Ansichten eines Informatikers

Wie man aus Einfalt, Arroganz und Überheblichkeit Hass kocht

Hadmut
7.1.2022 2:47

Relotius war bei weitem nicht das Schlimmste beim SPIEGEL.

Sascha Lobo hat eine Kolumne beim SPIEGEL.

Sie haben sich gegenseitig verdient, der Leser dagegen hat so etwas nicht verdient.

Der nun schreibt da gerade von so ganz oben herab: „Radikalisierung der Impfgegner – Die Denkpest geht um“

Eigentlich läge es mir fern zu empfehlen, Lobo zu lesen, aber da eskaliert so eine herablassende Arroganz, dass man förmlich merkt, wie gefährlich das inzwischen wird. Das muss man wirklich mal gelesen haben, vor allem weil man förmlich merkt, wie der vor Hass, Überheblichkeit, Verachten für alles, was nicht so ist wie er, förmlich vibriert. Man merkt vor allem sehr deutlich, dass sein sein Hass auf alles, was anders ist als er, eine Erscheinung, die gemeinhin als Narzissmus bekannt ist, damit kollidiert, dass seine sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten nicht mehr ausreichen, seinen Hass auszudrücken, der vor schierer Hilflosigkeit, sich nicht seiner Wut angemessen auszudrücken, fast platzt.

Er ist damit nicht nur ein Narzisst, dem nun wirklich jeder Grund und Anlass zum Narzissmus fehlt, er ist vor allem die fleischgewordene Widerlegung des geisteswissenschaftlichen Götzen der Sprechakttheorie nach Foucault und seiner Vorgänger, wonach nur die Sprache die Realität und das Denken steuert und hervorbringt. Lobo ist ein Beispiel, bei dem der Hass das Sprachvermögen weit übersteigt und das diese Theorie damit empirisch wiederlegt. Sprachlich kann er dazu ja nicht gekommen sein.

Schon die Wortwahl: „Denkpest“.

Das erinnert mich an die Situation, wenn kleine Kinder Streit haben und sich beschimpfen wollen, sprachlich aber noch nicht so weit sind, und dann einfach ohne Beachtung der Bedeutung die schlimmsten Wörter hervorkramen, die sie schon kennen: „Du … Pipi … Kacka …!“ Wenn man einfach nur noch das Gegenüber mit irgendwelchen schlimmen Wörtern belegen und beschimpfen will, weil einem keine besseren einfallen. Und wenn dann vielleicht noch die Abgabefrist abläuft, bevor einem gute Wörter eingefallen sind…

Zehntausende Menschen gehen auf die Straße, vorgeblich gegen Coronamaßnahmen und Impfpflicht. Tatsächlich ist aus »Querdenken«, Esoterik-Gläubigen und Rechtsextremen eine gefährliche Protestbewegung entstanden, ihr kaum verstecktes Ziel ist ein Umsturz.

So?

Für gewöhnlich ist es doch so, dass die Linken, zu denen sich Lobo zählt oder deren kommerzieller Dienstleister er ist, sich als progressiv bezeichnen und eine neue Gesellschaftsordnung wollen, Sozialismus, Kommunismus, Energiewende und so, und Rot-Grün in der Ampelkoalition ja auch schon damit trötet, dass sie eine neue Gesellschaft bauen wollen. Alle anderen beschimpft man als „konservativ“, „rückwärtsgewandt“, „ewiggestrig“, „reaktionär“ und sowas. Und nun behauptet Lobo, sie wollten einen Umsturz. Weil sie nicht geimpft werden wollen. Völlig selbstwidersprüchlich, völlig unlogisch,

Eigentlich genau das, was ich gerade unter dem Thema des Krawattenwitzes bezüglich der „Double Binds“, der Doppelbotschaften von Müttern sagte: Es ist egal, was man macht, es ist immer alles falsch.

Lobo schimpft auf die „Esoterik-Gläubigen“, aber die esoterischsten Menschen sind die Grünen, für die er auch tätig ist. Vor allem lenkt er mit dem Begriff der Esoterik davon ab, dass es vor allem die Grünen sind, die seit Jahrzehnten gegen Technik, Wissenschaft und vor allem Gentechnik sind. Und die Grünen sind auch die, die am ehesten auf Öko machen und an Homöopathie glauben, an Bachblütentherapien und „Natürliches“. Die Grünen sind die Gentechnik-Gegner schlechthin. Macht aber nichts, den Grünen dient sich Lobo gerne als Gastredner an. Und wenn er es gerade braucht, dann nimmt er das dann als Keule. Relotius war ein kleiner, liebenswürdiger Schelm gegen Lobo.

