Ansichten eines Informatikers

Beth und Pfitzmann: Noch ein akademischer oder geheimdienstlicher Auftragsmord?

Hadmut
11.11.2020 22:23

Mir geht gerade noch eine andere Frage durch den Kopf.[Nachtrag]

Das habe ich ja zu Adele und die Fledermaus und meinem Promotionskrach schon so oft geschrieben: Dass die verschiedenen Aspekte immer wieder neu aussehen, irgendwann kommt ein anderes Licht drauf und plötzlich erscheint irgendetwas wieder völlig anders. Immer, wenn ich mal denke, jetzt hab ich’s, sieht plötzlich wieder alles anders aus. Immer, wenn ich mich mit einem Thema beschäftigte, finde ich neue Lichtquellen. Prüfungsrecht. Verfassungsrecht. Kryptographie. Korruption. Feminismus. BND. US-Geheimdienste. Psychologie. Sozialismus. Alles lässt die Dinge immer wieder neu, immer wieder anders erscheinen.

Als ob ich nie an dem Punkt ankäme, an dem ich aber sagen kann, jetzt habe ich es, jetzt weiß ich, was passiert ist.

Sagt Euch der Name Andreas Pfitzmann etwas?

Der war Professor für Informatik an der Uni Dresden und hat auch in IT-Sicherheit und Datenschutz gemacht. Ich habe auch einmal ein längeres Gespräch über Beth und den Promotionsstreit mit ihm gehabt.

Denn:

Pfitzmann (8 Jahre älter als ich) hatte auch in Karlsruhe studiert, auch in Kryptographie. Aber bei einem anderen Professor, nicht bei Beth. Was insofern seltsam war, weil sich damals außer Beth niemand damit befasst hatte und der andere Professor (ich weiß nicht mehr, bei wem, aber irgendwer, der Krach mit Beth hatte, was nicht weiterhilft, weil fast alle Krach mit Beth hatten) eigentlich gar nicht kompetent war, das Thema zu bewerten.

Ich habe die Dissertation nicht gelesen, aber von Kollegen gehört, was Tolles wäre sie nicht, und Pfitzmann auch keine Leuchte. Der hatte das immer irgendwie mit verteilten Systemen. Es ging das (vielleicht böse) Gerücht, das alles, was von Pfitzmann je an Lesbarem gekommen sei, eigentlich von seiner damaligen Frau geschrieben worden sei, und nichts mehr kam, seit er von ihr geschieden worden war. Die hatte es dann – na, sowas – in die Schweiz verschlagen.

Es hieß aber auch, dass die Dissertation auch nicht falsch und jedenfalls auch nicht schlechter als das sei, was man in Karlsruhe sonst so durchpromovierte. Weder positiv noch negativ erwähnenswert.

Nun war die Sache aber die: Laut der Promotionsordnung und dem „Promotionsfahrplan” (es gab eine formale und eine davon völlig abweichende Schattenpromotionsordnung, weil sich an die formale niemand gehalten hat) mussten Dissertation und Gutachten 2 Wochen im Dekanat ausliegen, damit die anderen Professoren Einspruch einlegen konnten.

Das ist prüfungsrechtlich völliger Quatsch, weil wer nicht Prüfer ist, in die Prüfung überhaupt nichts reinzuschwätzen hat. Das ist völlig unzulässig, dass in eine Prüfung irgendwer reinredet, der nicht formal als Prüfer bestellt ist. Aber eher bringt man einem Kamel die Kryptographie bei, als einem Karlsruher Informatikprofessor das Prüfungsrecht. Ingnoramt, dumm, korrupt, willkürlich.

