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Unibibliothek Karlsruhe

Hadmut Danisch
14.11.2007 20:52

Heute wieder ein Vorgang der belegt, daß die Universität Karlsruhe und ich nicht wirklich miteinander harmonieren.

Ich war über drei Jahre in Dresden und habe viele Bücher in der sächsischen Universitäts und Landesbibliothek (SLUB) ausgeliehen. Die haben dort zur Ausleihe und zur Rückgabe auch Automaten. Zur Rückgabe hat es da ein Loch in der Wand mit einem Fließband. Da legt man die Bücher drauf, sie werden reingezogen, und wenn man fertig ist, bekommt man eine Quittung. Nie hatte ich irgendein Problem damit, ging tadellos zur besten Zufriedenheit.

Kaum komme ich nach Karlsruhe, geht es schief. Ich hatte auch hier Bücher ausgeliehen und wollte sie heute zurückgeben. Nun haben sie auch hier so einen Automaten. Nur muß hier alles irgendwie komplizierter sein. Will man ein Schließfach belegen, muß man erst gegen Vorlage des Ausweises an einem weiteren Automaten einen Schlüssel anfordern. Na gut, damit wird verhindert, daß Leute sich da Dauerschließfächer holen oder anonyme Bomben deponiert werden (Wenn das der Grund war: Falls da unten eine Bombe hoch geht, ist der Automat der weiß wer es war, übrigens auch kaputt und damit nutzlos wenn er nicht vernetzt ist…).

Ich wollte also in dieser High-Tech-Bibliothek Bücher zurückgeben. Drei, um genau zu sein. Zwei große und ein kleines, um es noch genauer zu sagen. Mit den beiden großen ging es sofort. Das kleine spuckte der Automat immer wieder umständlich mit der Fehlermeldung aus, ich möge doch bitte davon absehen, die Bücher zu schnell da reinzulegen. Fünf Versuche scheiterten, auf weitere Versuche wollte ich mich ob der Unmutsäußerungen der hinter mir Wartenden nicht einlassen.

Nun erscheint mir die Fehlermeldung ziemlich unsinnig. Denn ein einzelnes Buch kann ich nicht zu schnell hintereinander eingeben (ab dem zweiten Versuch war es ja nur noch eines). Ich kann das Buch an sich auch nicht zu schnell eingegeben haben, denn die Geschwindigkeit wird ja nicht von mir, sondern vom Fließband bestimmt. Und reingeworfen habe ich es nicht. Meiner Vermutung nach war das Buch einfach zu klein. Da wird vermutlich irgendeine Lichtschranke oder dergleichen festgestellt haben, daß das eingelegte Buch zu früh schon wieder zu Ende ist und aus der Zeit statt auf die Größe auf die Bewegungsgeschwindigkeit geschlossen haben. Mmmh.

Also bin ich zum Schalter um das Buch per Mensch zurückzugeben. Das klappte im Eilverfahren. Sofort war das Ding zurückgebucht. Bis auf ein Detail: Ich wollte eine Quittung. “Ja, das hätten sie vorher sagen müssen!” Woher soll ich das wissen? Außerdem ging es so schnell, daß ich kaum eine Chance hatte. Trotzdem, ich will eine Quittung. “Sie brauchen keine Quittung!”

Doch, brauch ich. Als Student mußte ich nämlich mal ein Buch zahlen, das ich zwar zurückgegeben hatte, aber eben, wie damals üblich, nur mit anderen Büchern unten am alten Eingang auf den Tisch gelegt habe, wo Ein- und Ausbuchungen kreuz und quer durcheinander gingen und man deshalb immer die Bücher da hinlegen und hoffen mußte, daß sie irgendwann rückgebucht werden. Ich hatte n Bücher abgegeben, aber nur n-1 wurden rückgebucht. Das andere hatte wohl absichtlich oder versehentlich irgendwer mit seinen ausgebuchten Büchern mitgenommen und nicht zurückgebracht. Jedenfalls mußte ich damals blechen, weil man es mir nicht glaubte. Seitdem laß ich mir Quittungen geben. Besonders in Karlsruhe. Das erklärte ich der Dame.

Sie erklärte mir vorwurfsvoll, daß die Software das nicht kann.

Ich entgegnete, daß ich mir ziemlich sicher sei, daß ich weder diese Software, noch die des Automaten geschrieben habe, und deshalb die Verantwortung für Fehlfunktionen von mir weise. Das fehlte mir gerade noch.

Sie erklärte, daß ich keine Quittung brauche, weil ich ja im Internet auf das Konto schauen und sehen könnte, daß es ausgebucht sei.