Die meiner Einschätzung nach größte Gefahr geht aber weniger vom harten Kern aus – sondern von den schätzungsweise mehreren Millionen Sympathisierenden mit ihrer Anfälligkeit für Verschwörungserzählungen und ihrer coronabasierten Akzeptanz von Extremismus und Gewalt.

Beachtlich. Denn genau so funktioniert der Feminismus, Genderismus: Die Behauptung, dass das weibliche Geschlecht nichts anderes sei, als eine vor Jahrhunderten von bösen weißen männlichen Wissenschaftlern (die so finster und böse waren, dass sie schon männlich waren, bevor sie die Geschlechter überhaupt erfunden hatten) erfundene Erzählung, um eine Hälfte der Menschheit zu unterdrücken, und alle Männer der Welt sich verschworen hätten und seit Jahrhunderten zusammenhalten, um die andere Hälfte für Frauen zu halten und sie zu unterdrücken. Gender ist die schwachsinnigste Verschwörungstheorie der Neuzeit, und Lobo ist ihr gewerblicher Dienstleister. Nun will man ja sogar die Anrede „Damen und Herren“ als verfassungswidrig verbieten – was ist das, wenn nicht extremistisch? Und was ist das Beschmieren von Häusern, das Niederbrennen von Autos, das Verprügeln von Dozenten, wenn nicht Gewalt?

Nun kommt Lobo und will den „Sympathisierenden“ (er schafft es schon nicht mehr, von „Sympathisanten“ zu reden) eine „Anfälligkeit für Verschwörungserzählungen“ attestieren.

Das ist aber ziemlich dumm. Denn entweder will man sich impfen lassen, oder man will es nicht. Man kann aber nicht einer sein, der sich impfen lassen wollte, aber aus Sympathie mit denen, die sich nicht impfen lassen wollen, bei denen mitmacht. Man läuft ja nicht mit Impfgegnern mit, weil sie einem so leid tun.

Was genau sollen denn diese „Verschwörungserzählungen“ sein?

Nur mal so nebenbei: Die meisten Verschwörungstheorien erweisen sich als eher wahr als falsch. Nur weil es eine Verschwörungserzählung ist, ist sie noch lange nicht falsch. Dass Scholz und Lauterbach hinter den Kulissen in einer Regierung sitzen und sich absprechen, ist auch eine Verschwörungserzählung. Und? Stimmt sie oder ist sie falsch?

Und bei den falschen weiß man dann auch nicht, von wem sie stammen, denn der ganze linke Komplex arbeitet sehr intensiv mit False-Flag-Aktionen, mit Zersetzungstechniken, Provokateuren und Tarnleuten. Das haben die von der Stasi gelernt. Nur mal ein kurzer Abstecher: Wie die Stasi Regimegegner mit Fake News zermürbte

Fake News verbreiten sich heute rasant in sozialen Medien. Die Stasi nutzte “analoge” Fake News, um Gegner gezielt zu diskreditieren.

Das ganze Impfgegnerding könnte also auch von Provokateuren zur Zermürbung systematisch hochgekocht werden, um einen konkreten Angriffspunkt für Gegner des linken Zeitgeistregimes zu bilden.

Oder mal anders, mal analytisch gefragt: Wenn man schon jemandem Fake News, Verschwörungstheorien, Lügen unterstellt, warum sollte man ihm dann so ohne weiteres und kritiklos glauben, dass er der oder das ist, als wer oder was er sich ausgibt?

Wir hatten das ja gerade in Amerika, wo es zu Gewaltausbrüchen kam und dort demonstrativ Leute mit Trump-T-Shirt die Lage hochkochten, es aber ernsthafteste Zweifel gibt, dass es Trump-Anhänger waren, sondern im Gegenteil Linke, die die Meinung beeinflussen und diskreditieren wollen. Hatte man ja auch schon in milderer Version, als man bei einer Trump-Veranstaltung die Plätze reservierte, dann nicht erschien, um es so aussehen zu lassen, als gingen zu Trump nicht mal mehr die Republikaner hin. Und auch in Deutschland hatten wir das ja schon, dass man auf Demonstrationen Leute mit Hitlergruß fotografierte, die dann als Antifa-Aktivisten identifiziert wurden, und bei dem Angriff auf ein jüdisches Restaurant führte die Spur dann auch in einen Ort, in dem es gar keine Rechten, aber viele Linksextreme gibt.

Anders gesagt: Ist nicht gerade das Hinstellen der Impfgegner als „Verschwörungserzähler“ nicht gerade selbst eine Verschwörungstheorie?

Denkt mal drüber nach: Ist das, was Lobo hier schreibt, nicht nur völlig halt- und substanzlos, einfach dahinbehauptet, sondern in seiner Aussage nicht selbst eine Verschwörungstheorie? Nämlich dass sie Impfgegner sich alle zum Umsturz verschworen hätten?

