Ansichten eines Informatikers

Warum eigentlich saubere Umwelt und Klimaerhaltung?

Hadmut
6.4.2019 12:29

Ich stelle mal eine provokante, aber ernst gemeinte Frage: Warum eigentlich sollten wir das tun und uns dafür Mühe geben?

Ich sag’s mal ganz trocken: Klima hin oder her, für meine Generation (ich: Jahrgang 1966, unteres Ende der Baby-Boomer) reicht’s noch, und wir werden die Erträge einer klimafreundlichen Poltik und Technik selbst wohl nicht mehr miterleben. Egoismus als Motivation scheidet daher aus.

Es bleiben eigentlich nur Idealismus, Altruismus und der biologische Trieb zur Arterhaltung und Fortpflanzung als Motivation.

Jetzt sind wir aber doch im Zeitalter des „Hinterfragens”. Alles muss heute hinterfragt werden. Genderismus ist ganz vorne im „Hinterfragen”, definiert sich, wenn überhaupt, damit, alles zu hinterfragen. (In nunmehr 7 Jahren meiner Genderforschungsforschung habe ich dort nicht eine einzige Frage gefunden. Die behaupten und fordern immer nur. Sie sind nicht mal das Kümmerliche, das sie vorgeben zu sein.)

Man hat mir zwar die Karriere vernichtet, aber ansonsten hatte ich ein großartiges Zeitalter für mein irdisches Dasein erwischt. Ich wurde zwar mit Kriegsdrohung, kaltem Krieg, Atomwaffen und Wehrdienst bedroht und belästigt, aber einen echten Krieg musste ich nie miterleben, auch keine Hungersnot oder ernstliche Katastrophe. In meinen monatlich abgehaltenen Sicherheitssensibilisierungen sage ich gar, dass es uns viel zu gut geht, dass die heutige Generation (anders: Elterngeneration, die den Krieg noch miterlebt hat, und Flüchtlinge aus Kriegsgebieten) die Gefahr nicht mehr kennt und in Situationen, in denen man eigentlich eingreifen, Deckung suchen oder davonlaufen müsste, nur doch dasteht, dumm glotzt und Youtube-Handy-Videos dreht. Das Gaffer-Phänomen gehört sicherlich dazu. Leute, die den Krieg miterlebt haben, kämen nicht auf die Idee, sich an Leichen, Verletzten und Leid zu ergötzen und zu sättigen.

Ich kann mich kaum noch an die 60er Jahre erinnern, habe noch so leichte Erinnerung an das generelle Erscheinungsbild, wie es auf den Straßen aussah, wie die Leute rumliefen und sich benahmen, an unseren Schwarz-Weiß-Fernseher von damals. Sehe ich Fotos aus den 60er-Jahren, kommt mir vieles bekannt vor, wie die Autos aussahen, wie die Läden aussahen, wie die Menschen aussahen.

Geprägt haben mich die 70er und die 80er Jahre.

Damals gab es keinen Umweltschutz. Da haben Diesel noch so richtig dicke Qualmwolken rausgehauen, sowas wie Katalysatoren und Abgasreinigung kannte man nicht. Wir hatten damals so einen Daimler, noch den mit den vertikal stehenden Lampen, bei dem man im Armaturenbrett erst mal den Vorglühknopf ziehen und warten musste, bis eine Glühkerze hinter einem Gitter glühte, um ihn überhaupt anlassen zu können. Um dann erst mal zehn Meter Luft hinter einem mit einer dicken Wolke zu verpesten.

Ich kenne das noch so, dass man hinter einem Diesel dicke Abgaswolken sehen konnte, und dass man sich die Hose schmutzig gemacht hat, wenn man zu dicht hinter einem Diesel-PKW mit laufendem Motor stand. Vom Anlassen gar nicht erst zu reden.

Das fand man damals gut, normal und richtig. Jedes Bild, was man sich von gesunder Wirtschaft machte, zeigte qualmende Schornsteine. Dicker Qualm und Ruß waren damals Kennzeichen einer Wirtschaft, die brummt, der es gut geht. Dicker Qualm war gut konnotiert, weil es zeigte, dass da Maschinen laufen, während saubere klare Luft irgendwie nach tot, bestenfalls Natur und Freizeit aussah. Etwas, wo man sonntag nachmittags spazieren geht.