Hintergrund war, dass eigentlich vorgesehen war, dass jeder Doktorand vor der Promotion alle Professoren per dämlichen Postkärtchen und Hauspost anzuschreiben und ihnen das Promotionsvorhaben vorzustellen hat. Und sich deshalb jeder Professor jede Promotion anschauen sollte. Prüfungsrechtlich ebenso unzulässig, aber akademisch-wissenschaftlich nicht ganz schlecht, und so mancher Doktorand profitiert davon, dass er nicht nur von seinem bekloppten Doktorvater nicht betreut wird, sondern ihm auch mal ein Außenstehender sagt, dass er gerade Mist schreibt.

In der Praxis war das dann so, dass zwei oder drei Professoren zusagten und mal im persönlichen Gespräch, oder auch im Institutsseminar den Doktoranden vortanzen ließen, Vortrag halten, sich fiesen Fragen stellen. Höllenfies, aber eigentlich auch eine ganz gute Vorbereitung für die mündliche Prüfung. Bei zwei solcher Vortanzveranstaltungen hatte ich mal sehr deutlich gesagt, dass Dissertationen anderer wirklich komplett falsch oder leer, inhaltslos und sogar strafbaren Inhaltes sind, dass die Leute gar nicht verstanden hatten, was Kryptographie eigentlich ist. Egal, beide mit Auszeichnung promoviert, einer bekam dann gleich eine Professur.

Weil’s nun aber blöd aussah, wenn vorgesehen war, dass alle Professoren alle Promotionen überprüfen, aber immer nur höchstens zwei oder drei das taten, hatte man diese Auslage eingerichtet, gibt’s auch an anderen Unis. Wie bei der Hochzeit: Wer Einwände hat, möge jetzt reden oder für immer schweigen.

Was eigentlich nie jemand getan hat und auch nicht ging, weil die Gutachten dann ja schon fertig waren, und nur eine Ausrede für Faulheit war. Weil man nicht protokollierte, wer sie einsah, und man immer sagen konnte, ja, die anderen, die haben sich das da angesehen. Auf vertraulichen Wegen sagte man mir, Weihnachten passiere häufiger.

Beth aber hatte – Skandal! – das getan und auch noch – ungeheuerlich! – Einspruch gegen die Promotion von Pfitzmann erhoben.

Also ohne irgendwie an dem Verfahren beteiligt zu sein, verkündet, dass er mit der Promotion nicht einverstanden sei. Es hieß aber, der Einspruch sei sehr dünn begründet, nur Gelaber. Formal aber stand er nunmal im Raum und keiner wusste, was dann eigentlich zu tun ist, weil es noch nie vorgekommen war.

Man zog also diverse Professoren hinzu, auch von anderen Universitäten, und die sprachen sich alle mehr oder weniger deutlich für Pfitzmann und gegen den Professor aus. So aus sachlichen, fachlichen Gründen. Beth hatte einfach nichts substanzielles vorgebracht.

Pfitzmann wurde also promoviert, obwohl viele es für ein Unding hielten und empört waren, dass ein Doktorand gegen einen Professor gewinnen könnte.

Das war auch der Grund, warum mir dann später niemand mehr geholfen hat – jedenfalls nicht offen. Denn verschiedene Professoren, auch von anderen Universitäten, sagten mir, dass man von der Causa Pfitzmann schon wisse, dass Beth da ein Drecksack ist, man aber über die DFG und ähnliche Organisationen bitter Rache an jedem genommen habe, der sich gegen Beth gestellt habe, einfach aus Staatsräson. Ein Doktorand darf nicht gegen einen Professor gewinnen. Und jeden, der Pfitzmann geholfen hatte, hatte man exekutivert: Gelder nicht mehr bewilligt, Papers nicht mehr angenommen, nicht mehr eingeladen und so weiter.

Und weil sich das herumgesprochen habe und bekannt sei, werde mir nun ganz sicher keiner mehr helfen. Jedenfalls nicht offen. Gespräche habe ich mal in einer Waldhütte und mal in einem Cafe weit hinten drin in einer anderen Stadt geführt.

Pfitzmann hatte es dann aber irgendwie doch geschafft, eine Professur in Dresden zu ergattern.