Die vielleicht wichtigste Frage ist: Wie konnten sich so viele Menschen radikalisieren oder die Radikalisierung ihrer Crowd verkennen?

Typisches Framing, Suggestion, Propaganda:

Die wichtigste Frage wäre nämlich: Haben sie das denn überhaupt?

Was die Frage aufwirft, ob sie das denn überhaupt können. Man kann radikalisiert etwas wollen. Grundeinkommen oder Cannabis zum Beispiel. Man kann radikalisiert anderen etwas verbieten wollen. Feminismus zum Beispiel. Aber kann man radikalisiert etwas nicht tun wollen, worüber man eigentlich selbst die Entscheidungshoheit hat, nämlich seinen Körper nicht impfen zu lassen?

Wo ist da das radikale Element, wenn jemand sich nicht impfen lassen will?

Kann man überhaupt etwas radikal nicht tun?

Oder ist Lobo vielleicht einfach nur ein sprachlicher Dummschwätzer, der so brachial wie primitiv daherblubbert, möglichst hart formulieren will, aber es schon nicht schafft, sich überhaupt richtig, plausibel, stringent auszudrücken?

Mal ein direkter Vergleich

Lobo tritt für Grüne und SPD als Gastredner, Berater und sowas auf. Bei Schulz war er ja damals irgendwie im Wahlkampf involviert.

Rot und Grün trommeln für die Freigabe der Abtreibung, bis zur Geburt. Menschen töten. Slogan: „Mein Bauch gehört mir.“

  • Wie ist das dann mit Impfgegnern? Haben die dieselbe Lufthoheit über ihren Bauch wie Feministinnen?
  • Und wer gefährdet eigentlich andere Menschen mehr? Ein Ungeimpfter oder eine Abtreibende?
  • Was ist eigentlich schlimmer? Einen 80-Jährigen mit Corona umzulegen oder Fötus durch Abtreibung?

Ich finde durchaus, dass man Covid-19 und Impfung mal mit Abtreibung vergleichen sollte.

Vor allem dann, wenn solche Rot-Grün-Politdienstleister wie Lobo hier mit solcher Doppelmoral und Doppelmaßstäben (schon oft beschrieben: Doppelmaßstäbe als Folge amygdalere Freund-Feind-Einteilung) so selbstwidersprüchlich agieren.

Warum sollen Frauen die alleinige Entscheidungshoheit über ihren Körper haben und dazu sogar Menschen töten dürfen, Impfgegner aber nicht?

Vor 50 Jahren bejubelte der STERN noch Frauen mit „Wir haben abgetrieben“.

Und der SPIEGEL jubelt mit.

Was wirft der SPIEGEL denn nun den Impfgegnern vor?

  • Dass sie über ihren Körper selbst entscheiden und sich von niemandem Vorschriften machen lassen wollen?
  • Dass sie den Tod anderer Menschen in Kauf nehmen?
  • Dass sie sich gegen den Staat durchsetzen, die Politik unter Druck setzen, die Gesellschaft verändern wollen?

Wollten die Abtreibungsgegner auch. Die Demonstrationen gegen § 218 waren sehr radikal, gewalttätig, extremistisch. Aber da fand der SPIEGEL sie gut. Gegensätzliche doppelte Maßstäbe. Weil es immer nur darauf ankommt, ob es Marxisten gerade in den Kram passt oder nicht.

Ich möchte eine These anbieten: Die Extremsituation der Pandemie, schlechte (staatliche, institutionelle) Kommunikation und soziale Medien wie Telegram haben ein neues Massenphänomen hervorgebracht, eine Vorstufe zum umfassenden Verschwörungsglauben:

die Denkpest.

Ich will eine Gegenthese anbieten: Der Lobo schiebt einen Mordshass, will möglichst schlimme Dinge sagen, ist sprachlich damit aber überfordert. Dem fällt nichts besseres ein.

Denkpest ist ausdrücklich keine Krankheit, ebenso wie ein »virales Video« nichts mit einem Krankheitserreger zu tun hat.

Deshalb ist es ja auch bekloppt, es Pest zu nennen. „Virales Video“ ist jetzt auch nicht viel schlauer, und nur Geisteswissenschaftler glauben, dass etwas schlauer würde, indem sich ein Dummer auf einen anderen Dummen beruft, aber immerhin hat der Begriff des „viralen Videos“ noch vom Prinzip etwas mit der Ausbreitung eines Virus zu tun, nämlich dass es einer jeweils an mehrere andere weitergibt, mit denen er in Kontakt steht.

Insbesondere Rechtsextremismus sollte nicht als Krankheit, sondern als hassgetriebene Welthaltung begriffen werden.

