Ansichten eines Informatikers

Brauchen wir eine Löschdebatte?

Hadmut
12.1.2019 14:03

Wieder mal ein Blick auf das Dumme.

Die neuerdings femschistische Blubberpostille FAZ thematisiert den Umstand, dass der Frauenanteil bei der Feuerwehr nicht befriedigend sei (wobei sie ein paar kritische Töne doch erkennen lassen):

Eine Wissenschaftlerin hat ein dramatisches Diversitätsdefizit bei der Feuerwehr festgestellt. Heterosexuelle Männer aus der Arbeiterschicht seien hier unter sich.

Jeder auch nur halbwegs intelligente Mensch würde ja nun in erster Näherung daraus den Schluss ziehen, dass es die Heterosexuellen Männer sind und niemand sonst, der für die Gesellschaft so ungeheuer wichtige Dienste wie die Feuerwehr erbringt, und alle anderen, vor allem die Frauen, der diesbezüglichen Faulheit und Nutzlosigkeit zürnen.

Selbst unter Gebrauch des bei Soziologen obligatorischen Denkfehlers, eine Korrelation für identisch mit einem willkürlich erdachten Kausalzusammenhang zu halten, müsste man zu dem Schluss kommen, dass es der genetischen Disposition des heterosexuellen Mannes bedarf, um gesellschaftsrettende Tätigkeiten wie diese auszuführen, und deshalb der heterosexuelle Mann gesellschaftlich von höchstem Wert ist, während die anderen sich einen Tadel verdient haben.

Man könnte nun freilich die Frage aufwerfen, warum die anderen, also die, die nicht heterosexuelle Männer sind, dort in so geringer Zahl tätig sind (über die Unrichtigkeit von Begriffen wie vertreten oder repräsentiert habe ich schon oft geschrieben, denn eine Frau vertritt oder repräsentiert mangels Mandat keine einzige andere Frau, das ist einfach nur dummes Soziologen- und Politologengeschwätz, deren Sprachpanscherei).

Man könnte es auch für Rabulistik halten: Sich an einer Arbeit einfach nicht beteiligen und sich dann zu beschweren „Bäh, der lässt mich ja nicht…”.

Schaue ich mir die Webseiten oder den Social Media Auftritt der Berliner Feuerwehr an, dann suchen die händeringend Personal. Ich war neulich in Neuseeland, und in Auckland fahren die Feuerwehrautos im Einsatz mit Blaulicht, Sirene und Stellenanzeigen herum. Die haben große Schilder auf den Autos, dass sie dringend Leute suchen.

Und in dieser Situation kommen Journalie und das Soziogesindel und möppern, man würde andere nicht mitmachen lassen.

Was ist das, wenn nicht Fake News? Wenn nicht Lügenpresse?

In der soziologischen Literatur gelten Feuerwehren als besonders veränderungsresistent. Das mag daran liegen, dass sich auch ihr Auftrag, Feuer zu bekämpfen und Menschen zu retten, wenig verändert hat. Ähnlich konstant ist das Vertrauen, das die Deutschen in ihre Feuerwehrleute haben.

Es könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass man bei der Feuer im wesentlichen wie vor 100 Jahren so richtig ran muss, von morgens bis abends und auch von abends bis morgens. Mal mit Wasserschläuchen, mal mit der Axt und so. Da kann man nicht mit dem Smart vorfahren und die Lösch-App auf dem iPhone aufrufen. Auch Home-Office ist bei der Feuerwehr nicht so drin. Gleitende Arbeitszeiten haben die auch nicht, die Kinder mit zur Arbeit zu bringen, kommt auch nicht so gut. Und Halbtagsfeuerwehren sind auch nicht der Brüller, weil es bislang eben ganztags und sogar nachts brennt.

Man muss sich eigentlich nur anschauen, wie in anderen Branchen argumentiert wird, was man da tun und anbieten müsste, um den Job frauenkompatibel zu machen, um also den Job den Frauen anzutragen wie das Frühstück ans Bett. Eigentlich muss man sich nur das feministische Gemaule anhören, wie ein Job beschaffen sein müsse, damit Frau ihn überhaupt in Erwägung ziehen könne, um sofort zu erkennen, dass die Feuerwehr für Frauen nichts sein kann, denn sonst bräuchte es ja den ganzen Frauenförderscheiß nicht. Solange man Feuer nicht durch Wischen auf der App löschen kann, sind Frauen unter 30 sowieso raus.

Wäre es also angemessen, ganz resistent weiter zu vertrauen?