Apropos Spazieren: So fand damals das Sozialleben statt. Jeden Samstag wurde das Haus gepflegt (Fenster putzen, Rasen mähen, Unkraut jäten), und natürlich – ganz wichtig – das Auto gewaschen. Damals waren Autos nach einer Woche Gebrauch von den vielen Insekten und vom Dreck in der Luft und aus dem Auspuff des Vordermanns noch so richtig dreckig, deshalb hat man die jede Woche gewaschen. Auf normalem Boden, nichts mit Wasserabscheider und so. Mit der damaligen Version der Gardena Autowaschbürste, in die man Seifenstäbchen gesteckt hat. Und zwar immer so, dass all die Nachbarn, die auch ihr Auto wuschen, gesehen haben, dass man selbst auch seins wusch. Auto war wichtig, man musste ja zeigen, dass man es zu etwas gebracht hat: Auto, Haus, Frau, Kinder. In dieser Reihenfolge.

Sonntags hat man dann die Kinder gewaschen und gekämmt, die Frau hat sich „schön gemacht”, alle haben die besten Klamotten angezogen (die sogenannten „Sonntagsklamotten”, die man extra für den Sonntag aufhob), und dann ging man an den einschlägig bekannten Flanierstrecken spazieren, natürlich indem man seinen Daimler gut sichbar parkte, um dann Frau und Kinder vorzuführen, wobei die Kinder artig, wohlerzogen, sauber und gekämmt vor einem herzuschreiten hatten. Nach Größe geordnet.

Es war eine Zeit, in der noch sehr wenig automatisiert war, und in der Hausfrau noch ein Vollberuf war. Fernsehen auf drei Kanälen von 17 bis 24 Uhr. Computer oder gar Internet gab’s nicht. Mobilfunk nicht oder nur kompliziert und für Fabrikdirektoren. Zum Spielen sind wir auf die Straße oder in den Wald.

Es war die Nachfolgegesellschaft einer Agrargesellschaft und der Dampfmaschinenindustrialisierung. Diese Zeit war kohle- und dieselgetrieben.

Habe ich übrigens gerade in den Museen in Neuseeland schön gesehen, wo sie zeigen, wie bis kurz nach 1900 die Waldwirtschaft (viel mehr war Neuseeland damals nicht) auf der englischen Dampfmaschine beruhte, und dann die monströs großen Dampftraktoren in kurzer Zeit von deutlich kleineren dieselbetriebenen Traktoren, Schleppern, Raupen abgelöst wurden. Der Dieselmotor war kurz zuvor erfunden worden. Hier in Europa kamen uns zwei Kriege dazwischen.

Zwar kenne ich die Zeit der rohen, offenen Dampfmaschinen nur aus den Museen – München, London, Washington, Auckland und so weiter – aber ich kenne sie, und ich kenne das technische Zeitalter der 60er und 70er Jahre, das ebenfalls noch ein mechanisches oder bestenfalls grob elektromechanisches Zeitalter war, das Energie aus Kohle und Öl bezog, und vieles eben noch auf menschlicher (selten noch: tierischer) Muskelkraft beruhte. Entsprechend grob war alles ausgelegt. Familiär ist ein Streit zwischen meinem Vater und dessen Schwiegervater überliefert, weil letzterer über ersteren spottete, er habe so winzig kleines, lächerliches Werkzeug. Das Werkzeug meines Vaters war normal groß, ich habe eher kleineres. Das Werkzeug meines Großvaters war – für meine Begriffe – riesig, der hatte nur elend große Schraubenschlüssel und sowas. Ab einem halben Meter lang, einige Kilo schwer. Das fand der normal. Es steht für die stetige Miniaturisierung.

Im Laufe meiner bewussten Lebenszeit haben wir eine unglaubliche technische Revolution hingelegt, hat sich das Leben in den letzten 30 Jahren technisch in einer Weise verändert, wie es sie vorher nie oder nur selten so schnell gab, mir fallen da nur Elektrizität und Dampfmaschine ein. Und ich glaube nicht, dass es so rasant weitergehen wird, weil wir in vielem einfach an die physikalischen Grenzen oder die des mehr-als-genug gestoßen sind. Denn was in den Lebensumständen revolutionär war, war aus technischer Sicht eigentlich nicht mehr revolutionär, sondern nur evolutionär. Der Transistor war eine Revolution, daraus den Mikroprozessor zu machen, eine Evolution.