Wieder Framing und Suggestion. Eben ging es noch um Impfgegner, jetzt geht es plötzlich um Rechtsextremismus. Alles, was nicht seiner heiligen Meinung ist, in einen Topf.

Wie er von Impfgegnern auf Rechtsextremismus kommt?

Erfährt man nicht.

Neulich aber stellte eine Studie fest, dass unter den Impfgegnern und „Querdenkern“ viele Grüne und Ex-Grüne sind.

Und ziemlich viele Leute haben mir bestätigt, und zwar direkt aus den Krankenhäusern, dass ein weit überproportional hoher Anteil der Menschen, die mit COVID-19 auf der Intensivstation liegen, Migranten sind, oft kein oder kaum Deutsch sprechen, und die Impfung aus religiösen Gründen oder schlichter Staatsverachtung ablehnen. Der Prophet hat sich nicht impfen lassen, also machen sie es auch nicht.

Und daraus macht Lobo einfach so per Suggestion „Rechtsextremismus“.

Apropos „hassgetriebene Welthaltung“: Eben war das noch gut, da nannte man es im Linksextremistenlager noch „Haltungsjournalismus“.

Gegen wen jemand „Hass“ haben sollte, der einen Impfstoff nicht injiziert haben möchte – erfährt man von Lobo nicht.

Bei der Denkpest hat einerseits die Art und Weise der Verbreitung etwas mit Übertragung zwischen Personen zu tun. Andererseits wirkt sie mehr oder weniger auf den gesamten Menschen: auf die Denkweise, die Wahrnehmung, das Verhalten, die Kommunikation, die soziale Interaktion.

Das würde voraussetzen, dass Impfgegner in Kontakt zueinander stehen und einer das vom anderen übernimmt. Wie er darauf kommt? Erfährt man nicht. Impfgegner gab es auch früher schon. Ich habe vor über 10 Jahren schon Leute kennengelernt, die radikale Gegner von Impfungen jeder Art, vor allem Masernimpfungen waren – einer sogar promovierter Chemiker. (Promovierte Chemiker hält das ZDF gerade für die Wissenschaftsgarantie schlechthin.) Kein einziger davon war irgendwie „rechts“.

Denkpest ist, was passiert, wenn ein Mensch sich in den Gedankenirrgärten von Fake News und Verschwörungstheorien verläuft.

Aha.

Und was passiert dann?

Erfährt man nicht. Weil Lobo gar nicht in der Lage ist, den Mist, den er sich da zusammenreimt, irgendwie zu artikulieren, zu definieren, zu erklären. Der ist überhaupt nicht in der Lage, einen Gedankengang auszuformulieren, nachvollziehbar darzulegen. Der türmt einfach nur Schmähungen und Beschimpfungen auf, konkateniert sie zur „Kolumne“.

Denkweise: Er mag die alle nicht, also sind die für ihn alle verschworene Verschwörungstheoretiker, und weil er es nicht begründen kann, sucht er sich ein böses Wort für sie, und weil er das dann auch nicht erklären kann, blubbert er halt was von „in den Gedankenirrgärten von Fake News und Verschwörungstheorien verläuft“ – ein Hochschaukeln zusammenhanglosen Geblubbers. Der eskaliert sich von einem Schmähgedanken zum nächsten, ohne irgendeinen Gedankengang darlegen zu können. Der ergötzt sich an der Schwere des Klangs seiner eigenen dummen Sprache und hält die Begeisterung über seine dumme Rede für eine Argumentation.

Mir persönlich hat bisher ein Wort dafür gefehlt, denn Denkpest ist mehr als ein Medienphänomen via Telegram.

Das hingegen glaubt man sofort, dass ihm bisher ein Wort für das gefehlt hat, was er ausdrücken will, denn lange drüber nachgedacht haben kann er nicht. Oder anders gesagt: Der Zustand hat sich nicht geändert, ein Wort fehlt ihm immer noch.

Wie er auf den Zusammenhang zwischen Impfgegnern und Telegram kommt?

Erfährt man auch nicht. Reimt der sich schon wieder so zusammen.

Ich kenne Impfgegner, und von denen weiß keiner, was Telegram überhaupt ist. Überwiegend Leute, die von Social Media gar nichts halten.

Aber Lobo phantasiert sich den Mist einfach zusammen.

Sie ist eine Art unbewusste Ideologie.

Dazu müsste man erst mal wissen, was „Denkpest“ überhaupt sein soll. Bisher nämlich hat Lobo das mit keinem Wort beschrieben.

