Ansichten eines Informatikers

Auf der Suche nach dem besseren Bild: Nikon Days

Hadmut
9.3.2019 18:48

Ich war gerade auf der Nikon-Veranstaltung „Nikon Days”.

[Vorab, bevor irgendwer auf die Idee kommt, mich wegen fehlender „Werbesendung” abzumahnen: Ich habe mit Nikon nichts zu tun, außer dass ich normal gekaufte Fotoausrüstung von Nikon habe, bekomme auch nichts dafür, sondern habe im Gegenteil 15 Euro Eintritt gezahlt. Es ist also keine Werbung im medienrechtlichen Sinne. Davon abgesehen ist ja bekannt, dass meine Begeisterung jetzt auch nicht so grenzenlos und unbefleckt ist und ich einiges dann auch kritisch sehe.]

Das fand hier in einem Hotel Nähe Ku’damm statt. Es gab eine Reihe von Veranstaltungen parallel in drei Sälen, in die man allerdings auch nur reinkam, wenn man sich vorher angemeldet hatte. (Ich hatte mich für vier angemeldet, bin dann aber doch nicht bis zur vierten geblieben, weil’s mir dann doch zu lange wurde.) In den Pausen konnte man sich bei Nikon Kameras und Objektive und bei Fremdherstellern für Stative, Beleuchtung, Druck, Bildbearbeitung, Recording umsehen, quasi das, was man zum kompletten Fotografieren braucht, aber nicht von Nikon selbst angeboten wird. Dazu noch ein paar Demoaufbauten für Probeaufnahmen. Blumen, Torten und so Zeugs.

Planet Erde, Michael Martin

Zuerst war ich bei Michael Martin. Nicht nur, weil der halt sagenhaft schöne Wüstenfotos macht, sondern auch richtig tolle, atemberaubende Bildvorträge hält. Sondern auch aus purem Neid und quasi Betriebsspionage: Warum zum Geier macht der bessere Bilder als ich?

[Vorweg: Letztlich habe ich da auch keine neue Antwort als die mir längst bekannten zwei Antworten gefunden. Das Auge, das technische Wissen und Können und die Ausrüstung habe ich eigentlich. Mir fehlen zwei, drei eng verwandte Zutaten: Die eine ist schlicht Übung, wenn ich einmal im Jahr losziehe, muss ich im Prinzip jedesmal neu lernen und mich eingewöhnen. Der macht das ständig. Und die andere die Bildmenge. Der macht dann halt für ein Projekt 20 oder 40 Reisen, und wenn ich meine Bildausbeute dann mit 10 multipliziere, komme ich auch gut raus. Die dritte ist, dass er nur manchmal allein unterwegs ist. Manchmal mit Frau und weiterem Fotografen, und da geht dann einfach mehr, wenn man nicht alles selbst machen muss. Damit hat er auch mehr – und noch bessere — Ausrüstung, zumal er vieles von Nikon gestellt oder geliehen bekommt. Zumal er dann auch so hohen Umsatz macht, dass er sich einen Beamer für 100.000 Euro leisten kann oder für Aufnahmen auch mal einen Heli chartert. Und bei Temperaturen um -40 oder -50 Grad in Sibirien, in der Antarktis oder auf Spitzbergen rumzufotografieren ist dann doch nicht meins.]

Er hat die ersten Aufnahmen für sein neues Projekt, Name noch unbekannt, Arbeitsname „Planet Erde”, vorgestellt und viel dazu erzählt. War sehr gut, war sehr interessant.

Was auch da gut rüberkam, auch in seinen Antworten auf Fragen, war, was ich auch vorher schon beobachtet und beschrieben hatte: Wie die Fotografie sich durch die Technik wandelt. Künstliches Licht, Blitze, verwendet er gar nicht mehr, die modernen Sensoren seien einfach so gut, dass man das kaum noch braucht. (Er fotografiert mit einer D5, in Reserve noch eine D850 dabei, die er aber wegen der Zuverlässigkeit der D5 eigentlich nie brauche. Könnt Ihr ja mal googeln, was die zwei Brocken kosten.) Selbst Stative brauche man eigentlich immer weniger, weil man inzwischen fast alles aus der Hand fotografieren kann.

