Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

End of the University as We Know It

Hadmut Danisch
5.6.2009 13:55

Wieder mal ein lesenswerter Artikel, auf den ich von einem Leser hingewiesen worden bin.

Zu meinen Blogartikel “Inkompetenz als Wissenschaftsmerkmal” hat ein Leser in einem Kommentar einen Link auf einen Artikel der New York Times angegeben, den ich zitierenswert finde: End the University as We Know It. Bemerkenswert finde ich vor allem, daß da auch in den USA dieselbe Beobachtung gemacht wird, die mir auch schon sauer aufgestoßen ist:

The dirty secret of higher education is that without underpaid graduate students to help in laboratories and with teaching, universities couldn’t conduct research or even instruct their growing undergraduate populations. That’s one of the main reasons we still encourage people to enroll in doctoral programs. It is simply cheaper to provide graduate students with modest stipends and adjuncts with as little as $5,000 a course — with no benefits — than it is to hire full-time professors.

In other words, young people enroll in graduate programs, work hard for subsistence pay and assume huge debt burdens, all because of the illusory promise of faculty appointments. But their economical presence, coupled with the intransigence of tenure, ensures that there will always be too many candidates for too few openings.

The other obstacle to change is that colleges and universities are self-regulating or, in academic parlance, governed by peer review. While trustees and administrations theoretically have some oversight responsibility, in practice, departments operate independently. To complicate matters further, once a faculty member has been granted tenure he is functionally autonomous. Many academics who cry out for the regulation of financial markets vehemently oppose it in their own departments.

Tja. Sieht bei denen da drüben wohl ähnlich schlecht aus wie bei uns.

Interessant sind die Parallelen zwischen dem kollabierten Finanzmarkt und dem Universitätsbereich. Tatsächlich haben die Pseudo-Finanzprodukte der Banken und ihre Derivate, die eigentlich Dinge verkaufen und handeln, die sie gar nicht habe oder die es nicht gibt, gewisse Ähnlichkeit mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Da wird genauso gestunken und gelogen um in einem von der Realität abgehobenen virtuellen Marktplatz mit etwas zu handeln, was man eigentlich nicht hat.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Ascag
5.6.2009 14:09
Kommentarlink

Ok, dann noch zwei weitere Links zu diesem Thema (im Laufe der Zeit haben sich bei meinen Bookmarks mehr als genug Links zum Thema Kritik am Universitätsystem angesammelt).

Hierzulande spricht man ja davon, daß ‘die guten Leute alle in die USA gehen’. Solche Artikel, und auch meine persönlichen Erfahrungen (ich hatte mal in einem biophysikalischen Labor drüben zu tun) zeigen leider, daß inzwischen überm Teich das Gras größtenteils auch nicht viel grüner ist. Die Mißstände scheinen universell geworden zu sein.

http://chronicle.com/jobs/news/2009/01/2009013001c.htm
http://chronicle.com/jobs/news/2009/03/2009031301c.htm

Und die Links, die ich hier gepostet habe, stammen allesamt aus sehr seriösen Quellen (NY Times und Chronicle of Higher Education). Die Kritik kommt so langsam von allen Seiten. In Deutschland kommen sehr kritische Artikel u.a. regelmäßig in der Süddeutschen und in der ZEIT.

Obs was bringt? Ich fürchte nicht. In dem Interview mit dem Prof. Reinhard, zu dem hier letztens ein Post war, wurde ganz offen davon gesprochen, daß die Universitätslandschaft unter einer Oligarchie steht, und daß historisch gesehen Oligarchien sich *immer* als reformunfähig erwiesen haben.