Und Beth, so wurde mir gesteckt, hat einen Riesen-Schreck bekommen, ist vor Wut fast durchgedreht, als ich 2003 nach Dresden gezogen bin, weil ich dort einen Job hatte, und der Uni die neue Anschrift mitgeteilt hatte. Denn Beth dachte, dass sich Pfitzmann und Danisch nun verbünden und Pfitzmann Danisch promoviert. Denn Beth hatte bisher noch in jedem Fall eines flüchtigen Doktoranden bei deren neuen Doktorvätern gehetzt und versucht, sie madig zu machen. In zwei Fällen habe ich dann direkt davon erfahren, in beiden war Beth aber nicht erfolgreich. Ein solcher Professor sagte mir mal, dass er Beth ja kenne, weil Beth mal versucht habe, auf dessen Fachbuch als Autor mit draufzustehen, und den flüchtigen Ex-Beth-Doktoranden genau deshalb erst recht promoviert habe. Beth muss natürlich klar gewesen sein, dass er bei Pfitzmann auf Granit beißt und er den auch nicht einfach so anrufen kann.

Der Punkt war aber: Es war reiner Zufall, dass ich auch in Dresden gelandet bin, mit Pfitzmann hatte das gar nichts zu tun.

Trotzdem habe ich mich mal mit ihm in der Uni getroffen und ein längeres Gespräch geführt. Er sagte aber gleich, dass er nur ein paar Tipps und Ratschläge für mich habe, mir aber dahingehend nicht helfen könne, weil ihm das jeder als Racheakt auslegen werde. Als Gerichtsgutachter gegen Beth stehe er mir aber gerne und jederzeit zur Verfügung. Er war auch der erste (aber nicht einzige), der mir sagte, dass mir wohl niemand mehr helfen werde, weil jeder seine Karriere riskiert und exekutiert werde, der einem Doktoranden gegen einen Professor helfe.

Ich muss allerdings sagen, dass ich von Pfitzmann auch selbst nicht so begeistert war und den eigentlich auch nicht als Doktorvater wollte. Komischer Vogel. Ich hatte den 1997 bei der Bundestagsanhörung zum Verschlüsselungsverbot schon kennengelernt, er war da auch Gutachter. Und hat mir dann in Dresden erzählt, wieviel Arbeit es ihn gekostet habe, den Politikern den (im vorigen Blogartikel erwähnten) Blödsinn wieder auszureden, den Beth ihnen erzählt hatte.

Pfitzmann war dann in Sachen Datenschutz unterwegs, sehr CCC-nahe, aber meiner Einschätzung nach eben schon lange nicht mehr fachlich, mehr so politisch-bürgerrechtlich. Spräche für das Gerücht, dass seine Frau bis zur Scheidung sein Ghostwriter war und danach eben nicht mehr.

2010 war er dann plötzlich tot. Auf verschlungenen Wegen bahnte sich das Gerücht den Weg zu mir, er habe eine sehr seltene Art von Blutgefäßkrebs gehabt, das auch noch in der Lunge, und sei während der Operation verstorben. Nachruf des CCC. Nachruf von mir.

Weil da mein Promotionsstreit noch lief, hatte ich geschrieben, dass er als einziger bereit gewesen wäre, mich zu promovieren. Um die anderen zu ärgern. Stimmte nur nicht ganz, in Deutschland war gar niemand mehr bereit, mich zu promovieren. Risiko zu hoch. Nur für einen Toten nicht mehr. Pfitzmann hatte immerhin gesagt, dass er mich promovieren würde, wenn es jeder andere, nur eben nicht ausgerechnet Beth wäre, mit dem er ja selbst Krach gehabt habe. Das führe zwar dazu, dass er mir sofort glaube und ja wisse, was Beth für ein Drecksack war, ihn aber eben jeder für befangen halte und von Racheakt ausgehe, und das könne er nicht eingehen. Alle anderen Professoren lehnten mich aber grundsätzlich ab, auch ohne etwas mit Beth zu tun gehabt zu haben. Weil man sich gar nicht gegen andere Professoren stelle. Und dazu wäre Pfitzmann immerhin bereit gewesen.