Dafür macht er inzwischen viele Drohnenaufnahmen. Und sagte, dass er nicht erwarte, dass man sich so schnell daran sattsehe wie an Fisheye-Aufnahmen.

Schöne Aufnahmen. Richtig toll.

Dabei ist mir dann etwas schmerzlich (wieder, es war mir ja schon längst klar) bewusst geworden, was ich in Neuseeland falsch gemacht hatte. Ich wollte eigentlich vorher üben, habe das aber nicht mehr geschafft, und habe dann in Neuseeland erst mit dem Drohnenfliegen überhaupt angefangen, musste mich da erst mal einlernen, und habe dabei einen zentralen Fehler gemacht: Ich wollte alles auf Video aufnehmen. Die Fernbedienung hat vorne zwei Tasten, eine für Video, eine für Foto. Ich kann nicht mehr so genau sagen, warum, aber irgendwie war ich so mit dem Drohnenfliegen und dem Lernen des Umgangs damit beschäftigt, dass ich zwar Videos gedreht (aber wegen des Speicherplatzes für mehrere Wochen nur FullHD und nicht 4K) habe, aber irgendwie die Fotos vergessen habe. Ich habe mal einen Drohnenflug vom Boot aus in einer schönen abgelegenen Bucht gemacht, und war auf dem schaukelnden und treibenden Boot damit beschäftigt, die Drohne als Anfänger wieder auf dem Boot und nicht im Wasser zu landen, dass ich schlicht vergessen habe, das endgeile Zentralfoto aus 100 Metern Höhe auch zu machen. Höllenangst, dass das Ding an das Ende der Akkukapazität kommt und dann automatisch am Startpunkt landet, das Boot aber dann woanders ist.Dabei können Drohnen so geile Fotos machen.

Michael Martin erzählte, dass er auch eine Drohne versenkt und eine beim Überflug über einen Lavasee vernichtet hat. Aber er hatte offenbar mehr Übung, außerdem noch einen zweiten Mann als Drohnenpiloten und vor allem eine Reserve-Drohne dabei. Was der Grund sei, warum die Fotos vom Lavasee nur schräg und nicht nochmal genau von oben aufgenommen wurden, sonst wäre die zweite Drohne auch draufgegangen.

Was aber meine Beobachtung der letzten zwei Reisen bestätigt, dass die Drohne bei den Fotografen das Stativ verdrängt. (Was die Juristen triggern könnte, weil Stativaufnahmen zwar sehr wohl, Drohnenaufnahmen aber nicht mehr unter die Panoramafreiheit fallen.)

Eine weitere Antwort auf die Frage, warum er bessere Fotos als ich macht, war dann, dass er eben im Himalaya und wo auch immer auch auf Berge steigt. Bergsteigen konnte ich nie, und meine Knie (Meniskusschaden) geben das auch nicht mehr her. Er hat ein eindrucksvolles Foto gezeigt, dass man von ihm gemacht hat, als er den Berg bestiegen und sich verausgabt hatte, und dann einfach fertig mit der Welt war. Weil er dabei eben auch seinen Fotorucksack da hochgeschleppt hatte, und der wog 25kg. Kenne ich, aber auch das schaffe ich nicht (mehr), weil ich hab Rücken (Informatiker). Rucksäcke geht bei mir gar nicht, schon weil ich sofort am Rücken stark schwitze, und meine Umhängetasche kann ich zwar so füllen, dass jede Fluggesellschaft Zeter und Mordio schreit, aber nicht bis 25kg.