Auf keinen Fall, meint Ilona Horwath, Inhaberin der Professur Technik und Diversität an der Universität Paderborn. Sie leitet das gerade gestartete und vom Bundeswissenschaftsministerium geförderte Projekt Fortesy, das neue Ansätze zur Effizienz und Sicherheit im Feuerwehrwesen untersuchen will. Wer da an neue Löschfahrzeuge oder bessere Atemmasken denkt, liegt falsch. Das Übel des deutschen Feuerwehrwesens ist ein anderes: „Weiße, heterosexuelle Männer aus der Arbeiterschicht stellen dort die Mehrheit dar und prägen das Bild des typischen Feuerwehrmannes“, klagt Horwath. Ihre Hochschule ergänzt dies in der Pressemeldung um die Bemerkung, dass „Frauen und Migranten“ bei der Feuerwehr nicht nur unterrepräsentiert, sondern häufig sogar „unerwünscht“ seien.

Wenn ich so einen Scheiß wie „Technik und Diversität” schon höre, da ist die Hirnlosigkeit Programm, die Frauenförderkrampfprofessur offen erkennbar und das Ergebnis von vornherein klar. Und mit Wissenschaft hat es auch nichts zu tun, wenn immer schon vorher klar, ist, worauf es hinausläuft. Und wenn es dann noch um ein ministerial gefördertes Projekt geht, sieht es sowieso finster aus.

Man muss sich das nur mal anschauen, was das für eine ist: Diplomstudium Soziologie, Promotion zur Dr. rer. soc. oec. (2010), keinerlei technische Ausbildung. Und ausgerechnet die lässt man ein Projekt leiten, das Effizienz und Sicherheit im Feuerwehrwesen untersuchen soll?

Was soll da rauskommen?

Die kann ja nichts anderes als das soziologische Gemaule über Frauenbenachteiligung.

Die ihrerseits unerwünschte Dominanz der Arbeiterschicht in der Feuerwehr wird von Horwath zugleich als Integrations- und Effizienzhindernis betrachtet.

Integrationshindernis?

Die sollen Feuer löschen.

Dominanz der Arbeiterschicht als Effizienzhindernis?

Wenn’s brennt, dann braucht man Leute, die da was arbeiten, um es zu löschen. Sollen die da mit Soziologen anrücken, die vor dem brennenden Haus stehen und die soziologischen Folgen des Brandes für die Bewohnerstruktur ausdiskutieren?

Oh, beim heutigen Brand sind drei Frauen gestorben, weil wir akademisch diskutiert haben statt zu löschen. Bitte in der Leitzentrale Bescheid sagen, dass man beim nächsten Brand drei Männer verbrennen lässt, damit das ausgeglichen ist und alle gleich repräsentiert werden.

Schließlich soll Fortesy auch einen gesellschaftlichen Spin-off erzeugen. Man wolle auch andere Organisationen im Bereich der Migrations-und Flüchtlingsarbeit mit „Gestaltungsempfehlungen“ bereichern, so Horwath. Das wird ein harter Weg. Änderungen von Routinen und Arbeitsabläufen, so Horwath, würden von Feuerwehrleuten nämlich immer dann skeptisch betrachtet, wenn „Orientierungen und Werte“ in Frage gestellt würden.

Die Feuerwehr soll ihre Arbeitsabläufe umgestalten, um migrantenfreundlicher zu werden.

Am Sabbat löschen wir nicht mehr? Im Ramadan gibt es für Feuerwehrleute nichts mehr zu essen und zu trinken? Feuerwehrleute dürfen keine Frauen mehr raustragen?

Wie dämlich kann man eigentlich sein?

Die ist Soziologin und kapiert nicht im Ansatz, dass die Arbeitsabläufe dazu gedacht sind, ein Ergebnis zu erzielen. Soziologen glauben von allem, das seien immer nur bündlerisch entwickelte, ausgrenzende Rituale, die Orientierungen und Werten dienen. Denselben Schwachsinn hatten wir in den Naturwissenschaften. Da kapieren die Soziologen in ihrer grenzenlosen Dummheit auch nicht, dass man da einen Zweck verfolgt und sich daran ausrichtet, sondern halten das alles für ein Gesellschaftsspiel, dessen Spielregeln man beliebig ändern kann, damit andere auch mitspielen wollen.

Immerhin ist es so dämlich, dass es sogar die FAZ merkt und erwähnt:

Dass Routinen auch deshalb ungern verändert werden, weil sie sich bewährt haben, gilt in der Diversitätsforschung als ausgeschlossen. Es muss mit Werten und Ressentiments zu tun haben. Auf keinen Fall kann der Diversitätsmangel also daran liegen, dass sich nur sehr wenige Frauen bei der Feuerwehr bewerben und dass die umworbenen Akademiker lieber lesen als löschen.