Ich erwiderte, daß das ja gerade der Knackpunkt sei: Die Quittung wird ja gerade für den Fall gebraucht, daß es nicht richtig rückgebucht sei, und dann sehe ich auch im Internet nichts. Die Kontoansicht im Internet ist da fast nutzlos, weil ich diese Form der Bestätigung nur genau dann bekomme, wenn ich eigentlich keine Quittung brauche, weil es ja ordnungsgemäß rückgebucht wurde.
Sehe ich dann im Internet, daß das Buch nicht zurückgebucht wurde, weiß ich nur, daß ich wieder zahlen darf, weil ich nichts beweise kann. Es ist verblüffend, wie oft man im Alltag in heftige Diskussionen kommen kann, weil irgendwer nicht mitdenken und einsehen will, wer wem warum etwas zu quittieren hat. (Security mal wieder…)

Das wollte sie nun gar nicht einsehen. Außerdem, so meinte sie, sei der einzige Weg zu einer Quittung der, daß ich das Buch am Automaten erneut ausleihe und gleich wieder zurückgebe.

Ich entgegnete, daß ich das Buch nicht ausleihen kann, weil es vorbestellt ist, und nicht zurückgeben kann, weil der Automat es nicht frißt. Ich äußerte mich abfällig über diesen Vorschlag.

Mit Hilfe meines Ausweise buchte sie es dann selbst aus und gleich wieder ein und erstellte so die Quittung. Warum einfach, wenn es umständlich geht.

Nun wäre der Vorgang an sich ja vielleicht noch nicht unbedingt einen Blog-Eintrag wert, wenn er nicht ohnehin zu meiner durchaus schon schlechten Meinung dieser Bibliothek passen würde.

Ich finde diese Bibliothek von oben bis unten verkorkst. Die Aufstellung der Regale ist undurchdacht, und wenn man Informatikbücher sucht, muß man ständig durch die Arbeitsplätze durchlaufen und die Leute stören, weil die Regale auf zwei verschiedenen Seiten stehen. Ich war schon in vielen Bibliotheken, aber das ist die mit den ungemütlichsten und nervigsten Arbeitsplätzen, und wenn ich das mal so sagen darf: Die hässlichste.

Dazu kommt, daß man da wohl massive Probleme mit dem Schall hatte, denn man hat einen Teppichboden reingelegt, wohl um den Tritt- und anderen Schall zu dämpfen. Schon wenige Tage nach der Eröffnung sah der Teppichboden so richtig eklig versifft und verdreckt aus. Als ich vorhin mal geguckt habe, hat’s mich so richtig geschüttelt. Igitt. Warum geht das an amerikanischen Universitäten, auch an australischen, selbst in Dresden, aber nicht in Karlsruhe? In Dresden hat es gewöhnliche feste Fußböden (Parkett, wenn ich mich richtig erinnere), der ordentlich zu reinigen und sauber ist. Da babbt und gammelt nichts. Diese Teppichboden bekommen die aber nie wieder sauber. Und raus auch nicht mehr, den die ganzen Bücherregale stehen ja drauf. Und sind auch noch fest verkabelt, weil man für eine 24-Stunden-Bibliothek ja überall Notfall-Taster braucht. Bin mal gespannt, wann der Boden dann anfängt zu leben, zu wachsen, zu stinken. Ob einem der Not-Taster dann noch hilft, wenn einen in einer einsamen Bibliotheksnacht der mutierte Teppichboden angreift um einen zu fressen?

So abwegig wäre das nicht, denn mich hat die Bibliothek schon bei meinem ersten Besuch gebissen. Und zwar in die Zehen. Hat richtig weh getan. Das war bei meinem ersten Besuch kurz nach der Eröffnung. Es war Sommer und ich hatte Sandalen an. Ein Fehler. Ohne Sicherheitsschuhe sollte man da nicht rein. Vor mir ging da einer durch die Drehtür. Naiv, wie ich manchmal bin, dachte ich mir nichts schlimmes dabei, auch durch diese Drehtür gehen zu wollen. Da, wo ich herkomme, sind Drehtüren nämlich dafür da. Diese Drehtür sah das jedoch anders. Gerade als ich auf halbem Durchweg war, stoppte sie abrupt. Ich rechnete nicht damit und lief gegen die Tür. In diesem Augenblick fing das Ding an, sich motorgetrieben zurückzubewegen, und klemmte mir dabei die offenen Zehen zwischen Tür und Boden ein. Tat richtig weh.

Einer, der hinter mir kam, erzählte mir dann, daß man außerhalb der Öffnungszeiten seinen Ausweis an ein Lesegerät halten muß, wenn man seine Zehen nicht verlieren will. Aha.

Also versuche ich es. Es geht nicht.

Ja, meint er, ich müsse zunächst meinen Ausweis drinnen registrieren lassen, damit die Tür aufgeht.

Toll, und wie komme ich rein, um mich registrieren zu lassen, wenn die Tür nicht aufgeht?

Einer schleuste mich dann mit rein. Ich also gleich vorne hin um mich saftig über meine malträtierten Zehen zu beschweren.

Da bekam ich aber was zu hören. Da hatte jemand Mitteilungsbedürfnis. Da mußte Dampf raus.