Das ist ein lange existierender und trotzdem sehr aktueller Begriff der politischen Soziologie. Der österreich-ungarische jüdische Soziologe Karl Mannheim beschrieb die unbewusste Ideologie so: Der Betroffene kann »die Inkongruenz seiner Vorstellungen mit der Wirklichkeit deshalb nicht entdecken […], weil die Gesamtaxiomatik seines historisch und sozial bestimmten Denkens so gelagert ist, daß die Inkongruenz prinzipiell nicht sichtbar werden kann.«

Mal abgesehen davon, dass noch nie irgendetwas dadurch richtig oder zutreffend wurde, dass man einfach irgendwas zitiert hat, was ein anderer behauptet hat (war es nicht genau das, was Lobo den Impfgegner vorwirft, dass einer vom anderen übernimmt, und jetzt macht er das selbst?), Soziologen generell Schwätzer sind, die sich einfach irgendeinen Käse ausdenken, und eine Ausssage auch nicht deshalb wissenschaftlicher wird, weil der Urheber Jude ist, hat Lobo noch mit keinem Wort erklärt, was Denkpest sein und warum sie damit übereinstimmen sollte. Technik: Er kann seine eigenen Begriffe nicht erklären, und zitiert halt irgendwen Bekannten, denn wenn der toll ist, muss auch jeder toll sein, der ihn irgendwie zitiert. Was „Denkpest“ ist, wissen wir immer noch nicht.

Davon abgesehen ist die Definition Mannheims auch blöd, denn sie beruht auf dieser Sprechakttheorie oder begründet sie, und die ist einfach Blödsinn. So hätte es Naturwissenschaften nie gegeben. Gerade das Anhängen an der Sprechakttheorie ist aber so ein Denkfehler, die Inkongruenz zwischen Vorstellungen und Realität nicht in Übereinstimmung zu bekommen.

Konsequenterweise müsste man zuerst die Soziologie, die Philosophie und den Haltungsjournalismus der „Denkpest“ beschuldigen, weil die die Inkongruenz zwischen Vorstellungen und Realität ja schon deshalb nicht erkennen können, weil sie ja glauben, dass die Realität ein Produkt des Sprechaktes wäre.

Physiker dagegen sind ständig damit beschäftigt, Erscheinungen der Realität zu untersuchen, die in ihrer Taxonomie nicht vorkommt.

Mannheims Gerede müsste man mal im Kontext sehen, zumal er das zumindest in diesem Zitatausriss aus dem Zusammenhang ja nicht als Diagnose politischer Gegner stellt.

Lobo dagegen kann gar nichts erklären und versucht sich irgendeinen Sinn, eine Substanz zu geben, indem er halt irgendwen zitiert. Geisteswissenschaftlertechnik: Wenn das eigene Geschwätz keinen Sinn ergibt, müssen halt irgendwelche Prominenten zitiert werden. Das hilft dann bei Geisteswissenschaftlern immer, viel mehr als das haben sie nämlich nicht im Köcher.

Ein bisschen einfacher ausgedrückt: Die unbewusste Ideologie der Denkpest ist wie unangenehmer Körpergeruch, Betroffene sind nicht ohne Weiteres in der Lage, es zu riechen – aber alle anderen leiden darunter.

Ach, klar, weil Körpergeruch natürlich von einem an den anderen weitergegeben wird, und man als Sympathisant den Körpergeruch anderer übernimmt.

Die Denkpest lässt sich als Vorform und Nährboden der Verschwörungsideologie begreifen.

„Lässt sich begreifen als“ ist nicht nur eine soziologische Deppenformulierung, die untrüglich signalisiert, dass jetzt völliger Schwachsinn und Geschwafel im Blindflug kommen, sondern es ist auch schwer zu begreifen, weil Lobo immer noch nicht gesagt hat, was das eigentlich sein soll.

Der größte Unterschied zwischen beiden: Man muss an keine einzige Verschwörung glauben und kann trotzdem die Denkpest haben.

Aha.

Wissen wir jetzt, was „Denkpest“ sein soll?

Nein, immer noch nicht.

Es reicht aus, wenn man ein derart tiefes Misstrauen entwickelt hat, dass man einfach nichts glaubt.

Was nichts darüber sagt, ob das Misstrauen berechtigt ist. Die DDR-Bürger misstrauten ihrem Staat auch, und das völlig zu Recht.

Und wir werden hier ständig mit dummem Zeug beregnet, wie Gender und sowas, diese Regierung hat längst jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Kann man es aber dem, bei dem man seine Glaubwürdigkeit verspielt hat, vorhalten, dass man seine Glaubwürdigkeit verspielt hat?

Kann man überhaupt einer rot-grünen Regierung noch irgendwas glauben, wenn sowohl SPD, als auch Grüne Leute wie Lobo als Berater und Gastredner beauftragen?

Ist nicht Lobo selbst schon Grund genug, beiden, Roten wie Grünen, kein Wort mehr zu glauben?