Neubewertung und Beths Werdegang

Was mir nun so durch den Kopf geht, wo ich sowieso einiges neu bewerte, und die Sache von meinem Promotionsstreit 1998 ja nun zeitlich zurück kurble: Damals hieß es an der Uni Karlsruhe, Beth habe Pfitzmann allein deshalb in die Promotion gegrätscht, weil er nicht ertragen könnte, dass man in Karlsruhe bei jemand anderem als ihm zu IT-Sicherheit promoviere.

Könnte es aber sein, dass Beth nicht nur mich, sondern auch schon Pfitzmann auf Geheimdienstgeheiß umlegen wollte/sollte?

Ich weiß zwar nicht mehr so genau, wann der Promotionsstreit zwischen Beth und Pfitzmann ablief, habe das damals nur so aus der Entfernung und am Rande mitbekommen, aber laut Wikipedia war das 1989. 9 Jahre vor meinem Fall. Laut Wikipedia war Beth seit 1985 Professor an der Uni Karlsruhe. Ich weiß zwar nicht, wie lange sich Beth und Leiberich kannten, aber sie machten den Eindruck, als hätten sie sich schon länger gekannt. Warum aber sollte einer wie Leiberich einen Hanswurst wie Beth kennen?

War Leiberich Beths Führungsoffizier? Und nach seiner Pensionierung dann der nette Onkel mit den guten Geschichten, der gelegentlich vorbeikam?

Wie sich später erst im Streit um seine Nachfolge herausgestellt hatte, war der nie als Kryptologe eingestellt worden, sondern auf die Professur für Mensch-Maschine-Schnittstellen. Der hatte sich einfach selbst zum Kryptologen erklärt und als Großmaul, Lügner und typischer Psychopath alle dazu gebracht, ihm das zu glauben.

Wie kam es dazu?

Ich hatte doch diese Sache mit dem Kryptotelefon berichtet und dass Beth damals unbedingt wollte, dass wir nur analoge Sprachscrambler bauen, weil er das für die britische Polizei so gebaut habe, und immerhin sei er ja nichts geringeres als genial. Er erklärte ja immer, auch in Vorlesungen, er sei einer der vier größten lebenden Kryptologen, und mit süffisantem Grinsen, dass er aus Kollegialität gegenüber den anderen darauf verzichte zu sagen, auf welchem Platz der Reihenfolge er sei. Gottheiten wie er seien nicht anzuzweifeln.

Dazu haben mir nun noch zwei Leser geschrieben. Denn auf Wikipedia heißt es über Beth:

Thomas Beth studierte 1968 bis 1973 Mathematik (sowie Physik und Medizin) an der Universität Göttingen. Danach war er 1973/74 Stipendiat des DAAD an der Ohio State University und ab 1974 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 1978 bei Konrad Jacobs in Mathematik promoviert wurde. 1984 habilitierte er sich dort in Informatik und wurde 1984 Professor am Royal Holloway College der Universität London, wo er Leiter der Fakultät für Informatik und Statistik war und eine Kryptographie-Arbeitsgruppe aufbaute. 1985 wurde er Professor an der Universität Karlsruhe (TH), wo er Mitgründer (und Sprecher) des Instituts für Algorithmen und Kognitive Systeme war. Er war 1988 Gründer und Leiter des Europäischen Instituts für Systemsicherheit (EISS) und organisierte früh (1982) internationale Kryptographiekonferenzen in Burg Feuerstein, aus denen später die Eurocrypt-Konferenzen hervorgingen.

1973/74 in Ohio. Sowas kann ein Semester oder auch zwei Jahre bedeuten.

