Ansichten eines Informatikers

Frau und Zahn

Hadmut
13.2.2019 23:17

Hinweis eines Arztes.

Momentan kommen gerade eine ganze Reihe von Mails von Ärzten verschiedener Fachrichtungen rein, das Thema Krankenkassen reizt offenbar auch bei den Ärzten viele, mal in die eine, mal in die andere Richtung.

Das Thema, dass Ärzte ein Kontingent bekomme, wieviele Patienten sie pro Quartal behandeln dürfen, und die Gelackmeierten sind, wenn sie das überschreiten, dann für umme arbeiten, effektiv also drauflegen, war mir bekannt, nur die Fachbegriffe und Bezeichnungen dazu nicht. Und dass das Kontingent vom sonstigen Durchsatz abhängt, auch. Als ich noch (vor ca. 13 Jahren) in Dresden mal zu einer Tomographie musste, habe ich etwas seltsames beobachtet, und da hat man mir das erklärt.

Es war kaum möglich, einen Termin zu bekommen, alle auf Monate ausgebucht. Das heißt, wir man mir hinterher erklärte, nicht ausgebucht, sondern Kontingent aufgebraucht. Man gab mir dann aber den Tipp auf ein Ärztehaus, das noch aus der DDR übrig geblieben war und im damaligen Stil viel Ärzte unter einem Dach beherbergte, aber (zumindest teilweise) voll modernisiert worden war. Renoviert, moderne Geräte und so weiter. Dort angerufen: „Sie brauchen keinen Termin, kommen Sie einfach morgen früh vorbei”. (Ich so: Hä!? Haben die mich auch richtig verstanden? Ich brauche eine Tomographie.) Am nächsten Morgen kam ich dort hin, mich traf fast der Schlag: Wartehalle wie Bahnhof, gefühlte 60 Leute vor mir. Und dann die Überraschung: Ruckzuck war ich da durch. Unpersönlich, auf Effizienz getrimmt, aber enormer Durchsatz. Die hatten dort mehrere Geräte und vor den Geräten gleich jeweils 4 Umkleidekabinen statt der üblichen zwei, damit die Geräte keinen Leerstand haben, weil man auf Patienten warten müsste. Die Dinger liefern permanent durch. Und dadurch haben die auch unglaublich hohen Durchsatz und damit entsprechende Kontingente zustandebekommen.

Ein Zahnarzt beschreibt mir nun eine ganze Reihe von Problemen, von denen ich mal eines herausgreifen möchte:

Ein weiterer Grund ist, wie Du schon mal vermutetest, die stark gestiegene Zahl Ärztinnen!

Vor einiger Zeit überwies ich eine Patientin zur Extraktion mehrerer Unterkieferfrontzähne an einen Kieferchirurgen. Dieser rief mich kurz darauf an und fragte ob ich die Extraktionen nicht doch selbst durchführen könne? Auf meine Frage wieso ein Chirurg eine chirurgische Arbeit an mich, den einfachen Zahnarzt, zurückschickte, antwortete er mir: “Wir schaffen die Arbeit einfach nicht mehr! – Vor allem wegen der vielen neu niedergelassenen Kolleginnen, die KEINEN chirurgischen Eingriff mehr selbst machen!”

Im allgemein-/fachmedizinischen Bereich liegt es wohl eher an dem Wunsch nach “work-life-blance” der Kolleginnen!

Das gleiche Phänomen wie bei den Tierärzten. Die Frauen stellen längst die Mehrheit, machen aber Halbtags-Innenstadt-Goldhamster-Praxen auf. Und die Landwirte mit ihren Rindern stehen da und finden keine Ärzte mehr, die sich aufs Land und in den Matsch begeben, um der Kuh seinen Arm in den Darm zu stecken.

Das Medizinwesen wurde nachhaltig kaputtgegendert. Im Prinzip das Phänomen von der Leyen: Die spielt sich als Verteidigungsministerin auf, delegiert aber alle Arbeiten gegen teuer Steuergeld an Dritte, macht eigentlich nichts selbst außer vor die Kameras zu treten.

Wobei ich hier in Berlin erst bei einer schlechten Zahnärztin war, nach meinem inner-berlinischen Umzug dann aber bei einer, die in meiner Einschätzung sehr gut ist – aber auch keinen Praxis- und Patientenbezug mehr aufbaut, weil sie nicht in eigener Praxis arbeitet, sondern freiberuflich in mehreren Praxen als Mietärztin mitmacht. Man muss da immer erst vorher fragen, wann sie in welcher Praxis ist. Momentan ist sie gar nicht, sondern in Mutterschaft. Ich weiß nicht, ob mein Eindruck stimmt, aber es scheint da neue Geschäftsmodelle zu geben, bei denen die Praxis von einer Betriebsgesellschaft betrieben und ausgestattet wird und die Ärzte keine eigene Praxis mehr haben, sondern sich da auf Honorarbasis stundenweise betätigen. Damit natürlich auch keine laufenden Ausgaben, Schulden usw. mehr haben, kein eigenes Personal bezahlen müssen. Also nicht mehr Unternehmer sind, die von Natur aus ein gewisses Leistungspensum erbringen müssen, um den Laden am Laufen zu halten.

Erinnert mich an zwei Apotheker (1xFrau, 1xMann) aus meinem Bekanntenkreis. Die arbeiten auch nur 3 Tage pro Woche, zu mehr haben sie keine Lust. Da sie beliebig austauschbar sind und kein Team bilden, ist das auch kein Problem. Dann beauftragt die Apotheke halt ein paar mehr.