Wenn man mit Denkpest-Betroffenen versucht zu diskutieren, stößt man nicht zwingend auf das geschlossene Weltbild vieler Verschwörungsgläubiger.

Jeder, der auch nur geringfügig logisch oder wissenschaftlich denken kann, würde hier sofort den Zirkelschluss bemerken.

Die Frage wäre: Mit wievielen hat er denn schon versucht zu diskutieren? Und was könnte das überhaupt sein, wenn einer wie Lobo glaubt, er würde diskutieren? Nicht eher das Geisterfahrersyndrom? „Ein Geisterfahrer? Hunderte, hunderte!“

Wer so schreibt, wie Lobo schreibt, der hinterlässt bei mir nicht den Eindruck, als ob er überhaupt wüsste, was es ist, zu diskutieren.

Häufiger sind gefühlte, diffuse Zweifel, die eher von einer tiefen Verunsicherung herrühren als vom Glauben an eine konkrete Erklärung in Form einer Verschwörung.

Es ist das gute Recht jedes Menschen, sich von „gefühlten, diffusen Zweifeln“ leiten zu lassen. Man nennt es Meinungsfreiheit. Und auch generelle Handlungsfreiheit. Freiheit auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Grundrecht.

Lobo hält sich für so etwas wie einen Fahrkartenkontrolleur, der rumgeht, sich von jedem die Meinung zeigen lässt und jeden, der keine gültige Meinung hat, an der nächsten Haltestelle aussteigen lässt.

Vielleicht liegt darin der Millionenerfolg der Denkpest begründet: die Niedrigschwelligkeit, nicht an die Herrschaft der Echsenmenschen zu glauben, sondern einfach daran, dass irgendwas ja wohl irgendwie faul sein muss.

Ach, gleich eine Millionendiagnose auf einmal. Beim tapferen Schneiderlein waren es nur sieben auf einen Streich.

Und? Ist die Agitation gegen den „alten weißen Mann“ denn etwas anderes?

Müsste man nicht eher die Frage stellen, was die Politik in den letzten 30 Jahren falsch gemacht hat, wenn ihr jetzt keiner mehr glaubt?

Müsste man nicht fragen, wer eigentlich für den Notrufmissbrauch verantwortlich ist, bei dem man seit 30 Jahren ständig wegen politischen Interessen auf den Alarmknopf drückt und Krisenszenarien heraufbeschwört, und sich jetzt, wenn man einen echten Notfall hat, keiner mehr drum schert?

Es ist gerade mal ein paar Jahre her, da riefen die Medien noch die nicht zu steigernde Maximalkrise aus, weil uns die Homoehe fehle. So abgenutzt wie „Dash wäscht so weiß, weißer geht’s nicht. Das neue Dash wäscht jetzt noch weißer.“

Homoehe, Klimakrise, Gendersprache, Trans, Fridays, Fremdenfeindlichkeit, Antiislamismus, Frauenquote und so weiter und so fort. Eine Maximalkrise nach der anderen. Und jetzt wundert man sich, dass „Corona!“ nicht mehr alarmiert?

Aber die Denkpest braucht als Grundlage die Überzeugung, dass mehr oder weniger alle Medien absichtlich oder aus Unwissen falsch berichten.

Oh, das tun sie, die Mainstreamer. Ich war schon dabei, wie sie das verabredeten und durchsetzen. Auf Journalistenkonferenzen.

Toxische Begriffe wie »Lügenpresse« bedeuten dabei gerade nicht, dass alle Medien immer lügen. Vielmehr ist die Funktion von »Lügenpresse« oder das angrenzende »Mainstream-Medien« als Symptom der Denkpest viel teuflischer: Sie ermöglicht, sich vollkommen frei auszusuchen, was man für richtig hält, was für falsch oder wo man einfach das Gegenteil des Inhalts für richtig hält.

Wie, bitte!?

Das ist nicht nur jedermanns gutes Recht, sondern auch die Grundlage aller Wissenschaft, selbst zu entscheiden, was man für richtig hält und was nicht.

Es sind jedenfalls nicht die Medien, die in der Position wären oder sogar die Aufgabe hätten, einem zu diktieren, was richtig und was falsch ist. Im Gegenteil: Die Rundfunkordnung verbietet das dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk sogar ausdrücklich, weil sie gebietet, dass der Zuschauer sich eigenverantwortlich seine Meinung selbst bilden muss.

Lobo sitzt zwar ständig in irgendwelchen Talkshows, schreibt beim SPIEGEL und hält sich für den großen Berater, aber von Medien, Medienrecht und den Aufgaben der Medien hat er weniger Ahnung als eine Kuh vom Eierlegen. Denn sonst würde er einen solchen Blödsinn nicht von sich geben.

