines Informatikers

Ärger mit dem Sony Ericsson K610i

Hadmut
18.1.2007 22:29

Inzwischen habe ich das Sony Ericsson K610i seit fast 3 Monaten in Betrieb. Meine Erfahrungen bisher.

Die guten Erfahrungen sind leider sehr überschaubar. Das Ding hat Handschmeichlerqualitäten und fühlt sich gut an. Die UMTS-Funktion, die mit dem USB-Kabel unter Linux recht gut funktioniert (manchmal geht’s nicht, dann muß man das K610i mal aus- und wieder einschalten), ist eigentlich meine meistgenutzte Handy-Funktion. Internet quasi immer und überall. Erfreulich.
Mailreader, Web-Browser und vor allem den RSS-Reader benutze ich gerne und oft. Feine Sache.

Nun zu den negativen Erfahrungen:

  • Die Firmware hat jede Menge Bugs. Eine neue ist bisher nicht erschienen, obwohl das Handy sogar direkt per Internet den Firmware-Upgrade selbst vornehmen kann. Sony Ericsson hat zwar eine Hotline, und die reagieren auch: Aber man hat nichts davon. Sie bringen nämlich nur die üblichen Support-Sprüche und verstehen nicht so wirklich, wo das Handy Fehler macht. Scheint auch keinen dort näher zu interessieren. Bisher wurde kein einziger Bug behoben.
  • Wie gesagt, das Handy gerät manchmal in seltsame Betriebszustände und muß dann ausgeschaltet werden, damit es wieder normal funktioniert.
  • Das Handy weigert sich, mit meinem SMTP-Server zu arbeiten. Es gibt nicht einmal eine Verbindung, das Handy meint nur “Server nicht gefunden”, was aber nach rumprobieren auf irgendwelche SSL/TLS-Probleme zurückzuführen ist. Zum Laden von CA-Zertifikaten ins Handy habe ich von SE schlicht falsche Informationen bekommen. Per Bluetooth über die Windows-Suite. Grausig. Geht auch nicht. Tatsächlich ist das Handy besser als der Support: Man kann CA-Zertifikate einfach über einen URL von einer Webseite laden, dann fragt das Handy, ob es das Zertifikat in die Liste der akzeptierten aufnehmen soll. Eine richtige Verwaltung, Auflisten, Löschen gibt es allerdings nicht.
  • Ich habe es bisher nicht geschafft, unter Linux das Adressbuch zu füllen. Was allerdings nicht direkt am K610i liegt, sondern daran, daß eigentlich alle Linux-Programme, die dazu dienen, als rudimentär-halbgare Teilprogramme herausstellten, die gerade das nicht können. Oder nur mit irgendeinem proprietären Adressbuchformat arbeiten.
  • Die Akku-Laufzeit ist eine Katastrophe. Das Ding ist ständig fast leer. Das Ding wird nur am Leben gehalten, weil ich so oft per UMTS IP-Verkehr übertrage und dabei das K610i immer gleich geladen wird.
  • Die Windows-Software habe ich nur mal kurz ausprobiert. Scheint mir aber ziemlich untauglich und lästig.
  • Die Konfiguration ist teils unlogisch, manchmal kontra-intuitiv und umständlich. Aber nicht schlimmer als bei Nokia.
  • Das E-Mail-System des K610i hat einfach noch diverse Bugs, und kann auch nicht mit allen gängigen Zeichensätzen umgehen. Einige normale E-Mails kann es nicht anzeigen. Dagegen ist es UTF-8-tauglich, russischer Spam wird einwandfrei angezeigt.
  • Die Kamera ist miserabel. Das liegt einmal daran, daß das “Objektiv” (das Plastikloch spottet dieser Bezeichnung) offen liegt und damit ständiger Verschmutzung und Kratzern ausgesetzt ist, aber auch daran, daß man mit so einem Fix-Fokus-Billig-Dings bestenfalls Notfall-Schnappschüsse machen kann. Immerhin: Besser eine schlechte Knipse dabei, als die gute Kamera zu Hause.

Am meisten aber ärgert mich, daß die Firmware zwar einen Haufen Bugs hat und manche wichtige Funktionen deshalb kaum oder unbenutzbar ist, das aber bei Sony Ericsson überhaupt niemanden zu interessieren scheint. Warum sollte man auch eine Firmware verbessern, wenn das Handy doch schon verkauft ist?

Nein, begeistert bin ich nicht, auch wenn das Ding seine guten Seiten hat.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Hadmut
19.1.2007 18:01
Kommentarlink

Anmerkung: Man kann die Zertifikate doch verwalten. Es gibt in den Einstellungen ein Untermenü, in dem man die installierten Zertifikate anzeigen und löschen kann.