Und in einem Jahr in London kann man auch keine Kryptographie-Arbeitsgruppe aufbauen, vor allem ohne eigene große Vorkenntnisse. Ich weiß ja, wie lange das dann am E.I.S.S. gedauert hat.

Der eine Leser schreibt:

Eine kurze Google-Suche von “Ohio State University CIA” auf Google ergibt zahlreiche Treffer, z.B. https://www.cia.gov/library/readingroom/document/cia-rdp88-01315r000400100024-4

Vielleicht hatte Herr Beth an der Ohio State University ja sein Erweckungserlebnis, das ihn die Geheimdienste fürchten lehrte…

Jain. Das ist jetzt wieder eine Verwechslung ganz im Sinne Beths, denn dass Google zu „Ohio State University CIA” so viele Ergebnisse liefert, liegt daran, dass die dort ein „CIA Lab” haben. Das Clinical Image Analysis Laboratory (CIALAB)

Beth hatte sich so mal auf irgendeiner Konferenz zu Tode blamiert. Er saß irgendwo auf dem Podium, hatte aber gepennt und nicht kapiert, worum es gerade ging. Irgendwer erwähnt auf irgendeiner Folie „DFT” und triggerte Beth. Der grätschte, ohne das Wort zu haben, rein, und dröhnte, dass die Fourier-Transformation (FT), insbesondere die Fast Fourier-Transformation (FFT) und die Diskrete Fourier-Transformation (DFT) sein Thema und er da der Weltexperte sei, und es keinem einfallen möge, ihn zu übergehen und in seinen Wäldern zu wildern, und dann seine Leistungen und Erfolge aufzählte und welche Koryphäen und Prominenten er kenne, und jeder wissen müsse, dass … bis es endlich jemandem gelang, ihn zu unterbrechen und ihm zu erklären, dass DFT hier nicht für Diskrete Fourier-Transformation, sondern für Design for Testability stehe und er die Klappe halten und sich setzen möge. Shut up and sit down. Auf dem Podium vor einem Saal voller Fachpublikum.

Traut niemals einer Abkürzung, wenn es um Beth geht. Nicht mal posthum.

Es ändert aber nicht viel daran, dass die CIA tatsächlich sehr aktiv an der Ohio State ist, wie beispielsweise dieses Event am College of Arts and Sciences von 2018:

CIA Information Session

Foreign language capabilities have always been and will continue to be a critical part of the success of the Central Intelligence Agency’s mission. Agency officers use their command of language to perform research, translate materials, help with analysis or work overseas. The CIA values its employees who bring these valuable language skills to the table and seeks to reward them through achievement-based incentives.

No reservations necessary.

Das läuft in Amerika nicht so verschämt und heimlich, wie man sich das hier vorstellt. Die nehmen sich einen Hörsaal und laden öffentlich zu „Hallo, wir sind die CIA, wir suchen Leute und zahlen gut!” ein. So ganz offen. Von Michigan (wo Baer war) gibt es Erzählungen, dass es dort zu Handgreiflichkeiten kam, weil die Werber so offensiv vorgehen, regelrechte Drückerkolonnen. Von Princeton (Maurer) heißt es, dass da keiner an der CIA vorbeikäme, die prüfen jeden, ob sie ihn brauchen können.

Wäre es also denkbar, dass Beth damals in Ohio angeworben wurde?

Ein korruptes Großmaul und einen Gernegroß wie er wären leicht zu kriegen. Aber auch zu halten?

Könnte Beth zu sowas die Klappe halten und nicht wie sonst vor versammeltem Publikum damit angeben, dass er der wichtigste Agent der CIA sei und nur aus Rücksicht auf seinen guten Freund James Bond sage, nur der wichtigste der CIA zu sein?

Schwierig zu bewerten.

Immerhin würde es erklären, wieso Beth ohne sonst erkennbaren Grund auf einmal glaubte, sein Promotionsgutachten wäre eine Geheimsache. Und er die E.I.S.S.-Reports nur persönlich auf Papier handverlesen vergab.