Alle paar Jahre verkleinerte sich irgendetwas. Wie die Strukturen auf Mikrochips. Wir tragen heute Handys in der Hosentasche, die von Speicherplatz und Rechenleistung locker Rechenzentren von vor 20, 30 Jahren abhängen – auf Akku. Ich habe an der Uni als Admin noch ein ganzes Universitätsinstitut mit rund 30 Sun3-Workstations administriert – und zwei zentralen Festplatten am Server mit je 600 MB-Platten. Eine für Software, eine für Benutzeraccounts. Im Handy habe ich heute eine 128GB-mikro-SD-Karte, die ich nicht mal brauche, rein vorsorglich, kostet ja nichts mehr. Gestern habe ich für zwei 256GB-SD-Karten je um die 35 Euro bezahlt. Die kommen in die Kamera. Ein Raspberry Pi für 35 Euro hat heute mehr Rechenleistung als unser ganzes Institut damals mit 30 Sun3 mit 68000-Prozessor. Die hatten damals 16 MHz Prozessortakt, der Raspberry hat 1,4 GHz. Plus höhere Effizienz pro Takt. Wir brauchten damals dicke Stromkabel, dem Raspberry reicht ein USB-Steckernetzteil.

Wir haben in den letzten 30, 40, eignetlich schon 50 Jahren Techniken entwickelt, die eine enorme Energieersparnis brachten, wir haben Motoren und Abgasreinigungsmethoden entwickelt, mit denen unglaubliche Verbesserungen einhergingen.

Wir haben Mobilfunk, Farbfernsehen in 4K, Internet, redende Kühlschränke und so vieles anderes entwickelt. j

Wir haben die Frau abgeschafft.

Genauer gesagt: Deren Rolle und Aufgabe. In den 60er und frühen 70er Jahren war Hausfrau noch ein anstrengender Knochenjob. Dann kamen Waschmaschine, Teflonpfanne und Fertiggerichte.

Wir haben in den letzten 50 Jahren ein unglaubliches Entwicklungspensum hingelegt, mehr Wissen produziert und neu angehäuft, als die Menschheit vorher insgesamt hatte. Wir haben es computerisiert, wir haben vieles auf Elektromechanik und automatische Steuerungen umgestellt, wir haben es miniaturisiert, vieles davon so klein, dass man es mit bloßem Auge nicht mehr sehen kann.

Wir haben den größten Luxus geschaffen, den es in der Geschichte der Menschheit je gab. Wir haben die beste medizinische Versorgung, wir haben das bequemste Leben, die höchste Lebenserwartung, die geringste Arbeitslast, vor allem körperlich.

Und was passiert?

Wir werden nur noch beschimpft und beschuldigt von einer unverschämt-dekadenten Luxusgeneration, der all dieser Luxus nicht reicht und die sich in Beschuldigungs-, Vorwurfs- und Verlangenskrämpfen ergeht.

Wir haben eine Generation verzogener, fauler, dummer, forderungsgeiler Leute – vor allem Frauen – herangezogen, die zu nichts anderem mehr in der Lage und auch nicht willens sind, als zu stänkern, zu fordern, zu beschuldigen. Die zu überhaupt nichts mehr gut und zu gebrauchen sind. Die nichts lernen, nichts können, sich in Soziogeschwafel ergehen.

Das Problem: Die ursprüngliche Hausfrauenrolle war eine der körperlichen Arbeit. Keine geistige oder intellektuelle. Mit der Technisierung (besser: Mikroindustrialisierung) des Haushaltes wurde – wie fast überall – die körperliche Arbeit durch Maschinen ersetzt, und mangels geistiger Anforderungen blieb für Frauen nichts übrig. Sich an die männertypischen Aufgaben zu machen – Ingenieurstum – war schlicht zu anstrengend. Einfach zu faul, zu dekadent, zu verzogen. Zu sehr Luxusweibchen. Was soll man von Frauen halten, die sehenden Auges irgendso einen Vergleichende-Literatur-Scheiß studieren und dann maulen, weil sie dafür nur Hartz IV bekommen? Wie könnte man das nicht vorher schon gewusst, nicht gerade das gewollt haben?

Wie kann man es überhaupt unterlassen, sich vor die Immatrikulationsbüros der Universitäten zu stellen, und jede einzelne eine strunzfaule Idiotin und Sozialmüllkomponente zu schimpfen, die sich für Vergleichende Literaturwissenschaft und ähnlichen Schwachsinn überhaupt immatrikulieren will, wenn sie nicht vorher schon Millionärin oder Millionärsgattin ist?

Wir reden immer von Umweltverschmutzung.

Sollten wir uns nicht endlich mal dazu durchringen, von Feministinnen, Sozialwissenschaftlerinnen und Gretologinnen als Sozialverschmutzung zu reden?