Was dann aber auch ein Grund ist. Er reist halt manchmal zu dritt, und da geht dann halt auch mehr Ausrüstung mit. Oder fährt in den Wüsten mit dem Motorrad rum, was dann auch schwierig sei, aber immerhin. Meine Methode mit dem Wohnmobil oder Reisebus, und dann das Zeug zum Einsatzort zu schleppen, gibt das halt nicht her.

Er hat dann natürlich auch – naja, es war nun einmal eine Nikon-Veranstaltung, er ist Nikon-Ambassador, bekommt von Nikon Ausrüstung, und schließlich war man ja deshalb da – das Nikon-Zeugs dick gelobt und ausführlich erklärt, was man warum wie wo braucht. Beispielsweise, dass viele Leute fragen, wie er das denn bei minus 40, 50 Grad mit den Akkus macht. Er sagte, das sei erstaunlicherweise kein Problem, denn während sein iPhone schon bei etwa 0 Grad Probleme mache, auch billige Kameras da an ihre Grenzen kämen, hätte die D5 eben so dicke Akkus, dass der das überhaupt nichts ausmache. Auch die Drohne fliege davon unbeeindruckt, nur die Fernsteuerung mit eben dem iPhone als Display sei da eben problematisch, weshalb er aus dem Auto heraus fernsteuere, was wieder zulasten der Reichweite gehe. Botschaft: D5 funktioniert überall, nicht kaputtzukriegen.

Einen Fehler dürfe man freilich niemals machen: Die Kamera müsse kalt bleiben. Nimmt man sie kalt ins Warme und packt sie aus der Kameratasche, bildet sich sofort Kondenswasser. Geht man dann wieder ins Kalte, hat man Kamerafrost, weil das dann gefriert. Gut, den Effekt kenne ich auch. Das sind aber die Extreme, auf „normalen” Reisen kommt man nicht in diese Problemzone.

Was er dann aber eben auch erklärte, war, dass es auf geile Objektive ankommt. Binsenweisheit. Es gibt ja so den Spruch, dass es auf den Fotografen und nicht auf die Kamera ankäme, den ich schon immer für strunzdoof und Gewäsch der Anspruchslosen und Geizhälse gehalten habe. Natürlich kommt es auch auf die Kamera an. Sensor und Optik sind sogar sehr entscheidend. Ist mir bekannt.

Er zeigte dann halt wirklich starke Protraits, und erklärte dazu, dass sie mit dem 105mm 1,4 und dem 24mm 1,4 gemacht seien, und die nicht nur knackscharf, sondern famos seien, weil das 105mm 1,4 einfach gut für Gesichter sei, nämlich einfach die Schärfe auf die Augen, dann ist der Kopf scharf und alles andere verliert sich schön in Unschärfe, so macht man geile Portraits.

Stimmt.

Hat nur zwei Haken.

Beide Objektive kenne ich, das 105mm 1,4 hatte ich vorhin sogar zum Testen in der Hand. Sehr dick, auch schwer, beide kosten um die 2.300 Euro. Da macht das halt schon einen zentralen Unterschied, ob man sie kauft oder bei Nikon ausleihen kann. Mein 24-70 und 70-200 liegen zwar auch in diesen Preisgrößenordnungen, aber dafür habe ich weitaus variablere und vielfältigere Möglichkeiten, das allerdings dann erst ab 2,8. Ansonsten muss für sowas dann eben das 85mm 1,8 reichen, das kostet derzeit nämlich nur um die 500 Euro (und wiegt auch schon so viel, dass es beim Gepäckgewicht problematisch wird.)

Zeigt aber sehr deutlich: Ja, es kommt doch auf die Kamera an. Geld allein schießt noch keine guten Fotos, aber darauf kann’s dann eben doch ankommen. Für mich war damals der Umstieg einer Sony Alpha 100 mit meinen billigen Objektiven von Studentenzeiten auf eine Nikon D300s mit eben den edlen 24-70 und 70-200 schon eine qualitative Offenbarung, obwohl beide Kameras dieselbe Auflösung, nämlich 10 Megapixel, hatten.