Der Leser meint allerdings, dass es auch schon reiche, wenn er dort gemerkt habe, welchen Einfluss die Geheimdiensteh hätten, ohne tatsächlich auch angeworben worden zu sein.

Der zweite Leser schreibt mir zu dem Sprachscrambler für die britische Polizei, den Beth entwickelt haben wollte.

Guten Tag Herr Danisch

Hier kann ich Ihnen einen Hinweis geben.
Doch, es gab ein analoges System, es wurde von GEC-MARCONI in England vertrieben.

Technisch gehörte das System zu den “Rolling Code Scramblern”, welche aber 1994 bereits technisch vollkommen veraltet waren. Die Amerikaner waren, natürlich!, viel weiter und hatten volldigitale Systeme (die waren 1994 aber noch sehr sehr teuer).

Wie auch immer, ich wollte Ihnen nur sagen dass Herr B. vielleicht doch in England involviert war.

Hier gibt es eine Broschüre von 1994 zum englischen System:
http://www.radiohistory.uk/MARCONIMASC.htm

Das muss er wohl gemeint haben. So hört sich das dann an, wenn es verschlüsselt ist. Beschreibung:

MASC consists of a small circuit board which can be fitted in new hand held radios when they are manufactured (such as the Philips PRP74) or can be fitted into existing police radios such as the Philips PFX, Motorola HT600 or Kenwood TK340.

Band Scrambling is the type of encryption used by MASC When an officer speaks a section of his/her voice is split into bands of frequencies (e.g. 100-200Hz, 400Hz – 500 hz and so on … ) it then rearranges the order of these bands. So that any frequencies in the range 800 Hz – 900 Hz are changed to 1400 Hz – 1500 Hz, the frequencies which were originally in the 1400 Hz – 1500 Hz band are put in the 1100 Hz – 1200 Hz band etc. Even after this, ten times a second the order in which the bands are swopped around is changed! The order in which the bands are changed is dependant upon what is known as the ‘encryption key’ a number between 1 and 274,877,906,944. Even if you have a MASC radio it will not be able to unscramble what you listen to unless you know this key number !

Das war offenbar das, was Beth gemeint hatte, denn er hatte ja gesagt, dass ich die Verschlüsselung in das Telefon einbauen oder wenigstens als Aufsatz konstruieren müsse. Nur dass in den Funkgeräten von 1984 oder 1994 noch seeeehr viel Luft war. Ich hatte als Kind selbst Funkgeräte, und beim Bund war ich 1985/86 Truppenfernmelder, in den Dingern war viel Platz. Wir hatten damals versucht, Beth klarzumachen, dass in so einem modernen D-Netz-Handy wie dem Nokia 2110 keine Luft, kein Platz mehr ist. Da kann man keine Platine mehr einbauen und dazwischenlöten.

Und dass die da Frequenzbänder verwirbelt haben, passt auch dazu, dass Beth der Heini von der Fourier-Transformation war, denn genau das machen sie da ja: Frequenzen aufteilen, verschieben und vertauschen, und wieder zusammenbauen.

Nur würde ich bei Beths technischer Unfähigkeit bezweifeln, dass er daran wirklich mitgebaut hat, zumal er ja gerade mal von 1984 bis 1985 war und bis dahin nur Mathematiker ohne Crypto. Und die Prospekte sind von 1994. Er war ja auch bekannt dafür, notorisch Werke anderer Leute als seine auszugeben, oder andere zu erpressen, ihn als Autor auf deren Werke zu schreiben. Hat er mit mir ja auch gemacht. Und in Vorlesungen und Vorträgen behauptet, Phil Zimmermann sei ein Arschloch, weil er PGP geschrieben habe ohne die Verdienste seiner, Beths, zu würdigen. Denkbar ist allerdings, dass man ihn dazu mal befragt hätte, weil Frequenzzeugs und er sich ja für den Fourier-Gott hielt. Oder so tat, als sei er gefragt worden.

