Ansichten eines Informatikers

Ein 300-Euro-Festplatten-DVD-Rekorder

Hadmut
23.12.2006 18:53

Diese Woche habe ich mir den Festplatten-DVD-Rekorder TARGA DRH-5400x bei LIDL gekauft und ihn nun ausprobiert.

Der Kauf war ein ganz spontaner. Seit einiger Zeit habe ich schon einen DVD-Rekorder LITEON LVW-1105HC+, den ich mir gekauft hatte, weil mir VHS-Rekorder ganz fürchterlich auf die Nerven gingen und das Bandgefummels zu umständlich, teuer und veraltet war. Da kam mir damals der preisgünstige DVD-Rekorder, der außerdem sehr klein war und in das Regal unter meinem Fernseher paßt, gerade recht. Eigentlich hat er auch gute Dienste geleistet, ging mir dann aber auch auf den Wecker:

  • Trotz schön gemachter Benutzeroberfläche hat er diverse Software-Macken, manchmal kann das Ding auf seine selbst geschriebenen DVDs nicht mehr zugreifen. Meist geht es zwar dann wieder, wenn die DVD abgeschlossen wird, aber Korrekturen an den Titeln oder das Ausnutzen von Resten ist dann nicht mehr drin. Es nervt.
  • Das Brennen auf DVD ist natürlich nicht das Gelbe vom Ei. Einmal muß man für jede Kleinigkeit immer eine DVD drin liegen haben. Dann muß man sich seine DVD gut auf- und einteilen, damit es auch paßt und der Film nicht abgeschnitten wird. Hinterher umsortieren ist nicht, Werbung rausschneiden fast nicht oder nur mit größeren Problemen möglich. Außerdem ist es Materialintensiv. Legt man eine normale DVD ein, dann ist immer ein Rohling verheizt, auch wenn die Sendung nicht gut war oder verspätet kam. Alternativ kann man Rewritables nehmen, die aber keine dauerhafte Speicherung ermöglichen, man also wieder umkopieren muß. Mehr als 4 Stunden ist (bei akzeptabler Qualität) auch nicht drin. Zwar kann das Ding bis zu 6 auf eine DVD brennen, dann darf man aber schon nicht mehr so genau hingucken, wegen der Artefakte. Also kann man während eines Wochenendes oder so nicht mehrere Sachen aufnehmen.

Deshalb habe ich schon im Sommer nach einem Rekorder mit Festplatte gesucht. Platzhirsch ist da zweifellos Panasonic, die hatten aber nicht das, was ich suche: HDMI und eine Festplatte ordentlicher Größe müßten es schon sein.

Diese Woche hatte LIDL nun einen Rekorder mit HDMI und 250GB-Platte für 300,- im Angebot. Am Montag mittag wollte ich mal gucken gehen, da hatten sie schon nur noch einen im Büro übrig. So als spontane Eingebung hab ich ihn mitgenommen. Mehr so aus der Situation heraus. Weil ich schon lange einen haben wollte und nichts passendes gefunden habe. Gestern abend habe ich ihn in Betrieb genommen:

  • Wie bei den Billigheimern üblich mit üppiger Ausstattung: Diverse Kabel, sogar ein HDMI-Kabel, eine Leer- und eine Test-DVD.
  • Eine Schönheit ist er nicht, das übliche betonte Billig-Design, um die teureren besser aussehen zu lassen. Vorne Sieben-Segment-Anzeigen im gruftigen Leuchtdioden-Retro-Design. Er hat einen Lüfter und beim Einschalten hört man die Festplatte anlaufen, stört aber nicht. Man muß schon genau hinhören.
  • Beim Einschalten dann die Überraschung: Dieselben Menüs und dasselbe Design der Benutzerschnittstelle wie beim LITEON-Rekorder. Zumindest die Firmware kommt aus derselben Küche. Erweitert um Showview, VPS, Funktionen zum Aufnehmen auf die Festplatte. Ein paar Macken behoben, andere nicht. Also letztlich wie mein alter Rekorder, nur jetzt mit Festplatte, Lüftergeräusch (und zu breit für das Regal).
  • Man kann (noch nicht ausprobiert) Filme zwischen DVD und Festplatte hin- und herkopieren, wahlweise auf beide Medien aufnehmen und Filme auf der Platte bearbeiten. Bearbeiten heißt: Titel ändern, Kapitelmarken ändern, Titelbild aus dem Film wählen und Werbung rausschneiden.
  • Das Ding wird zwar mit Timeshift beworben, aber das kommt mir inzwischen etwas seltsam vor. Man muß sich nämlich zwischen Aufnahme und Timeshift entscheiden. Entweder nimmt man etwas auf, und der Rekorder ist in der Zeit nicht bedienbar, zeigt nur die aufgenommene Sendung live, oder aber man drückt “Time Shift”, dann friert das augenblicklich laufende Programm auf dem Bildschirm ein, während es weiter aufgenommen wird. Man kann dann beliebig durch Start/Pause verzögert anschauen. Allerdings geht dann nur das, hinterher ist der Film wieder weg. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Eigentlich hatte ich eine Aufnahme auf die Platte erwartet, die man schon während des Aufnehmens wie üblich abspielen kann. Das ist nicht so doll.
  • Gleich die erste Showview-Aufnahme ging daneben: Der Rekorder hat das falsche Programm aufgenommen und nicht zur erwarteten Zeit abgeschaltet. Unklar ist, ob es am Rekorder oder der Fernsehzeitung (falscher Showview-Code?) lag.
  • Während der Aufnahme kann der Rekorder nichts anderes.
  • Der Rekorder schaltet durch die Schaltleitung auf dem SCART-Stecker den Fernseher ständig auf Rekorder-Darstellung. Man kann also erst einmal nicht so einfach das eine schauen und das andere aufnehmen. Das Problem hatte schon mein alter DVD-Rekorder, bei dem ich das SCART-Kabel deshalb durch ein Kabel mit 3 Cinch-Buchsen ersetzt habe. Zwar hat der neue Rekorder nun für dieses Problem einen Modes, in dem die SCART-Verbindungen durchgeschleift werden, aber dann sind alle anderen Funktionen blockiert. Nicht so schön.
  • Seltsames Problem: Seit ich den Rekorder an den Fernseher angeschlossen habe, schaltet sich der Fernseher unregelmäßig alle paar Minuten aus. Mir wäre nicht bekannt, daß man den Fernseher über das SCART-Kabel nicht nur um-, sondern auch ausschalten kann. Eine Vermutung war, daß der Rekorder, der provisorisch vor dem Fernseher steht und hinten den rot leuchtenden optischen Digitalausgang hat, vielleicht zufällig so leuchtet, wie die Fernbedienung, wenn man die Aus-Taste drückt. Abdecken hat nichts gebracht.
  • Nun hab ich einen Rekorder mit 250G-Platte, der bei akzeptabler Qualität über 200 Stunden aufzeichnen kann, aber keine Ordner-Struktur oder so etwas für die Aufnahmen hat. Die hängen einfach der Reihe nach im Inhaltsverzeichnis, und blättern dauert. Eigentlich ist die Platte unsinnig, wenn nicht eine adäquate Benutzerschnittstelle für Ordnung sorgt.
  • Filme können nur so auf DVD gebrannt werden, wie sie auf Platte liegen. Runtercodieren geht nicht. Man muß also schon beim Aufnehmen darauf achten, daß es hinterher “paßt”.
  • Heute sind übrigens noch drei weitere Testaufnahmen, die per Showview aus der Programmzeitschrift programmiert wurden, schief gegangen (was mich sogar ärgert): Zwar hat der Rekorder in allen Fällen die aus der Programmzeitschrift angegebenen Zeiten eingehalten, aber die tatsächlichen Sendezeiten stimmten nicht mit der Programmzeitschrift überein und VPS hat auch nicht funktioniert. Alle drei Filme waren unvollständig, einer hat zu früh angefangen, zwei sind hintenraus zu lang gelaufen. Möglicherweise schieben die Privaten auch mehr Werbung in die Filme als ursprünglich geplant. Das heißt, daß einerseits Showview auch mit VPS hier unbrauchbar ist. Andererseits ist es ein Argument für einen Festplattenrekorder mit großer Platte: Einfach grundsätzlich manuell programmieren und vorne und hinten zusätzliche Zeit angeben. Und dann nachher per Edit den überflüssigen Kram wegschneiden. Irgendwie rustikal und nicht auf der Höhe der Zeit.

Zum Vergleich gibt es von Panasonic Markengeräte, die mehr Funktionalität bieten: Eine “eingebaute Fernsehzeitung”, der Rekorder holt sich über die Ausstrahlung über einen Sender eine Art digitale Programmübersicht. Man kann Filme grundsätzlich in bester Qualität aufnehmen und dann nach der Aufnahme beim Brennen auf eine DVD die Qualität automatisch anpassen lassen. Soweit ich weiß, kann die Platte auch in Ordnern verwaltet werden. Es gibt Modelle mit DVB-T. Allerdings kosten die dann auch mindestens 500,-. Ob sich der Mehrpreis lohnt?

Wenn ich mir schon ein teures Markengerät kaufe, dann erwarte ich mehr davon: Ethernet-Anschluß, Web-Schnittstelle, Streaming-Client, Softwareupdates. Nur gibt es das noch nicht. Also mal sehen, wie ich mit dem Billig-Gerät klarkomme.