Und um in der heutigen fotoübersättigten Zeit noch herauszustechen muss es dann eben ein Foto mit jenen Eigenschaften wie Schärfe, Kontrast, Blende, Tonumfang und so weiter sein, die eben Geld kosten. iPhone-Foto hin oder her.

Modelshooting, Jamari Lior

Die kannte ich noch nicht. Ganz anderer Stil, Menschenfotografie, inszenierte Studioaufnahmen. Sie hat eine Menge interessanter Aspekte erzählt, etwa Körperproportionen, wie sie anweist mal den Arm oder die Hand zu halten, damit das in den gewünschten Proportionen erscheint. Solche Dinge.

Oder auch zum Umgang mit Models, wobei sie interessanterweise auf den Unterschied hinwies, dass sie als Frau durchaus auch mal mit dem Model mit einem Glas Sekt anfangen kann, was Männer aber auf gar keinen Fall tun sollten. Kommt halt ganz anders an.

Oder dass es schwierig werden kann, wenn beide, Fotograf und Model, Anfänger wären und jeder auf den anderen warte.

Lachen musste ich bei ihren Hinweisen darauf, wo man heute Models herbekommt. Sie halte es nicht mehr für so gut, im Freundes- und Bekanntenkreis rumzufragen, weil die inzwischen alle „Germanys Next Topmodel” gesehen hätten und deshalb erwarteten, dass nach 10 Minuten 10 Topfotos fertig seien. Das könne man einfach nicht. Stattdessen lieber gewerbliche oder zumindest geübte Models, die wissen, was sie tun, und wie lange es dauert, von Modelplattformen wie der, von der ich neulich berichtete, dass sich da die Models von selbst bei mir anpreisen (gerade schon wieder eine).

Sie hat dann auch etwas vorgeführt, was interessant war. Nämlich einen Demo-Aufbau mit einem Model, Beleuchtung und einer aufgebauten Szenerie. Sie hatte nämlich eine der neuen Spiegellosen und die per HDMI an den Beamer angeschlossen, so dass das Publikum gleich live sehen konnte, was sie da wo wie sieht und welcher Standpunkt wie wirkt.

Dann hat sie das Publikum aufgefordert, nach vorne zu kommen, damit man auch sieht, was sie macht, was von den Sitzplätzen aus schwierig war. War auch interessant.

Dann meinte sie, das Publikum dürfe auch auf die Bühne kommen und Bilder machen.

Und dann ging mir so durch den Kopf: „Leute, habt Ihr denn gar keine Würde?”

In der Veranstaltungseinladung stand, man könne gerne seine Ausrüstung mitbringen, weil man dort mal andere Objektive ausprobieren oder mal was fotografieren könnte. Da lag nun also eine Frau in Unterwäsche, ansonsten hübsch in die Szene drapiert und bemaskenbildnert, auf dem Boden, und sofort stand ein Rudel von ungefähr 20 Leuten mit ihren Kameras da, um – egal wie, eigentlich genau in dem Blickwinkel, von dem sie vorher gesagt hatte, dass er zu meiden wäre, weil’s nicht gut aussieht – dichtgedrängt alle gleichzeitig um das Model herumzustehen und draufzudonnern, was die Akkus hergeben.

Kann ich direkt sagen: Werden Scheiß-Fotos.

Gibt aber immer wieder Leute, die sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen, wenn sie nu endlich mal eine Frau in Unterwäsche vor die Kamera bekommen. Boah, jetzt aber drauf.

Erinnerte mich an diese unsäglichen Anfänger-Workshops (ja, ja, durch die ich als Anfänger auch mal durch bin…), in denen ein Profi ein Model hübsch einrichtet und beleuchtet, und zur Meute dann sagt „Feuer frei!” und dann das Rudelschießen losgeht, bei dem das Model dasteht und sich langweilt und die Fotografen völlig kreativitätslos einfach abschießen, was ihnen dargeboten wird. Sie meinen, sie hätten dann ein Foto gemacht, obwohl es eine Koproduktion von Kamerahersteller, Model und dem szenerieaufbauenden Profifotografen war, und sie selbst nun wirklich gar nichts anderes gemacht haben als zu drücken, als man ihnen „Jetzt drücken” sagte.