Das ist genau der Punkt, aber viel zu milde formuliert und erst am Ende des Artikels versteckt, wo es kaum einer liest.

Man muss sich doch nur mal diese Tusse da anschauen um zu wissen, warum es nicht läuft. Die mussten die Frauenquote erfüllen und weil sie an einer Maschinenbaufakultät keine Ingenieurinnen gefunden haben, mussten sie halt eine Soziologen nehmen, selbst wenn die so gar keine Ahnung hat worum es geht und nur daherschwätzt.

An Universitäten geht das, da fällt das nicht auf. Beim Feuerlöschen geht es nicht. Da kann man keine Soziologen aufstellen.

Und man karikiert sich auch nur selbst, wenn man die Anteile bei der Feuerwehr durch „Debatten” ändern will anstatt einfach mal den Frauen (statt den Männern) zu sagen, dass sie löschen gehen sollen.

Und wenn man es unbedingt soziologisch und migrationspolitisch sehen will, dann könnte man mal die Frage aufwerfen, wie das eigentlich gehen soll, wenn schon heterosexuelle Männer als Feuerwehrleute in den progressiv-toleranten Stadtteilen angegriffen werden. Ob es unter Migranten mehr Feuerwehrleute oder mehr solche, die auf Feuerwehrleute einschlagen gibt. Und wie das in diesen Stadtteilen dann aussehen würden, wenn ein Feuerwehrauto voller Frauen oder Schwuler zum Löschen käme. Das wäre mal eine nette soziologische, migrationspolitische Diskussion über Integration und kulturelle Passgenauigkeiten.

Man muss sich mal die Beschreibung dieses Projekts anschauen:

Feuerwehren sind technologiefokussiert, wobei die für sicheren und effizienten Einsatz erforderlichen Praktiken sowohl individuell als auch kollektiv internalisiert werden müssen. Verbände bemühen sich nun zunehmend um interkulturelle Öffnung gegenüber MigrantInnen und Geflüchteten, gleichzeitig sind Feuerwehren für ihre Veränderungsresistenz bekannt, die sich wesentlich aus sozialen Dynamiken speist. Wie also gelingt es heterogenen Teams in Kontext von Einsatztechnologien, erfolgreich voneinander zu lernen, Innovationspotentiale zu erschließen, neue Kompetenzen zu integrieren und mit Sicherheitsnormen in Einklang zu bringen? Ziel des Projektes ist es, organisationale, technologische und soziale Faktoren herauszuarbeiten, die den Erfolg heterogener Teams ausmachen. Dabei soll speziell die Frage beantwortet werden, welche Rolle Technologien im Prozess fachlicher und sozialer Integration neuer Feuerwehrleute spielen, und wie Diversität Auswahl und Einsatz von Technologien beeinflusst.

Ach.

Jahrelang hieß es ohne jeden Beleg, dass diversitäre Gruppen besser arbeiteten. (Was nicht stimmt, frei erfunden war und längst widerlegt ist.) Jetzt versuchen sie in Projekten erst mal herauszufinden, wie dise Diversität/Heterogenität, von der man ja schon immer gewusst habe, wie toll sie sei, überhaupt von Vorteil sein könnte. Man sollte jetzt mal Faktoren herausarbeiten, „die den Erfolg heterogener Teams ausmachen”. Also nicht herausfinden, ob das so ist, dass heterogene Teams erfolgreicher sind, denn dieses Ergebnis ist fest vorgegeben. Man soll die rhetorische Munition liefern um zu behaupten, dass das so sei.

Das wird noch derber:

Ziele des Projekts

  1. Analyse der Rolle von Technologien und technischen Kompetenzen im Prozess der sozialen und fachlichen Integration heterogener Gruppen im Feuerwehrwesen
  2. Identifizierung des Bedarfs an Kompetenzen, welche sich für Feuerwehrleute durch interkulturelle Öffnung der Organisation und der Gesellschaft ergeben
  3. Identifizierung des Innovationspotentials, welche durch soziokulturelle Minderheiten, v.a. Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund in die Feuerwehr eingebracht werden
  4. Analyse der Erfolgskriterien für das Lernen sicherer und effizienter Technologieanwendung in heterogenen Teams
  5. Transdisziplinäre Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen für diversitäts- und sicherheitsgerechte Routinen und Technologien im Einsatzwesen
  6. Ableitung von allgemein gültigen Rahmenbedingungen für die Entwicklung innovativer Einsatz- und Rettungstechnologien und Handlungsempfehlungen zur Spezifikation von Anforderungen an entsprechende Produkte

Es wird gar nicht erst gefragt, ob man die Feuerwehr zu aller Last auch noch zusätzlich damit belasten kann, den Integrations-Otto zu spielen und sich beim Löschen auch noch um interkulturelle Befindlichkeiten zu kümmern. Es wird einfach unterstellt, dass das so ist, und da der Auftrag vergeben, die leeren Kästchen im fertigen Propagandatext noch mit Rhetorik zu füllen.