Da wär ich nicht der erste, der von der Tür angegriffen worden sei. Aus irgendwelchen Gründen habe man da so komische Türen hinmachen müssen, an der einen Drehtür geht’s nur rein, an der anderen nur raus. Das müsse eben so sein. Die Begründung war hanebüchen, wurde von dem Erzählenden auch so eingeschätzt, aber krieg’s nicht mehr genau zusammen, warum.

Die Raumaufteilung sei eine Katastrophe und falsch gewählt, der Schall ein riesiges Problem, mit der Belüftung gebe es riesige Probleme, der ganze Bau unpraktisch, jede Menge technische Probleme mit Türen und Fenstern, und überhaupt. Es sei der gleiche Archtitekt, der auch schon die neue Mensa gebaut habe, schon da hätte man jede Menge Ärger gehabt (Stimmt, die ist genauso hässlich und phantasielos). Eigentlich hätte man diesen Architekt nicht mehr haben wollen, aber der hat wohl angeblich irgendwelche Kontakte und irgendwer hat wohl angeblich durchgesetzt, daß der wieder den Auftrag bekommt. Und dann wurde der Erzähler drastisch: Im Bau um die neue Bibliothek hätte es angeblich ganz enormen Krach gegeben, weil der Architekt schon uralt und absolut stur und ignorant sei, jegliche Korrektur seiner Vorstellung als persönliche Beleidigung ansehe und aggressiv werde. Angeblich soll er einen Uni-Mitarbeiter, der wagte ihn zu kritisieren, in den Arm gebissen haben. Zähne soll er nämlich trotz hohen Alters noch haben. Man habe es aufgrund der politischen Verbindungen und des Mannes aufgegeben, gegen die Bibliothek aufzubegehren und warte nun einfach sein Ableben ab, was nach übereinstimmender Einschätzung nicht mehr lange dauern könne, um dann die ganze Bibliothek wieder umzubauen und in Ordnung zu bringen.

Ob das stimmt? Es hört sich ziemlich absurd an. Wie so vieles in Karlsruhe. Das mit dem Biß in den Arm kommt mir aber sogar für die Verhältnisse an der Uni Karlsruhe sehr unglaubwürdig vor. Wer etwas darüber weiß, ob die Story stimmt oder nicht, möge es mir mitteilen.

Als ich fragte, wo hier eigentlich die Notausgänge seien, falls es mal brennt, bekam ich nur ein Lachen. Wie sich zeigte, kam ich ja nicht mal in Ruhe und im Normalbetrieb durch diese Sch…-Drehtür durch. Was ist denn, wenn da mal ein paar Bücher oder der Teppichboden brennen, Rauch entsteht, und die Leute in Panik Richtung Tür rennen? Ob die Feuerwehr sich den Laden mal ansehen sollte?

Nach meinem Empfinden sind jedoch die neue Mensa, die neue Uni-Bibliothek, die Landesbibliothek, die L-Bank am Zirkel und die Heinrich-Hübsch-Schule, die alle vom selben Architekten stammen, ziemlich hässlich, unpraktisch und sehen alle gleich aus. Keinerlei Phantasie, kein Formgefühl, keine Proportionen, nichts was einen interessieren würde. Beim Reisen in Europa, USA, Australien, Asien habe ich so viele so interessante, sehenswerte und pfiffige Gebäude gesehen. Und hier stehen so hässliche Würfel-Bunker rum, die kaum über den 60er-Jahre-Büroburg-Stil hinauskommen. Alles quadratisch, alles langweilig und trist, alles mit denselben Baumaterialien, und zumindest die Gebäude, in denen ich mal drin war, innen verbaut und überhaupt nicht am Zweck orientiert, neugebaute Ruinen, Betonbunker. Mancher Gefängnisbau hat mehr Flair.

Lesen kann und sollte man auch mal bei KA-News. Vor allem die Stelle mit den Säulen.

Von Architektur hab ich zwar keine Ahnung, und auch nie Architektur studiert, aber Griechisch hatte ich in der Schule, und dabei so einige griechische Tempel gesehen. Diese Bibliothek sieht ganz sicher nicht aus wie ein griechischer Tempel. Gar nicht. Überhaupt nicht. (Die hatten übrigens auch keine Drehtüren.) In meinen Augen und nach meinem ganz persönlichen, subjektiven Geschmack und Empfinden sieht diese Bibliothek aus wie gewollt und nicht gekonnt. Wer meint, daß so etwas wie ein griechischer Tempel aussieht, den würde jedenfalls ich keine Häuser bauen lassen.

Wenn man schon keine Ideen hat, hätte man sich ja mal an ausländischen Spitzenuniversitäten umschauen können, was die sich so einfallen lassen. Oder meinetwegen auch griechische Tempel. Gut plagiiert ist manchmal besser als schlecht selbst gemacht.

Hätte man da wirklich mal einen griechischen Tempel hingestellt, einen, der wirklich so aussieht, dann wäre das ein Brüller und Blickfang gewesen. Und hätte nach Universität und Bildung ausgesehen.