Es sind reine Konsumenten, sie wollen versorgt und mit einer schlüsselfertig sauberen und für 50 Jahre von selbst laufenden Weltmaschine ausgestattet werden, ohne jemals selbst irgendetwas dafür tun oder zahlen zu wollen. Kündigen noch den Generationenvertrag, weil sie erwarten, dass sie das alles unterm Weihnachtsbaum finden.

Das Prinzip daran ist ja, dass sie von meiner Generation verlangt, dass wir noch schnell die perfekte, selbstlaufende, wartungsfreie Welt bauen, bevor wir dann wegsterben und sie einfach vererben statt sie zu verkaufen. Damit man sie kostenlos bekommt statt sie kaufen zu müssen.

Warum?

Warum eigentlich sollen wir jetzt arbeiten und sparen und uns einschränken, nur um ein möglichst fettes Erbe für eine Generation dumm, faul, unverschämt anzureichern?

Wenn man da schon den Generationenvertrag aufkündigt und durch Freitagsdemos und Studienfachwahl von vornherein klargestellt, dass man überhaupt nie die Absicht hat, jemals irgendetwas zu lernen oder zu arbeiten, worin sollte dann eigentlich unsere Verpflichtung liegen, die Welt noch zu säubern, aufzuräumen, angenehm zu temperieren?

Seit meinem Studium bin ich mit einem unverschämten Raubfeminismus und linker Plünderei konfrontiert, die auf die Rechte anderer einfach scheißen und nach dem Motto „Nimm, was Du kriegen kannst, egal wie” lügen, betrügen, stehlen, erpressen, sabotieren, plündern, enteignen.

Warum also sollten wir jetzt anders als „Nimm, was Du kriegen kannst, egal wie” handeln und noch dafür arbeiten und verzichten, um dieser Schulschwänzgeneration noch Bett und Nest zu machen?

Anders gefragt: Sind Kotzbrocken wie Greta, Luisa, und all diese Feministinnen, die keinen Finger rühren, um sich irgendwie an irgendeiner Arbeit zu beteiligen, aber große Forderungen stellen und wie selbstverständlich voraussetzen, dass es Handy, Internet, Fernsehen, Verkehrsmittel und arbeitsfreie Freitage zusätzlich zum Wochenende gibt, nicht der beste Grund dafür, sich aus Generationenverträgen rauszuhalten und sich um seine eigenen Interessen zu kümmern?

Warum eigentlich sollte man sich überhaupt noch irgendeine Mühe geben, sich quasi vorauseilend selbst ausrauben, um es auf einer Einbahnstraße der Leistung an solche Unverschämten zu vergeuden?

Oder aus meinem individuellen Blinkwinkel: Für meine Rechte hat sich nie irgendwer interessiert, ich habe sie nicht bekommen.

Warum also sollte ich jetzt durch Arbeit und Verzicht und Steuern auf eine ideologisch-ökologisch saubere Welt hinarbeiten, damit sich kleine Kotzbrocken, die keinen Finger rühren und alles nur für sich fordern, und die ohne je gearbeitet zu haben mit 21 so viele oder mehr Fernreisen unternommen haben als ich mit 52 an – durchweg selbstbezahlten und selbsterarbeiteten – Reisen hatte?

Warum sollte ich dafür verantwortlich sein, die Grundrechte anderer zu sichern, deren politisches Lager sie mir immer vorenthalten hat?

Ich könnte mich auch nicht erinnern, dass jemals jemand die vielen Dienstreisen der „politisch korrekten”, etwa der vielen durch Frauenförderung zu Professorinnen gemachten total Faulen und Unfähigen in Frage gestellt hätte. Mir konnte auch noch nie jemand erklären, warum so viele Feministinnen zwar so knallstrunzedumm sind, aber so gut und fließend englisch sprechen und Verbindungen in die USA haben. Fahren die mit dem Ruderboot?

Ich frage mich, warum man Leuten, die einen so unverschämt ausgeraubt haben, anschließend noch eigene Arbeits- und Verzichtsleistung hinterherwerfen sollte.

Was oberhalb einer Müllhalde wäre dieser Generation als Hinterlassenschaft charakterlich und schuldrechtlich angemessen?

Müsste ich nicht eher etwas einfordern als noch zusätzlich zum Schaden der letzten 25 Jahre noch Steuerlast, Arbeitsleistung, Verzichtsleistung abgeben zu müssen?

Und müsste man nicht generell mal die Frage stellen, aus welchem Recht heraus die Medien eine politische Position per Umweltschutz als die einzige moralisch erlaubte hinstellen?