»Mainstream-Medien«, kurz MSM, ist die Selbsterlaubnis, sich stets nur die Informationen herauszusuchen, die einem in den Kram passen.

Völliger Blödsinn. Schlicht unwahr.

Mainstream-Medien sind die, bei denen die Inhalt ohne jegliche Beachtung von Wahrheit und Realität von oben diktiert und gleichgeschaltet werden. Und das denke ich mir nicht aus, da war ich schon einige Male persönlich dabei und anwesend. Vorne stehen sie auf der Bühne und machen sich darüber lustig, dass Leute glaubten, die Regierung würde die Nachrichten diktieren – und im Hinterzimmer sitzen die regierungsbezahlten „Neuen Deutschen Medienmacher“ und diktieren, was tagesaktuell zu schreiben ist und was man nicht schreiben darf. Oder man bekommt eine Broschüre gereicht in der steht, wie man über Schwule und Lesben zu schreiben und welche Begriffe man zu wählen und zu unterlassen hat, damit sie gut aussehen. Und wie Leute frontal attackiert werden, die abweichen.

Die Denkpest hat sich so ein selbstverstärkendes Muster geschaffen: Richtig ist, was die Denkpest stützt. Falsch ist, was ihr widerspricht.

Ist es nicht umgekehrt? Denkpest hat, wer sich nicht Lobos Meinung unterwirft?

Denn was „Denkpest“ sein soll, außer dass es ihm nicht gefällt und nicht passt, hat er noch immer nicht erklärt.

Die Übertragung der Denkpest schließlich passiert wahrscheinlich via Mund-zu-Mund-Propaganda, …

So wie der Körpergeruch, mit dem er sie verglichen hat. Der wird auch per Mund-zu-Mund-Propaganda weitergegeben.

Kernbestandteile scheinen einerseits Schwierigkeiten mit der Komplexität und den vielen Grauschattierungen der Welt zu sein

Aha. Lobo schmeißt sie alle in einen Topf, alles Rechtsextremisten, Telegram-Nutzer und Denkpester, und wirft ihnen dann vor, dass sie mit Grauschattierungen nicht klarkämen.

Tatsächliche und vermutete oder empfundene Fehler in klassischen Medien verstärken das Dilemma, und schließlich bietet sich ein vermeintlicher Ausweg, der sogar noch simpler ist als die einfachen Erklärungen der Verschwörungstheorien: keine Erklärung, sondern einfach ein Abwehrgefühl.

Würde nicht das auf Lobos Text passen? Der erklärt auch nichts.

Zur Erinnerung: Wir haben Meinungsfreiheit. Und wer eine Meinungsfreiheit und eine Demonstrationsfreiheit genießt, der ist nicht darlegungspflichtig und nicht in einer Bringschuld, nicht mal einer Holschuld, seine Meinung zu erkären. Weil Lobo nicht der Fahrkartenkontrolleur ist, der rumgeht und Meinungen kontrolliert.

In Diskussionen mit wahrscheinlich Denkpest-Betroffenen habe ich Begründungen gehört wie: »Ich kann nicht genau sagen, warum der Impfstoff schädlich ist, aber ich habe kein gutes Gefühl«.

Abgesehen davon, dass das jedermanns gutes Recht ist: Genau so wurde doch seit Jahren der Feminismus durchgeprügelt. Da ging es doch nur um Gefühle von Frauen, nie um Begründungen. Es hieß sogar, dass man Männer zu Gefängnis verurteilen und wegschließen muss, einfach weil sich Frauen bei irgendwas hinterher nicht gut fühlen.

Worauf basiert eigentlich die Auffassung, dass jemand sagen müsste, wie und warum ein Impfstoff schädlich ist, um dagegen zu sein? Hätte man das bei der „toxischen Männlichkeit“ je begründet?

Oder anders gefragt: Warum muss man dann eigentlich Gender, Transsexuelle, Muslime und so weiter tolerieren? Die haben das auch nie begründet, da soll es auch reichen, wie die sich fühlen. Warum jetzt plötzlich was anderes?

Dabei spielt für den Effekt kaum eine Rolle, ob hinter der Überflutung mit widersprüchlichen, teils plausiblen und teils absurden Informationen tatsächlich eine Propagandaabteilung steht oder schlicht soziale Medien, die leicht als Radikalisierungsmaschinen funktionieren können – wie Telegram und YouTube. Denn am Ende bewirkt die generalmisstrauende Denkpest, dass man allem misstraut und sich deshalb zum Beispiel nicht impfen lässt: Man weiß ja nie.

Ach so, Telegram und Youtube?

