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Widerlich: Die “Thomas-Beth-Gedenk-Konferenz”

Hadmut Danisch
8.9.2008 22:17

Obwohl ich ja nun schon ziemlich abgebrüht bin, was die universitären Hierarchie-Gepflogenheiten angeht, gibt es immer wieder Vorgänge, bei denen ich … mehr als nur den den Appetit verlieren könnte. Um es vorsichtig auszudrücken.

Da veranstalten die allen Ernstes eine Konferenz “in memory of Thomas Beth”. Ausgerechnet.

Daß es an den Universitäten üblich ist, sich Professoren anzubiedern und ihnen in den A…, in den A…, in den Allerhöchsten Tönen und opportunistischer Absicht unverdiente Lobpreisungen zukommen zu lassen ist bekannt. Aber jemandem noch nachträglich in den A…, in die Urne hinterher zu kriechen (meine Tastatur klemmt heute), das hat schon eine besondere Geschmacklosigkeit. Jemanden, der so vielen Leuten so schweren Schaden zugefügt hat, der von so tiefgreifender Bösartigkeit war, der so systematisch, hemmungslos und bei jeder Gelegenheit gelogen hat, und der sein an-/vorgebliches Fach der Sicherheit so gar nicht beherrschte, den sollte man nicht noch posthum lobpreisen.

Typisch ist dabei, daß mal wieder so im intimen Bekannten- und Vetternkreis – wer sonst käme zu so einer Konferenz sich gegenseitig irgendwelche Papers vorliest, von denen niemanden interessiert, ob sie neu, richtig oder selbstgeschrieben sind, und die auch nie irgendwer lesen wird. So ne Art aus Steuergeldern bezahlter Kaffeeklatsch. Und trotzdem wird jeder, der dort war, hinterher seine Beteiligung als neuen Eintrag in der Veröffentlichungsliste führen und man dies in universitäten Kreisen als Beweis dafür ansehen, daß derjenige höhere wissenschaftliche Fähigkeiten als andere hat.

Wäre es eine stilechte Thomas-Beth-Gedenk-Konferenz, dann würde die Annahme eines Papers bedeuten, daß der Autor sein Thema nicht annähernd beherrscht, frei phantasiert, unsachlich polemisiert, anderen vorwirft, von ihm geklaut zu haben, sich bei anderen bedient und irgendwas aus der Zeitung abgeschrieben hat, was er nicht verstanden hat.

So gesehen könnte man eine solche Konferenz tatsächlich satirisch gestalten und tatsächlich mal einen drauf machen und einen Wettbewerb versuchen, wer den größten Unfug so auftischt, daß er Laien beeindruckt. Ein typischer Auftakt für einen solchen Vortrag wäre zunächst zu erwähnen, wo man gerade in der Welt war, welche wichtigen Leute etwas von einem wollten und dann – so ganz zufällig und nebenbei – sich mit irgendwelcher Insider-Prominenz auf eine Stufe zu stellen. “Mein Freund Whit Diffie hat gestern…” Oder so.

Keinesfalls vergessen dürfte man dabei darauf hinzuweisen, daß man einige Semester Medizin studiert hat und niemand auch nur annähernd solche komplizierten Leiden haben könnte, die zu ertragen man nur in der Lage ist, wenn man in den exquisitesten Kreisen in persönlicher Bekanntschaft mit den allerbesten Ärzten verkehrt.

Vielleicht könnte man auch in einer Glasvitrine Beths abgetragene Dauer-Halskrause ausstellen. Oder für die Gedenkminute jedem einen großen, mit Kältespray gekühlten Schraubenschlüssel geben, den er sich an die Backe halten kann. Man sollte dabei nicht vergessen, Beths Visionen zu erwähnen, etwa die Sache mit der Public-Key-Adressierung, die das Packet-Switching überhaupt erst möglich machte.

Andererseits, und das habe ich übersehen, könnte es durchaus sinnvoll sein, Beth nach seinem Ableben noch zu huldigen. Denn der Mann war ja in der Lage, in entgegengesetzter Richtung durch die Zeit zu reisen. Ich vergas.

(Mehr Gedanken zu den Hintergründen dieser Konferenz dann in der nächsten Adele…)