Ach, einen Lacher hatte sie noch, den ich schön fand: Foto von Model im Bücherregal liegend. Ob jemandem auffiele, was die Besonderheit an diesem Model sei, warum das nur mit ihr gegangen sei. Antwort: Die war so winzig klein, dass nur sie in das Regal passte, sah aber trotzdem normal nach gut aussehender Frau aus. Die Fotografin war schon klein, aber die sei nochmal ein ziemliches Stück kleiner. Deshalb sehr gefragt. Es sei ein Trugschluss, dass man Modelmaße haben müsste.

Destination Namibia, Krolop & Gerst

Unerwartet sehr positiv überrascht und gut unterhalten (allerdings auch wieder in die Frage „Warum schaffen die das und ich nicht?” getrieben) war dieser Vortrag, von dem ich jetzt nicht mal sagen kann, ob das Krolop oder Gerst war, weil ich ein, zwei Minuten zu spät gekommen war und die Vorstellung versäumt hatte.

Eigentlich war ich nur reingegangen, weil „Namibia” drin vorkam, und Namibia ist fotografisch so endgeil, dass man darüber gar keine schlechten Vorträge halten kann. War dann noch viel besser, aber kurios und ungewöhnlich.

Angefangen hat’s nämlich mit Neuseeland.

Eigentlich seien sie so vier Kumpels, aus den unterschiedlichsten Berufen und Studienrichtungen zusammengewürfelt, und sie hätten sich letztes Jahr zu viert in ein kleines Wohnmobil gezwängt („klingt eklig, war eklig”) um 14 Tage durch Neuseeland zu tuckern. Kommt mir bekannt vor, aber ich war allein, hatte ein großes Wohnmobil (klingt bequem, war bequem) und drei Wochen, plus eine im Hotel. Das sie den Jetlag missachtet und unterschätzt hatten (ja,ja…) und was sonst in Neuseeland alles so anders lief als erwartet und gedacht (ja,ja…) und dass sie dort Fotos und Videos produziert hätten wie die Bekloppten, 12 Folgen (anscheinend so um die halbe Stunde jede).

Die hätten sie erst auf Youtube eingestellt (angucken, erste ist hier), dann auf Amazon Prime, schließlich mit einiger Verzögerung sogar auf Netflix untergebracht.

Und dann ging es erst mal (ich meine das positiv und hochinteressant) darum, wie sich die Zeiten geändert hätten und welche Foto- und Filmtechnik man heute für bezahlbares Geld bekommt, mit der man in Konkurrenz zu den großen Medienprofis treten und einfach mal so auf Netflix eine selbstproduzierte Serie anbieten kann.

Und das wollten sie einfach wiederholen und seien deshalb 2019 in Namibia gewesen. Filme noch in der Nachproduktion, es werde noch einige Monate dauern, bis die erscheinen.

Er hat dann mal rumgefragt, wer noch normales Fernsehen guckt und wer Netflix sieht, und ich konnte von meinem Sitzplatz aus zwar die gereckten Arme nicht sehen und schätzen, aber ich hatte aus den Reaktionen den Eindruck, dass inzwischen viel mehr Netflix als herkömmliches Fernsehen gucken.

Eigentlich hatte ich mir das auch vorgenommen, in Neuseeland ganz viele Filme zu produzieren, habe das aber nicht so geschafft, wie ich mir das vorstellt hatte.

Warum schaffen die es und ich nicht?

Stimmt so noch nicht ganz, sie hatten allein 8 Monate für das Schneiden gebraucht, und ich habe ja auch noch jede Menge ungeschnittenes Material hier rumliegen. Ich hab ja noch einiges zu bringen, bin auch noch nicht fertig damit.