Es waren aber doch die Öffentlich-Rechtlichen Medien und die Presse, die Anfang 2020 noch behauptet haben, Corona gäbe es nicht oder es wäre nur ein Schnupfen, das sei alles nur eine Veschwörungstheorie ausländerfeindlicher Rechter, die die Grenzen dicht machen wollten, und so bekloppt seien, dass sie vor lauter irrationaler Angst schon mit Schutzmasken in der Stadt herumliefen.

Und jetzt behauptet Lobo, der sich ja auch schon, wie oben gezeigt, ständig selbst widerspricht, da sei alle seine Folge der Überflutung mit „widersprüchlichen, teils absurden“ Informationen?

Wurden wir nicht seit 20, 30 Jahren per Gender und Feminismus mit den widersprüchlichsten und absurdesten Texten überschüttet?

Zur Information: Das steht sogar in der Genderliteratur, dass Frauen das Recht hätten, sich zu widerssprechen, weil Widerspruchsfreiheit zu fordern eine Technik fieser Männer sei, um Frauen auszugrenzen. Frauen könnten das nämlich nicht, weil sie sich nicht von Körper und Geschlecht abstrahieren könnten, sagen sie. Und dann kommt der Lobo daher, der seit Jahren davon lebt, von dieser Sorte Leute bezahlt zu werden, und schimpft über „widersprüchliche, teils absurde“ Informationen?

Und dann steht am Ende des Textes auch noch „Diskutieren Sie mit“?

Fazit

Das ist ein unfassbar dummer Text.

Selbst wenn man vom Inhalt absieht, ist der schon rein sprachlich richtig dumm und schlecht. Lobo ist überhaupt nicht in der Lage, einen stringenten, zusammenhängenden, nachvollziehbaren Text zu formulieren, sprachlich oft hilflos. Lauter Brüche zwischen den Sätzen, man kann nicht verstehen und nachvollziehen, wie er von einem Gedanken, oder besser gesagt, einer Behauptung zur nächsten kommt, denn mit Denken hat es nicht viel zu tun. Woraus sich der Zusammenhang zwischen einem Satz und dem nächsten ergibt, ist nicht erkennbar. Der eskaliert sich da hoch, redet sich in Rage, aber springt einfach von Unterstellung zu Unterstellung.

Nachvollziehbar? Gar nichts. Einmal zitiert er eine Autorität, aber mehr so als Gesinnungssignal. Was das mit seinem Text zu tun haben soll? Erfährt man nicht.

Ständig redet er von und um die „Denkpest“, aber sagt nicht ein einziges Mal, was es sein soll.

Lobo ist schon nicht in der Lage, einen Gedankengang plausibel und verständlich darzustellen, oder auch nur die Begriffe richtig zu wählen. Eigentlich funktionaler Analphabet, weil er sich sprachlich nicht so ausdrücken kann, wie man das von einem Kolumnisten verlangen und erwarten könnte. Eigentlich nur ein Beschimpfungsstakkato.

Inhaltlich ist die Sache noch dümmer, weil nicht nur sehr selbstwidersprüchlich und erkennbar verlogen und doppelmoralig, doppelmaßstäbig, sondern auch einfach unlogisch, nicht durchdacht. Schreibt ja selbst, dass ihm ein Begriff bisher fehlte. Nun hat er ein dummes Wort gefunden und macht eine Beschimpfungsorgie draus.

Liest man das alles aus der Distanz und mit etwas Überblick, dann ist das das, was die Psychoklempner eine „narzisstische Kränkung“ nennen. Es ist nämlich nicht so, dass der Text gar keinen Zusammenhang und Handlungsfaden hat. Er hat einen, nur nicht den, den Lobo bewusst wollte. Lest das mal genau.

Was sagt Lobo da?

Lobo beschimpft und beschuldigt die Öffentlichkeit, die Leute dafür, dass sie sich ihre Meinung selbst bilden wollen und sich nicht von den (parteigesteuerten) Medien diktieren lassen wollen, was falsch und richtig ist. Dass sie selbst denken wollen. Im Prinzip der Ansatz der leninistischen Partei im Tarngewand der Medien, die sich einbildet, besser zu wissen, was gut für das Volk ist, als das Volk selbst. Und der Zorn darüber, dass die Leute das nicht mitspielen wollen.

Meiner Einschätzung nach ist Lobo schlimmer als Relotius. Relotius hat immerhin halbwegs drüber nachgedacht, was er schrieb, es wenigstens glaubfähig gemacht, und er konnte es sprachlich darstellen.

Würde mich mal interessieren, was in den SPIEGEL gefahren ist, sich so einen als Kolumnisten als Bein zu nageln. Der als Berater bei Parteien auftritt und dann erwartet, dass man ihm noch glaubt.

Aber vielleicht tun sie das ja nicht freiwillig.

Vielleicht ist Lobo ja auch der Weg, auf dem die Parteien den Medien die Inhalte vorgeben.