Ansichten eines Informatikers

„Ja, er arbeite mit Schiffen zusammen, die Leute aus dem Mittelmeer retteten. Er hat gesagt, davon gebe es viele.”

Hadmut
17.7.2019 21:10

Scheint, als würden die Italiener gegen das deutsche Theater zurückschlagen.

Die kommen da jetzt mit einer Talkshow daher, in der ein Film gezeigt wird, der belegen soll, dass es a) den Bootsflüchtlingen da prima geht und b) die Schlepper von vornherein mit unseren „Rettungsschiffen” zusammenarbeiten und gezielt die Stellen anfahren, an denen die Retter warten.

Laut Junge Freiheit bedeute die Übersetzung:

Die Journalistin fragt nach: Der Kontaktmann hat gesagt, daß er mit den Seenotrettern im Mittelmeer in Verbindung stehe? „Ja, ja, er hat gesagt, er sei mit vielen Schiffen von Seenotrettern in Kontakt. Sea-Watch und viele andere, deren Namen ich nicht mehr weiß.“ Er würde die Orte kennen, an denen diese Schiffe warteten, wie etwa Sea-Watch. Wenn irgend etwas passieren würde, dann meldete er das bei Sea-Watch. Auf seinem Handy hätte er ihm viele Telefonnummern von verschiedenen Organisationen gezeigt. „Etwa vier oder fünf Nummern. Darunter die von Sea-Watch.“ […]

Mit einem Lockvogel rufen die Journalisten bei Lokman an. Dieser gibt sich als marokkanischer Migrant aus, der nach Italien überfahren will. Das Gespräch wird auf dem verschlüsselten Chatdienst Viber weitergeführt. „Die Überfahrt kostet 1.600 Euro“, meldet sich der Schlepper. Auf den Einwand des falschen Migranten, er sei sehr besorgt wegen der Überfahrt, wiegelt Lokman ab: „Ich bin ein seriöser und professioneller Mann. (…) Wir sind in Kontakt mit Sea-Watch, aber derzeit ist das Schiff, das unterwegs ist, von Open Arms.“ Der Lockvogel fragt nach: „Du bist also in Kontakt mit denen, und wenn etwas passiert, rufst du die an, um uns zu retten?“ „Ja ja, ich bin in Kontakt mit denen.“

Was danach folgt, sind „Beweise“ für die professionelle Arbeit des Schleppers: Fotos von glücklichen Migranten, die in Italien angekommen sind, Bilder von Aufenthaltsorten der NGOs, die in der Nähe warteten und der Screenshot einer Konversation mit Open Arms. Er hinterläßt auch die Nummer der spanischen NGO. Kurzer Anruf des Komplizen dort: Open Arms behauptet, niemanden namens Lokman zu kennen.

Die Zusammenarbeit zwischen Schleppern und NGOs kann zwar nicht vollständig nachgewiesen werden, auch wenn bereits die EU-Grenzschutzagentur Frontex vor kurzem Hinweise darauf veröffentlicht hatte. Aber daß das Schlepperwesen stark von der Arbeit der NGOs abhängt und deren per GPS aufgezeichnete Aufenthaltsorte ausnutzt, ist nach dieser Exklusivreportage nicht mehr zu bezweifeln. Daß dabei Sea-Watch eine besondere Popularität genießt, wäre vielleicht eine eigene Reportage wert. Ganz ohne Helden-Panorama.

Das würde natürlich ein ganz neues Licht auf diese Webseiten werfen, auf denen man Schiffe nachverfolgen kann, die ich neulich hier schon im Blog zitiert hatte.

Eine Überlegung war ja, ob das überhaupt stimmt, oder die einfach einen Sender auf einem Beiboot falsche Daten schicken lassen.

Ich ärgere mich gerade, dass ich (als IT-Sicherheitsheini) nicht selbst auf den Gedanken gekommen bin: Nee. die haben sogar ein vitales Interesse, dass ihre Position korrekt, präzise und in Echtzeit auf diesen Webseiten angezeigt wird.

Die fahren nicht hin und suchen nach Schiffbrüchigen, die stehen da auf Bereitschaft. Man kann (sofern in der Netzabdeckung) mit jedem gewöhnlichen Handy die Webseite abfragen, wo die gerade rumschippern. Die fahren nicht zum Treffpunkt, die machen den Treffpunkt, einfach, indem sie da sind. Jeder kann das im Internet abfragen, und man kann ihnen nie nachweisen, dass sie mit irgendwem kommuniziert hätten. Das funktioinert sogar dann, wenn sie permanent ein Fernsehteam dabei haben, das sie ständig überwacht: Sie machen ja nichts. Sie müssen nicht bei einem Schlepper anrufen und sagen „wir sind jetzt da” und auch nicht zu einem bestimmten Punkt fahren. Sie fahren da einfach irgendwo hin und „patrouillieren” dann, so wie Straßenhuren patrouillieren, wenn sie auf Kundschaft warten. Dann kommen die Schlepper und setzen ihnen die Schlauchboote vor die Nase. Dann werden schöne Rettungsbilder gemacht, um zu beweisen, dass es funktioniert.

So ein typischer Fischkutter macht angeblich 8 bis 10 Knoten (Seemeilen pro Stunde). Mit Vorbereitung, Einladen und so weiter bräuchten die also eineinhalb bis zweieinhalb Stunden, um vom Ufer aus die Zwölf-Meilen-Grenze zu erreichen. Da muss also nur so ein Rettungsschiff auftauchen und ein bisschen hin- und herfahren, und schwupps, sind die da.

Wirklich schöne Story.

Müsste man aber nochmal nachprüfen. Könnte ja auch gebastelt sein.

Frage: Wer kann gut genug italienisch, um zu beurteilen, ob das, was die Junge Freiheit da schreibt, mit dem übereinstimmt, was da im Video gesagt wird?