Dann waren sie halt zu viert und können sich gegenseitig ergänzen, Teams bilden, sich filmen.

Und wie sich herausstellte, sind’s halt dann doch Profis, die sehr viel fotografieren, wenn ich das akustisch richtig verstanden habe, sagte er was von 900.000 Fotos pro Jahr. Während ich dort unterwegs erst angefangen habe, mich da in Video und Drohne reinzuarbeiten und manche Anfängerfehler gemacht habe.

Natürlich hat er dann lang und breit Nikon und deren Kameras gelobt (Kunststück, Nikon hatte die Reisen teilfinanziert…), dabei aber auch etwas interessantes gesagt: Die Z6/Z7 seien zwar (wie auf einer Nikon-Veranstaltung nicht anders zu erwarten) wunderbare Kameras, die die allertollsten Videos produzieren und sich als überaus robust und hitzeresistent gezeigt hätten, aber wenn es in Namibia um die wilden Tiere ging, hätten sie sich alle um die D850 und D500 geprügelt. Warum? Weil sie die wilden Tiere dann doch richtig und nicht durch einen elektronischen Sucher hätten sehen wollen. Deshalb sei es so wichtig, dass Nikon nicht nur spiegellos macht, sondern beide Systeme nebeneinander führt. (=Seitenhieb gegen Sony.)

Was er aber dann auch erzählte, wie ergriffen sie von der Freundlichkeit und Dankbarkeit der Menschen waren, und wie sie sich freuten, weil manche Leute zum ersten mal in ihrem Leben ein Foto von sich selbst erhalten hätten. Sowas hatte ich da ja auch schon beobachtet.

Er habe große Fotoaufträge für große Konzerne erledigt (klar, dann kann man da auf Reisen auch schneller loslegen als jemand wie ich, der es erst lernen und ausprobieren muss) und das Resultat nur gewesen, dass er immer wieder hoffte, sein Honorar wenigstens 6 Monate auf Ziel zu bekommen. In Namibia hätten ihm zum ersten Mal Menschen „Danke!” gesagt.

Bilder hat er gar nicht so viele gezeigt, vor allem von einer Schule für Albinos.

Aber es war sehr interessant und unterhaltsam, ihm zuzuhören, auch weil es oft sehr subjektiv war. Etwa wie sich die Gemütslage schrittweise veränderte, als ein übelgelaunter Elefantenbulle auf sie zustürmte. Oder wie es sich so anfühlt, barfuß im Sand zu laufen und einem Skorpion zu begegnen.

Kamerabesichtigung

Natürlich war ich hinterher noch am Nikon-Stand und habe mir mal angesehen, was mich so interessiert hat.

Die Z6 und Z7 mal ausprobiert. Kleiner als die anderen Kameras. Leichter als ich erwartet hätte. Insofern für Reisen sicherlich gut geeignet. Ich habe aber auch zum Ausdruck gebracht, dass ich sie mir gern gekauft hätte, wenn nicht diese idiotische Entscheidung im Weg stünde, nur einen einzigen Slot und den noch XQD einzubauen. Bei allen bisherigen Kameras mit Doppelslot (D300s, D800, GH5) habe ich den gern und häufig benutzt und immer als überaus wichtig empfunden, weil ich Karten nicht vorzeitig-vorsorglich tauschen muss und nicht von einer leeren Karte überrascht werde (darauf also auch noch achten müsste). Ich hatte eigentlich Werbe-Blabla erwartet, warum man das ja gar nicht bräuchte und ich das nur nicht verstanden hätte, aber als Antwort kam, dass sie das wissen, das hätten schon viele gesagt. Zumal ihnen Panasonic und Sony damit Konkurrenz machen. Insofern neige ich zu der Vermutung, dass es nicht allzulange dauern wird, bis sie ein nachgebessertes Model rausbringen, dass dann wieder den Doppelslot und wie bei der D850 XQD und SD hat. Ich verstehe einfach nicht, wie man so einen Fehler machen kann. Hat man die Kamera in der Hand, könnte einem der Gedanke kommen, dass man die Kamera unbedingt klein haben wollte, damit sie mit der Sony A7-Serie konkurieren kann, und man deshalb den zweiten Slot geopfert hat. War eine Fehlentscheidung. Zumal ich es zwar – für eine Reisekamera – als angenehm empfinde, dass sie so leicht ist, aber zumindest für meine Hände ist sie schon wieder etwas zu klein. Ich mag das nicht, wenn die Kamera nicht hoch genug ist und der kleine Finger da irgendwo ins Leere geht.