Könnte es aber sein, dass er in Ohio angeworben worden war und deshalb für die CIA irgendwas dazu geschrieben oder bewertet hatte, wie gut oder wie schlecht das Funkverschlüsselungssystem für die britische Polizei sei? Die Briten – GCHQ und Five Eyes – sind ja bekannt, dass da auch nichts geht, was nicht geheimdienstlich auf Missbrauchsmöglichkeiten geprüft ist. Würden die Briten Funkgeräte in Umlauf kommen lassen, die sie nicht abhören können? Wohl kaum.

Und so eine Frequenzvertauschung halte ich – mit genug Rechenleistung – für brechbar, man muss halt probieren, wo es passt. Zumal ich vom LPC ja weiß, dass man seine Stimme gar nicht so schnell ändern kann, man also eigentlich nur nach Kontiunität und normalen Stimmmustern suchen muss.

War genau das, nämlich unsichere analoge statt moderner sicherer digitaler Funkgeräte, der springende Punkt warum Beth bezüglich meines Entwurfs so sauer wurde?

Der Prospekt für das Funkgerät stammt aus dem Jahr 1994, genau dem Jahr, in dem ich mein digitales Telefon entwickelt hatte. Die Amerikaner selbst hatten schon digitale, gute Funkgeräte, die Briten mussten aber noch diese analoge unsichere Pseudoverschlüsselung verwenden.

Ein wichtiger Hinweis daran ist, dass sie 274,877,906,944 verschiedene Schlüssel hatten. Das ist genau 238. Schlüssellänge 38 Bit. Und die Exportbeschränkung der Amis war damals 40 Bit.

Hatten die Briten damals also diese Analogsystem, weil die Amerikaner ihnen nicht mehr gestatteten?

War genau das der Grund, warum Beth nicht sofort, aber irgendwann wie ein Wilder auf mich losging und mir verbot, ein digitales Telefon zu bauen, es müsse unbedingt analog sein, weil er das für die britische Polizei schon so entwickelt habe? Etwa weil nur das von den Amerikanern gestattet war, weil sie das abhören können?

Ich also, wie er das wollte, wenn schon verschlüsselte Telefone baue, dann das britische Modell (das ich damals gar nicht kannte) nachbauen müsse, weil das von den Amis approved ist?

So ein hartes, digitales Ding mit langen Schlüsseln und Chipkarten, wie ich das da gebaut hatte, aber ganz sicher nicht?

Es ist extrem verblüffend, wie genau

  • die amerikanischen Exportbeschränkungen auf 40 Bit, die die Abhörfähigkeit der NSA sicherstellen sollten,
  • das britische analoge Polizeifunksystem mit nur 38 Bit Schlüssellänge,
  • Beths Streit mit mir wegen des Kryptotelefons,
  • das Abhören in Schweiz und Österreich

zusammenpassen. Zeitlich. Technisch. Inhaltlich.

Das alles deutet tatsächlich sehr darauf hin, dass Beth nicht einfach nur mit Leiberich befreundet und von ihm eingeschüchtert war, sondern selbst inoffizieller Mitarbeiter von CIA/NSA/BND und Leiberich sein Führungsoffizier war.