Muss man sich mal vorstellen: Zu 1. Sie wollen jetzt herausfinden, welche Rolle Technologien (richtig wäre Techniken, aber versuch mal, einer soziologischen Maschinenbauerin den Unterschied zu erklären…) und technische Kompetenzen bei der Feuerwehr spielen.

Kompetenzen, die Feuerwehrleute zur interkulturellen Öffnung der Organisation brauchen? Sprachkenntnisse in Suaheli? Kampfsport?

Innovationspotential, das soziokulturelle Minderheiten in die Feuerwehr einbringen? Feuer löschen durch Zauberei?

Analyse der Erfolgskriterien für das Lernen sicherer und effizienter Technologieanwendung in heterogenen Teams? Wollen wir da nicht erst mal die Grundschulen wieder in Funktion bringen, bevor wir uns an der Feuerwehr verheben?

Wobei es durchaus seine Vorteile haben kann. In Berlin wurde mal berichtet, dass die Feuerwehr vor einem brennenden Haus stand und mit dem Lautsprecher an der Drehleiter laut rief, die Leute sollten sofort das Gebäude verlassen, weil’s brennt. Und nichts passierte, weil sie keiner verstand und auch keiner der deutschen Feuerwehr traute. Glücklicherweise hatten sie einen dabei, der arabisch sprach und sich das Mikro geschnappt hat, und erst als der das auf arabisch sagte, sind die dann alle raus.

Guckt Euch mal die Fragestellungen an. Die Möglichkeit, dass man als Ergebnis findet, das läuft nicht gut, das kann man der Feuerwehr nicht auch noch aufbürden, dann gehen die alle, und dann haben wir gar keine mehr, ist da erst gar nicht möglich. Das steht von vornherein als Ergebnis fest, dass das alles toll, wunderbar und innovativ ist, und wir nur noch herausfinden müssen, warum.

Ich sag’s mal so:

Sie machen ja nicht damit auf, dass die Feuerwehr voller Weißer wäre, was ja immerhin noch zur Zielvorgabe Migranten passen würde. Sie beklagten, dass die Feuerwehr voller heterosexueller Männer wäre. Das Komplement dazu wären Frauen, Lesben, Schwule.

Wie man den Anteil von Frauen, Lesben, Schwulen bei der Feuerwehr heben will, indem man sie für Migranten – und die sind eben hauptsächlich türkisch, arabisch, islamafrikanisch – öffnet und die reinholt, erschließt sich mir jedenfalls nicht. Wie zwei Feuerwehrleute zusammenarbeiten oder sich retten sollen, wenn er ihr nicht die Hand geben darf, verstehe ich nicht. Und aus arabischen Ländern wurden Fälle berichtet, in dem arabische Männer ein brennendes Haus umstellten und die Frauen nicht raus ließen, weil sie ihre Frauen lieber verbrennen als von den Männern der Feuerwehr berühren ließen. Ideale kulturelle Voraussetzungen.

Hätte die FAZ aber noch Eier in der Hose – pardon, ich meinte Wasser im Schlauch – dann hätten die frontal und überschriftig die Frage gestellt, was für ein durchverblödeter Sauhaufen korrupter Idioten das Bundeswissenschaftsministerium sein müsse, um die Effizienz der Feuerwehr von einer Soziologin verbessern zu lassen.

Hätte die FAZ ein Mindestmaß an Anstand, dann hätte sie mal einen Artikel unter der Überschrift „Wir danken den weißen, heterosexuellen Männern dafür, dass nur sie unsere Brände löschen”.

Anstatt nämlich anzuerkennen und sich mal dafür zu bedanken, dass die die Arbeit machen, beschuldigt man die einzigen, die arbeiten, dafür, dass die anderen alle nichts machen.

Das Ergebnis wird sein, dass wir dann bald gar keine Feuerwehr mehr haben.

Wer ist eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, dass Soziologen überhaupt irgendetwas könnten oder man sie mit etwas beauftragen könnte?

Und was sagt es über Frauen in der Technik, wenn man ihnen solche Aufträge verschaffen muss, damit sie überhaupt irgendetwas tun? Warum gibt es kein vom Ministerium gefördertes Frauenprojekt im Maschinenbau, effizientere Löschgeräte zu entwickeln?

Sagt das nicht schon alles?