Hätte man in Dreiteufelsnamen wenigstens einen mikro-SD-Slot eingebaut, wär’s seltsam, aber noch gut gewesen.

Ansonsten hätte mir die Kamera sehr gut gefallen. Aber ich gebe nicht einen solchen Betrag für eine Kamera aus, bei der ich von vornherein weiß, dass mir das arge Probleme bereiten würde.

Etwas Stirnrunzeln bereitete mir auch die D850. Gilt (oder galt) als beste verfügbare Kleinbildspiegelreflex. Und die ist auch wirklich gut. Aber ich finde sie etwas zu teuer, und sie ist halt schon groß und schwer. Und damit hatte ich ja öfters mal Probleme, nicht nur des Tragens wegen, sondern mit den Gewichtsgrenzen beim Fliegen. Nach Neuseeland war die Grenze 30kg plus Bordgepäck, und die habe ich schon mit viel Schummeln und Tricksen deutlich überschritten, auf dem Rückweg einen Teil des Gepäcks als Paket zurückgeschickt. So gut sie sein mag, für Reisen eben schwer. Zumal ich sie dort dann mit dem 105mm 1,4 in der Hand hatte. Liegt wirklich gut in der Hand. Aber schweeeer.

Was mich zu einem anderen Problem bringt.

Ich hatte auch jetzt in Neuseeland schon wieder das Problem mit meiner D800, dass ich hinterher bei der Bildkontrolle jede Menge Flecken entdeckt habe, die ich beim Fotografieren nicht gesehen habe, und ich großen Aufwand für das nachträgliche Entflecken treiben muss. Schon auf früheren Reisen. Bei der D300s war es nicht so schlimm. Bei Australienbildern hatte ich den Eindruck, dass ich die vielen Flecken im Bild von den berüchtigten Ölspritzern habe, die bei neuen Kameras von der Spiegelmechanik entstehen können. Das geht mir so richtig auf den Wecker, dass man sich dort Zeit nimmt und viel Mühe gibt um Fotos zu produzieren, und man dann jede Menge Flecken entdeckt, die man im Sucher nicht sah. Ich hatte zwar diverse Sensor-Reinigungs-Swaps dabei und auch die neumodischen Gelee-Tupfer, und sie auch eingesetzt, trotzdem habe ich hässliche Flecken auf den Bildern.

Bei Spiegellosen fällt ein Teil der Mechanik weg, und damit auch Ölquellen. Auch die aber haben mitunter einen Verschlussvorhang vor dem Sensor, weil die normalerweise zwei verschiedene Arten der Auslösung (mechanisch und elektronisch) anbieten. Dafür sitzt der Sensor ungeschützt und offen ganz vorne. Sie haben mir einen Trick gezeigt, bei dem man zum richtigen Zeitpunkt den Akku raus nimmt, damit die Kamera nicht mehr reagieren kann, und man dann einen schwarzen Vorhang vor dem Sensor hat (wohl der Verschlussvorhang), was ich aber für eine beknackte Idee halte. Zumal der Verschlussvorhang auch sehr empfindlich ist.

Ich habe schon Kameras gesehen, die vor dem Sensor dann ein Schutzglas hatten, dass erstens viel leichter zu reinigen und weniger empfindlich ist, und das man für kleines Geld tauschen lassen kann (Sensor verkratzt = Totalschaden). Deshalb hatte ich mal gefragt, wie das bei Z6 und Z7 aussieht. Ich hätte schon so viele Probleme gehabt.