  • Das würde erklären, wie er darauf kam, dass sein Promotionsgutachten über mich geheim sei.
  • Das würde auch erklären, warum sich das Promotionsgutachten wie die Fleißarbeit einer Hausaufgabe an BND und CIA liest und er Leiberich darin Honig ums Maul schmiert.
  • Warum er mindestens mein Bundestagsgutachten Leiberich zur Bewertung vorgelegt und der geantwortet hatte, dass das nicht in falsche Hände geraten dürfe.
  • Das würde erklären, warum er immer wieder bestimmte Dinge vermied, nichts ins Internet, auf Webserver packen wollte. Solche Angst vor ISDN hatte.
  • Es dürfte erklären, warum ich nach 1994 nicht mehr auf Konferenzen und keine Papers mehr einreichen durfte. Frau Beth war gelegentlich im Institut und sagte zu ihm mal, er solle mich mal irgendwohin auf Konferenz schicken, wo es schön und sonnig ist, ans Meer, ich sähe ungesund blass aus. Als sie da war, sagte er noch ja, danach nie wieder.
  • Es würde erklären, warum er so viele US-Krypto-Koryphäen kannte, obwohl er selbst nur eine Witzfigur war. Ich habe nie verstanden, warum die sich mit ihm abgeben.
  • Und es würde erklären, warum er die Anweisung gegeben hatte, Ende 1997 heimlich eine Kopie von meiner Workstation zu ziehen.
  • Und sogar das überaus dubiose Verhalten des Verwaltungsgerichts und des Bundesverfassungsgerichts.

Ich komme mir gerade so in bisschen wie ein DDR-Bürger vor, der Einsicht in seine Stasi-Akte nimmt.

War am Ende gar Beth als Kryptologe, das ganze E.I.S.S., eine CIA/BND-Operation, quasi ein Honey-Pot, um die Krypto-Szene dort zu versammeln, wo man sie unter Kontrolle hat?

Zum Kryptologen durch blanke Frechheit und großes Maul?

Für die ganze Nummer spräche, dass Karlsruhe einst ein Hackerloch gewesen war. Lest mal von Clifford Stoll „Kuckucksei” oder den Film „21”. Großer Spionageangriff, deutsche Hacker, dahinter die DDR/Stasi und der KGB. Da ging einiges über die Uni Karlsruhe, und so ein paar Andeutungen habe ich da aus der Fachschaftsszene auch erfahren. Dazu kommt, dass die Stasi vor dem Mauerfall in Karlsruhe ziemlich aktiv war und linke Gruppen befeuerte und dirigierte. Wenn nun die Stasi hinter Kuckucksei steckte, und die Stasi auch an der Uni Karlsruhe aktiv war, und die Uni Karlsruhe in Kuckucksei eine wesentliche Rolle spielte – Kuckucksei fängt 1986 an. Beth kam 1985 nach Karlsruhe. So um 1987 habe ich erfahren, dass die Stasi an der Uni Karlsruhe sehr aktiv ist und linke Studentengruppen steuert.

Wäre es möglich, dass Beth in Ohio angeworben, in London getestet und dann in Karlsruhe eingepflanzt worden ist, um da einen Honey Pot, eine Fliegenfalle, eine Sting Operation zu machen, einfach um zu sehen, wer sich da an der Uni Karlsruhe für Kryptographie interessiert? Versuchen sollte, die Szene unter Beobachtung und Kontrolle zu halten?

Und der deshalb so genau darauf achtete, dass man nicht gegen NSA-Vorgaben verstieß, obwohl wir denen ja gar nicht unterlagen?

Keine digital verschlüsselte Telefonie?

Keine Dissertation Hadmut Danisch, schon gar nicht als eigener Professor?

Was mich zur Eingangsfrage bringt: War Beths Versuch, Andreas Pfitzmann abzusägen, schon eine BND/CIA-Aktion, die misslungen ist? Oder Beths Versuch, seinen Auftrag und seine Monopolposition zu halten?

War Beth nicht einfach nur Leiberich-hörig und arschkriecherisch, sondern richtig CIA-Mitarbeiter, wenn auch ein lausiger?

War das E.I.S.S. eine CIA-Operation?

Nachtrag:

Für eine Verbindung zwischen Beth und CIA würde auch sprechen, dass Beth im Mai 1997 vor dem Bundestag und absprachewidrig genau das versprochen hatte, nämlich Key Escrow, was der amerikanische Sonderbotschafter David Aaron verlangt hatte.

War das möglicherweise der Versuch, dem Bundestag amerikanische Hintertüren als deutsches Produkt unterzujubeln?