Ansichten eines Informatikers

Twitter in Sperrwut

Hadmut
5.5.2019 18:04

*Seufz*

Soll ich jetzt lachen oder weinen?

Ich habe gerade einen ganzen Stapel von Hinweisen in der Mailbox, dass Twitter und Facebook gerade filtern und sperren wie bekloppt.

Natürlich in der Regel „gegen rechts”. Der eine weist darauf hin, dass man vom Schauspieler James Woods schon seit einer Woche nichts mehr gehört hat (ich bin mir nicht sicher, ob es da Sperrbestätigungen gibt, oder ob er vielleicht auch einfach nur tot in seiner Wohnung liegt), auf anderen Kanälen heißt es, die einschlägigen bekannten vier Rechtsradikalen der amerikanischen Unis seien alle rausgeflogen und so weiter und so fort.

Die WELT dagegen schreibt, dass es Sawsan Chebli erwischt habe, wenn auch nur mit einem Tweet. Anscheinend nicht mit dem ganzen Account, der sei zwar gesperrt, aber nicht gelöscht.

Die Woche kam heraus, dass Mohammed in Berlin beliebtester Erstname bei neugeborenen Jungen sei.

Eigentlich wollte ich was dazu schreiben, hatte das so halb angefangen, bin dann gestört worden, dann ist mir dazu nichts bloggiges mehr eingefallen, zumal es nicht um Vornamen allgemein geht, sondern nur um Erstnamen, und irgendwer anderes beklagte, dass man Max, Maximilian und noch irgendsowas als drei verschiedene Namen gezählt hätte, um künstlich Mohammed auf Platz 1 zu hieven. Das war mir dann auch zu fakestatistisch.

Laut WELT habe Chebli aber gejubeltwittert:

„Wir werden schon dafür sorgen, dass dieser Name nie verschwindet!“, hatte SPD-Politikerin Sawsan Chebli jüngst getwittert – zuvor wurde berichtet, dass Mohammed der beliebteste Erstname für Babys in Berlin ist. Nun wurde der Tweet gelöscht.

Jau, das hat ein islamistisches G’schmäckle, Motto: Wir werden’s Euch schon zeigen. Riecht insgesamt schon schwer nach Islamismus.

Und:

Chebli hatte in dem fraglichen Tweet Familienmitglieder mit dem Vornamen Mohammed aufgezählt (“Mein Vater hieß Mohammed. Ich heiße Sawsan Mohammed Chebli. Mein ältester Neff heißt Mohammed. Meine Nichte hat ihrem Sohn den Namen ihres Opas gegeben“) und dazu geschrieben: „Wir werden schon dafür sorgen, dass dieser Name nie verschwindet!“ Dieser Tweet war Sonntagfrüh in ihrem Account nicht mehr zu sehen.

Nach Cheblis Angaben erreichte sie am Samstagabend gegen 18.00 Uhr die Sperrungsmeldung, bis zum Sonntagnachmittag hatte sie keinen Zugriff auf ihren Account. Das Profil der Politikerin bei Twitter ist allerdings weiter sichtbar.

Es geht um irreführende Informationen zu Wahlen.

An einem anderen Beispiel wird das klarer:

Dem Internetportal Golem zufolge ging es anderen Twitter-Nutzern ähnlich, so etwa dem IT-Rechtsanwalt Thomas Stadler. Am 4. Mai 2019 wurde demnach dessen Account wegen eines Tweets aus dem März 2016 gesperrt. „Dringende Wahlempfehlung für alle AfD-Wähler. Unbedingt den Stimmzettel unterschreiben. ;-)“, hatte Stadler damals nach eigenen Angaben getwittert. Auf seinem Blog schreibt er nun dazu: „Der Vorwurf lautet, ich würde durch diesen Tweet versuchen, Wahlen zu beeinflussen (sic!). Ein drei Jahre alter Witz über AfD-Wähler soll also gegen die Twitter-Regeln verstoßen.“

Twitter hatte Ende April eine neue Funktion zur Europawahl bereitgestellt: So können Nutzer jetzt wahlbezogene falsche und irreführende Informationen melden. Plattformen wie Twitter oder Facebook standen wiederholt in der Kritik, nicht genug gegen digitale Desinformation zu unternehmen.

Ah. Kategorie „Trump und die Russen”.

In diesem Fall halte ich es nicht nur für berechtigt, sondern einen Fall für die Anwaltskammer. Denn Anwälte sind Organe der Rechtspflege und haben demnach einen besondere Vertrauensstellung. Sie dürfen Laien nicht falsch beraten und zu deren Nachteil täuschen, das zieht eigentlich den Rauswurf aus der Anwaltskammer und damit den Verlust der Anwaltszulassung mit sich. Leuten so, dass es nicht offensichtlich ist, Ratschläge zu erteilen, die nicht nur den Stimmzettel ungültig machen, sondern auch den Auszählern erkennbar machen, wer was wählt, sind nicht witzig. Das ist für einen Anwalt eigentlich ein absolutes No-Go. Aber „Anwalt” ist ja heute auch schon nichts mehr wert.

Zumindest ist der Wert anscheinend schon so weit gesunken, dass sogar Twitter da jetzt seriöser ist.

Was aber Cheblis Tweet mit den Wahlen zu tun hat?

Eigentlich nichts, außer dass sie die Wahlchancen der SPD noch weiter in den Boden rammen.

Die SPD hat gerade mit dem Geschwätz von Kühnert schon genug zu kämpfen, und dann kommt die Chebli noch um die Ecke. Erst ein Marxist, dann eine Islamistin, beide nicht die hellsten, das kann man in der SPD nun gar nicht gebrauchen.

Das nährt bei mir den Verdacht, dass Chebli da unter „friedly fire” gekommen und von den eigenen Genossen als „wahlmanipulierend” angezeigt wurde, denn wer sonst außer der SPD selbst würde sowas sperren lassen und sich nicht lauthals drüber lustig machen oder es anderweitig anprangern?