Antwort von Nikon:

Wo ich wohnte. In Berlin? Ja, da gibt es den Nikon-Service, da könnte ich die Kamera reinigen lassen, von Selbstreinigungen raten sie dringend ab.

Ja, Leute, das ist schön, das hilft mir aber nichts, wenn ich in Namibia oder Neuseeland sitze und dort feststelle, dass der Sensor versifft ist. Da kann ich ja nicht mal eben zum Nikon-Service nach Berlin fahren. Ja, aber in Neuseeland gäb’s doch auch einen Nikon-Service. Leute, habt Ihr eine Ahnung, wie groß Neuseeland ist? Meint Ihr, ich könnte da mal eben in die Hauptstadt fahren und die Kamera für ein paar Tage abgeben? Wenn ich unterwegs bin und der Sensor ist dreckig, dann muss man den vernünftig reinigen können. (Mein Spiegel und die Mattscheibe sind inzwischen auch dreckig, aber das ist nicht so schlimm, das wirkt sich auf das Bild nicht aus. Den Spiegel kann man aber außer mit Druckluft gar nicht reinigen, der zerkratzt sofort.)

Da fällt mir irgendein Fotograf mit Belehrungen ins Wort, wie und womit ich einen Kamerasensor zu reinigen hätte, obwohl Nikon ja gerade sagte, dass sie davon abraten. Danach hatte ich auch nicht gefragt, denn sowas wie Swabs und Tabs und all die Mittelchen habe und kenne ich alle. Hörte nicht mehr auf und sie bekamen sich gegenseitig in die Meinungsverschiedenheiten. Ja, dann dürfe man das Objektiv eben nicht mehr wechseln (wollt Ihr mich verarschen? Außerdem hilft das nicht, wenn die Kamera sich selbst mit Ölspritzern besudelt.)

Ich habe das dann mit dem deutlichen Hinweis beendet, dass ich nicht um nutzlos-naseweise Verhaltensratschläge sondern um Auskunft zu einem Baudetail der Z6/Z7 gebeten hätte. (Reaktion: … ‘tschuldigung…)

Glücklich bin ich nicht.

Was Videoaufnahmen angeht, bin ich mit der Panasonic GH5 eigentlich sehr zufrieden, die bringt das, was ich da haben will. Nur hat die Neuseelandreise deutlich gezeigt, dass es einfach nicht geht, zwei verschiedene Systeme mit sich herumzuschleppen. Viel zu viel Zeugs, viel zu schwer, viel zu umständlich.

Deshalb wäre es schon toll, wenn Nikon ein System hätte, das man auch gut für Videos verwenden kann. Die Z6/Z7 wäre da nah dran gewesen, wenn nicht der Krampf mit dem einzelnen Slot wäre. Die D850 ist toll, aber teuer und schwer, und da habe ich den Verdacht, dass ich dann doch wieder mit einer separaten Videokamera rumrenne. Passt mir beides nicht.

Da ich gerade keinen Handlungsdruck habe und keine Reise plane, kaufe ich vorerst einfach gar nichts, ich habe genug Krempel. Zumal man zusehen kann, wie die Preise nachgeben.

Ich weiß nun, was ich von den Kameras halte und wie sie sich anfühlen. Und dass ich ziemlich schnell damit umgehen kann, weil ich Nikon gewohnt bin, also wenn ich sie denn bräuchte jederzeit ad hoc eine kaufen und loslegen könnte.

Ich mache deshalb vorerst gar nichts. Kümmere mich um das, was ich habe (GH5, Drohne,…), übe den Umgang damit und die Videoproduktion, und schaue in Ruhe zu, wann Nikon einen Nachfolger mit zwei Slots rausbringt.

Fazit: Die Veranstaltung war für mich gut, aber das Ergebnis ist nicht, dass ich einkaufen gehe.